Augsburg sei im 16. Jahrhundert eine der Hauptstädte der Täuferbewegung gewesen. „Das wird jedoch heute kaum öffentlich wahrgenommen“, bedauerte Wolfgang Krauss von der Augsburger Mennonitengemeinde. Mit der Enthüllung einer Gedenktafel für die aus Augsburg vertriebene Täuferin Susanna Daucher sollte deshalb ein erstes bleibendes Erinnerungszeichen gesetzt werden.
Am Freitag, 12. April, dem Jahrestag der täuferischen Osterversammlung von 1528, wurde in Augsburg, Hinterer Lech 2/Ecke Schleifergässchen, eine Gedenktafel am früheren Haus der Gastgeberin der Versammlung, Susanna Daucher, enthüllt. Die Enthüllung war Teil des Rahmenprogramms der Mitgliederversammlung des Mennonitischen Geschichtsvereins in Augsburg. Dabei sollten auch Akzente für das Themenjahr „Reformation und Toleranz“ innerhalb der Reformationsdekade der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gesetzt werden.
„Die Täufer orientierten sich an der Bibel, betonten aber auch das unmittelbare Wirken des Heiligen Geistes. Sie strebten nach einer unabhängigen Kirche in der Nachfolge Jesu“, informierte Krauss. „Darum wollten sie an staatlicher Gewaltausübung nicht teilnehmen und lehnten den Kriegsdienst ab. Sie teilten ihre Habe miteinander und mit den Armen und setzten so Zeichen für eine gerechte Gesellschaft.“ Der Glaube und die Entscheidung, Jesus nachzufolgen, sollten freiwillig sein. „So tauften sie Erwachsene und lehnten die Säuglingstaufe ab.“ Von ihren Gegnern „Wiedertäufer“ genannt, seien sie bald von katholischen wie reformatorischen Obrigkeiten verfolgt und vielfach hingerichtet worden.
„Susanna Daucher öffnete ihr Haus im Lechviertel für Versammlungen“, so der Täuferhistoriker Wolfgang Krauss. Am 12. April 1528 hätten sich dort 100 Täufer zu einer geheimen Osterversammlung getroffen. „Die Prediger Hans Leupold und Georg Nespitzer warnten am Beginn vor möglicher Entdeckung, sodass zwölf Teilnehmer wieder gingen.“ Tatsächlich sei das Treffen von der Stadtwache ausgehoben und 88 Täufer und Täuferinnen verhaftet worden. „Es gab eingehende Verhöre, auch unter Folter, mehreren wurde ein Brandmal auf die Backe gebrannt, einer Frau wurde die Zunge herausgeschnitten, der Vorsteher Hans Leupold am 25. April 1528 hingerichtet.“ Die Gastgeberin sei am 21. April 1528 mit anderen auf Lebenszeit aus Augsburg ausgewiesen worden. „Das Backenbrennen wurde ihr erspart, weil sie schwanger war. Ihre beiden kleinen Söhne musste sie zurücklassen.“
Zur Mitgliederversammlung des Mennonitischen Geschichtsvereins in Augsburg gehörten auch die Stadtführung „Auf den Spuren der Täufer“ mit Wolfgang Krauss, sowie eine Exkursion mit Besuch des Ortsteils Leitershofen von Stadtbergen. Dort gibt es eine Gedenktafel für Eitelhans Langenmantel, der 1528 von Täuferjägern des Schwäbischen Bundes entführt und hingerichtet wurde. Weitere Stationen waren Lagerlechfeld, der Einsatzort der mennonitischen Füchtlingshilfe in den 1920er Jahren, und der Täuferbrunnen in Althegnenberg-Hörbach mit Erinnerungen an die Täuferverfolgung im Herzogtum Bayern.