"Die biblische Archäologie kann niemals ein Ersatz für den Glauben beziehungsweise ein Beweis des Glaubens sein", schreibt Dr. Friedbert Ninow, Dozent für Altes Testament an der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg, in der von ihr herausgegebenen Zeitschrift "Dialog". Die Ergebnisse der archäologischen Forschung könnten sich durch neue Entdeckungen sowie verbesserte Grabungs- und Interpretationsmethoden ändern und dazu zwingen, feste Überzeugungen aufzugeben und umzudenken. Vorschnell seien immer wieder archäologische Funde als Bibelbeweise deklariert worden, die einer genaueren Prüfung nicht hätten standhalten können.
Dazu werde lediglich ein Bruchteil dessen ausgegraben, was theoretisch an Funden in Betracht komme. Man müsse immer mit neuen Entdeckungen rechnen. Wer seinen Glauben auf eine solch anfällige Basis wie die Archäologiestelle, müsse diesen immer wieder der neuen Forschungslage anpassen. Im Wort Gottes gehe es zunächst um geistliche Wahrheiten, die schwerlich zu beweisen seien. Dass Gott "am Anfang" die Welt in sieben Tagen erschaffen und er sich Abraham, Mose und schliesslich dem Volk Israel am Sinai offenbart habe, müsse geglaubt werden. Ein leeres Grab beweise noch nicht die Auferstehung Jesu.
"Natürlich hat sich Gott offenbart. Und da er es mit Menschen zu tun hat, geschieht dies im geschichtlichen Rahmen. Hier haben wir eine Verbindung von Gottes Wort zu Mensch, Kultur und Religion", betonte Ninow. An dieser Stelle könne die biblische Archäologie hilfreich sein. Sie zeige uns , dass sich die biblische Geschichte in einem ganz konkreten und nachvollziehbaren historischen Kontext ereignet habe. Manche Berichte in der Bibel wären verschleiert und unklar, da die Bedeutung von Worten, Sitten oder Gebräuchen verloren gegangen sei. Hier habe in vielen Fällen die Archäologie zur Klärung beigetragen. Ausgrabungen in Israel und anderen Ländern der Region hätten den Bibelwissenschaftlern wertvolle Daten geliefert. Die Architektur, unzählige Inschriften, Tontafeln, beschriftete Tonscherben und andere Texte überlieferten die Gedanken und Vorstellungen der Menschen, die zu jener Zeit dort lebten. Der Archäologe finde nach so langer Zeit immer noch genug Indizien, um sich ein Bild vom Leben der damaligen Bewohner zu machen.
"Eine wertvolle Hilfe war die Archäologie bei der Sicherung des überlieferten Bibeltextes. Neben den berühmten Funden der Qumran-Handschriften vom Toten Meer wurden durch die archäologische Arbeit Hunderte andere Manuskripte zutage gefördert, die dazu beigetragen haben, dass der heute vorliegende Bibeltext relativ gesichert und verlässlich ist", so Ninow. Die Archäologie könne zwar die Bibel nicht beweisen und damit den Glauben ersetzen, doch sie könne, wie jeder Zweig der Bibelwissenschaften, zum besseren Verständnis des Textes der Heiligen Schrift beitragen.