Unter dem Leitthema "Die Kirche auf dem Hintergrund des reformatorischen Erbes: Ihre Mission in einer Welt weitverbreiteten Unrechts und ökologischer Zerstörung" trafen sich vom 1. bis 7. April in Jongny sur Vevey (VD) erstmals Delegierte des Reformierten Weltbundes und der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten zu bilateralen Gesprächen. Laut Kommuniqué der Tagungsteilnehmer sollte die Begegnung zu einem besseren gegenseitigen Verständnis zwischen Adventisten und Reformierten sowie deren Kirchen führen und die heutigen Herausforderungen ansprechen, denen beide Weltgemeinschaften bei der Erfüllung des Missionsauftrages gegenüberstehen.
Im ersten Teil der Gespräche wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Glaubensgrundlagen der Adventisten und Reformierten erörtert. Ziel sei es gewesen, bestehende Missverständnisse und falsche Klischeevorstellungen auszuräumen. Im zweiten Teil ging es um Perspektiven im Hinblick auf Gegenwartsprobleme, wie sozial-ökonomisches Unrecht, Umweltzerstörung und Benachteiligung aufgrund von Religion und Geschlecht. Im Verlauf der Diskussionen wurden auch Themen angesprochen, die eine weitere Gesprächsrunde erforderten, wie Fragen der Bibelauslegung und des biblischen Ruhetages. Die Teilnehmer verfassten einen englischsprachigen Abschlussbericht, der den zuständigen Kirchengremien der Adventisten und des Reformierten Weltbundes vorgelegt werden soll.
Die Gespräche in Jongny leiteten Dr. Bert B. Beach (USA), Direktor für zwischenkirchliche Beziehungen der Generalkonferenz, und Professorin Dr. Cynthia Rigby, Austin Theological Seminary/USA.
Von adventistischer Seite wurden folgende Referate gehalten: "Die Siebenten-Tags-Adventisten" (Dr. William Johnsson, Australien/USA, Chefredakteur der Zeitschrift "Adventist Review"), "Die Apokalypse: Gottes Antwort auf den Ruf des Menschen nach Gerechtigkeit" (Dr. Roy Adams, Grenada/USA, stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift "Adventist Review"), "Christen und die Umwelt – eine adventistische Perspektive" (Professor Dr. John T. Baldwin, Andrews Universität/USA), "Siebenten-Tags-Adventisten und Religionsfreiheit" (Dr. John Graz, Schweiz/USA, Direktor für öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit der Generalkonferenz), und "Das protestantische theologische Erbe der Siebenten-Tags-Adventisten" (Dr. Hans K. LaRondelle, Niederlande/USA).
Die reformierten Gesprächspartner referierten über: "Die Herausforderungen für die protestantische Christenheit in Lateinamerika nach dem Kalten Krieg" (Professor Dr. Arturo Piedra, Lateinamerikanische Biblische Universität/Costa Rica), "Kirchliche Verantwortung aus der Perspektive des südlichen Afrika" (Pfarrer Ruppert Hambira, Botswana, Sekretär der Synode der United Congregational Church Südafrikas), "Die Rolle der Frau bei den 'Unberührbaren' in Indien" (Dr. Nalini Arles, United Theolocial College, Bangalore), "Die Lehre der Vergebung und ihre Bedeutung für die Gerechtigkeit: Eine reformierte, feministische, nordamerikanische Sichtweise" (Professorin Dr. Cynthia Rigby/USA) und "Reformierte Ekklesiologie und Mission" (Professor Dr. Alan Sell, Grossbritannien/Kanada, Universität von Wales).
Weitere Teilnehmer von adventistischer Seite waren: Dr. Niels-Eric Andreasen (Dänemark/USA, Rektor der Andrews Universität), Dr. George Reid (USA, Direktor des Biblischen Forschungsinstituts der Generalkonferenz) und Dr. Angel M. Rodriguez (Puerto Rico/USA, stellvertretender Direktor des Biblischen Forschungsinstituts). Ausserdem nahmen vom Reformierten Weltbund Generalsekretär Dr. Setri Nyomi (Ghana/Schweiz) und der Theologische Sekretär, Dr. Odair Pedroso Mateus (Brasilien/Schweiz), an den Gesprächen teil.
Der Reformierte Weltbund wurde 1875 gegründet und repräsentiert 75 Millionen Christen in 106 Ländern. Zu ihm zählen 214 presbyterianische, reformierte, vereinte und kongregationalistische Kirchen. Zur Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gehören zwölf Millionen Mitglieder in 204 Ländern. Der Reformierte Weltbund werde sämtliche Dialoge einer Bewertung unterziehen und voraussichtlich im nächsten Jahr entscheiden, welche fortgeführt oder neu aufgenommen würden. Dabei gehe es nicht nur um Konsultationen mit den Adventisten, sondern unter anderem auch mit den Orthodoxen (seit 1988), den Altorientalen (seit 1993) und den Pfingstlern (seit 1996).
Die Siebenten-Tags-Adventisten hatten 1985 und 1987 bereits zwei Begegnungen mit der Reformierten ökumenischen Synode (Reformed Ecumenical Council, Grand Rapids, Michigan/USA), einem Zusammenschluss von 29 reformierten und presbyterianischen Kirchen in 21 Ländern. Beide Organisationen vereinbarten die Entsendung von Beobachtern zu ihren jeweiligen internationalen Kirchenkonferenzen und die Fortsetzung des Dialogs, für dessen Weiterführung es jedoch bis heute noch keinen Termin gibt. [Redaktion: Holger Teubert, APD Deutschland]