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„MissionRespekt. Christliches Zeugnis in einer mulitreligiösen Welt“

Berlin/Deutschland | 05.09.2014 | APD | Religionsfreiheit

Was bedeutet christliche Mission heute? Wie können Christinnen und Christen in einer pluralistischen, multireligiösen Gesellschaft ihren Glauben bekennen, und welche Grenzen sind dabei zu beachten? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der internationale Kongress „MissionRespekt. Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“, der vom 27. bis 28. August in Berlin stattfand. Die rund 250 Teilnehmer kamen unter anderem auf Einladung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), des Evangelischen Missionswerkes (EMW), des Internationalen Katholischen Missionswerkes (missio) und der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) in die Bundeshauptstadt.

Das Dokument von 2011
Der Kongress befasste sich zunächst mit dem Dokument „Christliches Zeugnis in einer mulireligiösen Welt“, das nach fünfjähriger Arbeit am 28. Juni 2011 gemeinsam vom Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog (PCID), der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) und dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) veröffentlicht wurde. In dem Dokument geht es um missionarische Prinzipien. Dazu gehörten die Freiheit, den Glauben zu bezeugen, das Ablehnen von Gewalt in der Mission, gegenseitiger Respekt für alle Menschen ungeachtet ihrer Religion und Ehrlichkeit. So werden „Täuschung und Zwangsmittel“ bei der Mission als Verrat am Evangelium bezeichnet. Zudem spricht das Dokument den Austausch mit Menschen anderer Religionen und Kulturen sowie mit Nicht-Gläubigen an. Ziel sei es, den Einsatz der Kirchen für ein friedliches Miteinander der Religionen deutlich zu machen, ohne die Bedeutung des eigenen Glaubens zu schmälern. Als Orientierungshilfe sollte dabei immer Jesus Christus dienen: seine Verkündigung des Reiches Gottes, sein Dienst am Nächsten und seine Selbsthingabe.

„Den Fremden in seiner Fremdheit aushalten“
Die Delegierten des Berliner Kongresses besprachen zudem, wie die verschiedenen christlichen Traditionen angesichts der aktuellen Krisen in der Welt in grösserer Gemeinsamkeit für Werte wie Religionsfreiheit, soziale Gerechtigkeit und Frieden eintreten könnten. Der Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, rief zu einem friedlichen Miteinander der Kulturen und Religionen in Deutschland auf. „Wir erleben gerade wieder schmerzlich, dass der Antisemitismus nicht überwunden ist“, beklagte er. Ziel müsse es sein zu lernen, „den Fremden in seiner Fremdheit auszuhalten, die Wahrheit des eigenen Glaubens selbstbewusst aber nicht aggressiv zu vertreten und über allem die demütige Erkenntnis, dass jede menschliche Wahrheitsvorstellung angesichts Gottes Grösse unvollkommen ist.“

Schneider nannte es eine der wichtigsten Herausforderungen für die Kirchen, die eigenen Gemeindemitglieder wieder auskunftsfähig hinsichtlich ihrer Glaubensüberzeugung zu machen. „Fremdenfeindlichkeit ist oft das Resultat einer unsicheren eigenen Identität. Wenn wir also die eigene Identität stärken und sprachfähig machen, dient das dem friedlichen Zusammenleben.“ Unverhandelbar sei für ihn im Gespräch mit anderen Religionen der Verzicht auf Gewalt und die Anerkennung der Menschenrechte, wie der Religionsfreiheit und der Gleichberechtigung von Männern und Frauen.

Religionswechsel in Indien für Hindus schwer
Vertreter verschiedener Länder berichteten über die heimische Situation im Hinblick auf Mission. Dabei sei die Lage in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich. In Indien sehe sich die christliche Minderheit zahlreichen Einschränkungen ausgesetzt, beklagte der römisch-katholische Erzbischof der indischen Diözese Vasai, Felix Anthony Machado. Obwohl die Verfassung des Landes die Religionsfreiheit garantiere, gebe es in sieben von 29 Bundesstaaten sogenannte Antibekehrungs-Gesetze. Auch in den übrigen 22 Bundesstaaten seien Behinderungen zu erwarten, wenn Hindus ihren Glauben wechseln wollten. Die Religionsfreiheit sei unter anderem durch die gegenwärtig regierende Hindu-Partei BJP gefährdet. Radikale Hindus würden den Christen vorwerfen, die Mission mit unlauteren Mitteln zu betreiben. Der Generalsekretär der Asiatischen Evangelischen Allianz, Richard Howell, ergänzte, dass ein Glaubenswechsel für die vom hinduistischen Kastensystem ausgeschlossenen Dalits („Unberührbaren“) die einzige Möglichkeit sei, sich aus diesem diskriminierenden System zu befreien.

Keine Alternative zum friedlichen Miteinander der Religionen
In der Abschlusserklärung des Kongresses „MissionRespekt“ in Berlin heisst es: „Wir sind der Überzeugung, dass es keine Alternative zum friedlichen Miteinander der Religionen geben kann.“ Das verlange von Christen ein einladendes Bekenntnis des Glaubens, die respektvolle Zuwendung zu Menschen anderer religiöser Überzeugungen und Solidarität mit denen, welchen das Ausdrücken ihrer religiösen Überzeugungen verwehrt werde. „Menschen mit unterschiedlichen oder keinen religiösen Beheimatungen müssen gemeinsam jenen entschlossen entgegentreten, die Religion missbrauchen, um politische und soziale Konflikte auszutragen und Andersglaubende zu verfolgen.“

Adventisten zum Thema Religionsfreiheit, Evangelisation und Proselytismus
Pastor Bernhard Bleil (Ostfildern bei Stuttgart), Abteilungsleiter für Gemeindeaufbau und Evangelisation des Süddeutschen Verbandes der Siebenten-Tags-Adventisten, meinte zur Abschlusserklärung des Kongresses, dass sich auch die weltweite Freikirche mit diesem Thema seit Jahren beschäftige. Schon in der „Stellungnahme zu Religionsfreiheit, Evangelisation und Proselytismus“ der adventistischen Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) vom Juli 2000 sei zum Ausdruck gebracht worden, dass für Adventisten die Religionsfreiheit ein menschliches Grundrecht sei. Die Freikirche würde zwar die globale Mission und Evangelisation bejahen, doch evangelistische und missionarische Aktivitäten müssten die Menschenwürde respektieren. Verkündiger müssten wahrhaftig und durchschaubar sein, wenn sie es mit anderen religiösen Gruppen zu tun hätten. Es sollte eine Ausdrucksweise benutzt werden, die es vermeide, andere religiöse Gemeinschaften zu kränken. „Falsche oder andere Religionen lächerlich machende Aussagen sollten unterbleiben“, heisst es in der Stellungnahme.

Zudem betone die Erklärung, so Bleil, dass Bekehrung eine Erfahrung des Geistes sei und deshalb auf keinen Fall mit Vorteilen oder dem Erhalt materieller Anreize in Verbindung gebracht werden sollte. „Wenn auch das Recht zur Beteiligung an humanitären Aktivitäten voll anerkannt werden muss, sollten solche Aktionen niemals in irgendeiner Art und Weise mit Evangelisation verbunden sein. Menschen, die sich nicht wehren können, sollten nicht ausgenutzt werden, indem man ihnen finanzielle und materielle Anreize anbietet, um sie zum Religionswechsel zu drängen.“

Bereits 1926 habe die Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten „Richtlinien für die Beziehungen zu anderen christlichen Kirchen und religiösen Organisationen“ erlassen, informierte Pastor Bleil. Darin werde ebenfalls betont, dass bei der missionarischen Arbeit „jederzeit der Geist christlicher Höflichkeit, Offenheit und Fairness vorherrschen“ sollte. Da Religion „auf Gewissen und Überzeugung gründet“, dürfe „niemand aus egoistischem Interesse oder wegen vorübergehender Vorteile in unsere Freikirche gezogen“ werden. In den Richtlinien werde betont: „Wenn ein Gesinnungswechsel ein Mitglied unserer Freikirche zu dem Empfinden führt, nicht mehr mit dem Glauben und dem Gemeindeleben der Siebenten-Tags-Adventisten im Einklang zu sein, anerkennen wir nicht nur das Recht, sondern auch die Verpflichtung eines solchen Mitgliedes, dass es seine religiöse Zugehörigkeit entsprechend seiner Überzeugung wechselt, ohne ihm Böses nachzusagen. Wir erwarten von anderen religiösen Körperschaften, dass sie im gleichen Geist der religiösen Freiheit reagieren.“

Zwar könne die Freikirche „wegen ihres Verständnisses des ihr verordneten Evangeliumsauftrages“ ihre Mission nicht auf bestimmte geographische Gebiete begrenzen. Doch in den Richtlinien von 1926 werde ausdrücklich hervorgehoben: „Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten erkennt auch das Recht anderer religiöser Überzeugungen an, ohne geographische Beschränkungen tätig zu werden.“

Die Aussagen in der Stellungnahme von 2000 und in den Richtlinien von 1926 seien sehr eindeutig. Es gelte jedoch, sie immer wieder vor Augen zu haben und in die Tat umzusetzen, gab Pastor Bernhard Bleil zu bedenken.

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