Seit 2010 führt die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland ein Hilfsprojekt in Laos durch. Dabei errichtet ADRA Deutschland in Zusammenarbeit mit ADRA Laos im Nordwesten des Landes unter den ethnischen Minderheiten, wie den Hmong, Lanten, Khmu und Yao, in 14 Dörfern und deren Schulen Wasserversorgungssysteme sowie Latrinen. Zudem werden die Menschen für das Thema Hygiene sensibilisiert und ihnen bewusst gemacht, welche negativen Folgen das Nutzen der Natur als Toilette haben kann.
„Bevor wir 2010 mit den Massnahmen starteten, war es sehr schmutzig in den Dörfern“, stellte Gabriela Zipper-Banas, Regionalkoordinatorin für die Region Asien bei ADRA Deutschland, fest. „Überall liefen Tiere umher. Die Dorfbewohner tranken das verunreinigte Wasser aus den Flüssen, verrichteten ihr Geschäft im Freien in unmittelbarer Umgebung ihrer Unterkünfte und lagerten die Nahrungsmittel ohne Schutz vor Insekten.“ Die Folge seien vielerlei Krankheiten, allen voran Durchfallerkrankungen und Erkrankungen der Atemwege, gewesen. „Den Menschen war einfach nicht bewusst, dass es wichtig ist, sich nach dem Toilettengang die Hände zu reinigen, bevor man beispielsweise das Essen zubereitet. Wir sahen hier einen grossen Entwicklungsbedarf.“
Mittlerweile hätten die Dörfer sogenannte „Waterpoints“. An fünf bis sechs zentralen Stellen stünden Wasserpumpen, die das Wasser aus den Quellen zapften, berichtete Zipper-Banas. Seit Installation der Wasserstellen habe sich die Krankheitsrate der Dorfbewohner drastisch verringert. Es träten kaum noch Durchfallerkrankungen auf, die Menschen fühlten sich viel gesünder und hätten ein stärkeres Immunsystem. Ausserdem sparten sie sich den weiten und beschwerlichen Fussmarsch zu den bisherigen Wasserstellen und hätten somit mehr Zeit für die Familie und ihre Arbeit in der Landwirtschaft.
Das ADRA-Projekt habe sich so gut entwickelt, dass laut Gabriela Zipper-Banas durch Kosteneinsparungen sogar zwei weitere Dörfer mit einem Wassersystem ausstattet werden könnten. Deshalb sollten nun anstatt der 510 insgesamt 733 Toiletten gebaut werden. Durch den Rückgang der allgemeinen Krankheiten könne die mobile Klinik ihre Arbeit auf die Mutter-Kind-Gesundheit konzentrieren und sei nun vor allem in der Vorsorge tätig.
Die Menschen seien in Laos zum Umdenken bereit, betonte die Projektkoordinatorin. Natürlich müsse man sich ihnen über ihre kulturellen Gepflogenheiten nähern, aber sie selbst wollten eine Verbesserung ihrer Lebensumstände, sonst hätten sie sich als Dorf nicht bei der Regierung für den Bau eines Wassersystems beworben. Besonders beliebt seien bei der Bevölkerung die Gesundheitstrainings. Die Theaterstücke über das Händewaschen und den Umgang mit dem Wasser hätten sich bei den Menschen im Dorf tief eingeprägt. Auch die Latrinen würden bereitwillig von 90 bis 95 Prozent der Menschen genutzt.
Ausserdem sei von der Regierung ein Wettbewerb für die Dörfer ausgeschrieben worden, berichtete Zipper-Banas. Dabei gehe es vor allem um die persönliche Hygiene der Dorfbewohner, die Hygiene im Haushalt und im Dorf allgemein. Insgesamt dreimal käme ein Vertreter der Regierung unangemeldet ins Dorf und begutachte die Situation. Finde er ein sauberes Dorf und hygienebewusste Bewohner vor, dann erhalte das Dorf die rote Fahne, die am Dorfeingang aufgehängt werde. Sie zeichne die Siedlung als besonders sauber aus. Seien das Dorf und dessen Bewohner auf einem guten Weg im Hinblick auf die Sauberkeit, gebe es die gelbe Flagge, und wären noch deutliche Mängel vorhanden, werde eine blaue Flagge gehisst. „Die Dorfbewohner sind unglaublich stolz, wenn sie die rote Fahne erhalten.“
Zu Beginn des Projekts habe ADRA sogenannte Wasserkomitees gegründet. Sie bestünden aus Dorfbewohnern, die während der Arbeit von ADRA aktiv mitgeholfen hätten und dadurch auch den technischen Umgang mit dem Wassersystem kennen würden. Sie seien in der Lage, Wartungsarbeiten und Reparaturen vorzunehmen. Wenn sich ADRA nach Beendigung des Projekts zurückziehe, würden die Wasserkomitees die Instandhaltung des Wassersystems übernehmen. Ab diesem Zeitpunkt fielen für die Dorfbewohner monatlich geringe Wassernutzungsgebühren von umgerechnet 5 Cent pro Person an. „Das Wasserkomitee setzt diese Gebühren dann für die Wartung der Anlagen ein, sodass die Bevölkerung auch noch die nächsten 15 bis 20 Jahre von dem neuen Wassersystem profitieren kann“, prognostizierte Gabriela Zipper-Banas von ADRA Deutschland. Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziell gefördert.