]Nach Angaben des spanischen Innenministeriums hat die verheerendste Anschlagsserie in der Geschichte der Europäischen Union (EU) am Donnerstag in Madrid über 190 Menschen in den Tod gerissen. Mehr als 1400 Menschen wurden verletzt, als im morgendlichen Berufsverkehr zehn Bomben in vier Zügen explodierten. "Das ist Massenmord", sagte Ministerpräsident José Maria Aznar nach einer Krisensitzung des Kabinetts. Die Regierung machte inzwischen die baskische Separatistenorganisation ETA für den Terroranschlag drei Tage vor der Parlamentswahl verantwortlich. Am späten Donnerstagabend teilte das Innenministerium mit, man verfolge jetzt auch Spuren in Richtung arabischer Extremisten.
In Sorge um die über 4'000 adventistischen Gemeindeglieder und Angestellte, die im Grossraum Madrid leben, erkundigte sich der Leiter der europäischen Adventisten, Pastor Ulrich Frikart (Bern), telefonisch beim Präsidenten der Freikirche in Spanien, Pastor Alberto F. Guaita, nach dem Ausmass der heimtückischen Terroranschläge.
Pastor Frikart erklärte gegenüber dem Adventistischen Pressedienst APD: "Als Siebenten-Tags-Adventisten in Europa empfinden wir Empörung, Abscheu und Mitgefühl über den schrecklichen Anschlag. Unsere tiefe Anteilnahme gilt den Familien und Angehörigen der Opfer. Wir trauern mit dem spanischen Volk und unseren Kirchenmitgliedern. Diese schlimmen Ereignisse erinnern uns daran, dass unser Retter Jesus Christus wiederkommen wird. In unseren Gott finden wir Trost! Ich versichere noch einmal unser aufrichtiges Mitgefühl für die Betroffenen."
Am Nachmittag äusserte sich auch der Sekretär der Freikirche in Spanien, Pastor Pedro Villà, zu möglichen Opfern unter den Angehörigen der Siebenten-Tags-Adventisten: "Wir danken für die Anteilnahme und leiden selber unter der Ungewissheit, die hier in Madrid immer noch vorherrscht. Zurzeit gehen wir davon aus, dass keine Mitarbeiter unserer Einrichtungen bei dem Anschlag zu Schaden gekommen sind. Wir haben aber aus den südlichen Stadtteilen von Madrid Anrufe erhalten, nach denen mehrere Gemeindeglieder verwundet worden sind. Einzelheiten über die Ernsthaftigkeit der Verletzungen kennen wir derzeit nicht.""Im Augenblick ist es unmöglich, unsere Pastoren und Gemeindeleiter telefonisch in dem Krisengebiet zu erreichen. Unsere Informationen erhalten wir aus den Nachrichten. Jetzt warten wir auf die Listen, die von den Behörden und Krankenhäusern veröffentlicht werden“, so Pastor Villà weiter. "Wir hoffen und bangen, dass keine Freunde und Gemeindeglieder unter den Opfern sind."
Nach letzten Angaben vom Samstag (13. März) sind unter den Toten auch zwei Adventisten, Mitglieder einer rumänischen Gemeinde. Zwei oder drei Mitglieder der Freikirche werden noch vermisst. Sieben Adventisten befinden sich verletzt in Krankenhäusern.
Atocha ist der grösste Bahnhof der spanischen Hauptstadt Madrid, mitten im Zentrum. Er ist einer der wichtigsten Haltepunkte der täglichen Pendlerzüge und selbst eine touristische Attraktion. Die Bomben, die dort explodierten, galten keiner politischen Institution, keinem Staat oder einem konkret definierten Gegner. Sie galten der Bevölkerung, den Menschen, die jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit dort ankommen. Genau wie die Bomben auf die Züge in El Pozo und Santa Eugenia.
Nach Angaben der spanischen Regierung gab keine Warnung und keinerlei Hinweise. Attentate dieser Grössenordnung waren bisher in Europa unbekannt.
UN-Generalsekretär Kofi Annan hat die Bombenanschläge in Madrid verurteilt. Die Tötung von Unschuldigen könne durch nichts gerechtfertigt werden, sagte Annan in New York. Er übermittelte dem spanischen König Juan Carlos, dem spanischen Volk sowie den Freuden und Verwandten der Toten und mehr als 600 Verletzten sein Mitgefühl. Er brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Verantwortlichen rasch ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.