In einer Arbeitswelt, die immer mehr auf eine wirtschaftliche Selbständigkeit junger Menschen ausgerichtet ist, gehört selbst in den allgemeinbildenden Schulen eine ausreichende Vorbereitung auf das spätere Erwerbsleben dazu. Darauf hat sich auch die Realschule des Schulzentrums „Marienhöhe“, eine Einrichtung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Darmstadt, eingestellt.
Es beginnt mit dem Berufswahlpass
„Wir haben verschiedene Massnahmen zur Berufsorientierung eingeführt, die den Schülerinnen und Schülern genau diese Vorbereitung auf das Berufsleben gewähren sollen“, informierte Realschullehrerin Charlotte Freund. Beginnend in Jahrgangsstufe 7 erhielten sie den Berufswahlpass der Agentur für Arbeit. In diesem würden alle Massnahmen, die der Berufsorientierung dienten, dokumentiert; etwa Praktika oder „Boys‘ and Girls‘ Day“. Anhand dieses Passes könnten künftige Arbeitgeber sehen, in welchen Bereichen bereits erfolgreich erste Eindrücke gesammelt wurden.
Im Sozialpraktikum sich selbst ausprobieren
In Jahrgangsstufe 8 nähmen die Schülerinnen und Schüler an einem einwöchigen Sozialpraktikum teil, so Charlotte Freund. Dabei gehe es um einen Einblick in die Strukturen und Aufgaben einer sozialen oder ökologischen Einrichtung. In diesem Bereich könnten sie sich selbst aktiv ausprobieren. Sie wählten ihre Praktikumseinrichtung eigenständig, bekämen dazu auf Wunsch aber auch Anregungen und Hilfestellungen von Lehrern. Das Sozialpraktikum sei im Fach Religion verankert und werde durch den Religions- und Klassenlehrer angeleitet. Im Laufe dieser Woche würden die Schülerinnen und Schüler von einem der zuständigen Lehrkräfte besucht. Dadurch solle sichergestellt werden, dass das Praktikum so gut wie möglich laufe. Ausserdem verschaffe sich der Lehrer einen eigenen Eindruck von der Einrichtung. Nach Beendigung des Praktikums erhielten die Schülerinnen und Schüler ein Zeugnis des Praktikumsbetriebes. Im Anschluss an das Praktikum werde ein Praktikumsbericht verfasst.
Durch Betriebspraktikum Ausbildungsabbrüchen vorbeugen
Neben dem theoretischen Teil der Berufsorientierung im Fach Arbeitslehre in Jahrgangsstufe 9, in dem die Schülerinnen und Schüler lernten, wie man sich richtig bewirbt, finde ein zweiwöchiges Betriebspraktikum statt. Für die Schülerinnen und Schüler stelle dieses eine weitere Möglichkeit dar, Einblicke in von ihnen ausgewählte Berufe zu bekommen, erläuterte Charlotte Freund. „Waren sie bisher auf die Informationen von Eltern, Lehrern und Medien angewiesen, so erleben sie die Realität in bestimmten Berufsfeldern am eigenen Leib.“ Die Berufswahl solle so erleichtert und Ausbildungsabbrüchen vorgebeugt werden. Im Laufe dieser Zeit würden die Schülerinnen und Schüler von der Lehrkraft des Faches Arbeitslehre besucht. Auch hier solle, wie mit den Besuchen im Sozialpraktikum, sichergestellt werden, dass auch das Betriebspraktikum so gut wie möglich verläuft. Nach der Beendigung erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Zeugnis des Praktikumsbetriebes. Auch hier werde im Anschluss ein Praktikumsbericht angefertigt, der in die Notengebung einfließen dürfe.
„Darüber hinaus arbeiten wir eng mit der Agentur für Arbeit zusammen, die uns durch Besuche im Berufsinformationszentrum (BIZ) und auch in individuellen Beratungsgesprächen hilfreich zur Seite steht“, sagte Charlotte Freund. In Zukunft solle das Angebot zur Berufsorientierung noch weiter ausgebaut werden. In Planung seien unter anderem Kooperationen mit ortsansässigen Unternehmen und ein eigener Raum, in dem sich die Schülerinnen und Schüler gezielt über Berufe und ihre mögliche Zukunft informieren könnten.
In der Realschule auch noch Zeit für Hobbys
„Durch den hohen bildungsbürgerlichen Stellenwert des Abiturs wird der Realschulzweig häufig übersehen“, gab Annette Ripper, Mutter einer Realschülerin auf der Marienhöhe, zu bedenken. Doch gerade dieser biete eine ganze Menge attraktiver Aspekte. Das betreffe besonders die praktische Nähe zum Berufsleben. Anders als im gymnasialen Zweig sei die Berufsorientierung für Realschüler näher an einer möglichen beruflichen Zukunft und die Auseinandersetzung wäre damit eine andere.
Annette Ripper verwies aber auch auf die Lehrpläne der Realschule. „Sie sehen eine solide Ausbildung in den Haupt- und Nebenfächern sowie Auswahl- und Vertiefungsmöglichkeiten im Wahlpflichtbereich vor.“ Erwartete Leistungen seien darauf angelegt, die Selbstständigkeit zu fördern, und liessen auch noch Zeit für Hobbys. Die Schule werde somit nicht zum Problem, sondern zu einer Instanz, die Geleistetes anerkenne und das Selbstwertgefühl der Schülerinnen und Schüler stärke. Gerade mit der einsetzenden Pubertät sei das besonders wichtig. Zudem wären die einzelnen Schulzweige durchlässig, und der Weg in die gymnasiale Oberstufe stünde allen offen, die weitermachen möchten und deren Notendurchschnitt besser sei als befriedigend.
Das 1925 in Darmstadt eröffnete Schulzentrum Marienhöhe hat seit 1950 ein staatlich anerkanntes Gymnasium. 1994 folgte die Realschule und 2010 die Grundschule. Von den insgesamt 688 Schülerinnen und Schüler besuchen 453 das Gymnasium, 179 die Real- und 56 die Grundschule. 44 Schüler wohnen im hauseigenen Internat. Weitere Informationen: www.marienhoehe.de