Nach dem historischen dreitägigen Staatsbesuch von US-Präsident Barack Obama im März in Kuba hoffen die dortigen Siebenten-Tags-Adventisten auf weitere Verbesserungen im Karibikstaat.
Eine sehr wortgewandte Ansprache
Pastor Aldo Perez, Präsident der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Kuba, gehörte zu den 20 von der Regierung des Karibikstaates ausgewählten Leitern von Kirchen und Religionsgemeinschaften, welche die Rede von Barack Obama an das kubanische Volk im Gran Teatro (Grosses Opernhaus) in Havanna miterleben durften, berichtete „Adventist News Network“ (ANN). „Dass auch die adventistische Kirche dort unter den Persönlichkeiten aus Regierung, Gesellschaft und dem religiösen Bereich vertreten war, ist für mich ein historisches Ereignis“, sagte Perez. „Wir waren Zeugen einer sehr wortgewandten Ansprache mit dem Aufruf zur Versöhnung und dem überaus erfreulichen Appell die Beziehungen zwischen den beiden Staaten zu normalisieren. Wir hoffen, dass sich dadurch neue Chancen für das kubanische Volk und die Kirchen ergeben.“
Die Überreste des Kalten Krieges begraben
Barack Obama ist der erste US-Präsident, der dem Land seit der Revolution von 1959 einen Besuch abstattete. Vor Obama reiste nur ein US-amerikanisches Staatsoberhaupt dorthin. Das war 1928, vor 88 Jahren, Calvin Coolidge. Obama betonte in seiner Rede im Gran Teatro, dass er gekommen sei, um die Überreste des Kalten Krieges auf dem amerikanischen Kontinent zu begraben. Die Zukunft Kubas liege nun in den Händen der Kubaner. Er appellierte aber auch an den republikanisch geführten US-Kongress das Handelsembargo gegen den Karibikstaat aufzuheben. Ende 2014 hatten Präsident Barack Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro eine Normalisierung der Beziehungen eingeleitet. Am 20. Juli 2015 nahmen Washington und Havanna nach jahrzehntelanger Eiszeit ihre diplomatischen Beziehungen wieder auf.
Grosse Veränderungen auf der Karibikinsel
Laut Pastor Perez hätten sich in den vergangenen Monaten für die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten deren Wirkungsmöglichkeiten positiv entwickelt. „Als Kirchen haben wir jetzt einen Platz in der kubanischen Gesellschaft, sodass uns erlaubt ist unsere Veranstaltungen durchzuführen.“ So hätten sich am 19. März auch in Kuba adventistische Jugendliche öffentlich am weltweiten „Global Youth Day“ ihrer Kirche mit sozialen Aktionen beteiligen können. Während sie in öffentlichen Parks Informationsstände zu einer gesunden Lebensweise betrieben und Nahrungsmittel an Bedürftige verteilten, hätten sie auf ihren T-Shirts Bänder mit der Aufschrift „Jesus Loves You“ getragen.
Ebenfalls im März habe die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten das 3.000 Sitzplätze fassende Heredia Theater in Santiago de Cuba, der zweitgrössten Stadt der Insel, für den zweitägigen Abschluss einer Reihe von Evangelisationsveranstaltungen mieten können. Dort sprach der adventistische Pastor Dwight Nelson von der Andrews University Church in Berrien Springs, Michigan/USA, der von Dayami Rodriguez, Abteilungsleiterin für Kommunikation der kubanischen Adventisten, übersetzt wurde. Zuvor hatten Studenten der Andrews Universität eine Woche lang evangelistische Veranstaltungen in Kirchengemeinden und Hausbibelkreisen in Santiago de Cuba durchgeführt. Nach deren Abschluss hätten sich über 250 Menschen taufen lassen, so Dayami Rodriguez.
Auch Pastor Israel Leito (Miami, Florida/USA), Präsident der Siebenten-Tags-Adventisten in Mittelamerika, sprach von grossen Veränderungen auf der Karibikinsel. „Als ich 1982 als Jugendabteilungsleiter in Mittelamerika zum ersten Mal Kuba besuchte, durfte ich eigentlich keine Bibel ins Land mitnehmen. Ich musste sie in meinem Reisegepäck verstecken.“ Auch hieran werde deutlich, was sich in den letzten 34 Jahren geändert habe. Die adventistische Kirche hätte während dieser Zeit die Regierung und ihre Vorschriften respektiert. „Heute hat sie die Möglichkeit, das Evangelium viel freier zu verkündigen.“
Adventisten in Kuba
In Kuba gibt es 31.530 erwachsen getaufte Siebenten-Tags-Adventisten in 323 Kirchengemeinden. Die Kirche unterhält ein Theologisches Seminar in Santiago de las Vegas, einem Stadtteil von Havanna.