Der Präsident der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten, Pastor Ted N. C. Wilson, bestätigte, dass seine Kirche eine kollegiale Beziehung zu den beiden vom Staat in der Volksrepublik China zugelassenen Organisationen, der «Patriotischen Protestantischen Drei-Selbst-Bewegung» (TSPM) und dem «Chinesischen Christenrat» (CCC), pflegen möchte. «Obwohl es in Lehrfragen Unterschiede gibt, sind wir natürlich offen, mit anderen Christen zu kooperieren, die Jesus als Erlöser bekennen», sagte Wilson nach einer Begegnung mit Vertretern des CCC und der TSPM im Verwaltungsgebäude der adventistischen Weltkirchenleitung in Silver Spring, Maryland/USA.
Die Adventisten sind in der Volksrepublik China eine wachsende Religionsgemeinschaft mit fast 400’000 Gläubigen in rund 4’000 Gemeinden, einschliesslich sogenannter «Hauskirchen». 1958 übernahm zwar die Patriotische Protestantische Drei-Selbst-Bewegung (TSPM) mit ihren Prinzipien Selbstunterhaltung, Selbstverwaltung und Selbstverbreitung für alle protestantischen Kirchen die Verantwortung, so dass die einzelnen Konfessionen ihre Eigenständigkeit verloren. Die chinesischen Adventisten feiern jedoch nicht wie andere Protestanten den Gottesdienst am Sonntag, sondern nach wie vor am Samstag, dem biblischen Sabbat, und behielten ihre Identität.
Der 1980 gegründete Chinesische Christenrat (CCC) versteht sich als Dachorganisation und Dienstleistungseinrichtung für die Protestanten in der Volksrepublik einschliesslich der drei evangelischen Denominationen die «Wahre Kirche Jesu», die «Kleine Herde» und die Siebenten-Tags-Adventisten, die sich nur partiell mit dem CCC verbunden fühlen. Diese drei Kirchen haben auch in der sogenannten «post-konfessionellen» Einheitsphase weitgehend ihre theologische Unabhängigkeit bewahrt.
Während die Generalkonferenz schon seit Mitte der 1990er Jahre Kontakt mit dem CCC und der TSPM hat, ist es das erste Mal, dass die beiden Organisationen Gäste zu einer adventistischen Weltsynode entsandten, die vom 23. Juni bis 3. Juli in Atlanta, Georgia/USA, mit über 2.200 Delegierten aus rund 200 Ländern stattfand. Nach Atlanta kamen Pfarrer Xuebin Shen, stellvertretender Vorsitzender des Nationalkomitees der Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung der Protestantischen Kirche (TSPM) und Vorsitzender des Schanghaier Komitees der TSPM, Pfarrer Jun Wang, Vorsitzender des Komitees der TSPM der Provinz Shaanxi im Herzen Chinas und Präsident des dortigen Chinesischen Christenrates (CCC), Pfarrer Zhiming Zhu, Vizepräsident des CCC in der bezirksfreien Stadt Wuxi im Osten der Volksrepublik, und Frau Meiying Shi von der Abteilung für Überseebeziehungen der TSPM und des CCC.
Durch die Teilnahme an der Weltsynode in Atlanta habe sich bei den chinesischen Gästen die Erkenntnis gefestigt, dass es sich bei den Adventisten um eine etablierte protestantische Konfession handele, meinte Eugene Hsu, einer der Vizepräsidenten der Weltkirchenleitung, der selbst Chinese ist. «Obwohl in China keine konfessionellen Strukturen anerkannt werden, bedeutet die Entsendung von Vertretern der TSPM und des CCC nach Atlanta, dass die weltweite Verbreitung der adventistischen Kirche bewusst ist», sagte Hsu.
Die Gäste aus der Volksrepublik China interessierten sich unter anderem, welche Beziehungen die Adventisten zu anderen christlichen Glaubensgemeinschaften haben und ob an ihren Schulen auch Nicht-Adventisten aufgenommen werden. Pfarrer Shen zeigte sich von dem Engagement der Kirche für eine gesunde Lebensweise beeindruckt.
Generalkonferenzpräsident Ted N. C. Wilson nahm die Einladung von TSPM und CCC zu einem offiziellen Gegenbesuch in die Volksrepublik China an. Bereits im letzten Jahr hatte Wilsons Vorgänger, Pastor Jan Paulsen, mit einer Delegation die Volksrepublik besucht. Dabei kam es in Schanghai zu einer Begegnung mit dem Präsidenten des Chinesischen Christenrates, Pfarrer Gao Feng. Während der einwöchigen China-Reise waren die adventistischen Kirchenleiter Paulsen, Eugene Hsu, einer der Vizepräsidenten der Generalkonferenz, und Jairyong Lee, Präsident der Nordasien-Pazifik-Region samt ihrer Begleitung auch in Shenyang und Peking. Sie besuchten das Staatliche Büro für Religiöse Beziehungen, die protestantischen theologischen Seminare Nordost und Yanjing, verschiedene Christenräte und drei adventistische Gemeinden.