In Asien, der arabischen Welt oder selbst in Afrika habe sich die Situation für die Christen zunehmend dort verschlechtert, wo auch der islamische Extremismus zugenommen hat. Zu dieser Einschätzung kommt das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors in seinem „Weltverfolgungsindex 2012" (WVI). Zum zehnten Mal in Folge führe das abgeschottete Nordkorea auf Platz 1 die Rangliste der 50 Staaten an, in denen Christen am stärksten verfolgt würden. Die weiteren neun vorderen Plätze belegten allesamt islamisch geprägte Staaten. Insgesamt seien drei Viertel der Länder des WVI, also 38 Staaten, islamisch geprägt.
Auch nach dem Tod des langjährigen Diktators Kim Jong Il gehe Open Doors nicht davon aus, dass sich unter der jetzigen Führungsriege für die nahezu 400.000 Christen in dem abgeschotteten Land schnell etwas verändern werde. Schätzungsweise seien zwischen 50.000 und 70.000 Christen in Nordkorea in Arbeitslagern eingesperrt. Afghanistan ist von Platz 3 auf Platz 2 im Weltverfolgungsindex vorgerückt. Zehn Jahre nach dem Ende des Taliban-Regimes habe sich die Lage in dem islamisch geprägten Land insbesondere für Christen kaum verbessert. Heute gebe es in Afghanistan keine einzige öffentliche Kirche mehr. Gefährdet seien vor allem afghanische Christen muslimischer Herkunft. Sie hielten ihren Glauben geheim. Andernfalls drohe ihnen als „Abtrünnige vom Islam“ im schlimmsten Fall der Tod. Platz 3 im WVI nimmt Saudi-Arabien ein. Wenngleich das streng islamische Land weiter auf einem vorderen Platz steht, gebe es Zeichen der Hoffnung, so Open Doors. Die Zahl der Christen muslimischer Herkunft im Königreich nehme zu. Sie hielten ihren Glauben allerdings geheim, denn bei Entdeckung drohe ihnen die Todesstrafe.
Auch in den Ländern des „arabischen Frühlings“ werde sich aller Voraussicht nach die Lage für Christen nicht verbessern. So habe sich nach dem Ende der Herrschaft des langjährigen Diktators Mubarak die Situation für Christen in Ägypten (Platz 15) gleich um vier Positionen verschlechtert. Mehrere koptische Kirchen seien angegriffen worden, und Islamisten machten Stimmung gegen Christen.
Rund 100 Millionen Menschen würden nach Einschätzungen von Open Doors weltweit wegen ihres christlichen Glaubens verfolgt. Das Land mit der höchsten Anzahl getöteter Christen im Berichtszeitraum (1. November 2010 bis 31. Oktober 2011) sei Nigeria mit 300 bekannt gewordenen Ermordungen von Christen aufgrund ihres Glaubens. Die tatsächliche Zahl könnte jedoch noch höher liegen. In Ägypten seien 60 Christen und im Irak 38 getötet worden. Aufgrund der Abschottung Nordkoreas gebe es keine genauen Daten über die ermordeten Christen in dem Land.
Auch wenn sich die Verfolgung von Christen weltweit verschärft habe, gebe es „viele gute und Mut machende Nachrichten“, erklärte Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland. Gerade inmitten von Bedrängnis, etwa im Iran, entstünden zahlreiche neue christliche Hausgemeinden aus ehemaligen Muslimen. Gefangene Christen aus China und Eritrea würden von neuem Mut berichten, selbst gegenüber Mitgefangenen und Wärtern ihren Glauben zu bezeugen. Und in Nordkorea nehme die Zahl der Christen, die sich heimlich treffen würden, trotz massiver Verfolgung zu. Es gebe auch Verbesserungen. So sei Sri Lanka, im Vorjahr noch auf Platz 49, nicht mehr unter den 50 Ländern des WVI zu finden. Auch in Bhutan (17) wäre es nach Gesprächen zwischen Vertretern der christlichen Minderheit und der Regierung zu Annäherungen gekommen.
Der „Weltverfolgungsindex 2012" von Open Doors ist im Internet unter www.weltverfolgungsindex.de verfügbar.