Der 15. Mai ist weltweit sowohl als internationaler Tag der Familie und auch als internationaler Tag der Kriegsdienstverweigerer ausgerufen. Das Motto des von den Vereinten Nationen UN proklamierten Tages knüpft in diesem Jahr an die Konferenzen in Kopenhagen und Peking vor 25 Jahren an und lautet: „Familien in der Entwicklung: Kopenhagen & Peking + 25". Beide Konferenzen veröffentlichten Stellungnahmen zur Bedeutung der Familien.
Hintergrund des Weltfamilientags
Im September 1993 beschloss die Generalversammlung der UN in einer Resolution, den 15. Mai eines jeden Jahres als Internationalen Tag der Familien zu begehen. Dieser Tag biete die Gelegenheit, das Bewusstsein für Fragen im Zusammenhang mit Familien zu fördern und das Wissen über die sozialen, wirtschaftlichen und demographischen Prozesse, die Familien betreffen, zu vertiefen.
Am 25. September 2015 verabschiedeten die 193 Mitgliedsstaaten der UN einstimmig die Ziele der „nachhaltigen Entwicklung“, eine Reihe von 17 Zielen, die darauf abzielen, Armut, Diskriminierung, Missbrauch und vermeidbare Todesfälle zu beseitigen, der Umweltzerstörung entgegenzuwirken und ein Zeitalter der Entwicklung für alle Menschen auf der ganzen Welt einzuleiten. Familien und familienorientierte Politik und Programme seien für die Erreichung vieler dieser Ziele von entscheidender Bedeutung.
Herausforderungen für Familien unter COVID-19 Pandemie
Am diesjährigen 25. Jahrestag der Erklärung von Kopenhagen und der Aktionsplattform von Peking weisen die UN auf die Situation hin, in der die globale Gesundheits- und Sozialkrise eine der grössten Herausforderungen darstelle. Die COVID-19-Pandemie 2020 rücke die Bedeutung von Investitionen in sozialpolitische Massnahmen zum Schutz der schwächsten Einzelpersonen und Familien in den Mittelpunkt. Es seien die Familien, die die Hauptlast der Krise tragen, indem sie ihre Mitglieder vor Schaden bewahrten, sich um ausserschulische Kinder kümmerten und gleichzeitig ihre Arbeitsverantwortung weiterführten.
Wirtschaftliche Zwänge und Stress erhöhen Gewalt gegen Frauen und Kinder
Die Familien seien zum Dreh- und Angelpunkt der intergenerationellen Interaktionen geworden, die uns in dieser Krise unterstützten. Unter wirtschaftlichem Zwang vertiefe sich die Armut. In Zeiten der Unsicherheit nehme der Stress zu - was oft zu wachsender Gewalt gegen Frauen und Kinder führe. Deshalb sei die Unterstützung von gefährdeten Familien - von Menschen, die ihr Einkommen verloren hätten, von Menschen in unzureichenden Wohnverhältnissen, von Menschen mit Kleinkindern, älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen - heute notwendiger denn je.
Frauen tragen Hauptlast der Haus- und Familienarbeit
Weltweit seien es Frauen, die zunehmend an der formellen und informellen Erwerbsarbeit teilnehmen, dabei aber weiterhin eine im Vergleich zu Männern unverhältnismässig hohe Last der Hausarbeit übernähmen. Dadurch sei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie schwieriger zu erreichen. Der Notwendigkeit, die Gleichstellung der Geschlechter in der Familie zu gewährleisten, werde daher immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
Gleichstellung der Geschlechter ohne grössere Gleichberechtigung nicht möglich
Während die Welt darum ringe, auf die COVID-19-Krise zu reagieren, bestehe eine echte Chance, die Art und Weise, wie unsere Volkswirtschaften und Gesellschaften funktionierten, zu überdenken und zu verändern, um eine grössere Gleichheit für alle zu fördern. Dabei sei klar, dass die Gleichstellung der Geschlechter ohne eine grössere Gleichberechtigung in den Familien nicht zu erreichen sei und dass die Aktionsplattform von Peking in diesem wie in vielen anderen Bereichen weiterhin einen visionären Fahrplan dafür biete, in welche Richtung wir gehen müssten.
Situation in der Schweiz
Ergebnisse der Erhebung zu Familien und Generationen 2018 des Bundesamts für Statistik BFS: «Die gewünschte Kinderzahl der jungen Erwachsenen ist stark vom Modell mit zwei Kindern geprägt. Wunsch und Realität liegen betreffend Anzahl Kinder allerdings deutlich auseinander. Insbesondere Frauen mit Tertiärabschluss befürchten häufig, dass sich die Geburt eines Kindes negativ auf ihre Berufsaussichten auswirken würde. Bei gut zwei Drittel der Familien werden die Kinder regelmässig familienergänzend betreut. Am häufigsten greifen die Eltern dabei auf das Umfeld, insbesondere auf die Grosseltern zurück. In der Romandie nutzt fast die Hälfte eine Krippe oder ein schulergänzendes Betreuungsangebot.«
Demnach sind Akademikerinnen am ehesten kinderlos (30 Prozent). Ein Grund sei wahrscheinlich die «die schwierige Vereinbarkeit von Kindern und Karriere», heisst es im Bericht.
Die Ehe sei immer noch stark verbreitet. Gut drei Viertel der Frauen und Männer zwischen 18 und 80 Jahren sind in einer Paarbeziehung und über 90 Prozent der Paare mit gemeinsamen Kindern sind verheiratet. Mütter übernähmen laut der Erhebung immer noch den Hauptteil der Haus- und Familienarbeit.
Adventisten: 100 Jahre im Dienst der Familie
Die weltweite Freikirche der Siebenten-Tags.-Adventisten hat schon früh in ihrer Geschichte eine Abteilung für den Dienst an Familien (family ministries) eingerichtet. Letztes Jahr feierte sie ihr 100-jähriges Bestehen. Die Abteilung konzentriert sich auf Menschen in Beziehungen innerhalb der Kirche und der Gesellschaft, im Kontext des Familienlebens. „Durch das Verständnis der heutigen Realität des Familienlebens“, so Abteilungsleiter Pastor Rainer Wanitschek von der teilkontinentalen Kirchenleitung der Adventisten für Mitteleuropa (Inter-European Division EUD), „hilft es Einzelpersonen und Familien, das immerwährende Evangelium in ihre Erfahrungen einzubeziehen, sich an gesunden Beziehungen zu erfreuen und in ihrem Christsein gemeinsam zu wachsen. Die Abteilung Familiendienste widmet der Vorbereitung und Stärkung der Ehe und der Unterstützung von Eltern, Familien und Gemeinden, Kinder zu Jesus … zu führen und sie gleichzeitig zu einem verantwortungsvollen Erwachsenenalter zu erziehen, besondere Aufmerksamkeit.“
Auch in diesem Jahr hat die Freikirche einen besonderen Tag des Gebets für Familien ausgerufen. Er ist für den 6. Juni 2020 vorgesehen. In einem Schreiben der Weltleiter für Familiendienste, Willie und Elaine Oliver, heisst es, dass die Weltkirchenleitung der Adventisten hoffe, dass die „Kirchenmitglieder auf der ganzen Welt sehr engagiert, hilfreich und kreativ diesen Tag gestalten werden, um für adventistische und nicht-adventistische Familien auf der ganzen Welt wirkungsvolle Hilfen zu geben.“ Dieser Gebetstag sei als Katalysator für gute psychische Gesundheit und stärkere und gesündere Ehe- und Familienbeziehungen unter den Menschen auf der ganzen Welt konzipiert.