Nach einem Bericht der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, vom Juni 2013 seien weltweit 92,5 Prozent aller inhaftierten Kriegsdienstverweigerer Südkoreaner. Fast alle wären Zeugen Jehovas. Erstmals sei jetzt auch mit Sang-Min Lee ein Mennonit in Südkorea zu 18 Monaten Haft wegen Kriegsdienstverweigerung verurteilt worden, informierte das Deutsche Mennonitische Friedenskomitee in Bammental bei Heidelberg.
Das Mitglied der „Gnade und Frieden“-Mennonitengemeinde in Seoul, berichte, dass in seinem Land die meisten Christen und Nicht-Christen an dem Thema Kriegsdienstverweigerung kein Interesse hätten und eine derartige Haltung sogar ablehnten. Laut Lee müsse er damit rechnen, dass er als Vorbestrafter auch nach seiner Haft kriminalisiert und in der Gesellschaft als Verweigerer des Militärdienstes geächtet werde, sodass er für den Rest seines Lebens von vielen beruflichen Laufbahnen ausgeschlossen sei. Der 27-Jährige bitte für seine Familie, besonders für seine Eltern, und auch für ihn zu beten.
In Südkorea hätten das Militär und die Ausbildung zum Soldaten gesellschaftlich eine hohe Bedeutung, stellt auch die Deutsche Ostasienmission (DOAM) in Stuttgart fest. In Lebensläufen und Bewerbungsgesprächen würden besonders auf den Militärdienst Bezug genommen, und politisch die wichtige Rolle der Armee und des militärischen Drills vor allem mit der Bedrohung durch Nordkorea begründet. Für nahezu alle jungen Männer im Land sei es selbstverständlich, zwei Jahre lang Dienst an der Waffe zu leisten. Bei gesundheitlichen Einschränkungen könnten nach der Grundausbildung Aufgaben in der Verwaltung übernommen werden. Nach dem Wehrdienst müsse jeder für weitere 160 Stunden an Wehrübungen teilnehmen. Einen Zivildienst gebe es laut DOAM in Südkorea nicht. Die Entscheidung, den Wehrdienst zu verweigern, habe schwerwiegende Folgen, denn damit gelte der Betreffende als vorbestraft. Er werde deshalb nie einen Arbeitsplatz beim koreanischen Staat bekommen, auch alle Grossbetriebe stellten keine Kriegsdienstverweigerer ein.
Die Mennoniten leiten ihren Anfang von der Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts ab; sie sind damit die älteste Freikirche. Sie gelten zudem als „historische Friedenskirche“, da sie in weiten Teilen den Kriegsdienst ablehnten und deshalb in Regionen auswichen, wo ihnen dieses Recht als Privileg zugesichert wurde. Im 20. Jahrhundert hat sich diese Verweigerungshaltung vielerorts zu einer aktiven Gewaltfreiheit entwickelt, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung mitten in der Gesellschaft einsetze.