In Russland werden laut der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) zehntausende Nordkoreaner als Arbeitssklaven ausgebeutet. Die nordkoreanische Staatssicherheit unterhalte zudem mit Duldung der russischen Behörden Geheimgefängnisse, in denen nordkoreanische Arbeiter gefoltert würden. Auch in der Volksrepublik China, in Katar und anderen Ländern würden nordkoreanische Arbeiter in grossem Massstab ausgebeutet. Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM, fordert, dass Russland und die anderen Profiteure dieser staatlichen Sklavenarbeit umgehend den Schutz und eine angemessene Bezahlung der nordkoreanischen Arbeiter sicherstellten.
Bei einer Pressekonferenz der IGFM in Frankfurt am Main berichtete am 23. März der geflohene Nordkoreaner Kim Young-Il über die systematische Ausbeutung seiner Landsleute. Viele würden sich aktiv um Arbeit im Ausland bewerben, um Geld für ihre Familien zu verdienen. Doch die ausländischen Nutzniesser der billigen Arbeitskräfte würden ausschliesslich staatliche nordkoreanische Stellen bezahlen, so die IGFM. Den Arbeitern selbst würde ihr Lohn weitgehend oder sogar vollständig vorenthalten.
Russische Behörden begünstigen Folter im eigenen Land
Die Arbeiter beherrschen nach IGFM-Angaben in der Regel nicht die Sprache des Landes, in dem sie arbeiten. Ihre Papiere würden ihnen abgenommen, damit sie sich nicht unabhängig bewegen könnten. Ein System erzwungener, wechselseitiger Bespitzelung sorge zusätzlich für völlige Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein der Arbeitenden. Die in Nordkorea lebenden Ehefrauen und Kinder der Arbeiter würden als Geiseln missbraucht. Bei Fluchtversuchen von nordkoreanischen Arbeitern im Ausland würden diese Angehörigen drakonisch bestraft, so die IGFM.
Versuchten die nordkoreanischen Arbeiter dennoch zu fliehen, hätten sich russische Behörden an der Suche beteiligt und sie an die nordkoreanische Staatssicherheit ausgeliefert. Laut ehemaligen Arbeitssklaven würden in Geheimgefängnissen in Russland wieder eingefangene Arbeiter gefoltert, oft würden ihnen Arme und Beine gebrochen, bevor sie schliesslich nach Nordkorea zurückgebracht würden.
Katastrophale Arbeitsbedingungen
Nordkoreaner müssten im Ausland sieben Tage pro Woche arbeiten und bekämen – wenn überhaupt – zwei freie Tage im Monat. Die reguläre Arbeitszeit betrage zwölf Stunden am Tag. Da viele Arbeiter die Hoffnung hätten, dass ihre Arbeit letztlich doch bezahlt werde, und zwar auf Stundenbasis, arbeiteten viele von ihnen deutlich länger. Sicherheitsausrüstungen und angemessene Kleidung für den sibirischen Winter fehlten. Unfälle und Erfrierungen seien entsprechend häufig.
Nutzniesser der Sklavenarbeit sind Komplizen Nordkoreas
Die IGFM kritisiert, dass sich verschiedene Staaten und Firmen an der Ausbeutung von nordkoreanischen Sklavenarbeitern beteiligten. Diese Nutzniesser des Menschenhandels müssten ebenso zu Rechenschaft gezogen werden, wie die nordkoreanische Regierung selbst, verlangt die Menschenrechtsorganisation.
Die IGFM fordert die „Gastländer“ auf, umgehend für menschenwürdige Arbeitsbedingungen und eine entsprechende Unterbringung der nordkoreanischen Arbeiter zu sorgen. Internationale Mindeststandards für Arbeitnehmer müssten auch für Nordkoreaner gelten. Ausserdem müssten diese Einrichtungen der nordkoreanischen Staatssicherheit geschlossen werden.