Der rund 300 Mitglieder aus aller Welt umfassende Exekutiv-Ausschuss der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten hat es während seiner Jahressitzung in Silver Spring, Maryland/USA, mehrheitlich abgelehnt, dass Frauen die Freikirche auf regionaler Ebene als Präsidentin leiten dürfen. Nach einer lebhaften, sechsstündigen Diskussion stimmten 117 Personen dafür und 167 dagegen. Laut dem Onlinedienst „Adventisten heute“ hatten die Nordamerikanische und Transeuropäische Abteilung („Division“) der Freikirche beantragt, in ihren Gebieten auch Personen als Vereinigungs- und Verbandsvorsteher wählen zu dürfen, die keine ordinierten Pastoren sind, so auch Frauen.
Die Adventisten sind als weltweite Kirche folgendermassen organisiert: Mehrere Ortsgemeinden bilden eine „Vereinigung“ (etwa Deutschschweizerische Vereinigung) und mehrere Vereinigungen einen „Verband“ (etwa Norddeutscher Verband). Die Verbände vereinigen sich in der „Generalkonferenz“ als Weltkirchenleitung, die für geografische Gebiete auf kontinentaler Ebene Abteilungen, „Divisionen“ genannt, unterhält. Zur Zeit gibt es weltweit 575 Vereinigungen, 114 Verbände und eine Generalkonferenz mit 13 Divisionen.
Es ginge bei dem Antrag nicht um das Thema Ordination von Frauen zum Pastorenamt, stellte der Präsident der nordamerikanischen Adventisten, Pastor Dan Jackson, klar, sondern darum, Fachkräfte, so auch Frauen, in das Präsidentenamt von Vereinigungen und Verbänden berufen zu dürfen, die für geistliche Führungsaufgaben beglaubigt, aber nicht zum Pastorenamt ordiniert seien. Ähnlich äusserte sich der Präsident der nordeuropäischen Adventisten, Pastor Bertil Wiklander, und fügte hinzu, immer mehr junge Menschen in Europa würden es als diskriminierend betrachten, dass Frauen in der adventistischen Kirche der Weg zu Leitungspositionen versperrt bliebe.
Die Vertreter aus afrikanischen Ländern seien in ihrer Ablehnung der Anträge von Pastor Ted Wilson, dem Generalkonferenzpräsidenten, unterstützt worden, so „Adventisten heute“. Zu den Befürwortern, die sich öffentlich äusserten, hätten unter anderem der ehemalige Generalkonferenzpräsident Jan Paulsen, der Vorsteher der Freikirche in den Niederlanden, Pastor Wim Altink, der Präsident des Baltischen Verbandes, Pastor Valdis Zigalvis, und Ella Smith Simmons, die erste als Vizepräsidentin der Weltkirche gewählte Frau, gehört.
Die Afroamerikanerin und Pädagogin Simmons war während der Weltsynode der Adventisten 2005 in St. Louis/USA überraschend zu einer der neun Vizepräsidenten der Weltkirchenleitung gewählt und bei der Weltsynode 2010 in Atlanta/USA wiedergewählt worden. Doch zwei Tage nach der Wahl der Afroamerikanerin in St. Louis beschlossen die rund 2.000 Delegierten aus aller Welt mehrheitlich, dass der Präsident der Generalkonferenz ein „ordinierter, erfahrener Geistlicher“ sein müsse. Damit sei das höchste Amt in der weltweiten Kirche für Frauen nicht möglich.
Frauen können nach ihrem Theologiestudium in der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten zwar als Pastorin „gesegnet" werden und damit fast alle Amtshandlungen, wie Taufe, Abendmahl, Trauung und Beerdigung, vornehmen; doch ordiniert werden nur männliche Geistliche. Während die Ordination von Pastoren weltweit innerhalb der Freikirche Gültigkeit hat, können Frauen als Pastorinnen nur in den Gebieten wirken, die zu einer Kirchenleitung gehören, welche die Segnung vornahm. Die Weltsynoden der Adventisten 1990 in Indianapolis/USA und 1995 in Utrecht/Niederlande hatten die Ordination von weiblichen Geistlichen mehrheitlich abgelehnt. Die Zulassung von Frauen, die als ordinierte Pastorinnen amtieren, ist ausserhalb von Nordamerika, Westeuropa, China und Australien/Ozeanien, wo nur etwa 13 Prozent der weltweit rund 17 Millionen erwachsen getauften Mitglieder leben, äusserst umstritten.