Jugendliche aus der Schweiz haben drei Wochen ihrer Ferien geopfert und CHF 1450.- für ihre Reise-, Verpflegungs- und Unterkunftskosten für einen Freiwilligeneinsatz in Äthiopien bezahlt. In Wukro, in der nördlichen Grenzregion Tigray, haben sie unter fachkundiger Leitung im Kinderdorf Elshadai einen Esssaal und eine Küche gebaut.
Der Bürgerkrieg in Äthiopien wütete 30 Jahre. Er hat Verwüstung und Elend hinterlassen, vor allem in der Region Tigray, die an Eritrea grenzt. Seit dem Ende des Bürgerkrieges, 1991, schwelt weiterhin ein Grenzkonflikt mit Eritrea, der die Entwicklung beider Länder lähmt.
Der eigentliche Feind, der die Gesellschaft bedroht, heisst aber AIDS. Laut Angaben der Aktion Deutschland hilft, hat Äthiopien eine AIDS-Rate von 9%. Im Vergleich dazu liegt die AIDS-Rate in der Schweiz bei 0.6%. Fast die Hälfte der Bevölkerung in Äthiopien ist unterernährt. Das jährliche Brutto-Nationaleinkommen pro Einwohner beträgt in Äthiopien US$ 93 (CHF 97). Zum Vergleich die Zahlen der Schweiz: US$ 55'510 (CHF 57'750). Viele Erwachsene sterben dort an Erkrankungen, die durch den HI-Virus hervorgerufen werden. UNAIDS schätzt, dass 650'000 AIDS-Waisen in Äthiopien leben, die oft nach dem Tod ihrer Eltern sich selbst überlassen bleiben. Der Bau und Betrieb von Kinderheimen garantiert deshalb vielen Kindern eine lebenswerte Kindheit und eine Zukunft.
ADRA Schweiz hat den dreiwöchigen Baueinsatz mit 21 Jugendlichen im Waisenhaus in Wukro vorbereitet und die Projektkosten für den Bau, CHF 99'000.-, finanziert. Einen Grossteil der Baukosten haben die adventistischen Jugendlichen selbst organisiert. Sie haben in Baar, Bad Ragaz, Basel und St. Gallen einen Sponsorenlauf durchgeführt, bei dem CHF 83'000.- als Spenden zugesagt wurden.
Das Waisenhaus wird von ADRA Schweiz unterstützt und von der äthiopischen Nichtregierungsorganisation Elshadai Relief and Development Association geleitet. Die Freiwilligen, 13 Frauen und 8 Männer, haben unter fachmännischer Anleitung Wasserleitungen verlegt, Wände hochgezogen, Zementböden gegossen und den Dachstock aufgerichtet.
Dabei haben sie festgestellt, dass in Afrika die Baugerüste von keinem Unfallversicherungsinspektor abgenommen würden und dass die Beschaffung von zusätzlichem Baumaterial eine nervenaufreibende und langwierige Angelegenheit sein kann.
Die Jugendlichen haben durch das Zusammenleben mit den 160 Waisenkindern einen vertieften Einblick in deren Leben erhalten und trotz Sprachbarrieren Wege der Verständigung gefunden. Zufan, ein ehemaliges Waisenkind, ist unterdessen eine junge Frau und arbeitet in der nächsten Stadt als Journalistin. Sie diente als Übersetzerin. Sie kommt immer wieder ins Waisenheim nach Hause, zu ihren mehr als hundert Geschwistern.
«Diese Begegnungen und Erlebnisse haben mich tief erfüllt. Es hat mich nicht mehr gestört, dass wir die ganze Zeit kalt duschen mussten. An die Mücken, den Regen und die öfters auftretenden Wasser- und Stromunterbrüche habe ich mich gewöhnt», sagte Marina Kopp, eine Freiwillige.
«Wir sind uns bewusst, dass solche Kurzzeiteinsätze von Freiwilligen keine nachhaltigen Projekte sind», sagte Monika Stirinimann, eine Mitarbeiterin von ADRA Schweiz, «aber sie sind ein wichtiger Beitrag im Bildungsauftrag, den wir als Hilfswerk im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit wahrnehmen. Die Teilnehmenden erhalten durch solche Einsätze eine persönliche Innenansicht der Nord-Südproblematik.»
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA-International (Adventist Development and Relief Agency) ist die weltweite Hilfsorganisation der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten im Bereich der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit.
ADRA unterhält ein Netzwerk mit etwa 120 nationalen ADRA-Büros und gewährt Hilfe ohne Rücksicht auf politische und religiöse Anschauung oder ethnische Herkunft.
ADRA Schweiz (www.adra.schweiz) wurde von der schweizerischen Fachstelle für Spenden sammelnde, gemeinnützige Institutionen (ZEWO) zertifiziert und ist ein Partner-Hilfswerk der Schweizer Glückskette.