Erneut hat die Polizei im ostafrikanischen Eritrea Mitglieder der eritreisch-orthodoxen Kirche verhaftet. Wie einheimische Informanten dem überkonfessionellen Hilfswerk für verfolgte Christen "Open Doors" in Kelkheim (Deutschland) berichteten, wurden am 5. August in Medefera und Adi Kuala elf Christen festgenommen. Bereits am 21. Juni seien 15 Mitglieder der St. Marien Kirche in der Hauptstadt Asmara verhaftet worden. Die 26 Christen befänden sich im Militärgefängnis Mitire im Nordosten von Eritrea. Sie hätten zu einer Gruppe gehört, die mit einer geplanten Öffentlichkeitsaktion im In- und Ausland auf die staatliche Einmischung in Kirchenangelegenheiten aufmerksam machen wollte.
Am 23. Juli sei laut "Open Doors" in einem Lager Yemane Kahasay Andom verstorben. Der 43-jährige habe der Kale-Hiwot Kirche in Mendefera angehört. Es handele sich um den dritten bekannten Todesfall eines Christen in Mitire. Insgesamt seien damit landesweit neun Fälle offenkundig, bei denen Christen in eritreischen Gefängnissen gestorben wären. Andom habe 18 Monate im Mitire-Lager verbracht. Ihm soll die Malariabehandlung verweigert worden sein. Nach Berichten einheimischer Informanten sei er zudem wegen Misshandlungen und Einzelhaft in einer unterirdischen Zelle geschwächt gewesen.
Von den 4,9 Millionen Einwohnern Eritreas sind 44 Prozent Christen und 47 Prozent Muslime. Im Mai 2002 erklärte Staatspräsident Issayas Afewerki alle Angehörigen nicht erlaubter Kirchen, darunter 35 evangelikale, zu Staatsfeinden. Nur die orthodoxe und die römisch-katholische Kirche sowie die Lutheraner, die Siebenten-Tags-Adventisten und der Islam sind anerkannt. Seitdem veranlasst die Regierung Kirchenschliessungen und verbietet private religiöse Versammlungen. Nach Angaben von Kirchenleitern sollen derzeit über 2.800 Christen aufgrund ihrer Glaubensüberzeugung landesweit in Polizeistationen, Militärlagern oder Schiffscontainern eingesperrt sein. Viele sässen seit Monaten oder Jahren ohne offizielle Anklage oder Gerichtsverfahren ein. Schätzungsweise sollen allein in Mitire 360 Christen gefangen sein. In dem Militärcamp im Nordosten von Eritrea seien viele Gefangene aus religiösen Gründen inhaftiert, unter anderem Christen, die sich keiner staatlich erlaubten Kirche anschliessen wollten.