Pitcairn: Historische Ansicht

Pitcairn meldet Bevölkerungsschub: Zweites Baby seit 18 Jahren geboren

Adamstown/Pitcairn | 01.04.2005 | APD | International

Die Nachfolger der Meuterer auf der "Bounty" sterben vorderhand nicht aus. Die winzige Pazifikinsel Pitcairn kann sich über Nachwuchs freuen Als zweites Baby innerhalb von 18 Jahren wurde vergangene Woche Ryan Randall Christian geboren, ein direkter Nachfahre des Anführers der Meuterers, Fletcher Christian.

Damit nähert sich die Einwohnerzahl auf Pitcairn der Marke von 50. Herb Ford, , Direktor des Pitcairn Studienzentrums, sprach von "einer Art Bevölkerungsexplosion". Ryans Schwester Emily Rose war vor knapp eineinhalb Jahren das erste Baby auf Pitcairn seit 17 Jahren. Über die Hälfte der Inselbevölkerung sind adventistische Christen.

Der kleine Ryan erblickte am 22. März in der neuseeländischen Stadt Auckland das Licht der Welt. Überschattet wird das Familienglück allerdings von einem Verfahren gegen den Vater der beiden Kinder: Randy Christian ist einer von sechs Männern auf Pitcairn, die im vergangenen Jahr wegen Sexualdelikten schuldig gesprochen wurden. Er wurde zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt.

Der Prozess sorgte weltweit für Schlagzeilen. Die Angeklagten haben Rechtsmittel gegen ihre Verurteilung eingelegt - eine Anhörung vor dem Obersten Gericht von Pitcairn ist für den 18. April angesetzt.

Historischer Rückblick

Am 15. Januar 1790 landete Fletcher Christian als Anführer der Meuterer auf der "Bounty" mit acht weiteren Rebellen, sechs tahitianischen Männern, zwölf polynesischen Frauen und einem Kind auf der abgelegenen Felseninsel, um vor der britischen Marine Schutz zu suchen. Blutigen Rivalitäten fielen alle sechs Tahitianer und fünf Meuterer, darunter auch Christian, zum Opfer. Im Jahr 1800 war nur noch John Adams mit zehn Frauen und 23 Kindern übrig geblieben. Seit 1887 ist Pitcairn britische Kronkolonie.

Adventistischer Missionar John I. Tay

Nach Angaben von Herbert Ford, Leiter des Pitcairn Studienzentrums (Pitcairn Islands Study Center) am adventistischen Pacific Union College in Angwin, Kalifornien/USA, verbrachte 1888 der adventistische Missionar John I. Tay fünf Wochen auf der Insel. Zwei Jahre später liessen sich 82 erwachsene Insulaner taufen und schlossen sich den Siebenten-Tags-Adventisten an. Seit 1960 wäre jedoch der Einfluss der Freikirche auf die Pitcairner auch durch Auswanderung ständig zurückgegangen. Alle zwei Jahre sei ein neuer adventistischer Pastor von Australien oder Neuseeland aus auf die abgelegene Insel als Seelsorger gesandt worden. Die Ehefrau des Pastors sei stets eine ausgebildete Krankenschwester gewesen, um bei Krankheiten den Bewohnern des abgelegenen Eilandes erste Hilfe leisten zu können. Es hätte aber auch Zeiten ohne einen Geistlichen auf der Insel gegeben. 1994 habe einer von ihnen berichtet, dass nur noch etwa 20 Insulaner regelmässig den Gottesdienst besuchen würden. Alkohol, pornographische Videofilme, Satellitenfernsehen und der Einfluss der vor Pitcairn haltenden Passagierschiffe hätten das Interesse der Bewohner an religiösen Dingen und ihre Moral untergraben. Heute würden, so Ford, nur noch zehn Pitcairner den Gottesdienst besuchen, so dass von einem christlichen Einfluss auf die Inselbewohner nicht mehr gesprochen werden könne.

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