Ruandischer Pastor kurz nach Freilassung durch UN-Tribunal gestorben

Arusha/Tansania | 25.01.2007 | APD | International

Der am 7. Dezember 2006 nach zehnjähriger Gefängnisstrafe aus der Haft entlassene pensionierte adventistische Geistliche Elizaphan Ntakirutimana ist am 22. Januar im Alter von 82 Jahren in einem Krankenhaus in Arusha gestorben.

Das Internationale Kriegsverbrechertribunal für Ruanda (ICTR) in Arusha verurteilte im Februar 2003 den früheren Präsidenten der Siebenten-Tags-Adventisten im Süden Ruandas und ehemaligen Pastor, Elizaphan Ntakirutimana, wegen Beihilfe und Begünstigung zum Völkermord zu zehn Jahren Haft. Sein Sohn Gérard, der als leitender Arzt am adventistischen Krankenhaus in Mugonero tätig war, erhielt wegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit eine Freiheitsstrafe von 25 Jahren. Im Dezember 2004 hatte die Berufungskammer des UN-Tribunals die Urteile der Vorinstanz bestätigt.

Der ruandische Staatsbürger und zum Hutu-Volk gehörende Elizaphan Ntakirutimana verbrachte seinen Ruhestand seit 1994 in der Nähe von Laredo/Texas. 1996 wurde er vom UN-Gerichtshof angeklagt, im September desselben Jahres verhaftet, aber nach Einlegung von Rechtsmitteln wieder freigelassen. Im Februar 1998 erfolgte seine erneute Verhaftung und im März 2000 wurde er von den Vereinigten Staaten ausgeliefert, um sich in Tansania vor Gericht zu verantworten. Während des Genozids in Ruanda war der Verurteilte Präsident der Südruanda Mission der Adventisten. Sein Sohn Dr. Gérard Ntakirutimana wurde im Jahr 2000 im westafrikanischen Staat Elfenbeinküste verhaftet und ebenfalls an das UN-Tribunal in Arusha/Tansania überantwortet. Ntakirutimana hatte stets seine Unschuld betont und sich mit einer Reihe von Rechtsmitteln gegen seine Auslieferung und spätere Verurteilung gewehrt.

Nach der Verbüssung seiner Strafe und Freilassung im Dezember letzten Jahres forderte der kranke und erschöpfte Mann die ruandische Bevölkerung auf, "keine falschen Behauptungen gegen Unschuldige, so wie er, auszusprechen." .

Dem damaligen Freikirchenvorsteher wurde vorgeworfen, Hunderte von Tutsis in einen Kirchen- und Krankenhauskomplex gelockt zu haben. Doch anstatt ihnen dort Schutz zu gewähren, habe er die Hutu-Miliz herbeigerufen, die die Flüchtlinge ermordet hätten.

Nach Angaben des Adventistischen Pressedienstes (APD) habe die Freikirche nie herausfinden können, ob Elizaphan Ntakirutimana schuldig gewesen sei oder nicht. Die Adventisten verurteilten jede Gewalt und befürworteten die Initiative der Vereinten Nationen und der ruandischen Regierung, diejenigen vor Gericht zu bringen, die für Verbrechen in diesem Land verantwortlich seien.

Während des Genozid im Jahre 1994 wurden in Ruanda 225 adventistische Pastoren und über 10 000 Gemeindeglieder ermordet. In allen dortigen Adventgemeinden wie auch für die Bevölkerung führen seitdem speziell ausgebildete Kirchenleiter, Pastoren und Laienglieder Versöhnungsseminare durch.

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