Auseinandersetzung um Paprede von Regensburg zum Islam geht weltweit weiter
Als "Strohfeuer" und "Missverständnis", das sich vermutlich bald klären lasse, hat der neue Leiter des Päpstlichen Islam-Instituts PISAI, P. Miguel Angel Ayuso Guixot, die Kritik von islamischer Seite an den Äusserungen des Papstes bei seinem Vortrag in Regensburg bezeichnet. Die Kirche sei dem Respekt und dem Dialog mit dem Islam verpflichtet, und dieser Dialog müsse und werde weitergehen, sagte der Nachrichtenagentur "Kathpress" in Rom. Die Motive der Stellungnahmen aus Ankara - u.a. die von Ali Bardakoglu, dem Präsidenten des "Diyanet" (des staatlichen Amtes für religiöse Angelegenheiten) - seien ihm unklar, sagte Ayuso. Vermutlich lägen sie eher im politischen und im diplomatischen Bereich als im religiösen, meinte der Leiter de PISAI. Dem Papst sei es in seiner Regensburger Rede darum gegangen, grundsätzlich jede Gewalt im Namen Gottes zu verurteilen. Ayuso äusserte sich zuversichtlich, dass Benedikt XVI. im November seine Reise in die Türkei wie geplant antreten werde.
Beim Klärungsprozess müssten auch Übersetzungen geprüft und die verschiedenen Nuancen etwa des Begriffs "Gewalt" im Arabischen untersucht werden, führte Ayuso aus. Er gehe davon aus, dass die "mediale Aufregung" bald vorüber sein werde.
Der Vatikan hatte bereits Deutungen der Papstrede von Regensburg zurückgewiesen, denen zufolge Benedikt XVI. den Islam angegriffen habe. Dem Papst sei es generell um eine klare und radikale Zurückweisung religiös motivierter Gewalt gegangen, erklärte der Leiter des vatikanischen Pressesaals, P. Federico Lombardi SJ. Papst Benedikt XVI. wolle gegenüber dem Islam eine "Haltung des Respekts und des Dialogs" fördern, so wie gegenüber allen anderen Religionen und Kulturen, unterstrich der Vatikansprecher.
Der Papst habe nicht beabsichtigt, eine gründliche Analyse zur Vorstellung vom "Dschihad" und zum islamischen Denken im allgemeinen vorzulegen. Umso weniger habe er Empfindungen gläubiger Muslime verletzen wollen, betonte P. Lombardi. Aus der Rede des Papstes gehe klar die Mahnung an die westliche Kultur hervor, die Verachtung Gottes und "einen Zynismus, der die Verspottung des Heiligen als Freiheitsrecht ansieht", zu vermeiden. Die richtige Beachtung der religiösen Dimension sei Voraussetzung für einen fruchtbaren Dialog mit den Kulturen und Religionen der Welt.
Am Ende der Rede von Regensburg betone der Papst, dass die tief religiösen Kulturen der Welt gerade den Ausschluss des Göttlichen aus der Universalität der Vernunft als Verstoss gegen ihre innersten Überzeugungen ansehen. Eine Vernunft, zitierte P. Lombardi den Papst, "die dem Göttlichen gegenüber taub ist und Religion in den Bereich der Subkulturen abdrängt, ist unfähig zum Dialog der Kulturen".