Adventisten in Turkmenistan staatlich anerkannt

Aschgabat/Turkmenistan | 09.06.2004 | APD | International

Die Siebenten-Tags-Adventisten sind in der mittelasiatischen Republik Turkmenistan als erste protestantische Kirche staatlich anerkannt worden. Die vom Justizministerium am 1. Juni ausgestellte Registrierungsurkunde trägt die Nummer 0001. Im März und Mai wurde durch Präsidentenerlasse das Religionsgesetz geändert, so dass zur Genehmigung einer Glaubensgemeinschaft nur noch 50 erwachsene Mitglieder statt 500, wie seit 1996, ausreichten. Laut Pastor Paul Fedotov (Aschgabat), der die 60 erwachsen getauften Adventisten in Turkmenistan leitet, hätten die Mitglieder wieder das Recht, Gottesdienste zu feiern. Sie bräuchten sich dazu nicht mehr heimlich in Privatwohnungen treffen, sondern könnten jetzt ganz offen auch andere Räumlichkeiten nutzen.

Die Registrierung zeige, wie wichtig internationale Kontakte seien, sagte Dr. John Graz (Silver Spring, Maryland/USA), Direktor für öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten, gegenüber dem Adventistischen Pressedienst (APD). Seine Abteilung hatte immer wieder auf die anhaltende Verfolgung religiöser Minderheiten in Turkmenistan hingewiesen, so dass sich unter anderem Tausende nordamerikanischer Adventisten veranlasst sahen, an US-Präsident George W. Bush, Aussenminister Colin L. Powell, Kongressabgeordnete und Senatoren zu schreiben und sie aufzufordern, gegen die Verletzung "fundamentaler Menschenrechte" vorzugehen. "Unsere Glaubensangehörigen in Mittelasien sind nicht allein. Wir werden darauf achten, dass die durch die Registrierung erlangte freie Religionsausübung auch wirklich umgesetzt wird. Wir sind aber auch mit den Behörden im Gespräch und versichern ihnen, dass sie keinerlei Befürchtungen wegen der Loyalität der Adventisten als Staatsbürger zu haben brauchen."

Anfang der 1990er Jahre begann die turkmenische Regierung gegen religiöse Minderheiten vorzugehen. 1993 wurden die Bankkonten der Adventisten von den Behörden aufgelöst und der Stempel der Freikirche zur Beglaubigung von Dokumenten für ungültig erklärt. 1996 änderte die Regierung die gesetzlichen Grundlagen zur Registrierung von Religionsgemeinschaften. Seitdem waren nur noch der sunnitische Islam, dem 89 Prozent der 4,9 Millionen Einwohner angehören, und die Russisch-orthodoxe Kirche vom Staat anerkannt. Alle anderen Konfessionen galten als illegal.

Im November 1999 liessen die Behörden das mit staatlicher Genehmigung neuerbaute Gotteshaus der Siebenten-Tags-Adventisten in der Hauptstadt Aschgabad abreissen. Nach diesem Gewaltakt wurde der Freikirche ihre während der Sowjetzeit erlangte staatliche Anerkennung vom Justizministerium offiziell entzogen. Gottesdienste in Privatwohnungen wurden von den Behörden wiederholt unterbunden und Gemeindeglieder schikaniert. Der adventistische Pastor Pavel Fedotov befand sich im Oktober 2000 wegen Abhaltung eines privaten Gottesdienstes drei Tage in Haft. Ende 2001löste die Polizei einen adventistischen Gottesdienst in einer Privatwohnung in Turkmenabad auf und enteignete die Wohnungsinhaberin, die das Land verlassen musste und bei Verwandten in Sibirien Aufnahme fand.

Auch andere Glaubensgemeinschaften, wie Evangeliumschristen-Baptisten und Pfingstler, hatten ähnlich zu leiden. Baptisten, Pfingstgläubige, armenische Christen, Lutheraner, Zeugen Jehovas, Juden, Schiiten, Baha‘i und Hare Krishna hoffen, dass sie jetzt ebenfalls in Turkmenistan die staatliche Anerkennung erlangen.

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