In seinem Rechenschaftsbericht vor den Delegierten der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Stuttgart hob der scheidende Generalsekretär des LWB, Pfarrer Dr. Ishmael Noko, die „ökumenischen Erfolge“ der Arbeit des LWB hervor. Dabei erinnerte er an die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“, die 1999 gemeinsam mit der römisch-katholischen Kirche unterzeichnet wurde und der sich 2006 der Weltrat der Methodistischen Kirchen angeschlossen habe. In besonderer Weise würdigte der LWB-Generalsekretär den ehemaligen Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper. „Wo immer er war, hat er auf warmherzige und fruchtbare Weise mit uns Lutheranern zusammengearbeitet, und wir nutzen die Gelegenheit, um ihm für alles, was er geleistet hat, zu danken.“ Bedeutsam seien auch die Dialoge mit Orthodoxen, Anglikanern, Reformierten, Mennoniten und Methodisten.
„Wir haben in der Ökumene mehr erreicht, als wir uns vorgestellt haben“, entgegnete Kardinal Walter Kasper. In seinem Grusswort vor der Vollversammlung, in dem er die Grüsse von Papst Benedikt XVI. überbrachte, sagte Kasper, es gebe „keinen ökumenischen Winter“. Insbesondere würdigte er den lutherisch/römisch-katholischen Dialog, der 1967 begonnen habe. Die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ aus dem Jahre 1999 sei ein „Meilenstein der Ökumene“. Die römisch-katholische Kirche sei „entschlossen“, den Dialog fortzusetzen, zu vertiefen und die offenen Fragen zu bearbeiten. Im Blick auf die Herausforderungen in der westlichen Welt warb Kasper dafür, „gemeinsam die christlichen Wurzeln zu schützen“.
Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Dr. Rowan Williams, hielt vor den Delegierten der LWB-Vollversammlung in Stuttgart das Hauptreferat, in dem er den Begriff Brot im Motto der Vollversammlung „Unser tägliches Brot gib uns heute“ in einem spirituellen Sinn deutete. „Je mehr die Kirchen zusammenarbeiten, umso besser ist es für das Wohlergehen der Menschen“, betonte Williams und verwies dabei auf die von Jeanette Ada beklagte Ungerechtigkeit in Afrika. Die Delegierte aus Kamerun hatte zuvor in einer Stellungnahme auf das Hauptreferat des Erzbischofs reagiert. Williams erklärte, er wäre dankbar, wenn sich die Beziehungen zwischen Lutheranern und Anglikanern auf dem afrikanischen Kontinent stärker entwickeln würden.
Der Lutherische Weltbund sei ein gutes Beispiel einer Gemeinschaft, erklärte Pfarrer Dr. Setri Nyomi, Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WRK) in seinem Grusswort. Unter Bezug auf die Vereinigung des Reformierten Weltbundes (RWB) und des Reformierten Ökumenischen Rates (REC) zur WRK im Juni dieses Jahres betonte er: „Wir sind dankbar, dass eine Abordnung des LWB dabei war und uns während des Prozesses ermutigt hat.“ Er versicherte die Verbundenheit zwischen der WRK und dem LWB und die Verpflichtung, „nach Wegen zu suchen, um die Beziehungen zu vertiefen“. Die WRK umfasst 227 Mitgliedskirchen in 108 Ländern mit rund 80 Millionen reformierten Christen.
Die Nachdrücklichkeit, mit der Lutheraner dazu stehen, „dass wir eins sind, weil wir den einen Christus teilen und weil wir dieselbe Gabe empfangen haben“ sei etwas, das die ökumenische Bewegung heute „mehr denn je“ brauche, so der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pfarrer Dr. Olav Fykse Tveit, in seinem Grusswort. Tveit dankte den lutherischen Kirchen für ihren Beitrag zur Gemeinschaft des ÖRK und hob einige der Gaben hervor, welche die lutherische Gemeinschaft eingebracht habe. „Sie sind bekannt für Ihren Einsatz für gerechten Frieden, Mission, Diakonie, den ökumenischen Dialog und die interreligiöse Zusammenarbeit.“
Pastor Dr. John Graz (Silver Spring, Maryland/USA), Direktor für Öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit sowie Generalsekretär des Rates für zwischenkirchliche und interreligiöse Angelegenheiten der Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten, überbrachte Grüsse von rund 30 Millionen adventistischer Christen in 205 Ländern. Die Adventisten hätten sich immer als Teil der Reformationsbewegung des 16. Jahrhunderts verstanden. Martin Luther habe bei ihnen eine ganz besondere Stellung in ihrer Kirchengeschichtsschau und Theologie. Die Adventisten hätten, wie die Mennoniten, ihre Wurzeln in der Täuferbewegung. Daher begrüssten sie sehr die „Redlichkeit und Aufrichtigkeit“ des Lutherischen Weltbundes im Versöhnungsprozess mit den Mennoniten. „Ich gratuliere ihnen zu ihrer Courage, ihre Geschichte hinsichtlich ihrer Beziehungen zu den Mennoniten kritisch zu durchleuchten.“ Graz würdigte den scheidenden Generalsekretär des LWB, Pfarrer Dr. Ishmael Noko, als „grossartigen Botschafter der lutherischen Konfessionsfamilie“ in aller Welt, bei Regierungen und internationalen Institutionen. Er dankte, dass er zum dritten Mal als Gast an einer Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes habe teilnehmen dürfen.
Graz konnte selbst Ende Juni/Anfang Juli bei der Weltsynode der Siebenten-Tags-Adventisten in Atlanta/USA Gäste aus anderen Konfessionsfamilien begrüssen. Unter anderen waren Pfarrer Dr. Setri Nyomi, Generalsekretär der neu geschaffenen Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WRK), Pastor Dr. George Freeman, Generalsekretär des Weltrates der Methodisten (WMC), Dr. Neville Callam, Generalsekretär des Baptistischen Weltbundes (BWA), Pfarrer Dr. Larry Miller, Generalsekretär der Mennonitischen Weltkonferenz (MWC), und Dr. Geoff Tunnicliffe, Internationaler Direktor der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), nach Atlanta gekommen. Graz war andererseits im Juni Gast der ersten Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen in Grand Rapids/USA und nimmt am 20. Baptistischen Weltkongress des Baptistischen Weltbundes vom 28. Juli bis 1. August in Honolulu/Hawaii teil.
„Das ist das Schöne am weltweiten Leib Christi, dass wir verschiedene Gaben bekommen haben“, sagte Dr. Jean-Daniel Plüss, Ko-Vorsitzender der Lutherisch-Pfingstlerischen Studiengruppe vor den Delegierten der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Stuttgart. Er überbrachte Grüsse im Namen der Pfingstkirchen und rief dazu auf, gute Haushalter zu sein, von einander zu lernen und einander zu ermutigen durch die einende Kraft Christi. „Auch wir Pfingstkirchen haben den Wunsch, noch weitere Gespräche mit Lutheranern und Lutheranerinnen zu führen, da wir uns ebenfalls als Kinder der Reformation begreifen“, so Plüss.