"Früher haben wir uns darauf konzentriert, mit Menschen zu sprechen, die einen christlichen Hintergrund haben. Den Dialog mit Menschen, die aus einer anderen Religion kommen, haben wir vernachlässigt". Diese kritische Anmerkung machte der Direktor für Mission der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten, Pastor Gary D. Krause in einem Interview mit dem Pressedienst "Adventist News Network" (ANN). Der Australier wies allerdings darauf hin, dass die protestantische Freikirche im Rahmen ihrer weltweiten Mission inzwischen fünf Studienzentren unterhalte, um mehr über andere Religionen zu erfahren.
Ein solches Zentrum befinde sich in Bangkok/Thailand. "Dort befassen wir uns mit dem Buddhismus und der Denkweise seiner Anhänger." Adventisten gebe es zwar schon seit etwa 100 Jahren in Bangkok, so Krause, doch sie hätten dort nur drei Gemeinden, die überwiegend aus Angestellten adventistischer Institutionen bestünden. In der thailändischen Hauptstadt unterhalte die Freikirche ihre Landesleitung, zwei Schulen, eine Nahrungsmittelfabrik, ein Spital, ein Verlagshaus und das Büro der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Thailand.
Das islamische Studienzentrum werde gerade von Loma Linda/Kalifornien nach Zypern verlegt. Das Zentrum für den Hinduismus befinde sich in Bangalore/Indien. Die früher in Orlando/Florida ansässige Stelle für den postmodernen und säkularen Menschen habe jetzt ihren Sitz im Grossraum von London. Ausserdem existiere in Jerusalem ein Studienzentrum für das Judentum. Da Adventisten ebenfalls den Sabbat feierten, wären sie eigentlich geradezu prädestiniert, Brücken zum jüdischen Volk zu bauen, bemerkte Krause. "Aber das haben wir versäumt."
Es gebe aber inzwischen in den USA aus Juden bestehende adventistische Gemeinden, die im traditionellen jüdischen Stil Gottesdienst hielten. "Das versuchen wir bei allen Weltreligionen", betonte Pastor Krause. "Warum sollten beispielsweise Buddhisten in ein adventistisches Kirchengebäude kommen und auf Kirchenbänken sitzen müssen? Warum können sie nicht auf dem Fussboden sitzen und an der Tür ihre Schuhe ausziehen? Warum müssen sie das Kulturgepäck der christlichen Botschaft schultern, wenn sie von westlichen Leuten dazu aufgefordert werden? Warum sollten sie aus dem traditionellen adventistischen Liederbuch singen müssen, wo doch der Rhythmus, die Texte und die Kadenzen ihnen so fremd sind?" Laut Krause seien weltweit derzeit rund 1.000 adventistische Missionare tätig.