Über 40’000 Christinnen und Christen nahmen heute (13. Juni) in Basel am 6. Christustag teil, der von vier evangelischen Trägerorganisationen in der Schweiz (siehe Kästchen) veranstaltet wurde. Schon kurz nach 10 Uhr waren die rund 31’000 Sitzplätze des Basler Fussballstadion "St.Jakob-Park" bereits belegt. Weitere 9’000 Angereiste fanden Platz in der gegenüberliegenden Sporthalle St. Jakob. Die Veranstalter hatten mit einem so grossen Interesse nicht gerechnet. Nachdem im Laufe der Woche die ersten verlässlichen Schätzungen über die Zahl der geplanten Extrazüge und Bus-Sonderfahrten bekannt wurden, hatte das Vorbereitungskomitee vorsorglich auch die Sporthalle St. Jakob als Übertragungsort mit Sitzplätzen ausgerüstet. Da seit 1996 kein Christustag mehr veranstaltet wurde, bestand vor allem in evangelikalen Kreisen eine ernorme Nachfrage nach einem solchen christlichen Bekenntnistag. Die ursprüngliche Idee der Trägerorganisationen einen Christustag während der expo.02 durchzuführen konnte aus verschiedenen Gründen nicht realisiert werden.
Die Grossveranstaltung in Basel war Gottesdienst und Fest zugleich. Die Veranstalter zogen an einer Medienkonferenz am frühen Nachmittag eine positive Bilanz und zeigten sich sehr zufrieden über die Beteiligung, den Programmverlauf und das "eindrückliche, öffentliche Bekenntnis zu Gott", das die 40'000 evangelischen Teilnehmern fast aller Altersgruppen durch Ihre Präsenz ablegten.
Der Hauptredner, Pastor Karl Albietz (Wetzikon), setzte sich in seiner Predigt mit dem geistlichen Zustand der Schweiz auseinander und sagte wörtlich: "Wir leben heute in einer Nation, die sich entschlossen hat, den lebendigen Gott nicht mehr ernst zu nehmen – oder zumindest seine 'Bodentruppen,' die christlichen Kirchen und Gemeinschaften." Albietz stellte fest, dass die Christen plötzlich im Wettbewerb stünden mit allen möglichen Religionen und Ideologien. "Wir müssen ganz neu lernen, unseren Glauben offensiv zu vertreten, ganz ähnlich wie die ersten Christen damals," forderte der freikirchliche Pastor. Eigene oder Gemeindeinteressen seien vielen Christen wichtiger als das gemeinsame Zeugnis des "gelebten Glaubens". Albietz zog in seiner 10-Minuten-Predigt ein ernüchterndes Fazit: "Wir stehen vor einer neuen Ausgangslage: Wir sind kein christliches Volk mehr. Nebulöse religiöse Vorstellungen haben das christliche Basiswissen der vergangenen Jahrhunderte abgelöst."
Weil Jesus Christus lebt, sei die Situation seiner Nachfolger nicht hoffnungslos. Der Christustag.04 setze deshalb ein "mutiges Zeichen für einen Neubeginn" im Lande. Er rief die Christinnen und Christen dazu auf, wieder zu "Trendsettern der Gesellschaft" zu werden, "die man ernst nimmt und mit denen man gerne zusammenarbeitet." Die Wortverkündigung schloss mit einem eindringlichen Appell an alle Teilnehmenden, gestärkt mit der Verheissung Gottes aus dem Buche Josua (Jos 3,10a) "Ihr sollt erfahren, dass der lebendige Gott bei euch ist," zurück an die Arbeit zu gehen, "in unsere Dörfer und Städte, in unsere Wohnungen und Gemeinden."
Am Nachmittag wies die ehemalige Fussballerin und heutige Pastorin des Christlichen Zentrums Buchegg (ZH) auf die "Kraft Gottes" für ein offensives Leben hin, die man nur durch eine persönliche Beziehung mit Jesus Christus erhalte. "Gott persönlich kennen macht uns stark! " rief sie Jung und Alt zu. Die TV-Moderatorin und Sängerin Jeanette Macci-Meier sang ein selbst geschriebenes, sehr persönliches Glaubenslied. Von seinen Krisen und deren Überwindung mit Hilfe des gelebten Glaubens erzählte der ehemalige ZSC-Eishockey-Stürmer Marc Ouimet.Das vom Präsidenten des Nationalkomitees des Christustages.04, Max Schläpfer, formulierte Ziel der Grossveranstaltung, "als protestantische Christinnen und Christen gemeinsam zu feiern und Gott zu loben, für unser Land zu beten und sich gegenseitig zum Anpacken in der Gesellschaft zu ermutigen," ist erreicht worden. Wenn es den Tausenden von Besuchern gelingt, das eindrückliche Christustag.04-Zeugnis zu Gott aus dem St. Jakob-Park hinaus zu tragen, um Licht und Salz in der Gesellschaft des Landes zu sein und bei den Problemen der Mitmenschen noch mehr anzupacken, dann wird dieses Ja zu Gott für die Schweiz nicht ohne Folgen bleiben.