Das Klimaphänomen El Nino hat in Bolivien eine verheerende Katastrophe verursacht. Neuesten Regierungsangaben zufolge sind bereits 65 Prozent des Landes von den Unwettern betroffen. Überflutungen, Schlammlawinen, Hagelstürme, Seuchen und in manchen Regionen auch Dürre brachten schätzungsweise 400.000 Menschen in Not. Mindestens 42 Menschen Personen sind bereits ums Leben gekommen.
Verschiedene Regierungen und Nichtregierungsorganisationen sind inzwischen dem Hilfeersuchen der bolivianischen Regierung nachgekommen und haben Sofortmassnahmen eingeleitet. Die Vereinten Nationen baten inzwischen die internationale Staatengemeinschaft um Finanzhilfen in Höhe von 9,2 Millionen US-Dollar.
Auslöser für die Unwetter-Katastrophe ist das Klima-Phänomen "El Nino". Die bisher größten Schäden entstanden durch Überschwemmungen. Die Regionen Santa Cruz und Beni an der Grenze zu Brasilien wurden schätzungsweise 70.000 Familien obdachlos. Ihre Häuser standen teilweise bis zum Dach unter Wasser, viele Tiere sind in den Fluten ertrunken. Bewohner, die schwimmend nach Hilfe suchten, informierten die lokalen Behörden darüber, dass sich schon Malaria- und Durchfallerkrankungen sowie das Dengue-Fieber ausbreiteten.
Alleine in der nordöstlichen Amazonasregion Beni, die von der Landwirtschaft abhängig ist, kamen mehr als 22.000 Rinder um. Yucca-, Reis- und Bananenpflanzungen wurden vernichtet.
"Wir tun unser Möglichstes, um die bedürftigsten Menschen in den betroffenen Dörfern so rasch wie möglich mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Hygienesets zu versorgen", berichtet Uli Hermanski, Mitarbeiter des deutschen Hilfswerkes World Vision, aus Santa Cruz. Hermanski befürchtet, dass die Naturkatastrophe auch langfristige Auswirkungen haben wird: "Der Regen hat Saatgut überschwemmt. Die Bauern haben rund 80 Prozent ihrer Ernten verloren. Landwirtschaftliche Nutztiere sind verendet. Die Schäden an Landwirtschaft, Häusern und Infrastruktur werden den betroffenen Menschen noch lange zu schaffen machen."
World Vision Deutschland engagiert sich in Bolivien in insgesamt sechs sogenannten Regionalentwicklungsprojekten im Süden des Landes. Zu den Hilfsprogrammen gehören unter anderem Bildung, Gesundheit, Unterstützung der Landwirtschaft und Wasserversorgung. "Das Absurde ist, dass die Menschen hier üblicherweise gegen extreme Trockenheit kämpfen, jetzt aber plötzlich unter dem Hochwasser leiden", sagt Uli Hermanski.
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA versorgt Haushalte in dem vom Hochwasser betroffenen Bauerndorf San Luis in der Provinz Chuquisaca mit dringenden Hilfsgütern. Ausserdem führt ADRA Bolivien in San Luis zu Gunsten der geschädigten Bauern ein langfristiges landwirtschaftliches Wiederaufbauprojekt durch.
Auch die Organisation "SOS-Kinderdörfer weltweit" verteilt in den am schwersten betroffenen Gebieten Nothilfepakete an betroffene Familien aus und richtet provisorische Kindertagesstätten ein, um die Eltern zu unterstützen und zu entlasten. Der Koordinator von SOS-Kinderdörfer in Bolivien, Alfonso Lupo, berichtet: "In den überschwemmten Landstrichen herrscht tropisches Klima mit Temperaturen von mehr als 30 Grad. Das stehende Wasser ist bereits jetzt mit Fäkalien und Abfällen verseucht. Die Seuchengefahr ist also sehr gross."