Beitrag zum "Tag der religiösen Freiheit"Adventisten leiden unter Kirchenpolitik des Zwergstaates Nauru

Yaren | 13.01.2001 | APD | International

Zunehmenden Schwierigkeiten ist derzeit die protestantische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten auf der kleinen Inselrepublik Nauru im westlichen Pazifik ausgesetzt, die hauptsächlich als Südsee-Paradies in Tourismuskreisen bekannt ist.

Staatliche Registrierung abgelehnt

Dem soeben veröffentlichten "Internationalen Lagebericht zur Religiösen Freiheit 2000" der weltweiten Siebenten-Tags-Adventisten ist zu entnehmen, dass die protestantische Freikirche in Nauru zunehmende Probleme mit dem Staat hat. Die Regierung des Inselstaates verlange zwar von Kirchen und Religionsgemeinschaften eine offizielle Registrierung, doch sei den Adventisten bisher die Eintragung ohne Angabe von Gründen verwehrt worden. Obwohl die Mitglieder der Freikirche seit über 20 Jahren ihren christlichen Glauben auf der Insel ausüben, sei wiederholt eine staatliche Registrierung abgelehnt worden.

Zwar bestünden nach Regierungsangaben keine gesetzlichen Kriterien für eine Kircheneintragung und ein Gesuch um Registrierung könne mit einem gewöhnlichen Brief eingereicht werden, trotzdem wurden die bisherigen Anträge der Adventisten von den Behörden entweder nicht behandelt oder abgelehnt.

Mit Gefängnisstrafen gedroht

Eine fehlende Registrierung hat zur Folge, dass Kirchen oder Religionsgemeinschaften weder Land kaufen noch pachten, sich nicht auf öffentlichen Plätzen versammeln und keine öffentlichen Veranstaltungen durchführen können. Auch die Benutzung eines überkonfessionellen Kirchenraumes, wie er zum Beispiel von den Phosphatgesellschaften angeboten wird, sei verboten.

Im praktischen Kirchenleben werde den nichtregistrierten Kirchen untersagt Tauffeiern abzuhalten, Eheschliessung unter Kirchenmitgliedern vorzunehmen und eigene Gemeindemitglieder zu beerdigen.

Den Mitgliedern der protestantischen Freikirche bleibe derzeit keine andere Wahl, als sich als sogenannte "Hauskirche" in privaten Heimen zu versammeln, was offensichtlich von den Behörden noch geduldet werde.

Im aktuellen Bericht zur Lage der Religionsfreiheit auf Nauru finden sich Beispiele von Sanktionen: So sei den Gemeindegliedern mit Gefängnis gedroht worden, falls sie eine Tauffeier durchführten. Den adventistischen Christen hatte man auch die Benutzung der "Nauru Phosphate Company Interdenominational Chapel", eines betriebseigenen, überkonfessionellen Andachtsraumes, verboten, obwohl die meisten Gemeindemitglieder zu den Arbeitern und Angestellten dieser Gesellschaft gehören.

Die meisten Gemeindeglieder sind Gastarbeiter

Bei den Mitgliedern der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten auf Nauru handelt es sich hauptsächlich um Staatsbürger aus Kiribati, Tuvalu und den Salomon-Inseln, die als "Gastarbeiter" hauptsächlich in der Phosphatindustrie tätig sind. Es gibt eine kleine Adventistengemeinde auf Nauru. Seit 1972 verfügt sie, die organisatorisch zur Kiribati Mission (gegründet 1947) gehört, über ein eigenes Kirchenbudget für Mission und Evangelisation.

Mehrmals pro Jahr besuchte bisher ein adventistischer Pastor der Kiribati Mission, mit Sitz in Tarawa, die Gemeindeglieder auf Nauru. Seit der Freikirche die Registrierung durch die Behörden verweigert wird, ist es der Kiribati Mission jedoch nicht mehr möglich, einen Pastor dorthin zu senden, um die dortige Gemeinde und deren und Angehörige seelsorglich zu betreuen.

Religionsfreiheit auf dem Papier garantiert

Die Verfassung von Nauru garantiert im Kapitel 2, Artikel 11, die Grundrechte auf Gewissens-, Gedanken- und Religionsfreiheit. Diese Rechte umfassen die Freiheit, eine Religion oder Überzeugung zu wechseln, seiner Religion oder Überzeugung allein oder in Gemeinschaft mit anderen öffentlich oder privat, durch Gottesdienst, Brauchtum und Praxis Ausdruck zu verleihen.

Damit gewährleistet die Inselrepublik theoretisch allen Bürgern die Freiheiten, wie sie in der UN-Erklärung über die Beseitigung aller Formen von Intoleranz und Diskriminierung aufgrund der Religion oder der Überzeugung von 1981 festgeschrieben sind.

Mit Wahlspruch auf Nauru's Staatwappen "God's Will First" (Gottes Wille an erster Stelle) setzten die Staatsgründer einen weiteren klaren Grundsatz fest.

Nur drei registrierte Kirchen

Bisher wurden von der Regierung lediglich drei Kirchen offiziell registriert und zugelassen: die Nauru Congregational Church (NCC), die römisch-katholische Kirche (RCC) und die Born Again Church (Kirche der Wiedergeborenen).

Nach aktuellen Angaben sind heute 60% der Inselbevölkerung Protestanten und etwa 30% Katholiken.

Amerikanische und englische Missionare gründeten die Kirchen

Die Nauru Congregational Church (NCC) hiess früher Nauruan Protestant Church (NPC). Ihre Entstehung geht auf die Missionierung durch das American Board of Commissioners for Foreign Mission (ABCFM) im Jahre 1887 zurück. Die Insel, die damals noch Pleasure Island hiess, war von 1888 bis 1920 als Teil der Marshall Inseln im deutschen Besitz. Nach 1917 übernahm die London Missionary Society (LMS) die missionarischen Aufgaben vom ABCFM. Heute ist die NCC zwar eine reformierte Kirche, umfasst aber nicht nur Kongregationalisten, sondern auch Presbyterianer, Lutheraner, Methodisten und Baptisten.

Im Vordergrund des kirchlichen Lebens auf den Pazifikinseln Nauru und Kiribati stehen Finanzprobleme, die in den letzten Jahrzehnten immer wieder zu Kirchenaustritten geführt haben. In den 80er Jahren stammten beispielsweise über 50 Prozent der Einnahmen der Kiribati Protestant Church (KPC) auf Kiribati von den Steuerzuwendungen aus Nauru und Südtarawa. Mit dem bevorstehenden Versiegen der Phosphatvorkommen auf Nauru und den damit verbundenen Einkommensverlusten werden die Protestantischen Kirchen auf diesen Pazifikinseln in weitere Geldnot geraten. Schon heute sind sie auf der Suche nach Ersatzeinnahmen. Die KPC hat bereits Kredite bei regionalen Handelsgesellschaften aufnehmen müssen.

Erste katholische Kirche 1902 eingeweiht

Mit der Gründung der ersten katholischen Kirche auf Nauru im Jahre 1902 etablierte sich die römisch-katholische Kirche auf der Insel. Sie ist heute Teil der Diözese von Tarawa und Nauru, mit Sitz auf Kiribati. Seit 1992 unterhält die Regierung von Nauru diplomatische Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl. Die Zahl der Katholiken wird heute auf knapp 4 000 geschätzt.

Auch die Anglikanische Kirche ist seit 1908 auf Nauru tätig. Daneben gibt es Buddhisten und Anhänger der Baha'i Religion.

Seit 1999 UN-Mitglied

Die seit Januar 1968 unabhängige Republik Nauru wurde auf der 54. Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) im September 1999, zusammen mit den beiden Pazifik-Inselstaaten Kiribati und Tonga in die UN aufgenommen. Nauru ist auch Mitglied der Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur der UN (UNESCO) sowie der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Im Jahre 2001 soll mit der Weltmeisterschaft im Gewichtheben erstmals ein sportliches Grossereignis in diesem Zwergstaat stattfinden.

Mit rund 11 000 Einwohnern auf einer Inselfläche von 21,3 km2 ist Nauru die kleinste Republik der Welt. Sie Land besitzt keine eigene Armee und hat keine offizielle Hauptstadt. Die meisten Regierungseinrichtungen befinden sich in Yaren, dem Hauptort des gleichnamigen Distrikts. Als Regierungschef und Staatspräsident amtiert seit April 2000 der 55jährige Politiker Bernard Dowiyogo. Er bekleidete bereits in den 70er Jahren hohe Staatsämter.

Phosphatvorkommen versiegen, Geldwäsche blüht

Da die Phosphatvorkommen, die bisher wichtigste Einnahmequelle des Zwergstaates, voraussichtlich im Jahr 2010 erschöpft sein sollen, gründete die Regierung Finanzinstitute, die von keiner zentralen Aufsichtsbehörde kontrolliert werden. So verwandelte sich die Insel in den 90er Jahren zu einem Steuer- und Finanzparadies. Das US-amerikanische Aussenministerium stellte in ihrem Jahrsbericht zum Drogenhandel im März 2000 fest: Nauru habe sich zu einem der weltweit wichtigsten Stützpunkte für Rauschgifthändler und Geldwäscher entwickelt. Nach Angaben der Russischen Zentralbank flossen 1999 rund 80 Milliarden US-Dollar der russischen Drogenmafia nach Nauru. Internationale Wirtschafts- und Finanzinstitutionen sowie die US-Regierung drohten inzwischen mit der Streichung von Krediten, falls Nauru keine geeigneten Massnahmen, wie zum Beispiel die Einführung eines Anti-Geldwäsche-Gesetzes nach internationalem Standard, zur Unterbindung der Geldwäsche treffen sollte.

Redaktioneller Beitrag von Christian B. Schäffler

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