Die Ordination von Frauen zum Dienst als Pfarrerinnen war Thema eines Podiums auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag, der vom 24. bis 28. Mai in Berlin und Wittenberg stattfindet. Pfarrerinnen aus Sambia, Indien und Deutschland brachten ihre teils biographischen Perspektiven zu einem Spannungsfeld ein, das auch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten betrifft.
Pfarrerin Peggy Mulambya Kabonde, Generalsekretärin der United Church of Zambia, der grössten protestantischen Kirche Sambias mit drei Millionen Mitgliedern, erzählte von ihrem schwierigen Weg als ordinierte Pfarrerin bis zu ihrer jetzigen Position, die sie seit 2010 innehat. Das Beispiel ihrer Mutter, die sowohl ihren Söhnen als auch ihren Töchtern eine gute Bildung ermöglichen wollte, sei für Kabonde eine Ermutigung gewesen. Sie sprach auch über die Herausforderungen für Frauen, in Sambia eine theologische Ausbildung zu erhalten. Seit 2010 hätten sich aber Dinge geändert. Gott könne jeden gebrauchen. Es käme auf den gemeinsamen Dienst für ihn an, so Kabonde.
Nach Pfarrerin Idan Topno-Nitschke, Dozentin am Gossner Theological College in Ranchi/Indien, sei die Situation für Frauen in Indien ebenfalls nicht einfach, da sowohl das Land als auch die Kirche patriarchalisch geprägt seien. Obwohl die lutherische Kirche in Indien die Ordination für Frauen bereits vor 25 Jahren eingeführt habe, gebe es immer noch Ungleichbehandlung in der Kirche. Topno-Nitschke nannte als Beispiele die Kopfbedeckung bei Frauen und die „Diskriminierung am Tisch des Herrn“: Männer würden zuerst das Abendmahl erhalten, erst danach würde es den Frauen gewährt. Sie hoffe aber, dass in der Kirche alle Geschlechter Gerechtigkeit und gleichwerte Akzeptanz erfahren: „Bei Gott gibt es keine Geschlechter-Mauer“, so die indische Theologin.
Friederike Schulze, Pfarrerin in Berlin, wurde 1967 ordiniert. Das sei damals in der DDR die normale Praxis gewesen. Sie selbst habe nicht um die Ordination kämpfen müssen, dennoch war der Weg zur Gleichberechtigung von Pfarrerinnen historisch ein langer Kampf. So wurde erst 1974 die „Zölibatsklausel“ aufgehoben: bis dahin musste eine Pfarrerin ihren Dienst unverheiratet ausüben oder aus dem Amt ausscheiden.
Adventisten: keine uneingeschränkte Gleichstellung von Pastoren und Pastorinnen
Auch innerhalb der weltweiten Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten gibt es keine uneingeschränkte Gleichstellung von Pastorinnen und Pastoren. Im Juni 2015 stimmte die Generalkonferenz-Vollversammlung (Weltsynode) in San Antonio/USA als oberstes Organ der Freikirche erneut mehrheitlich gegen einen Antrag, die Entscheidung zur Ordination von Frauen den einzelnen Divisionen zu überlassen. Sie sprach sich damit, wie schon 1990 und 1995, gegen die Ordination von Frauen als Pastorinnen aus.
Adventistische Frauen können nach der Entscheidung der Weltsynode in San Antonio zwar weiterhin nach ihrem mehrjährigen Theologiestudium in der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten als Pastorinnen „gesegnet“ und damit beauftragt werden, Amtshandlungen, wie Taufe, Abendmahl, Trauung und Beerdigung, vorzunehmen; doch ist diese Vollmacht örtlich begrenzt. Während die Ordination von Pastoren innerhalb der Freikirche weltweit Gültigkeit hat, dürfen gesegnete Pastorinnen nur in den Gebieten wirken, die zu einer Kirchenleitung gehören, welche die Segnung auch praktiziert. Ordiniert zum weltweiten Dienst werden lediglich männliche Geistliche. Nur sie dürfen in das kirchenleitende Amt eines Präsidenten einer Vereinigung oder eines Verbandes berufen werden, da hierfür die Ordination notwendig ist.