Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Australien unterstütze die „Papua-Neuguinea-Lösung“ der australischen Regierung nicht, berichtete „Record“, adventistische Kirchenzeitschrift in Australien. Laut einer Regierungsmitteilung vom 19. Juli sollen zukünftig alle Bootsflüchtlinge, die Australien erreichen, auf der Insel Manus in Papua-Neuguinea (PNG) interniert werden. Dort hätten sie aber keine Chance mehr auf Anerkennung als Flüchtlinge in Australien, so das Hilfswerk. Die sogenannte „PNG-Lösung“ sei ungerecht, ohne Mitgefühl und gefährde das Leben sowie die Lebensgrundlage von Tausenden von schutzbedürftigen Asylsuchenden als auch von Einheimischen in Papua-Neuguinea, so ADRA.
Weil auch die Oppositionsparteien ebenfalls harte Vorschläge zur australischen Flüchtlingspolitik unterbreiteten, wolle das adventistische Hilfswerk mit seiner Stellungnahme einige Fakten bewusst machen, die in der politischen Debatte untergingen:
• Kein Asylsuchender, der per Boot Australien erreiche, werde mit der „Papua-Neuguinea-Lösung“ eine Chance auf Anerkennung haben, vielmehr drohe ihm die Abschiebung ins Heimatland, die Umsiedlung in ein Drittland oder möglicherweise unbegrenzte Haft auf der Insel Manus in Papua-Neuguinea.
• Laut UNO-Index für menschliche Entwicklung gehöre Papua-Neuguinea, zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt, Australien hingegen werde als das zweitbeste entwickelte Land aufgeführt.
• Die sozialen Indikatoren auf Papua-Neuguinea gehörten nach Angaben der Entwicklungshilfeagentur der australischen Regierung (AusAID) „zu den schlimmsten im asiatisch-pazifischen Raum“. Demnach trügen Armut, Arbeitslosigkeit und schlechte Regierungsführung in Papua-Neuguinea zu gravierenden Problemen im Bereich Recht und Ordnung bei.
• Gemäss australischem Flüchtlingsrat stehe Australien weltweit an 62. Stelle bei der Aufnahme von Flüchtlingen pro Kopf der Bevölkerung und an 87. Stelle in Bezug auf das Volksvermögen. Australien habe 2012 nur 0,99 Prozent der in diesem Jahr weltweit anerkannten Flüchtlinge aufgenommen.
• ADRA Australien führe im Weiteren an, dass das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) Australien als Unterzeichnerstaat der Genfer Flüchtlingskonvention gewarnt habe, dass der jüngste Wechsel in der Flüchtlingspolitik Verletzungen des Völkerrechts und der eingegangenen Menschenrechtsverpflichtungen darstellen könnte.
Asylsuchende seien verletzlich, Opfer von Armut und Gewalt und würden benachteiligt, so das adventistische Hilfswerk in Australien. Sie gehörten zweifellos zu jenen „Geringsten“, zu deren Beistand und Hilfe Jesus aufgerufen habe. Die adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Australien sei der Überzeugung, dass alle Menschen gleichwertig von Gott geschaffen worden seien. Es sei zudem ein biblischer Auftrag, sich selbstlos und mitfühlend um andere zu kümmern sowie sich für die Gerechtigkeit aller Menschen einzusetzen, so die Hilfsorganisation.
Deshalb sei ADRA gegen die kürzlich von der australischen Regierung vorgenommenen Änderungen in der Asylpolitik. Das Hilfswerk teile hingegen die Einschätzung des Australischen Rats für internationale Entwicklung (ACFID), wonach die derzeitige Politik „verzweifelte Menschen in unhaltbare Situationen“ bringe. ADRA Australien appelliere an alle politischen Parteien, gerechte, barmherzige und humane Ansätze bei der Behandlung und Unterbringung von Flüchtlingen zu suchen sowie offenzulegen, welche Auswirkungen diese Politik auf die aktuellen Hilfsbudgets haben würde.
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Australien wurde 1956 als Abteilung der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten unter dem Namen „Seventh-day Adventist Welfare Service“ (SAWS) gegründet und leistete vorwiegend Nothilfe. 1983 wurde SAWS in ADRA umbenannt und nahm auch Entwicklungshilfeprojekte ins Portfolio auf. Mit 21 Vollzeitangestellten hat das Hilfswerk 2012 in 19 Ländern 71 Projekte im Gesamtwert von 10 Millionen Franken / 8,1 Millionen Euro durchgeführt und unterhält in Australien 90 Zweigstellen mit insgesamt 2‘700 freiwillig Mitarbeitenden. 38 Prozent der Einnahmen von ADRA stammen von AusAID, der australischen Regierung.