Von skandinavischen Jugendlichen stammte die Idee, während des europäischen Jugendkongresses der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten vom 5. bis 8. August in München ein Jugendforum durchzuführen. In drei Arbeitsgruppen formulierten die Teilnehmer Fragen und Anregungen zu den Themenbereichen "Evangelisation und Mission", "Identität und Ethik" sowie "Kirchenverwaltung", um bei zwei Podiumsdiskussionen mit ihrer Freikirchenleitung darüber zu sprechen.
Acht Leitern der Arbeitsgruppen saßen acht Verantwortungsträger der Siebenten-Tags-Adventisten gegenüber. Unter der Moderation von Mike Pearson (Großbritannien) und Laurence Turner (Frankreich) entbrannte eine lebendige Diskussion, die sich im Wesentlichen um die Anliegen drehte: Wie kann die Jugend in die Arbeit ihrer Ortsgemeinde eingebunden werden? Sollten nicht die Kirchenleiter stärker führen und die Verwaltungsarbeit Experten überlassen?
Pastor Baraka Muganda (Silver Spring, Maryland/USA), Direktor der Jugendabteilung der adventistischen Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) betonte: "Wir müssen die Jugendlichen aufnehmen und integrieren, dann werden sie die Kirche lieben. Und sie müssen wissen, dass wir alle die Gemeinde bilden."
In den Ortsgemeinden könnten Jugendliche Führungsverantwortung meistens nur in der Jugendgruppenleitung und im Musikbereich ausüben. Das gelte es zu ändern, meinten die jugendlichen und kirchenleitenden Gesprächsteilnehmer einvernehmlich. Doch warum seien Veränderungen so schwer, fragten die Moderatoren. Die Kirchenleiter verwiesen auf radikale Veränderungen in den vergangenen Jahren im Musikbereich, im Gemeindeleben und in der Offenheit gegenüber unterschiedlichen Kulturen. Doch das schien den Jugendlichen nicht ausreichend zu sein. Andererseits wurde aber auch betont, dass bei Veränderungen Wege gefunden werden müssten, um ältere Mitglieder nicht auszugrenzen.
Die jugendlichen Vertreter fragten ihre Gesprächspartner sehr direkt: "Was tut die Freikirchenleitung, um mehr Jugendliche und Frauen in Führungspositionen zu bringen?" Andere Themen waren: "Wie gehen wir mit Rassendiskriminierung und Andersgläubige um?" "Was können wir von anderen Religionen lernen?" Einigkeit herrschte, dass hier der erste Schritt bei jedem selbst liege, indem er anderen Menschen mit Liebe begegne und Vorurteile abbaue.
Pastor Paul Tomkins (St. Albans/Großbritannien), Jugenddirektor der nordeuropäischen Adventisten, betrachtete das Forum als den Anfang eines Dialogs. "Wir haben junge Leute in unserer Kirche, auf die wir sehr stolz sein können." Pastor Corrado Cozzi (Bern/Schweiz), verantwortlich für die adventistischen Jugendlichen in Mittel- und Südeuropa, betonte, dass es gelingen müsse, die Pastoren der Ortsgemeinden für die Anliegen der Jugendlichen zu gewinnen. Dem pflichtete auch Pastor Muganda von der adventistischen Weltkirchenleitung bei: "Das beste Trainingsfeld für junge Leute ist die Ortsgemeinde. Hier können die Pastoren ihren Jugendlichen großzügig Freiräume in der Gemeindearbeit einräumen."
Die Jugendlichen formulierten eine kurzgefasste "Münchener Erklärung", die von den Kongressteilnehmern zum Abschluss der Großveranstaltung am Samstagabend per Akklamation angenommen wurden. Darin wird die begonnene Diskussion mit den Freikirchenleitern "sehr geschätzt" und die Bereitschaft der Jugendlichen erklärt, sich aktiv in ihre Gemeinden einzubringen. Die Leitung solle einen neuen Führungsstil entwickeln, der auf offenem Dialog, gegenseitigem Verständnis und einem gemeinsamen Ziel basiere. Dadurch könnte sich die Jugend in einem größeren Maß mit ihrer Kirche identifizieren.
Mit dieser Erklärung sollen sich die verschiedenen Leitungsgremien der Freikirche befassen, um eine Fortsetzung des Dialogs zu ermöglichen.
Dokumentation:
Die sogenannte "Münchener Erklärung" hat folgenden Wortlaut:
"Wir haben die Diskussion mit unseren Leitern, die hier in München begonnen hat, sehr geschätzt und sind dankbar für das aufrichtige Interesse.
Wir, die Jugendlichen, stehen hinter der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten und sind bereit, unseren Beitrag zu leisten und uns aktiv einzubringen.
Deshalb fordern wir die Leitung der Freikirche in Europa auf, einen neuen Führungsstil zu entwickeln, der auf offenem Dialog, gegenseitigem Verständnis und einem gemeinsamen Ziel basiert.
Wir sind überzeugt, dass dieses neue Denken der Jugend ein größeres Maß an Identifikation und Verantwortungsbewusstsein vermittelt und dadurch der Ausbreitung des Reiches Gottes in Europa dient."