Vom 10. bis 11. April fand am Hauptsitz der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Silver Spring, Maryland/USA, eine Konferenz zum Thema Adventisten und Militärdienst, statt. Dabei wurde über die Stellung der Adventisten zum Militärdienst, zum Nichtkämpferstatus sowie zur Kriegsdienstverweigerung diskutiert.
Laut dem unabhängigen journalistischen Dienst Adventist Today (AT), wurde die Konferenz von der Abteilung «Dienste für Adventistische Seelsorger» (Adventist Chaplaincy Ministries ACM) organisiert, die adventistische Seelsorger bei externen Organisationen, wie der Armee, der Polizei, in Gefängnissen oder Spitälern begleitet. Die Konferenz richtete sich an adventistische Seelsorger sowie Kirchenleiter. Die Referenten und Diskussionsteilnehmer, so auch Pastor Ted Wilson, adventistischer Weltkirchenleiter, bekräftigten die offizielle Position der Kirche zum Militärdienst, die den Nichtkämpferstatus vertritt, aber dennoch die individuelle Gewissensfreiheit wahrt.
Kaplan Mario E. Ceballos, Direktor der Adventist Chaplaincy Ministries bei der Weltkirchenleitung betonte, dass ACM den Militärdienst nicht verherrliche, sondern versuche, den Adventisten in den Armeen der ganzen Welt zu dienen. «Wir sind kein Kriegsvolk», sagte Ceballos. «Wir sind ein Volk des Friedens.»
Nähe von Kirche und Staat machte den Militärdienst für Christen akzeptabler
Dr. John Reeve, Historiker an der adventistischen Andrews University, Berrien Springs, Michigan/USA, erläuterte, wie sich das Verständnis der Christen in den ersten Jahrhunderten in Beziehung zum Staat entwickelte. Obwohl sich die Christen bei Lehrpunkten nie völlig hätten einigen können, habe eine allgemein übereinstimmende Auffassung bestanden, dass Christen nicht Teil des Militärs sein sollten. Mit zunehmender Bedeutung des Christentums im Römischen Reich sei der Militärdienst jedoch immer akzeptabler geworden, so Reeve. Der Kirchenlehrer Augustinus von Hippo habe einen prinzipiellen Einstellungswandel mit dem Konzept des «gerechten Kriegs» bewirkt. Es habe ihm ermöglicht, die Entsendung einer Armee zu rechtfertigen, um die Donatisten, eine aus seiner Sicht «ketzerische» Gruppe von Christen, zu töten.
Spektrum adventistischer Positionen zum Krieg
Pastor Barna Magyarosi, Exekutivsekretär der teilkontinentalen Kirchenleitung in West- und Südeuropa (Intereuropäische Division EUD) referierte über Krieg und Völkermord im Alten Testament und Dr. Cedric Vine, Bibelwissenschaftler an der Andrews University, sprach über die neutestamentlichen Aussagen zu Krieg und Nichtkämpferstatus.
Dr. David Trim, Historiker und Direktor für Archive und Statistik der Weltkirchenleitung, stellte einen Überblick der Geschichte adventistischer Positionen zum Krieg vor. Diese Geschichte sei komplexer als sie oft dargestellt werde, sagte Trim. Er betonte, dass Adventisten ein Spektrum von Auffassungen zum Krieg vertreten haben. Diese reichten vom Konzept des «gerechten Krieges» über Kriegsdienstverweigerung bis hin zu radikalem Pazifismus. In jüngerer Zeit bewege sich der innerkirchliche Konsens Richtung Nichtkämpferstatus.
Gewaltlosigkeit meint auch, Hassreden zu unterlassen
Dr. Ganoune Diop, Direktor für Aussenbeziehungen und Religionsfreiheit der adventistischen Weltkirchenleitung, betonte, dass Jesus eine Botschaft der Gewaltlosigkeit verkündet habe. Christus habe eine Reformations- und Wiederherstellungsagenda gehabt, welche die Adventisten weiterführen sollten. Die Förderung der Gewaltlosigkeit gehe über den Bereich des Krieges hinaus und beziehe auch Aspekte des täglichen Lebens mit ein, unter anderem die Vermeidung von Hassreden.
«Nicht töten» oder «nicht morden»?
Dr. Jiři Moskala, Dekan des Theologischen Seminars der Andrews University, und Dr. James North, Professor für Pastoralseelsorge, legten das sechste Gebot unterschiedlich aus. Laut Moskala ist «morden» keine geeignete Übersetzung für das hebräische »ratsach» im sechsten Gebot. Das Verb vermittle den weiteren Sinn von «töten». Deshalb sei das Gebot ein absolutes Verbot des Tötens in universellem Sinn. North widersprach und argumentierte, dass übersetzt werden sollte: «Du sollst nicht morden.» Im sechstenGebot sei das illegale, ungerechtfertigte Töten von Menschenleben verboten. Es beinhalte aber kein Verbot der Selbstverteidigung, der Todesstrafe oder von Kriegen.
Adventistische Bildung subventionieren, um Eintritt ins Militär zu verhindern
In Paneldiskussionen wurde die Wichtigkeit der Information adventistischer Jugendlicher über das Verständnis ihrer Kirche hinsichtlich des Militärs erwähnt. Dieses entspreche laut Barna Magyarosi einer Mittelposition zwischen radikalem Pazifismus und kämpfender Truppe.
Adventisten, die freiwillig Militärdienst leisten würden, solle nicht die Mitgliedschaft entzogen werden, waren sich die Teilnehmenden an der Podiumsdiskussion einig. Es sollte adventistischen Jugendlichen aber abgeraten werden, sich freiwillig zum Militärdienst zu melden. Frank Hasel, stellvertretender Direktor des Biblischen Forschungsinstituts (BRI) der adventistischen Weltkirchenleitung, wies auf die Notwendigkeit hin, Mittel für adventistische Jugendliche, insbesondere aus einkommensschwachen Familien, bereitzustellen, damit sie schuldenfrei eine adventistische Bildung erhalten könnten. Dies würde die Versuchung für viele beseitigen, - wie dies bei einkommensschwachen Adventisten in den USA der Fall ist - sich freiwillig einzuschreiben und sich die Ausbildung vom Militär bezahlen zu lassen.
Frank Hasel, stellte das neu erschienene Buch vor, das er mit anderen Herausgebern publiziert hatte: «Adventists and Military Service: Biblical, Historical, and Ethical Perspectives» (Adventisten und Militärdienst: Biblische, historische und ethische Perspektiven).