Vom 5. bis 12. Oktober findet in Silver Spring, Maryland/USA die Jahressitzung des Exekutivausschusses der adventistischen Weltkirchenleitung (General Conference Executive Committee) statt. Die 343 Delegierten, Kirchenleiter sowie Laienmitglieder aus der ganzen Welt, nahmen zuerst an einer dreitägigen LEAD-Konferenz (Leadership Education and Development) teil, berichtete die nordamerikanische Kirchenzeitschrift Adventist Review (AR). Es soll ein Prozess zur Abfassung einer 29. Glaubensüberzeugung in Gang gesetzt werden, der die zentrale Bedeutung von Bildung für die Evangeliumsverkündigung zum Inhalt haben soll. Es sei beabsichtigt diese Glaubensüberzeugung an der nächsten Weltsynode 2020 (Generalkonferenz-Vollversammlung) den Delegierten zur Abstimmung vorzulegen.
Eröffnungsansprache des Präsidenten bei der LEAD-Konferenz
Unter dem Motto „Stand for the Right“ (Einstehen für’s Richtige) hat Pastor Ted Wilson, Weltkirchenleiter der Siebenten-Tags-Adventisten, am Abend des 5. Oktober die nachfolgende zweitägige LEAD-Konferenz in Silver Spring, Maryland/USA eröffnet. Dabei forderte er die anwesenden Kirchenleiter aus der ganzen Welt auf, sich in den adventistischen Bildungsinstitutionen in ihrem Verwaltungsgebiet für’s Richtige einzusetzen, damit diese „auf dem richtigen Kurs“ blieben . Er lobte die positiven Entwicklungen im weltweiten adventistischen Bildungssystem, wies aber auch auf die Probleme hin, wie Einflüsse der Säkularisierung auf Bildungsinhalte oder die Tendenz adventistische Bildungsinstitutionen zu verselbständigen und von der Kirche abzukoppeln. Es gehe darum, gegen die Säkularisierung anzukämpfen und der Bibel vermehrt Beachtung zu schenken sowie den Schriften der Kirchenmitbegründerin, Ellen G. White (1827-1915), die mit ihren Ratschlägen das adventistische Bildungssystem massgeblich mitgeprägt habe. Wilson liess allen Tagungsteilnehmern eine neue Ausgabe des Buches von E. G. White „Education“ (Erziehung) verteilen.
Adventisten wollen eine 29. Glaubensüberzeugung zum Wert der Bildung
Ella Simmons, eine der sechs allgemeinen Vizepräsidenten der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) kündete zu Handen der LEAD-Konferenz einen Antrag an, wonach zu den 28 bestehenden Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten noch eine 29. zum Thema Bildung geschaffen werden soll. Damit könne die zentrale Rolle der Bildung für die evangelistischen Bemühungen der Kirche bewusst gemacht werden, so Simmons. „Adventistische Bildungsinstitutionen sind geschaffen worden, damit Jugendliche von der Erlösung erfahren und sich für die Mission der Kirchen einsetzen können“, so Ted Wilson.
Laut Lisa Beardsley-Hardy, Abteilungsleiterin Bildung und Erziehung der Weltkirchenleitung, werde der Text der vorzuschlagenden 29. Glaubensüberzeugung zu Handen der Jahressitzung des Exekutivausschusses im 2017 verfasst. Dieser werde dann von verschiedenen Ebenen der Kirche begutachtet bevor die Beschlussversion den Delegierten der nächsten Weltsynode 2020 (Generalkonferenz-Vollversammlung) zur Abstimmung vorgelegt werden könne.
MOOC - Neue Bildungsmethoden für das 21. Jahrhundert
„Mit dem Status quo schaffen wir es nicht ins 21. Jahrhundert“, sagte Larry Blackmer, Vizepräsident der Nordamerikanischen Kirchenleitung (NAD), um klar zu machen, dass es bezüglich Bildung neue Zugänge brauche. So seien zukünftig vermehrt Massively Open Online Courses (MOOC) nötig, sogenannte offene Massen-Online-Kurse, die kostenlos angeboten würden. Die adventistische Kirche habe bereits mit der „Adventist Learning Community“ ein MOOC-Zentrum, welches Kurse für Pastoren, Lehrpersonen, Administratoren sowie für Kirchenmitglieder und Interessierte am adventistischen Glauben anbiete (https://www.adventistlearningcommunity.com/).
Homeschooling und Waldenser-Studentenmodell
Laut Alayne Thorpe, Vorsitzende der Schule für Fernunterricht und internationale Partnerschaften an der adventistischen Andrews Universität, Berrien Springs, Michigan/USA, lernen in Nordamerika rund 100.000 Schüler adventistischer Familien zu Hause, im Homeschooling-Modell. Deren Zahl nehme international stark zu, so Thorpe.
Pastor Leif Hongisto, Präsident der adventistischen Middle East University (MEU) in Beirut/Libanon berichtete vom Waldenser-Studentenmodell. Die Waldenser, Mitglieder einer protestantischen Kirche, die gegen Ende des 12. Jahrhunderts von Petrus Waldus gegründet und durch die Inquisition verfolgt wurden, haben unauffällig in verschiedenen Dörfern und Städten als Handwerker oder Reisende gelebt und „unter der Hand“ das Evangelium verbreitet. In ähnlicher Weise würden sich adventistische Studenten an Universitäten in Nordafrika oder des Mittleren Ostens einschreiben, Kultur und Sprache kennenlernen und unter ihren Kommilitonen ihr Adventistsein leben.
Dezidierte adventistische Identität kann legale Probleme vermindern helfen
Eine klare adventistische Identität bei kircheneigenen Bildungsinstitutionen könne in einigen Ländern der Welt auch legale Probleme vermindern helfen, sagte der Anwalt Jon Daggett (Kalifornien/USA). Gegenwärtig seien 29 Prozent der 100.000 Unterrichtenden an den weltweit 8.200 adventistischen Bildungsinstitutionen nicht-adventistische Lehrpersonen. Zukünftige Probleme für adventistischer Schulen und Universitäten ortete Daggett auch bei Gesetzgebungen bezüglich der geschlechtlichen Identität. Wenn aber in den Statuten, Geschäftsordnungen und Verträgen klar sei, dass es sich um eine adventistische Institution handle, gäbe es weniger Ansatzpunkte für rechtliche Interventionen.