Mit einem kurzen Rückblick auf das erfolgreiche Jahr der Bibel 2003 und strategischen Überlegungen wie die Botschaft des Evangeliums auch in Zukunft in der Schweiz "mutig und offen" weiter gegeben werden kann befassten sich die Delegierten und Gäste der Schweizerischen Bibelgesellschaft (SB) an der 49. Delegiertenversammlung am 4. Juni in Biel. Die nationale Bibelgesellschaft wurde im November 1955 in Aarau gegründet und kann im nächsten Jahr ihr 50jähriges Bestehen feiern. Sie versteht sich heute als ein Kompetenzzentrum für die Bibel in der Schweiz.
Im statuarischen Teil der Delegiertenversammlung genehmigten die 42 Delegierten einstimmig die Jahresberichte des Präsidenten und des Generalsekretärs, die einzelnen Abteilungsberichte, sowie die Jahresrechnung 2003 mit einem Fehlbetrag von 75132 Franken samt dem Bericht der Kontrollstelle. Das vom Vorstand vorgelegte fast ausgeglichene Budget 2004 wurde satzungsgemäss zur Kenntnis genommen. Einstimmig wählten die Delegierten drei neue Mitglieder in den nunmehr siebenköpfigen Vorstand: Hansruedi Herzog-Fust (Teufen AR), Jacques Nicole (Ayent VS) und Pierre Aerne (Neuchâtel).
Das von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen der Schweiz (AGCK-CH) unterstützte Jahr der Bibel 2003, mit der Schweizerischen Bibelgesellschaft (SB) und dem Schweizerischen Katholischen Bibelwerk (SKB) als Hauptträger, habe der Bevölkerung "die Viel-Stimmigkeit der Botschaft Gottes aufgezeigt, wie sie im Buch der Bücher enthalten sei," sagte Generalsekretär Pfarrer Urs Joerg. Mit beschränkten finanziellen Mitteln und ohne Grossveranstaltung , aber mit vielen kreativen Angeboten in Pfarreien, Gemeinden, Verbänden und kirchlichen Werken habe man den Mitmenschen "Mut gemacht, dieses Buch zu öffnen", so Joerg. Die Mitarbeiter der SB waren im Bibeljahr 2003 landesweit an etwa 100 Veranstaltungen beteiligt. Der SB-Generalsekretär hat an 15 Gottesdiensten mitgewirkt, 14 Vorträge gehalten und zwei Tagungen zum Jahr der Bibel mitgestaltet.
Zu den attraktivsten Projekten des Bibeljahres zählte die handgeschriebene Bibel für die Schweiz. Unter Mithilfe von rund 2000 Menschen entstand ein sechsbändiges Werk mit über 3500 Seiten. Die Texte wurden auf Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch, Mundart und zehn weiteren Sprachen geschrieben und zum Teil liebevoll illustriert. Viele Menschen hätten sich mit Begeisterung am Abschreiben beteiligt und seien dadurch auf ganz neue Art mit Bibeltexten in Kontakt gekommen, betonte der SB-Generalsekretär.
Besonders erfreut zeigte sich die SB darüber, dass auch die säkularen Medien in verschiedenen Sonderbeiträgen über das Jahr der Bibel, aber auch über das Buch der Bücher selbst informiert haben.
Das Jahr der Bibel hatte auch positive Auswirkungen auf den Verkauf von Bibeln, Bibelteilen und Bibelliteratur. Pfarrer Joerg: "Im Bibeljahr 2003 hatte die SB einen Rekordumsatz von über 1,44 Millionen Franken erzielt, was auch zu Mehrbelastungen der Mitarbeiter führte. Hinzu kam in der Mitte des Jahres der Umzug der SB von der Waffengasse 20 an die Spitalstrasse 12 in Biel". Joerg dankte an der Delegiertenversammlung allen Mitarbeitenden, dem Vorstand und den Mitgliederorganisationen für deren grossen Einsatz im Jahr der Bibel.
Bereits Ende 2003 betonten die Initianten, es sei ein dringendes Anliegen, dass die Bibel am Ende des Bibeljahres nicht einfach zugeklappt werde, sondern für die Leser "offen bleibe". "Die Bibel ist kein geschlossenes Buch, sondern ein offenes Buch, das auch für die heutigen Fragen in unserer Gesellschaft Denkanstösse für die Gestaltung einer gerechten und sozialen Gesellschaft bietet. Weil die Heilige Schrift eine immer noch aktuelle Botschaft enthält, müssen wir alles daran setzen, dass sie in der Schweiz ein geöffnetes Buch bleibt," ergänzte Joerg.
Gemäss ihren Statuten fördert die SB "die Übersetzung, Herausgabe und Verbreitung sowie den Gebrauch von Bibeln und Bibelteilen. Sie versteht ihre Tätigkeit im Sinne des von Jesus Christus erteilten Missionsauftrages. Ihr besonderes Anliegen ist die Bibelhilfe für Gebiete in Notlagen und unter Nichtchristen." Im Geschäftsjahr 2003 überwies die Schweizerische Bibelgesellschaft für die Förderung von Bibelprojekten in verschiedenen Erdteilen einen Beitrag von 600 000 Franken an den Weltbund der Bibelgesellschaften (UBS).
Im Anschluss an den geschäftlichen Teil der Delegiertenversammlung erläuterte Pfarrer Urs Meier (Zürich), Geschäftsführer der Reformierten Medien, in einem Referat die Basisvoraussetzungen einer Marketingstrategie für die Bibelgesellschaft und stellte dabei provokante Frage wie "Haben wir als Schweizerische Bibelgesellschaft eine Marke?", "Hat unsere Markenpersönlichkeit die erwünschte Ausstrahlung?" und "Stärken und pflegen wir die Marke konsequent? ". Nach Meinung von Meier sind die klassischen sechs Komponenten des Marketings von Non-profit-Organisationen (NPO) "Product – Price – Place – Promotion – People - Policy" bei der SB weitgehend vorhanden. Der reformierte Medien- und Werbefachmann wies darauf hin, das die SB klare Vorstellungen über die Identität und die Ziele haben müsse, damit sie auch in Zukunft erfolgreich tätig sein könne. In einer Gruppenarbeit beschäftigten sich die Delegierten mit vier von Meier formulierten marketingbezogenen Thesen. Bei dieser Analyse wurde im Zusammenhang mit der heutigen Diversifikation (Inland- und Auslandauftrag) der Schweizerischen Bibelgesellschaft von den Delegierten die Priorität des missionarischen Dienst im Rahmen des Bibelwerkes herausgestellt.
Der Vorstand der SB will in den kommenden Monaten die Mitgliederorganisationen besuchen und mit deren Hilfe Grundzüge für ein erfolgreiches Marketing erarbeiten. Erste Schlussfolgerungen sollen im Jubiläumsjahr 2005 vorgelegt werden.
Ausführliche Informationen über Tätigkeit und Angebote der SB sind erhältlich bei der Schweizerischen Bibelgesellschaft, Postfach, 2501 Biel-Bienne, Telefon 032 322 38 58, oder im Internet unter www.bibelgesellschaft.ch