Warning: Undefined array key "jahr" in /home/httpd/vhosts/apd.media/httpdocs/php/lib/APD/repository/NewsgroupRepository.php on line 40 APD - APD-INFORMATIONEN 11/2021 - NOVEMBER 2021 (Adventistischer Pressedienst)

APD-INFORMATIONEN 11/2021 - NOVEMBER 2021

Lilian Studer, EVP-Nationalrätin, zum Entscheid, den Alkoholverkauf in Migros Filialen zu ermöglichen. © Tweet: https://twitter.com/LilianStuder/status/1456997666823581696?s=20

Migros-Delegierte wollen Alkoholverkauf in Filialen ermöglichen

Zürich/Schweiz | 30.11.2021 | APD | Schweiz

Die Migros-Delegiertenversammlung hat am 6. November in Zürich ihre Statuten geändert und damit den Weg frei gemacht, dass in den Migros-Filialen in Zukunft Alkohol verkauft werden kann. Diesen Entscheid muss aber jede der zehn regionalen Migros-Genossenschaften für ihren Bereich selbst fällen. Ein allfälliger Alkoholverkauf in den Migros-Filialen wäre laut SRF erst im Jahr 2024 möglich. Migros ist der einzige grosse Detailhändler in der Schweiz, der seit der Gründung 1925 in seinen Filialen keinen Alkohol verkauft.

Migros verkauft bereits jetzt Alkohol
In von der Migros betriebenen Golfklubs, in einzelnen Freizeitanlagen und im eigenen Internet-Shop wird bereits jetzt Alkohol verkauft. Dies ist ebenso in Migrol-Tankstellenshops der Fall, bei denen es sich aber nicht um Migros-Filialen handelt. Deren Pächter sind Partner der Migrol-Genossenschaft, einem autonomen Unternehmen der Migros-Gemeinschaft. Denner, das Tochterunternehmen der Migros, verkauft auch Alkohol.

Appell an regionale Migros-Genossenschaften: Alkoholverkauf nicht zulassen
Das Blaue Kreuz, christliche Organisation zur Selbsthilfe bei Suchtkrankheiten, reagierte auf den Entscheid der Migros-Delegierten mit Bedauern und Enttäuschung. Es appelliert an die zehn regionalen Migros-Genossenschaften, Verantwortung zu übernehmen und «an der bewährten Politik des Migros-Gründers Gottlieb Duttweiler festzuhalten». In den regionalen Genossenschaften müssten zwei Drittel der Genossenschafter und Genossenschafterinnen in der Schweiz dem Alkoholverkauf zustimmen, um diesen in den Filialen zu ermöglichen. 2,3 Millionen der 8,7 Millionen Einwohner in der Schweiz sind Migros Genossenschafter und Genossenschafterinnen.

«Menschen mit einem Alkoholproblem können heute noch bei Migros einkaufen, ohne mit Alkohol und Alkoholwerbung in Berührung zu kommen», schreibt die Suchthilfeorganisation in einer Medienmitteilung. «Trockene Alkoholiker sind ständig in Gefahr, in die alte Sucht zurückzufallen. Auch ein schwacher Auslöser kann einer zu viel sein.»

Fatale Entscheidung für Menschen mit Alkoholproblemen
Lilian Studer, Nationalrätin AG (EVP), schreibt auf Twitter zum Entscheid der Migros-Delegierten: «Duttweilers Philosophie war nicht nur Geld zu verdienen, sondern dem Gemeinwohl zu dienen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei das Verkaufsverbot der Migros von Alkohol. Für Menschen mit Alkoholproblemen ist der Vorentscheid zur Aufhebung fatal.»

Genossenschaften als Schutzwall gegen falsch verstandene Liberalisierung
«Duttweilers Botschaft ist aktuell und vorbildlich, und das nicht nur in Bezug auf Alkohol», sagt Philipp Hadorn, Präsident des Blauen Kreuzes Schweiz. «Jetzt sind die Migros-Genossenschaften der letzte Schutzwall gegen eine falsch verstandene Liberalisierung der Geschäftspraktiken bei der Migros.»

Adventisten vertreten Abstinenz in der Alkoholfrage
Die Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) der Siebenten-Tags-Adventisten hat 1990 in einer Erklärung zu «Gebrauch, Missbrauch und Abhängigkeit von Substanzen» (Chemical Use, Abuse, and Dependency) bezüglich Temperenz, formuliert: «Völlige Enthaltsamkeit von dem, was schädlich ist, und umsichtiger sowie vernünftiger Gebrauch von dem, was gut ist.»

Die 22. von 28 Glaubensüberzeugungen der Adventisten trägt den Titel: «Christlicher Lebensstil». Dort steht unter anderem: «Neben ausreichender körperlicher Bewegung und Ruhe wollen wir uns so gesund wie möglich ernähren und uns der Speisen enthalten, die in der Heiligen Schrift als unrein bezeichnet werden. Weil wir uns nicht schaden wollen, enthalten wir uns auch alkoholischer Getränke, des Tabaks, jeglicher Drogen und lehnen den Missbrauch von Medikamenten ab.»

Zur 22. Glaubensüberzeugung der Siebenten-Tags-Adventisten:
https://www.adventisten.ch/wer-sind-wir/ueber-gott-glauben/28-glaubensueberzeugungen/22-christlicher-lebensstil/

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Cover der Gebetslesung 2021 der Adventisten im deutschsprachigen Europa. © Titelfoto: Dane Deaner

Gebetswoche 2021 der Siebenten-Tags-Adventisten

Zürich/Schweiz | 30.11.2021 | APD | Schweiz

Die jährliche, weltweite Gebetswoche der protestantischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten hat in der Deutschschweiz vom 6. bis 13. November stattgefunden. Sie stand in diesem Jahr unter dem Thema «Ich werde gehen – Ausgesandt, um die Botschaft weiterzugeben“. Die Weltkirchenleitung stellte eine Gebetslesung für die weltweit über 21 Millionen Adventisten zur Verfügung. Die Tagesabschnitte werden traditionell gemeinsam gelesen und anschliessend tauschen sich die Teilnehmenden vor dem Beten darüber aus. In den 32 adventistischen Kirchgemeinden der Deutschschweiz waren Mitglieder und Gäste zu besonderen Gebetsversammlungen eingeladen.

Sechs der acht Lesungen zur Gebetswoche 2021 wurden von Ángel Manuel Rodríguez und seiner Tochter Díxil Lisbeth Rodríguez geschrieben. Der Puertoricaner war 19 Jahre lang im Biblischen Forschungsinstitut (BRI) der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) in den USA tätig und diente als Pastor, Pädagoge und Administrator. Seine Tochter hat einen Doktortitel in Rhetorik und arbeitete als Universitätsprofessorin und Krankenhausseelsorgerin in den USA.

Adventisten sollen dreifache Engelsbotschaft der Offenbarung verkünden
«In unserer diesjährigen Gebetswoche werden wir tief in diese äusserst wichtige Botschaft eintauchen, die Jesus Christus und seine Gerechtigkeit im Mittelpunkt hat», schreibt Pastor Ted Wilson, Präsident der Generalkonferenz der Adventisten. Es sei die spezifische Aufgabe der Siebenten-Tags-Adventisten, die Dreifache Engelsbotschaft aus Offenbarung 14,6-12 zu verkünden.

Christus - Mitte adventistischer Verkündigung
«Viele Menschen sind besorgt und stellen Fragen. Sie sollten erfahren, dass es einen liebenden Vater gibt, der weiss, was geschieht und alles unter Kontrolle hat. Wir brauchen keine Angst zu haben, wenn wir mit ihm verbunden sind», schreibt Pastor Mario Brito, Leiter der Adventisten in West- und Südeuropa, in seinem Beitrag: «Christus ist die Mitte unserer Verkündigung.»

Themen einiger Tageslesungen
«Die dreifache Engelsbotschaft und die Mission unserer Kirche»; «Ein Aufruf der Liebe»; «Busse und Gericht»; «Betet den Schöpfer an»; «Eine liebevolle Warnung von Gott»; «Das Endgericht und Gottes Liebe».

Das Lesungsheft zur Gebetswoche kann kostenlos heruntergeladen werden (PDF):
https://advent-verlag.de/zeitschriften/gebetslesungen/gebetswoche-2021

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Oft wird unterschätzt, was viele Frauen heute leisten müssen. © Bild: engin akyurt on Unsplash

Arbeitsbelastung von Frauen durch Coronapandemie gestiegen

Silver Spring, Maryland/USA | 30.11.2021 | APD | International

Silver Spring, Maryland/USA | 15.11.2021 | APD | Internationale Studien zeigen, dass Frauen in der Pandemie zusätzlich zur beruflichen Arbeit deutlich mehr Hausarbeit leisten als Männer, was zu chronischer Müdigkeit, Ängsten und Stress führt. Dies wurde auch in einer kürzlich erschienenen Studie der Unternehmens- und Strategieberatungsfirma McKinsey bestätigt. Die Abteilung Frauen der Weltkirchenleitung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten möchte aufklären und Ressourcen stärken.

Die Coronapandemie hat zur Überlastung der Frauen beigetragen. Die McKinsey-Studie Woman in the Workplace vom September 2021 zeigt, dass mehr Frauen als Männer über Erschöpfung, Burnout und den Druck, mehr zu arbeiten, berichten. Frauen, die sich dafür entscheiden, ausser Haus zu arbeiten, müssen sich zusätzlich um den Haushalt kümmern. Das Problem ist, dass unbezahlte Hausarbeit oft nicht als Arbeit wahrgenommen und übersehen wird, obwohl sie genauso herausfordert wie eine bezahlte Arbeit. In der einschlägigen Literatur wird das chronische Müdigkeitssyndrom als ein wachsendes Phänomen bei Frauen sowohl in armen als auch in wohlhabenden Ländern beschrieben.

Emotionale Arbeit
Hinzu kommt die „emotionale Arbeit". Sie wird definiert als der Prozess des Managements von Gefühlen und Äusserungen, um die emotionalen Anforderungen einer Aufgabe zu erfüllen und andere Menschen glücklich und zufrieden zu machen, obwohl man sich selbst nicht so fühlt. Frauen fühlen sich oft innerlich unter Druck gesetzt, auf jeder Ebene der Verantwortung erfolgreich zu sein. Wenn sie das gesetzte Ideal nicht erreichen, können leicht Gefühle der Unzulänglichkeit oder Schuldgefühle entstehen, was zu Angst und Stress führt.

Reaktion der adventistischen Kirche
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist sich dieser Tatsache bewusst. Heather-Dawn Small, Leiterin der Abteilung Frauen der Weltkirchenleitung (mit Sitz in Silver Spring/Maryland, USA), sagt: „Wir haben über die Jahre versucht, unsere weiblichen Kirchenmitglieder zu unterstützen, indem wir sie befähigt haben, ihre Zeit besser einzuteilen, die Bedeutung des Delegierens zu betonen und gleichzeitig die Selbstfürsorge zu fördern. Wenn Frauen erkennen, dass es wichtig ist, sich geistig, körperlich, emotional und sozial um sich selbst zu kümmern, können sie ihr Arbeitspensum besser bewältigen.“ Die Abteilung Frauen der Weltkirchenleitung hat zur Anregung einen Flyer für die lokale Kirchenarbeit zur Verfügung gestellt (englischsprachig):
https://women.adventist.org/assets/public/files/Six%20Focus%20Issues/Brochure_6issues_WORKLOAD.pdf

Zur zitierten McKinsey-Studie:
https://www.mckinsey.com/featured-insights/diversity-and-inclusion/women-in-the-workplace

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Adventistisches Gebetstreffen für Nordkorea an der demilitarisierten Zone. © Bild: NSD NEWS

Adventisten beten und planen, das Evangelium in Nordkorea weiterzugeben

Paju, Gyeonggi/Südkorea | 30.11.2021 | APD | International

Am 11. September haben adventistische Kirchenleiter in Südkorea 17 adventistische Gottesdienste in der Nähe der demilitarisierten Zone besucht. Sie haben gepredigt und Gebetsversammlungen abgehalten in denen Gott gebeten wurde, die Türen für das Evangelium in Nordkorea zu öffnen.

Die teilkontinentale Kirchenleitung der Adventisten für Nordasien-Pazifik (NSD) zu der die Länder Japan, Mongolei, Nordkorea, Südkorea und Taiwan gehören, hat im Frühjahr eine Abteilung „Nordkorea-Mission“ gegründet. Pastor Beom Seok Oh wurde zum ersten Direktor der Nordkorea-Mission ernannt.

3M-Ziele für die Evangelisation in Nordkorea
Laut NSD-News setzte sich Oh drei Ziele (3M), um das Vorhaben der Mission von Nordkorea effektiver umsetzen zu können: einen Masterplan erstellen, Missionare ausbilden und Materialien vorbereiten. Erstens sei es von entscheidender Bedeutung, detaillierte Pläne für die mittel- bis langfristige Zukunft zu entwickeln, sagte er. Zweitens sollen mindestens 1.000 Missionare ausgebildet werden, und schliesslich sollen mindestens 10 Milliarden koreanische Won (7,8 Millionen Franken) an Geldmitteln bereitgestellt werden. Wenn Gott die Türe nach Nordkorea öffne, sollen nach der Erreichung dieser Ziele sollen gleichzeitig 100 adventistische Gemeinden in Nordkorea gegründet werden, sagte Oh.

„Der Schlüssel auf diesem Weg ist das Gebet, denn nur Gott kann eine so gewaltige Aufgabe bewältigen“, sagte Oh. „Die Nordkorea-Mission hat den Plan, nicht weniger als 1.000 Gebetsgruppen im gesamten Gebiet der NSD zu organisieren.“ Für diese Ziele und Pläne in Nordkorea wurde in den Gottesdiensten in Südkorea, entlang der demilitarisierten Zone, gebetet.

Adventisten in Südkorea
In Südkorea, mit 51,8 Millionen Bewohnern, feiern rund 260.000 adventistische Christen in 699 Kirchgemeinden und 134 Gruppen jeweils am Samstag (Sabbat), dem biblischen Ruhetag, den Gottesdienst. Sie unterhalten zehn Primar- und 10 Sekundarschulen, eine Universität sowie eine universitäre Ausbildungsstätte für medizinische Berufe, vier Krankenhäuser, eine Zahnarztklinik, sechs Altersheime, einen Verlag sowie vier Gesundkostfabriken.

Adventisten im Gebiet der Nordasien-Pazifik-Kirchenleitung (NSD)
In den Ländern, die zur Nordasien-Pazifik-Kirchenleitung (NSD) gehören, Japan, Mongolei, Nordkorea, Südkorea und Taiwan, leben 285.000 adventistische Christen. China mit 467.516 sowie Hongkong und Macao mit 4.776 adventistischen Christen gehören nicht mehr zur NSD-Kirchenleitung sondern sind direkt der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) unterstellt.

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Teilnehmende einer religionspädagogischen Online-Fortbildung fordern ein Stopp der Gewalt gegen Frauen. © Screenshot: Abteilung Frauen der Adventisten

Orange Day – die Stimme gegen Gewalt an Frauen erheben

Hannover, Ostfildern/Deutschland und Zürich/Schweiz | 30.11.2021 | APD | International

Anlässlich des „Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ (Orange Day) vom 25. November haben Teilnehmende einer Online-Fortbildung des Religionspädagogischen Instituts der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland und der Schweiz (RPI) dazu eingeladen, auf sozialen Medien die Stimme gegen Gewalt zu erheben.

Jede dritte Frau weltweit von Gewalt betroffen
Gegenwärtig hat weltweit jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben in irgendeiner Form Gewalt erfahren. Dazu zählen häusliche Gewalt, Vergewaltigung, sexuelle Belästigung, Belästigung am Arbeitsplatz, digitale Belästigung, Hassreden, psychologischer Missbrauch, Stalking, Mobbing, Kinderheirat, weibliche Genitalverstümmelung, Ehrenmorde und Femizide (Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts, Wikipedia).

Initiative enditnow®
Im Jahr 2009 wurde von der Frauenabteilung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten und der Hilfsorganisation ADRA die Initiative enditnow® ins Leben gerufen. Sie wird inzwischen von allen Abteilungen der Kirche unterstützt. enditnow® ruft dazu auf, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen weltweit endgültig beendet werden soll. Ausserdem solle die Position der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zu Gewalt gegenüber Frauen bekannt gemacht werden. Die Kampagne möchte Menschen weltweit sensibilisieren, mobilisieren und andere Initiativen dazu einladen, diesem globalen Problem entgegenzutreten.

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Gottesdienste von Freikirchen und landeskirchlichen Gemeinschaften sind oft gut besucht. (Bild aus der Zeit vor der Corona-Pandemie). © Foto: Bjørn Knutsen/Adventist Media Exchange (CC BY 4.0)

Deutschland: Evangelische Landeskirchen, Gemeinschaften und Freikirchen im Vergleich

Berlin/Deutschland | 30.11.2021 | APD | International

Setzen sich evangelikale Gemeinden auf dem „Markt der Religionen“ durch? Dieser Frage ging die promovierte Soziologin Julia Steinkühler, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Sozialwissenschaftlichen Institut (SI) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), nach. In einer repräsentativen SI-Studie wurden neben den Gliedkirchen der EKD erstmals auch evangelische Freikirchen und landeskirchliche Gemeinschaften befragt.

Wie Julia Steinkühler in der aktuellen Ausgabe von „SI Kompakt“ schreibt, entstünden durch die sinkende Bindungskraft der Menschen an die evangelische Kirche und den zunehmenden Mitgliederschwund viele Probleme in den örtlichen Gemeinden. In der Studie werde danach gefragt, wie die Gemeinden mit dieser Situation umgehen und welche Handlungsperspektiven sie dahin gehend wahrnehmen. Ebenso würden die Folgen für ihr Selbstverständnis und die Einschätzung eigener Entwicklungsmöglichkeiten beleuchtet.

Breit angelegte Studie
Es handele sich dabei um eine breit angelegte repräsentative Studie, die alle Gliedkirchen der EKD umfasse. Darüber hinaus konnten erstmals auch evangelische Freikirchen und landeskirchliche Gemeinschaften befragt werden. Das wäre in Deutschland in dieser Form bislang einmalig und biete ganz neue Möglichkeiten, die religiöse Vielfalt der evangelischen Gemeinden darzustellen und diese miteinander zu vergleichen. Daneben sei es gelungen, neue Gemeindeformen wie die „Fresh-X-Bewegung“ für die Teilnahme an der Studie zu gewinnen. Damit wäre es gelungen, erste Erkenntnisse zu sammeln, ob mit den alternativen Formen von Kirche den zunehmenden Herausforderungen in den Parochialgemeinden entgegengetreten werden könne.

Neben der Befragung in den 20 Landes- und Gliedkirchen der EKD wurden Stichproben bei den landeskirchlichen Gemeinschaften aus dem Bereich des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes genommen. Bei den freikirchlichen Gemeinden handle es sich hauptsächlich um jene, die als Mitglieder und Gastmitglieder der Vereinigung evangelischer Freikirchen (VEF) angehören, darunter die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Darüber hinaus wurden die Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker) und das Apostelamt Jesu Christi (Neuapostolische Kirche) in die Untersuchung einbezogen. Auch zwei konfessionelle Freikirchen, die Evangelisch-altreformierte Kirche und die Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK), konnten befragt werden. Insgesamt ergibt sich damit eine Stichprobe von 16 verschiedenen Freikirchen.

Stärkere Mitgliederbindung
Erste Analysen hätten gezeigt, so Steinkühler, dass die evangelikalen Gemeinden eine stärkere Mitgliederbindung und insgesamt ein aktiveres Gemeindeleben aufweisen als die Gemeinden der evangelischen Landeskirchen. Das äussere sich beispielsweise in den Teilnahmezahlen an den Gottesdiensten und regelmässigen Gemeindeaktivitäten. Während in den evangelischen Landeskirchen nur rund drei Prozent der Kirchenmitglieder am wöchentlichen Gottesdienst teilnehmen, seien dies in den Freikirchen 40 Prozent und in den landeskirchlichen Gemeinschaften 57 Prozent. Auch die Beteiligung der evangelikalen Gemeinden an sozialen und humanitären Projekten ausserhalb ihrer Gemeinde sei höher als in den Landeskirchen. Ebenso würden öfter Aktivitäten für die eigenen Gemeindeglieder, wie gemeinsame Mahlzeiten, Ausflüge oder Wochenenden organisiert.

Attraktive Angebote
Viele freikirchliche Bewegungen wären beliebt, weil sie den Menschen attraktive Angebote machten. Sie stellten sich vielfältig auf und böten für alle Altersgruppen und Lebenskontexte spezifische Aktivitäten an, die dazu führten, dass sich die Menschen auch langfristig an die jeweilige Kirche oder Gemeinde binden. Man müsse hier jedoch zwischen den verschiedenen Freikirchen differenzieren, gab Julia Steinkühler zu bedenken. Während vor allem pfingstlerisch-charismatische Bewegungen starken Zuspruch erhielten, würden die konfessionellen Freikirchen, wie die Altreformierte Kirche und die SELK, aber auch zum Teil klassische Freikirchen, wie die Mennoniten oder die Herrnhuter Brüdergemeine, den gleichen Trend der sinkenden Mitgliederzahlen wie die Gemeinden der Landeskirchen aufweisen, wenn auch in einem geringeren Ausmass.

Aktive Mitglieder
In der Datenauswertung werde laut Steinkühler ersichtlich, dass die Landeskirchen durchschnittlich zwar deutlich mehr Mitglieder pro Gemeinde aufweisen als die evangelikalen Gemeinden, es sich jedoch oftmals um passive Mitgliedschaften handle. Das zeige sich nicht nur am prozentualen Anteil der aktiven Mitglieder in der Gemeindeleitung, sondern auch im Anteil der Ehrenamtlichen in den Gemeinden, der in den landeskirchlichen Gemeinschaften um ein Neunfaches und in den Freikirchen um ein Fünffaches höher sei als in den Landeskirchen. Auch der durchschnittliche Zeitaufwand der Leitungsmitglieder für die Gemeindearbeit wäre in den Landeskirchen deutlich geringer als in den evangelikalen Gemeinden.

Man müsse hier jedoch auch berücksichtigen, dass die Verbindlichkeit der Mitgliedschaft in Freikirchen aufgrund der eigenen bewussten Zugehörigkeitsentscheidung stärker sei als in den Landeskirchen, zu denen ein Grossteil der Mitglieder aufgrund von Kindestaufe gehöre. Zudem hätten die Gemeinden in den Landeskirchen mehr hauptamtliches Personal und eine Verwaltung auf mittlerer Ebene, die Arbeiten erledigen, die in freikirchlichen Gemeinden mit weniger Personen durch Ehrenamtliche erfolgen müsse.

Weitere Auswertungen der Studie sind im Internet unter https://www.siekd.de/evangelikale-gemeinden zu finden.

Sozialwissenschaftliches Institut der EKD (SI)
Das SI ist 2004 aus der Zusammenführung des Sozialwissenschaftlichen Instituts in Bochum mit dem Pastoralsoziologischen Institut der Landeskirche Hannovers hervorgegangen. Es begleitet und kommentiert aktuelle Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft und es forscht, publiziert und referiert über Gegenwart und Zukunft sozialer Gerechtigkeit, wobei Perspektiven von Kirche und Religion in der Gesellschaft beleuchtet werden.

Weitere Informationen unter https://www.siekd.de

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Jugendliche aus dem Video. © Screenshot OeU

Warum Jugendliche in Österreich die adventistische Kirche verlassen

Wien/Österreich | 30.11.2021 | APD | International

Von zehn Jugendlichen die in einer adventistischen Familie aufgewachsen sind, verlassen sechs die Kirche, schreibt die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Österreich. Vor zehn Jahren wurde mit einem adventistischen Teeniekreis ein Video gedreht. Jetzt waren die meisten von ihnen als Jugendliche wieder vor der Kamera und reflektieren über die Frage was Jugendliche in der Kirche hält und welches die Motive sind, diese zu verlassen.

Die Kirchenleitung schreibt auf ihrer Webseite zum Video, dass sie erschüttert ist über die Anzahl Jugendlicher, welche die Kirche verlässt und dass sie dies nicht „kalt“ lässt. Es sei ihr wichtig, dass ein liebender und respektvoller Umgang mit allen Personengruppen in der Kirche gepflegt werde. Deshalb sei sie auch bereit, immer wieder neu hinzuschauen und aus Fehlern zu lernen.

Laut einer Studie der Barna Group und & World Vision International aus dem Jahr 2019, haben in Österreich 84 Prozent der 18- bis 35-Jährigen eine christliche Kirche verlassen.

Die österreichische Kirchenleitung fordert Jugendliche auf, ihr zu schreiben und mitzuteilen, wie sie sich in ihrer Kirchgemeinde fühlen:
https://reden.adventisten.at/zuhoeren/

Zum Video der adventistischen Kirchenleitung in Österreich (6:50):
https://www.adventisten.at/blog/Die-Kirche-verlassen-Was-Jugendliche-vermissen/3088/

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Die russischsprachige Zeitschrift Vechnoe Sokrovishe (Ewiger Schatz) erscheint sechs Mal im Jahr. © ChriSTA-Medien im Advent-Verlag, Lüneburg

Schwierige Integration von russischsprachigen Adventisten in Deutschland

Lüneburg/Deutschland | 30.11.2021 | APD | International

Obwohl kein einfacher Weg, sei es der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gelungen, bei der Integration russischsprachiger Adventisten in Deutschland voranzukommen. Ein Vorreiter im Verständnis der Bedeutung und der praktischen Umsetzung von Integrationsprozessen Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre sei die damalige Freikirchenleitung in Nordrhein-Westfalen gewesen, schreibt Pastor Dr. Pavlo Khiminets, Bundesbeauftragter der Freikirche in Deutschland für die Mission und Integration russischsprachiger Menschen, in der Novemberausgabe der Zeitschrift „Adventisten heute“.

Pastor Lothar Wilhelm, damals Präsident der Adventisten in Nordrhein-Westfalen, habe als erster Leiter der Freikirche in Deutschland verstanden, dass gelungene Integration nicht nur in der Kenntnis der deutschen Sprache bestehe, sondern tiefer gehe. Ihm wäre bewusst geworden, dass Russischsprachige etwas von ihrer alten Heimat brauchen, damit sie sich hierzulande wohl und angenommen fühlen.

Integration sei mehr als nur die Aufforderung zum Erlernen der deutschen Sprache, betonte Khiminets. Dazu gehöre auch „Akzeptanz, Trost sowie die Predigten und Lieder, die sie in aus ihrer verlassenen Heimat kannten“. Die russlanddeutschen Adventisten wuchsen in zwei Kulturen auf. Sie übernahmen deutsche Traditionen und Glaubensüberzeugungen von ihren Vorfahren, aber die osteuropäisch-asiatische Umgebungskultur beeinflusste ebenfalls ihren Glauben und ihre Weltanschauung. Dennoch sei es der Freikirche im Laufe der Jahre trotz mancher Spannungen gelungen, bei der Integration voranzukommen, so Khiminets.

Es begann in Nordrhein-Westfalen
In Nordrhein-Westfalen sei zuerst mit Kongressen für russischsprachige Gemeindemitglieder begonnen worden. Dabei konnten sie die Verkündigung ihrer Prediger hören, und zwar mit ihrem Temperament und den speziellen Beispielen, die nur Russlanddeutsche verstehen könnten. Sie brauchten den Gesang, den sie viele Jahrzehnte lang gehört haben, während sie in der Zeit ihrer Verfolgung durch den Staat Gott verehrten. Die Freikirche begann auch die ersten russlanddeutschen Pastoren anzustellen, berichtet Khiminets. Diese predigten auf Deutsch, hatten aber die Möglichkeit, am Samstagnachmittag den Gottesdienst auf Russisch für diejenigen zu halten, denen es nicht so leichtfiel, die theologischen Begriffe auf Deutsch zu verstehen. Der Freikirchenleitung sei dabei bewusst geworden, dass in Deutschland etwa sechs Millionen russischsprachige Menschen leben, die mit der Botschaft des Evangeliums erreicht werden sollten.

Es seien verschiedene evangelistische Projekte ins Leben gerufen worden, etwa Fernbibelkurse und die Zeitschrift „Vechnoe sokrovische“ (Ewiger Schatz). Auch wurde der Verlag ChriSTA-Medien GmbH gegründet, damit russischsprachige Gemeindemitglieder russischsprachige Bibel-Studienhefte und missionarische Literatur in einer Sprache bestellen konnten, die sie leichter verstehen. Inzwischen ist ChriSTA-Medien eine Abteilung des Advent-Verlags, Lüneburg. Eingeführt wurden auch mehrtägige evangelistische ChriSTA-Camps für Adventisten mit ihren Freunden.

Heute gebe es laut Khiminets in Deutschland etwa vier Dutzend russischsprachige Pastoren. Auch das sei ein Teil der Integration, zumal hierzulande etwa 5.000 russischsprachige Adventisten lebten.

Keine Separation
Wer die Meinung vertrete, dass es bei der Integration nur um die Beherrschung der deutschen Sprache gehe, könne den Eindruck gewinnen, dass durch die Angebote der Freikirche für Russlanddeutsche die Menschen nicht integriert würden, sondern sich eher von diesem Ziel durch Separation entfernten. Doch der Eindruck täusche, betonte Khiminets. Etwa 98 Prozent aller russischsprachigen Gemeindemitglieder in Deutschland würden an Gottesdiensten teilnehmen, die auf Deutsch gehalten werden. Die Jugendlichen russischsprachiger Familien beteiligten sich in der Kinder- und Jugendarbeit ihrer Ortsgemeinden in deutscher Sprache.

Zur Person
Dr. theol. Pavlo Khiminets war 25 Jahre Pastor in Sibirien, Kasachstan und der Ukraine in der ehemaligen Sowjetunion. Er studierte in der früheren DDR am damaligen Theologischen Seminar Friedensau bei Magdeburg und an der Andrews University in Michigan/USA. 2004 promovierte er an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Er ist Chefredakteur der russischsprachigen Zeitschrift Vechnoe Sokrovishe und war lange Jahre Leiter von ChriSTA-Medien in Lüneburg.

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Annette Kurschus ist die zweite Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland. © Foto: EKD/Jens Schulze

Deutschland: Adventisten gratulieren der neuen Ratsvorsitzenden der EKD

Ostfildern/Deutschland | 30.11.2021 | APD | International

Der Präsident der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, Pastor Werner Dullinger (Ostfildern bei Stuttgart), hat Präses Dr. theol. h. c. Annette Kurschus in einem Schreiben zu ihrer Wahl als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD) gratuliert.

„Es ist ein ermutigendes Zeichen, dass diese Aufgabe bereits zum zweiten Mal einer Frau übertragen wurde“, schreibt Dullinger. „Wir wissen uns verbunden durch die gemeinsame Arbeit in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und der Deutschen Bibelgesellschaft.“

Nicht nur in Deutschland stünden „wir als Kirchen“ gemeinsam vor den immensen Herausforderungen unserer Zeit. Bei deren Bewältigung werde es kaum gelingen, den Bedürfnissen der Menschen auf allen Gebieten immer zufriedenstellend begegnen zu können. Gerade deshalb sei es umso wichtiger, selbst Halt zu finden in den Worten unseres Herrn Jesus Christus: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matthäus 28, 20) In diesem Sinne wünsche Dullinger der neuen Ratsvorsitzenden für ihre „anspruchsvollen Leitungsaufgaben viel Kraft und die Führung unseres Gottes“.

Zur Person
Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, wurde mit 126 von 140 abgegebenen Stimmen von der in Bremen digital stattgefundenen EKD-Synode zur Ratsvorsitzenden der EKD gewählt. Sie folgt auf Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der nicht für eine weitere sechsjährige Amtszeit kandidierte. Seit November 2015 war Annette Kurschus bereits stellvertretende Vorsitzende des Rates der EKD.

Die erste Frau als EKD-Ratsvorsitzende war von 2009 bis 2010 Landesbischöfin Margot Kässmann. Die EKD ist eine Gemeinschaft von 20 lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen. 20,2 Millionen evangelische Christinnen und Christen in Deutschland gehören zu einer der 13.200 Kirchengemeinden.

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Oliver Gall (li.) und Christian Rommert berichteten über die Prävention des Missbrauchs von Kindern und sexueller Gewalt. © Fotos: privat / Wolfgang Wedel

Deutschland: Freikirchen sollen für Kinder sichere Orte sein

Ostfildern/Deutschland | 30.11.2021 | APD | Freikirchen

Kirchgemeinden sollen für Kinder und Jugendliche sichere Orte sein, an dem sie vor Missbrauch und Gewalt geschützt sind. Dieses Anliegen bildete das Schwerpunktthema der Mitgliederversammlung der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF). Die Delegierten der 15 Mitgliedsbünde befassten sich bei ihrer Online-Sitzung am 23. und 24. November darüber hinaus mit dem „Zukunftsthema Pastorenausbildung“ und dem politischen Engagement der Freikirchen.

Adventisten mit Fachbeirat „Sexueller Gewalt begegnen“
Rechtsanwalt Oliver Gall, Leiter des Fachbeirats „Sexueller Gewalt begegnen“ der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, beschrieb zunächst die grundsätzliche Bedeutung des Themas. Rechne man die Dunkelziffer ein, müsse man von 240.000 Fällen von Kindesmissbrauch im Jahr allgemein in Deutschland ausgehen. Eine Herausforderung für die Arbeit in Kirchgemeinden sei, dass soziale Nähe im Gemeindekontext Tätern den Missbrauch erleichtern könne, wenn man nicht präventiv dagegen vorgehe. Deshalb betreibe seine Kirche aktive Vorbeugung, mit einem Verhaltenskodex für Mitarbeitende, Publikationen und Schulungen. Wenn ein Missbrauchsfall gemeldet wird, ist bundesweit ausschliesslich der Fachbeirat für dessen Bearbeitung zuständig. „Keine Weisungsbefugnis durch die Kirchenleitung, finanzielle Unabhängigkeit und absolute Vertraulichkeit der Gespräche mit den Opfern“ nannte Oliver Gall als einige der prägenden Merkmale der Arbeit des Fachbeirats.

Adventisten in der Deutschschweiz im deutschen Fachbeirat vertreten
Heidi Albisser ist als Vertreterin der Adventisten in der Deutschschweiz im Fachbeirat „Sexueller Gewalt begegnen“ der Adventisten in Deutschland. Die Adventisten in der Deutschschweiz haben nicht genügend fachliche und personelle Ressourcen, um ein eigenes kompetentes Gremium zu unterhalten. Probleme in der Deutschschweiz werden durch den deutschen Fachbeirat begleitet. Die Adventisten in der Deutschschweiz haben auch die deutschen Broschüren „Sexueller Gewalt begegnen“ und «Wenn ich mal nicht weiterweiss» unter Mithilfe von Kinderpsychologen und Fachstellen auf die Verhältnisse in der Schweiz überarbeitet und angepasst.

Download der Handreichung: «Sexueller Gewalt begegnen» (Schweizer Version)
https://www.adventisten.ch/fileadmin/adventisten.ch/files/dateien_pdf/Sexueller_Ausbeutung_Missbrauch_begegnen_120403.pdf

Download der Handreichung: «Wenn ich mal nicht weiterweiss» (Schweizer Version)
https://www.adventisten.ch/fileadmin/adventisten.ch/files/dateien_pdf/Wenn_ich_mal_nicht_weiter_weiss_Broschuere_Missbrauch_150915.pdf

BEFG mit Anlaufstelle für Opfer sexueller Gewalt
Christian Rommert vom Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG – Baptisten und Brüdergemeinden) stellte das Konzept seiner Freikirche vor, die seit 2008 „Auf dem Weg zur sicheren Gemeinde“ ist. Seit 2018 gibt es eine von Rommert mitentwickelte Anlaufstelle für Opfer sexueller Gewalt, bei dessen Betrieb der BEFG mit einer unabhängigen externen Einrichtung zusammenarbeitet. Für Gemeinden sei es wichtig, für das strategische Vorgehen von Tätern sensibilisiert zu werden und Gegenstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Hier gibt es im BEFG umfassendes Material.

Evangelisch-methodistischen Kirche mit „Notfallplan“
Bischof Harald Rückert berichtete über Prävention und Intervention in der Evangelisch-methodistischen Kirche. Die Kirche hat verschiedene Materialien wie einen „Notfallplan“ herausgegeben. Für Missbrauchsopfer gibt es mehrere Kontaktstellen. Gemeinden, in denen Missbrauch stattgefunden hat, können externe Beratung in Anspruch nehmen.

In der anschliesenden Diskussion schilderten Vertreterinnen und Vertreter anderer VEF-Kirchen über ihre Schutzkonzepte. Es wurde deutlich, dass die Bünde präventiv gut aufgestellt sind. Hinsichtlich der Intervention bei Missbrauchssituationen will die VEF prüfen, wie ein gemeinsames Vorgehen aussehen könnte, das ein – von den Kirchen unabhängiges – geregeltes Verfahren gewährleistet.

Politisches Engagement und Theologische Ausbildung
Konstantin von Abendroth, der VEF-Beauftragte am Sitz der Bundesregierung, stellte aktuelle Schwerpunkte seiner Arbeit dar. Eines der Themen, mit denen er sich zurzeit vertieft befasst, ist der Einsatz gegen Antisemitismus. Prof. Dr. Michael Kisskalt, Rektor der Theologischen Hochschule Elstal (BEFG), berichtete in der Mitgliederversammlung über die Treffen der von ihm geleiteten VEF-Arbeitsgruppe „Theologische Aus- und Weiterbildung“. Vertreterinnen und Vertreter aller freikirchlichen Ausbildungsstätten tauschen sich dort aus. „Die Hochschulen müssen immer wieder neue Wege gehen, um Menschen für das Studium und auch den pastoralen Dienst in den freikirchlichen Gemeinden zu begeistern“, so Kisskalt. Beliebt seien aktuell Studiengänge, in denen Theologie mit einem anderen Fachgebiet, etwa der Sozialen Arbeit, kombiniert wird. Ein fundierter theologischer Schwerpunkt sei für den Gemeindedienst jedoch unerlässlich.

Über die VEF
Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) wurde 1926 gegründet. Ihr gehören zwölf Mitglieds- und drei Gastkirchen, darunter auch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, an. Verschiedene Arbeitsgruppen der VEF befassen sich mit Themen wie Evangelisation und missionarischem Gemeindeaufbau, gesellschaftlicher Verantwortung, Rundfunkarbeit, Angeboten für Kinder und Jugendliche oder theologischer Aus- und Weiterbildung.

Weitere Informationen: www.vef.de

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v.l.n.r.: Peter Schneeberger, Marc Jost, Michelle M. Kayser und Emanuel Riem. © Bild: zVg/Livenet.ch

SEA und «Freikirchen.ch» trafen Vertreter der US-Botschaft

Bern/Schweiz | 30.11.2021 | APD | Religionsfreiheit

Wie Rebekka Schmidt bei Livenet.ch berichtet, trafen sich in der vergangenen Woche Vertreter der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) und des Dachverbands Freikirchen.ch zu einem Austausch mit Vertretern der US-Botschaft in Bern. Dabei ging es um Religionsfreiheit in der Schweiz und Bereiche wie Toleranz und Politik, so Livenet.ch.

Demnach sei die US-Botschaft in der Schweiz mit ihrer Abteilung für Politik auf die beiden Organisationen zugekommen und habe um ein Gespräch gebeten. Dabei sei es hauptsächlich um eine Information über die Lage der Religionsfreiheit in der Schweiz gegangen. Am Treffen nahmen Emanuel Riem, Political Specialist, und Michelle M. Kayser, Acting Political and Economic Counselor, teil, sowie Marc Jost, Co-Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA), und Peter Schneeberger, Präsident des Dachverbandes Freikirchen.ch.

US-Botschaft sammelt Angaben für jährlichen Bericht über Religionsfreiheit
Besprochen wurden Themen wie Neutralität, Toleranz, Politik, Steuerfragen und kritische Kommentare. Hintergrund dazu sei laut Livenet.ch, dass die US-Botschaften auf der ganzen Welt jährlich einen Report zum Thema Religionsfreiheit in den jeweiligen Ländern erstellen. «Wir haben gerne über unsere guten und problematischen Erfahrungen berichtet», erklärte Marc Jost gegenüber Livenet. «Insgesamt sind wir natürlich sehr dankbar zur Situation der Glaubensfreiheit; insbesondere verglichen mit all den Ländern, in denen Glaubende verfolgt werden.»

Einsatz für Menschenrechte
Die beiden Vertreter der US-Botschaft seien sehr offen gewesen und auch interessiert an weiteren Treffen, da sie für das Monitoring aller Menschenrechte zuständig sind, so Livenet. Auch die Schweizerische Evangelische Allianz setzt sich laut Jost dafür ein, insbesondere für die Religionsfreiheit, «zum Beispiel durch vier Mitarbeitende am UN-Menschenrechtsrat in Genf, welche durch die SEA-RES unterstützt werden».

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Beim Kongress wurden Jahrbücher vorgestellt: „Religionsfreiheit“ sowie „Verfolgung und Diskriminierung von Christen. © Buchcover: Verlag für Kultur und Wissenschaft

Kongress zu Christenverfolgung und Religionsfreiheit

Schwäbisch-Gmünd und Bonn/Deutschland | 30.11.2021 | APD | Religionsfreiheit

Zu einem verstärkten Einsatz für bedrängte und verfolgte Christen haben mehrere Referenten auf dem 7. ökumenischen Kongress „Christenverfolgung heute“ in Schwäbisch Gmünd aufgerufen. Der Kongress – der grösste dieser Art in Deutschland – fand vom 14. bis 17. November statt. Er wurde veranstaltet vom Christlichen Gästezentrum Schönblick (Schwäbisch Gmünd) und der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA (Wetzlar) in Zusammenarbeit mit über 40 Hilfswerken sowie Menschenrechtsorganisationen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Grossbritannien.

Der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel (Berlin), sagte in seinem Vortrag, dass drei von vier Menschen weltweit in einem Land lebten, in dem die Religionsfreiheit verletzt werde. Leider nehme diese Zahl aktuell sogar noch zu. In 70 Staaten gebe es menschenrechtswidrige Blasphemiegesetze und in elf Ländern drohe bei einer Abkehr von der Mehrheitsreligion sogar die Todesstrafe. Es sei deshalb enttäuschend, dass das Amt des Sonderbeauftragten der Europäischen Kommission für Religions- und Weltanschauungsfreiheit ausserhalb der EU bisher nicht neu besetzt worden sei. Der bisherige Amtsinhaber Christos Stylianides war im September nach nur vier Monaten im Amt ausgeschieden, um als Minister in die griechische Regierung einzutreten. Bis heute ist noch kein Nachfolger ernannt worden. Grübel war Schirmherr des Kongresses.

Open Doors: Konvertiten wird in Deutschland nicht geglaubt
Der Pressereferent von Open Doors Deutschland, Ado Greve, lenkte in seinem Vortrag den Blick auf Deutschland. Asylsuchende, die einen muslimischen Hintergrund haben und Christen geworden sind, hätten es hierzulande schwer. Denn ihnen werde nicht geglaubt, wie eine Open-Doors-Befragung von 133 Gemeinden ergeben habe. Von den 5.207 betreuten Konvertiten wurden von 2017 bis Mai 2021 trotz vorgelegter Glaubensbescheinigung 2.045 durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) abgelehnt. 1.400 von ihnen wurden anschliessend erneut durch Verwaltungsgerichte abgelehnt. 99 Konvertiten wurden abgeschoben. Greve sprach von einem „Ruf der Verzweiflung“ der Betroffenen, die beklagten: „Uns wird nicht geglaubt.“

Verfolgte Frauen – vergewaltigt und anschliessend verstossen
Die Verfolgung von christlichen Frauen geschieht oft versteckter als die von Männern, so Helene Fisher (Deckname), Spezialistin für geschlechtsspezifische Verfolgung bei Open Doors International, bei ihrem Kongressvortrag. Sie hat für Open Doors analysiert, wie sich die geschlechtsspezifischen „Druckpunkte“, die Christen aufgrund ihres Glaubens erleben, bei Männern und Frauen unterscheiden. So erlebten Männer vor allem körperliche Gewalt, wirtschaftliche Schikanen und würden häufig inhaftiert. Frauen seien von sexueller und körperlicher Gewalt sowie Zwangsheirat betroffen. Der Status und die Rollen von Männern und Frauen in der Gesellschaft bestimmten die Form, wie Druck ausgeübt werden könne, so Fisher. Es gebe somit nur wenige Frauen, die wegen ihres Glaubens im Gefängnis sässen. Ihr Gefängnis sei zumeist „Stigma und Scham“.

Frauen würden unabhängig von ihrer Religion in Kriegen vergewaltigt, beispielsweise 2013 im Bürgerkrieg in Zentralafrika. In den christlichen Gemeinden hätten die Betroffenen dort als Eheverbrecherinnen gegolten und seien oftmals verstossen worden. Den Frauen werde somit ihr Platz in der Kirche und in der Familie verwehrt, so Fisher: „Die Reaktion des Umfelds kann genauso so viel Schaden zufügen wie die Verfolgung selbst.“

Jahrbücher zur Christenverfolgung und Religionsfreiheit erschienen
Der 860-seitige Doppelband mit dem „Jahrbuch Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2021“ sowie dem „Jahrbuch Religionsfreiheit 2021“ ist erschienen. Die beiden Jahrbücher gibt es als Buch, sie können aber auch kostenlos im Internet heruntergeladen werden.

Die gedruckte Fassung erscheint im Verlag für Kultur und Wissenschaft. Beide Jahrbücher sind in einem Wendebuch zusammengebunden. Jedes Jahrbuch beginnt auf einer anderen Seite des Umschlags.

Die Jahrbücher werden von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, dem Internationalen Institut für Religionsfreiheit und den Religionsfreiheitsarbeitskreisen der drei deutschsprachigen Allianzen, der Deutschen Evangelischen Allianz, der Schweizerischen Evangelischen Allianz und der Österreichischen Evangelischen Allianz von Thomas Schirrmacher, Martin Warnecke und Uwe Heimowski herausgegeben.

Kostenloser Download beider Bücher:

„Jahrbuch Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2021“
https://iirf.eu/journal-books/german-yearbooks/jahrbuch-verfolgung-und-diskriminierung-von-christen-2021/

„Jahrbuch Religionsfreiheit 2021“
https://iirf.eu/journal-books/german-yearbooks/jahrbuch-religionsfreiheit-2021

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Logos der Trägerorganisationen des Sonntags der verfolgten Kirche. © Logos: SEA & AGR

Wo es am gefährlichsten ist, Christ oder Christin zu sein

Zürich/Schweiz | 30.11.2021 | APD | Religionsfreiheit

„Diskriminiert, verfolgt, misshandelt, getötet: Dies ist das Schicksal von unzähligen Christinnen und Christen in vielen Weltgegenden“, schreibt die Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit (AGR) der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). Die Arbeitsgemeinschaft lädt die Kirchen in der Schweiz zum Sonntag der verfolgten Kirche, am 14. und 21. November, ein, besonders für die Religionsfreiheit in Subsahara-Afrika, in der Türkei und für christliche Konvertiten in islamischen Ländern zu sensibilisieren und einzustehen.

Demnach ist Verfolgung aufgrund der Religion heute noch alltäglich, dies gilt auch für rund 340 Millionen Christen in 74 Ländern. Stellvertretend für diese 74 Länder stehen am diesjährigen Sonntag der verfolgten Kirche Vergehen in islamischen Staaten, der Türkei und Subsahara-Afrika im Zentrum. Dies betreffe unter anderem Gesetze, die gegen Christen gerichtete seien, Repressalien aufgrund der Konversion zum Christentum sowie die Zerstörung der Lebensgrundlage von Christen und Christinnen.

Die islamischen Länder haben sich 1969 als «Organisation of Islamic Cooperation» (OIC) zusammengeschlossen, welche den Interessen des Islams und aller Muslime weltweit Geltung verschaffen soll. Durch diese einseitige religiöse Ausrichtung würden die Rechte der nichtmuslimischen Bevölkerung – einer halben Milliarde Menschen – in diesen Ländern völlig ignoriert oder verneint, so die Arbeitsgemeinschaft Religionsfreiheit. Dies mache eine Konversion zu einem anderen Glauben zu einem lebensgefährlichen Unterfangen, wie auch ein neues Gesetz im Iran zeige. Danach «wird alle Beteiligung an Propaganda, welche von der heiligen Scharia abweicht, schwer bestraft».

In der Türkei, wo es offiziell keine Staatsreligion gibt, wird die Religionszugehörigkeit im Ausweisdokument miterfasst. Wer seine Papiere ändern lassen will, insbesondere vom Islam zum Christentum, habe eine hohe Hürde zu überwinden, von Spott über Abweisung bei Bewerbungen bis hin zu ernsteren Repressalien, heisst es in der AGR-Medienmitteilung

Subsahara-Afrika als Todesregion
Laut AGR hatte Covid-19 auch in Subsahara-Afrika einen grossen Einfluss auf die erhöhte Verfolgungsrate von Christen. Dschihadisten und Milizen hätten das Versagen schwacher Regierungen während der Pandemie ausgenutzt. So seien in Kamerun die Boko Haram und ihr Ableger Islamischer Staat Westafrika, islamistische terroristische Gruppierung, für 400 gewaltsame Zwischenfälle verantwortlich, was im Vergleich zum letzten Jahr ein Anstieg von 90 Prozent darstelle. In Nigeria – das zum ersten Mal unter den Top 10 des Weltverfolgungsindexes der Organisation Open Doors rangiert – wurden mehrere hundert, meist christliche Dörfer besetzt und überfallen sowie Kirchen zerstört. Die Subsahara-Region wurde aufgrund der islamistischen Gewalt zur gefährlichsten Region für Christen, schreibt AGR.

Der Weltverfolgungsindex 2021 von Open Doors klassifiziert das Ausmass der Christenverfolgung: 1. Nordkorea; 2. Afghanistan; 3. Somalia; 4. Libyen; 5. Pakistan; 6. Eritrea; 7. Jemen; 8. Iran; 9. Nigeria; 10. Indien.

Philippe Fonjallaz, Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA, hält zu dieser erdrückenden Sachlage fest: «Unsere verfolgten Brüder und Schwestern leiden unter den Konsequenzen ihrer Entscheidung, Christus nachzufolgen. Deshalb rufen wir die weltweite Kirche auf, für sie zu beten und sich für sie einzusetzen, damit ihre Situation nicht banalisiert wird. Angesichts der Ungerechtigkeit, die sie erleiden, wollen wir nicht schweigen!»

Zum Weltverfolgungsindex von Open Doors:
https://www.opendoors.ch/index

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Plenarversammlung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz in Basel. © Bild: Christoph Knoch

Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz revidiert Statuten und Geschäftsordnung

Basel/Schweiz | 30.11.2021 | APD | Ökumene

An der Plenarversammlung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK.CH), die am 17. November im Formonterhof in Basel stattfand, wurden die Statuten sowie die Geschäftsordnung revidiert. Sie werden Anfang Januar 2022 in Kraft treten. Die Neuapostolische Kirche (NAK) in der Schweiz hat einen Antrag auf Mitgliedschaft in der AGCK.CH gestellt, über den an der nächsten Plenarversammlung im Sommer 2022 befunden werden soll. Das Budget 2022 der AGCK.CH im Rahmen von 111.000 Franken wurde an der Sitzung verabschiedet.

Neuapostolische Kirche stellt Antrag auf Mitgliedschaft in der AGCK.CH
Die Neuapostolische Kirche (NAK) in der Schweiz wurde 2014 als Kirche im Gaststatus in die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz aufgenommen. Im Juli 2021 hat die NAK die gegenseitige Taufanerkennung mit jenen sechs Kirchen unterzeichnet, die bis anhin gegenseitig die Taufe anerkannten. (https://www.apd.media/news/archiv/14603.html).

Nun hat die NAK einen Antrag auf Mitgliedschaft in der AGCK.CH gestellt, der an der Sitzung kurz diskutiert wurde. Es ist vorgesehen, über den Antrag an der nächsten Plenarversammlung im Juni 2022 zu befinden.

Statuten
Mit den neuen Statuten besteht die AGCK.CH neu aus Mitgliedern und Beobachtern. Der Status Beobachter wurde neu geschaffen für Kirchen oder kirchliche Verbände, die bisher im Gaststatus waren. Die kantonalen Arbeitsgemeinschaften werden in Zukunft als Gäste in den Plenarversammlungen vertreten sein.

Irma Wehrli, Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft in Davos (AKID), Urban Fink, Vertreter der Schweizer Bischofskonferenz, Remo Sangiorgio, Vertreter der AGCK im Tessin sowie Herbert Bodenmann, Vertreter der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der Schweiz, haben sich aus dem Gremium verabschiedet.

Die Adventisten arbeiten seit 2012 als Kirche im Gaststatus in der AGCK.CH mit. In Zukunft wird Pastor Stephan Sigg, Präsident der Adventisten in der Deutschschweiz, die Freikirche in der Plenarversammlung vertreten.

Die Plenarversammlung fand nur am Vormittag statt, weil am Nachmittag das 50-jährige Bestehen der Arbeitsgemeinschaft in der Predigerkirche in Basel gefeiert wurde.

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Jubiläumsfeier 50 Jahre Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz, Predigerkirche, Basel. © Bild: Christoph Knoch

50 Jahre Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz

Basel/Schweiz | 30.11.2021 | APD | Ökumene

Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK.CH) feierte am 17. November ihr 50. Jubiläum in der Predigerkirche in Basel. Rund 90 Gäste aus dem In- und Ausland haben am Jubiläumsanlass teilgenommen, «um Vorgängerinnen und Vorgängern zu danken, um Jesus Christus zu loben, der uns den Weg der Einheit aufzeigt und um Impulse für die Zukunft der Ökumene zu gewinnen. Unsere Aufgabe ist, die Einheit – in der Vielfalt aller Konfessionen – sichtbar zu machen. Seit 50 Jahren und für die kommende Zeit», heisst es in der AGCK-Medienmitteilung.

Die Vergangenheit
In seiner Festrede hat der Präsident der AGCK Schweiz – der Serbisch-orthodoxe Theologe Milan Kostrešević – einen Blick auf die Vergangenheit der Institution geworfen. In den letzten Jahren hat sich demnach die AGCK.CH aktiv für eine gegenseitige Taufanerkennung engagiert, welche bisher von sechs Kirchen in der Schweiz unterschrieben worden war. Im Jubiläumsjahr unterzeichnete auch die Neuapostolische Kirche der Schweiz das Dokument. Seit der Gründung sind vier orthodoxe Kirchen Mitglieder der AGCK.CH geworden. Im Zuge der Intensivierung der Beziehungen mit den Freikirchen sind der Dachverband Freikirchen.ch sowie die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) Beobachter geworden. «Beides widerspiegelt die Entwicklung der kirchlichen Landschaft in der Schweiz», schreibt die AGCK.

Die «Charta Oecumenica», die vor 20 Jahren auf europäischer Ebene verfasst wurde, stellt laut der Arbeitsgemeinschaft auch in der Schweiz die Grundlage der Beziehungen unter den Kirchen dar, nach dem Motto «für die wachsende Zusammenarbeit».

Im Jubiläumsjahr wurde der erste internationale Schöpfungstag am 4. September mit den Schwesterorganisationen von Deutschland und Österreich gefeiert. Zur Bewahrung der Schöpfung fühlen sich die Kirchen konfessionsübergreifend verpflichtet.

Die AGCK.CH hat in diesem Jahr mit kirchlichen Partnern aus der Westschweiz das erste «Global Christian Forum» in der Schweiz organisiert. Es ging darum, Beziehungen mit Mitgliedern von Kirchen, die in keinen ökumenischen Gremien vertreten sind, aufzunehmen. Dieses Beispiel illustriere «vorbildlich die Arbeitsweise der AGCK.CH: mit Partnerinstitutionen, in Netzwerken, ihrer Wortmarke getreu ‘für eine gute Ökumene in der Schweiz’ einzustehen», so die Arbeitsgemeinschaft.

Jubiläums-Gottesdienst
Der Gottesdienst wurde von Michael Bangert, Pfarrer an der Predigerkirche in Basel, gemeinsam mit Vertretenden der Gründungskirchen der AGCK.CH gestaltet.

Predigt
Michael Bangert und Karin Schaub hielten die zweisprachige Predigt und nahmen die Geschichte der Jünger auf dem Weg nach Emmaus als roten Faden. Die Enttäuschung der beiden Emmaus-Jünger erinnere an die kirchliche Gegenwart. Die Hoffnungen bezüglich der Ökumene in den 60er und 70er Jahren seien zerstoben und das Glück des Anfangs weitgehend verdunstet. Die Kirchen würden zunehmend irrelevant, weil sie Vertrauen verspielt hätten. In der Begegnung mit Jesus, dem Dritten auf dem Weg nach Emmaus, sei ihnen ein österliches Licht aufgegangen, das auch den Kirchen heute noch leuchte und das sie als Widerschein des Lichtes von Gott in der Welt reflektieren dürften.

Die Zukunft
Eine Podiumsdiskussion mit leitenden Persönlichkeiten der Mitgliedkirchen der AGCK.CH widmete sich der Zukunft der Ökumene in der Schweiz. Sie äusserten sich zur Relevanz der Kirchen in der heutigen Gesellschaft, zu den Themen, bei welchen eine intensivere Zusammenarbeit sinnvoll wäre, oder bei welchen es Schwierigkeiten gibt.

Auf die Frage der Moderatorin, was die Zukunft von Landes- und Freikirchen sei, antwortete Harald Rein, Bischof der Christkatholische Kirche in der Schweiz, dass sich der klassische Unterschied zwischen Landes- und Freikirchen in den nächsten Jahren auflösen werde. Freikirchen suchten zunehmend gesellschaftliche Anerkennung und bewegten sich Richtung Mitte.

Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, antwortete auf die Frage, was die Kirchen in der Welt unglaubwürdig mache, dass dies dann der Fall sei, wenn sie nicht ihrem Auftrag entsprechen würden, der sich aus dem Evangelium und der Geschichte ergebe. Die Kirchen sollten eins sein. Die Uneinigkeit schaffe ein Glaubwürdigkeitsproblem. Zu einer sichtbaren Einheit gäbe es keine Alternative, auch weil es ein Auftrag Jesu sei, so Gmür.

Prof. Dr. Jörg Stolz, Religionssoziologe, erwähnte Untersuchungen, die zeigten, dass die Religiosität in der Schweiz von Generation zu Generation abnehme. Die Glaubensvermittlung scheine nicht mehr wie früher zu gelingen.

Bischof Rein sagte dazu, dass Kirchen sich überlegen müssten, welche Themen Jugendliche bewegten. Eltern und Familien müssten sensibilisiert werden, wie sie den Glauben weitergeben könnten. Man könne den Glauben nur «erlebend» weitergeben.

Christian Kuhn, Geschäftsleiter der evangelischen Allianz in der Romandie, erwähnte, dass es in Freikirchen primär die Familien seien, die den Glauben an die Kinder weitergeben würden und nicht primär die Kirche (Religionsunterricht).

Die Weitergabe des Glaubens geschehe heute nicht mehr so, wie früher, meinte Felix Gmür. Es gehe darum, Räume zur Verfügung zu stellen, in denen Menschen suchen, entdecken und Erfahrungen machen könnten. Man müsse die Gottessuche anregen und ermöglichen.

An der Diskussion nahmen teil:
Pfarrerin Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz
Bischof Dr. Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz
Bischof Dr. Harald Rein, Christkatholische Kirche in der Schweiz
Bischof Andrej Ćilerdžić, Serbisch-orthodoxe Kirche
Christian Kuhn, Geschäftsleiter des Réseau évangélique suisse
Prof. Dr. Jörg Stolz, Religionssoziologe, als Experte.

Auf der Webseite der AGCK.CH kann die Festrede als auch die Predigt heruntergeladen werden:
https://agck.ch/jubilaeumsveranstaltung-seit-50-jahren-fuer-gute-oekumene-in-der-schweiz/

AGCK Schweiz
Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz wurde vor 50 Jahren in Basel gegründet und ist das einzige ökumenische Gremium auf nationaler Ebene. Sechs Kirchen und kirchliche Vereinigungen haben am 21. Juni 1971 diese nationale ökumenische Plattform aus der Taufe gehoben: Die Evangelisch-reformierte Kirche, die Römisch-katholische Kirche, die Christkatholische Kirche, die Evangelisch-methodistische Kirche, der Bund der Baptistengemeinden in der Schweiz und die Heilsarmee. Seitdem haben sich sechs weitere Kirchen als Mitglieder und vier Kirchen/kirchliche Verbände als Beobachter den Gründungsmitgliedern angeschlossen - darunter 2012 auch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der Schweiz, um am Austausch teilzunehmen, der auf höchster kirchlicher Ebene praktiziert wird. Die Mitgliedkirchen delegieren in der Regel leitende Persönlichkeiten in die Gremien der AGCK Schweiz.

Weitere Infos zur Arbeitsgemeinschaft: www.agck.ch

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Neuer Leiter des ÖRBB: Monsignore Dr. Hansjörg Günther (li.); neuer Stellvertreter Pastor Dietmar Päschel. © Fotos: ÖRBB

Adventist in die Leitung des Ökumenischen Rats Berlin-Brandenburg gewählt

Berlin/Deutschland | 30.11.2021 | APD | Ökumene

Die Ratsleitung des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg (ÖRBB) hat auf ihrer Sitzung am 22. November 2021 turnusmässig den Vorsitz neu gewählt. Monsignore Dr. Hansjörg Günther (52) aus dem Erzbistum Berlin ist neuer Vorsitzender des ÖRBB in der Amtsperiode 2021–2024. Zu seinem Stellvertreter wählte die Ratsleitung Pastor Dietmar Päschel (42) von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.

Hansjörg Günther war in den letzten Jahren im Erzbistum Berlin in vielfältigen Aufgaben der Bistumsverwaltung, in der Aus- und Fortbildung und zuletzt 10 Jahre in der Personalleitung tätig. Seit Oktober 2021 ist der Soziologe und promovierte Theologe Leiter der Zentralen Servicestelle Ökumene im Erzbistum Berlin. Zugleich ist er Beauftragter für den Dialog mit dem Judentum. „Angesichts der Diversität der Gesellschaft“ so Günther nach seiner Wahl, „ist es gut, dass der Ökumenische Rat eine so grosse konfessionelle Vielfalt repräsentiert. Damit bieten die Kirchen viele Zugangsmöglichkeiten für Menschen aus unterschiedlichsten Milieus. Auch innerhalb der Ökumene freue ich mich auf einen Dialog auf Augenhöhe.“

Dietmar Päschel leitet den Konvent der adventistischen Kirchgemeinden in Berlin und ist aktuell Vorsitzender der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft der Freikirchen in Berlin-Brandenburg. Sein theologisches Interesse gilt dem kontemporären Christentum im urbanen Umfeld sowie dem Verhältnis von Christentum und Judentum, zu dem er auch Veröffentlichungen vorgelegt hat.

Günther und Päschel folgen auf Bischof Emmanuel von Christoupolis (Vorsitzender) von der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in Deutschland und Pröpstin Dr. Christina-Maria Bammel (stellv. Vorsitzende) von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), die nach zwei Amtsperioden satzungsgemäss nicht noch einmal kandidieren konnten.

Ökumenischer Rat Berlin-Brandenburg
Der Ökumenische Rat Berlin-Brandenburg (ÖRBB) ist ein regionaler Bezirk der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Zum ÖRBB gehören 33 Mitgliedskirchen, zu denen neben der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und dem Erzbistum Berlin auch zahlreiche orthodoxe Kirchen, Freikirchen sowie weitere christliche Kirchen zählen.

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Logo und Wortmarke des Arbeitskreises der Adventisten in Deutschland: „Nachhaltig glauben“. © Logo: Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland

Adventisten und Klimawandel

Ostfildern; Weiterstadt; Lüneburg/Deutschland | 30.11.2021 | APD | Ökologie

Aufgrund der jüngsten Naturkatastrophen - wie das Hochwasser im Ahrtal im Sommer - und der gerade zu Ende gegangenen 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow, ist der Klimawandel zum wiederholten Mal in den Fokus von Medien und Politik gerückt. Für Christen ist die Bewahrung der Schöpfung ein zeitloses Anliegen, das von vielen Kirchen unterstützt wird. Die weltweite Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten hat aufgrund ihrer Beachtung des Sabbats als Gedenktag für die Schöpfung, ihrer Betonung einer Verantwortung des Menschen für den „Ertrag der Erde und ihrer Güter“ als „Haushalter Gottes“ (Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Art. 21) sowie ihrer Empfehlung einer vegetarischen Ernährung und eines einfachen Lebensstils eine gewachsene Affinität zum Anliegen des Umwelt- und Klimaschutzes sowie einer nachhaltigen Lebensweise.

Bereits 1992 verabschiedete die adventistische Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) eine Erklärung mit dem Titel „Sorge um die Schöpfung“ in der es u.a. heisst: „Echter Fortschritt bei der Bewahrung unserer Umwelt lässt sich nur um den Preis persönlicher und gemeinsamer Anstrengungen erreichen.“ 1995 veröffentlichte sie mit der Stellungnahme „Die Gefahren der Klimaveränderung“ einen Aufruf an die „Regierenden der Industriestaaten“, die Klimaziele des UN-Klimagipfels von Rio de Janeiro von 1992 einzuhalten und darauf hinzuwirken, den CO²-Ausstoss dauerhaft zu reduzieren und eine öffentliche Diskussion über die Risiken einer Klimaveränderung zu fördern. Ferner bekräftigt die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten darin „ihr Eintreten für einen einfachen, gesunden Lebensstil, bei dem die Menschen sich nicht in den Kreislauf von unbegrenztem Konsum und unbegrenzter Abfallproduktion hineinziehen lassen. Sie rufen zur Achtung vor der Schöpfung, zur Beschränkung einer Ausbeutung der Rohstoffe in der Welt und zur Wiederentdeckung unserer wirklichen Bedürfnisse auf.“ Ähnlich lautende Erklärungen wurden auch in den folgenden Jahren veröffentlicht. Nachstehend einige Schlaglichter auf Sichtweisen und Aktivitäten der adventistischen Kirche im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Klimawandel.

Lebensweise und Nachhaltigkeit
Eine vegetarische Ernährung leistet einen signifikanten Beitrag für ökologische Nachhaltigkeit, wie Dr. Joan Sabaté, Professor für Ernährung und Epidemiologie an der Loma Linda University School of Public Health in Kalifornien/USA herausfand. Eine Auswertung von 49 Forschungsstudien bestätige, dass sich eine vegetarische und vegane Ernährung positiv auf die Treibhausgasemissionen sowie Wasser- und Landnutzung auswirke, so Dr. Sabaté. Die Loma Linda Universität ist eine Einrichtung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.

Bei der bereits Ende 2019 veröffentlichen Auswertung in der internationalen Fachzeitschrift „Advances in Nutrition“ (Fortschritte in der Ernährung) sieht Dr. Sabaté in der Nahrungsmittelproduktion die Hauptursache für erhöhte Treibhausgasemissionen. Sie verbrauche 70 Prozent des Frischwassers und sei für 80 Prozent der weltweiten Entwaldung verantwortlich. Neben einer Verbesserung der landwirtschaftlichen Technologie und der Verringerung der Lebensmittelabfälle als mögliche Lösungen für diese Umweltprobleme schlägt er eine Umstellung auf eine ovo-vegetarische und vegane Ernährung vor.

Bei der Auswertung der 49 Studien stellte Sabaté weiter fest, dass eine Umstellung von den derzeitigen Ernährungsnormen auf ovo-vegetarische und vegane Ernährung die Treibhausgaswerte um durchschnittlich 35 Prozent, die Landnutzung für die Nahrungsmittelproduktion um durchschnittlich 42 Prozent und den landwirtschaftlichen Wasserverbrauch um durchschnittlich 28 Prozent reduzieren würde. „Viele andere Studien haben die gesundheitlichen Vorteile der vegetarischen und veganen Ernährung klar nachgewiesen. Diese Analyse bestätigt, dass die Umstellung auf diese Ernährungsformen auch erkennbar umweltfreundlich ist“, so Sabaté.

Umfragen bei Adventisten: Nachhaltige Lebensweise ist eine Form der Nächstenliebe
In einer Umfrage unter Adventisten in Deutschland im Jahr 2020 zum Thema Nachhaltigkeit gaben die Befragten mehrheitlich an (58 Prozent), dem Thema auch im Gemeindeleben mehr Raum geben zu wollen. Des Weiteren zeigten die Ergebnisse auch die Überzeugung, jeder trage Verantwortung für die Umwelt (95 Prozent Zustimmung). Auch sei der Klimawandel eine konkrete Bedrohung unserer Lebensgrundlage (86 Prozent Zustimmung). 91 Prozent seien bereit, ihren Lebensstandard zugunsten der Umwelt einzuschränken. Zwei Drittel der Antwortenden würden sich sogar in die Pflicht nehmen lassen.

Auch in punkto Glaube und Nachhaltigkeit ergebe sich ein sehr eindeutiges Bild: über 90 Prozent glaubten, dass es der christliche Auftrag sei, die Schöpfung zu bewahren, dass Nachhaltigkeit dem Willen Gottes entspreche und dass sie eine Form von Nächstenliebe sei. Auf der anderen Seite gebe es kaum noch Zustimmung für Positionen, die die Verantwortung allein Gott überlassen oder Nachhaltigkeit gar als Ablenkung von Aufgaben wie der Evangeliumsverkündigung oder des sozialen Engagements sehen.

Arbeitskreis „Nachhaltig glauben“
Um eine nachhaltige Arbeitsweise der Verwaltungen und Institutionen der Freikirche zu fördern, wurde der Arbeitskreis „Nachhaltig glauben“ gegründet, der dazu konkrete Vorschläge ausarbeitet. Bei den Empfehlungen für mehr Nachhaltigkeit im Büroalltag der Angestellten in den Kirchenverwaltungen geht es um Themen wie a) Schulung der Einkaufsverantwortlichen, b) Bezug von zertifiziertem Ökostrom, c) vollständige Abschaltung der Geräte bei längerem Nichtgebrauch, d) Verwenden des Tonersparmoduls, e) Schulung der Reinigungskräfte und f) (regelmässigen) Hinweisen zum Umweltschutz im Büro. Der Arbeitskreis empfiehlt darüber hinaus sechs Beschaffungskriterien, wenn es um Materialien im Büro geht. So soll bei der Anschaffung von Büromöbeln, Büromaterial, Raumtextilien und Hygienepapier auf das „Blauer Engel“ Siegel geachtet werden. Für Geräte sei das „TCO-Siegel“ oder „Energy Star“ zu beachten und bei Büromöbeln „Quality Office“ und/oder das „FSC Siegel“. Beim Kauf von Kaffee, Tee und Kakaoprodukten sollte das Etikett „fairer Handel“ berücksichtigt werden und bei Lebensmitteln das „anerkannte Biosiegel“. Auch solle weniger Papier verbraucht werden.

Die „fünf F“
In einem Beitrag für die Kirchenzeitschrift „Adventisten heute“, Ausgabe Juni 2020, zitierte der Geschäftsführende Vorstand der adventistischen Hilfsorganisation ADRA Deutschland, Christian Molke, die „fünf F“ einer nachhaltigen Lebensweise: „1. Weniger Fleisch: Der größte Brocken in der schlechten Umweltbilanz des Menschen ist der Tierhaltung geschuldet. 2. Fass: Ein etwas sperriges Bild, doch ein etwas bescheidenerer Wohnstil rechnet sich – ökologisch. 3. Fliegen: Mit jeder Fernreise per Flugzeug wird ein gewaltiger Fussabdruck hinterlassen. Der ist zwar nicht unbedingt grösser, als wenn allein mit dem Auto verreist wird. Aber ein Urlaub mit der Bahn oder in nähergelegene Ferienorte könnte eine Alternative sein. 4. Fahren: Fahrgemeinschaften bilden, öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder mit dem Rad fahren. 5. Forderungen an den Staat zum Klimaschutz stellen.“

Beispiele von ADRA-Aktivitäten
Die adventistische Hilfsorganisation ADRA berücksichtigt ebenfalls Belange des Klimaschutzes. Beim jüngsten Weltklimagipfel in Glasgow bot ADRA zusammen mit der Tropenwaldstiftung Oro Verde und der Welthungerhilfe eine Veranstaltung zum Thema Klimaresilienz an. (https://www.apd.media/news/archiv/14779.html)

Mosambik: ADRA gewinnt nationalen Preis für Nachhaltigkeit
In Mosambik wurde ADRA kürzlich mit dem „Energy Globe Award“ für ihre solarbetriebenen Wasserkioske in der Gemeinde Mocuba im Zentrum Mosambiks ausgezeichnet. ADRA Mosambik war ein Hilfswerk aus mehr als 200 Ländern, die sich an dem globalen Wettbewerb beteiligten. Berichten zufolge gingen mehr als 30.000 Bewerbungen ein.

Zu den Projektkategorien gehörten Erde, Feuer, Wasser, Luft, Jugend und nachhaltige Start-Ups, die nachhaltige Nutzung der Ressourcen des Planeten demonstrieren und zur Umwelterziehung beitragen. Das Projekt von ADRA betraf die Gemeinde Mocuba, in der mindestens 80 Prozent der Bevölkerung verunreinigtes Wasser für ihre Grundbedürfnisse nutzten. Dies stellte ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar, wie Cholera und andere durch Wasser übertragene Krankheiten. Anstelle der üblichen Handpumpen und Bohrungen, installierte ADRA drei Wasserkioske, die aus wiederverwendeten Schiffscontainern gebaut wurden. Zwei der drei Kioske werden mit erneuerbarer Energie betrieben, und das Pumpen erfolgt mit Solarenergie.

Das Ziel von ADRA war es, die Nutzung von Wasserkiosken als sichere und nachhaltige Trinkwasserquellen in den betroffenen Gemeinden zu fördern. Diese Wasserkioske bereiten das Wasser auf, um den Gemeinden über ein unternehmensbasiertes Marktmodell langfristig einen zuverlässigen Zugang zu sicherem Trinkwasser zu ermöglichen. Dank der neuen solarbetriebenen Kioske erhalten jetzt mehr als 5.000 Haushalte sauberes Wasser für den Grundbedarf. Die Kioske bieten darüber hinaus auch Arbeitsplätze und Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und Hygieneartikeln für die Gemeinden.

Fidschi-Inseln, Somalia und Vietnam: mehr Lebensqualität durch Solarenergie
Mit Hilfe von Solaranlagen und Solarkochern hat ADRA Deutschland die Energieversorgung von 500 Haushalten auf Vanua Balavu, einer der Inseln Fidschis, auf ökologische und effiziente Weise verbessert. Die Solaranlagen ermöglichten den Familien eine kostengünstige Beleuchtung in den Abendstunden, wodurch sich ihre Lebensqualität verbessere und die Kinder mehr Zeit zum Lernen hätten. Durch die Solarherde seien die Frauen beim Kochen keinen schädlichen Dämpfen mehr ausgesetzt, wie bei den zuvor verwendeten offenen Kochstellen. Die Solaranlagen ersetzten ausserdem die bis dahin verwendeten Dieselgeneratoren. Zudem erhielten die Dorfbewohner mit der Einführung von Fischfarmen die Möglichkeit, sich besser zu versorgen und ihre Erwerbsmöglichkeiten zu erweitern. Umweltschutz und im Besonderen der Schutz der Küstengebiete würden durch diese Umstellungen zusätzlich gewährleistet.

Auch in Somalia ermöglichte ADRA in einem grossangelegten Projekt den Zugang zu nachhaltiger und erschwinglicher Energie für 100.000 Haushalte. Mit der Installation von Photovoltaikanlagen sowie von energiesparenden Kochherden verbesserte sich die Lebensqualität der Menschen.

In Vietnam veränderten sich ebenfalls durch erneuerbare Energien die Lebensumstände von ethnischen Minderheiten in abgelegenen Gebieten nachhaltig zum Positiven. ADRA vermittelt dort den Kleinbauern zudem Kenntnisse zu Klima und Umwelt, Waldschutz, klimaresistenten landwirtschaftlichen Techniken und erneuerbaren Energiemodellen.

ADRA Deutschland
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA (Adventist Development and Relief Agency) ist eine international tätige Nichtregierungsorganisation. ADRA Deutschland e.V. mit Sitz in Weiterstadt bei Darmstadt wurde 1987 von der evangelischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gegründet. ADRA Deutschland ist Mitglied eines weltweit föderativ organisierten Netzwerkes mit über 130 nationalen ADRA-Büros und Gründungsmitglied der „Aktion Deutschland Hilft“.
Weitere Informationen zu ADRA Deutschland: www.adra.de.

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Die 26. UN-Klimakonferenz findet vom 21. Oktober bis 12. November in Glasgow statt. © Logo: UN Climate Change Conference 2021

ADRA agiert mit Welthungerhilfe und OroVerde auf UN-Weltklimakonferenz

Glasgow/Grossbritannien | 30.11.2021 | APD | Ökologie

Die adventistische Hilfsorganisation ADRA, die Tropenwaldstiftung OroVerde und die Welthungerhilfe sprechen am Montag, 8. November, im Deutschen Pavillon auf der UN-Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow über Klimaresilienz. In der Ankündigung heisst es: „Die Klimakrise stellt die Menschen weltweit vor Herausforderungen, und es bedarf eines ganzheitlichen Ansatzes, um die vielfältigen Aspekte zu berücksichtigen, die für eine langfristige sozio-ökologische Widerstandsfähigkeit erforderlich sind.“

Gerade in Gebieten mit begrenztem Zugang zu Nahrung und Wasser seien die Eindämmung von Emissionen, die Sicherung von Ressourcen und Frühwarnmechanismen Faktoren, um die negativen Auswirkungen der Klimabedrohungen zu minimieren, so die Hilfsorganisationen in einer Pressemitteilung. ADRA Deutschland, OroVerde und die Welthungerhilfe diskutieren drei entscheidende Aspekte der Klimaresilienz in menschlichen Gemeinschaften. Die englischsprachige Veranstaltung findet am Montag, 8. November, von 16.30 Uhr bis 18 Uhr (CET, 15:30 – 17 Uhr lokale Zeit) überwiegend digital statt. Der Zugang ist unter https://german-climate-pavilion.de/register zu finden. Eine vorherige Registrierung ist notwendig.

Die drei Nichtregierungsorganisationen (NGO) ADRA, OroVerde und Welthungerhilfe lassen sowohl Expertinnen und Experten als auch Stimmen aus der indigenen Bevölkerung auf der Weltklimakonferenz zu Wort kommen. Passend dazu liefern die NGOs Lösungsansätze für nachhaltige Landwirtschaft, Schutz und Wiederherstellung produktiver Waldlandschaften sowie Frühwarnsysteme und Katastrophenvorsorge. Die Moderatorin Anique Hillbrand nimmt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit auf eine virtuelle Reise durch Asien, Südamerika und Ostafrika. Während der Veranstaltung können sich die Teilnehmenden auch aktiv einbringen und sich mit Fragen und Statements zu Wort melden.

Weltklimakonferenz in Glasgow
Die UN-Klimakonferenz, international bekannt als COP26 (United Nations Framework Convention on Climate Change, 26th Conference of the Parties), ist die 26. UN-Klimakonferenz. Sie findet vom 31. Oktober bis 12. November in Glasgow statt. Begleitend zur Konferenz wird es im deutschen Pavillon Vorträge und Expertengespräche geben. Veranstaltet wird die Konferenz von Grossbritannien in Partnerschaft mit Italien.

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ADRA unterstützt die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im Jemen. © Foto: ADRA-Deutschland e. V.

Deutsches Aussenministerium berichtet über humanitäre Hilfe von ADRA in Jemen

Berlin und Weiterstadt/Deutschland | 30.11.2021 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

Jemen ist Schauplatz einer der grössten humanitären Krisen weltweit. Nur noch die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen im Land ist geöffnet. Mit Unterstützung des Aussenministeriums (Auswärtiges Amt) der Bundesrepublik Deutschland kümmert sich die Nichtregierungsorganisation ADRA um die grundlegende medizinische Versorgung der Menschen im Jemen. Das Auswärtige Amt berichtet auf seiner Internetseite über die Arbeit von ADRA im Jemen. So unterstützt ADRA acht Gesundheitseinrichtungen im Norden und Süden des Landes.

Die Lage im Jemen beschreibt das Auswärtige Amt so: „Von insgesamt 30 Millionen Einwohnern Jemens benötigen 21 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Die Hälfte der jemenitischen Bevölkerung ist laut den Vereinten Nationen zur Mitte 2021 von einer akuten Hungerkrise betroffen. Folgen der Unterernährung sind insbesondere für Kinder dramatisch: Das Immunsystem wird geschwächt und ansteckende Krankheiten verbreiten sich schneller. Laut UNICEF stirbt alle 10 Minuten ein Kind in Jemen an einer vermeidbaren Krankheit. Jedes Jahr gibt es neue Choleraausbrüche, seit Anfang 2016 haben sich mehr als eine halbe Millionen Menschen in Jemen mit Cholera infiziert.“ Die Corona-Pandemie habe die Lage im Jemen weiter verschärft. So hätten viele Staaten ihre Unterstützungszahlungen für Jemen angesichts der eigenen schwierigen wirtschaftlichen Lage reduziert. Das gelte nicht für Deutschland, das für das laufende Jahr 200 Millionen Euro für den Unterstützungsplan der UN bereitgestellt habe, mit dem auch Nichtregierungsorganisationen wie ADRA gefördert würden.

Flexible Arbeitsweise von ADRA
Zur Arbeitsweise von ADRA heisst es in dem Bericht: „ADRA passt seine Unterstützung immer an die konkreten örtlichen Gegebenheiten an. Gibt es beispielsweise schon ein Krankenhaus, das aber beschädigt ist oder dem es an Ausstattung mangelt, dann stellt ADRA die Funktionsfähigkeit des Krankenhauses wieder her. Wo es keine Infrastruktur gibt, arbeitet ADRA mit mobilen Teams. Sobald die grundlegende Versorgung gewährleistet ist, übergibt ADRA die Einrichtungen an Akteure der Entwicklungszusammenarbeit – und die weitere Förderung wird durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) übernommen. So wird ein fliessender Übergang von kurzfristiger humanitärer Hilfe in die längerfristige Betreuung durch die Entwicklungshilfe gesichert.“

ADRA Deutschland
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA (Adventist Development and Relief Agency) ist eine international tätige Nichtregierungsorganisation. ADRA Deutschland e.V. mit Sitz in Weiterstadt bei Darmstadt wurde 1987 von der evangelischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gegründet. ADRA Deutschland ist Mitglied eines weltweit föderativ organisierten Netzwerkes mit über 130 nationalen ADRA-Büros und Gründungsmitglied der „Aktion Deutschland Hilft“. Weitere Informationen zu ADRA Deutschland: www.adra.de.

Originalbericht des Auswärtigen Amtes über die Arbeit von ADRA im Jemen unter: https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/themen/humanitaere-hilfe/huhi-jemen/2496418

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„Das Wort“ - Gemälde von Phil McKay. © Bild: Phil McKay

Adventistischer Künstler in Australien malt Bilder zu biblischen Themen

Wahroonga, NSW/Australien | 30.11.2021 | APD | Personen

Von Kunstausstellungen bis hin zu Bibelstudienanleitungen hat der australische Kunstschaffende Phil McKay seine Werke eingesetzt, um auf das Evangelium aufmerksam zu machen. Es entstehen fortwährend neue Projekte.

„Ich würde meinen Stil wohl als eine moderne Interpretation traditioneller biblischer Bilder beschreiben“, sagt er. „Ich möchte, dass meine Kunstwerke eine kraftvolle und dramatische visuelle Darstellung der Bibel … sind“. McKay ist Mitglied der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Port Macquarie im australischen Bundesstaat New South Wales. Er arbeitet hauptberuflich als Künstler in seinem Atelier an der Ostküste Australiens. „Glücklicherweise habe ich es geschafft, meine Kunst zum Beruf zu machen“, erklärt er.

McKays Werdegang
„Seit ich mich erinnern kann, habe ich immer in der einen oder anderen Form Kunst gemacht, so dass es unvermeidlich war, eine Karriere in der bildenden Kunst anzustreben“, so McKay. „Im Laufe meiner Karriere habe ich mich in vielen Berufen versucht. Dazu gehören Schildermalerei, Siebdruck, Airbrush auf Autos, die Herstellung von Repliken von Artefakten und römischen Schwertern in Museumsqualität.“ Eine Zeit lang malte McKay viele Bilder mit düsteren Themen. Dann beschloss er, seine Ausrichtung zu ändern und widmet sich seit etwa zwölf Jahren dem Evangelium. So haben sich sein Stil und seine Themen weiterentwickelt.

Zwei Bildbände über das Evangelium
Laut McKay arbeitet er derzeit an zwei Bildbänden für den kirchlichen Verlag Signs Publishing. Ein Band über das praktische Leben mit Gott und einen anderen über die Bibel von der Genesis bis zur Offenbarung. „Sie werden sowohl in einem traditionellen als auch in einem digitalen Format erhältlich sein und für jeden Pastor oder Laien eine spannende und nützliche Ressource zur Verbreitung des Evangeliums darstellen.“

Mehr über den Künstler: www.philmckay.com

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Symbolbild - Buchrezension © Foto: pexels/pixabay

Buchrezension: „Made in Washington – Was die USA seit 1945 in der Welt angerichtet haben“

Lüneburg/Deutschland | 30.11.2021 | APD | Buchrezensionen

Die politische Einstellung „America first!“ ist nicht erst seit US-Präsident Donald Trump bezeichnend für den grossen Nachbarn jenseits des Atlantiks. Weniger bekannt ist das „America Alone!-Syndrom“, wenn es um die Weltherrschaft geht. Der bereits emeritierte Professor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Universität Hamburg und ausgewiesene Kenner der jüngeren US-Geschichte Bernd Greiner beschreibt in seinem neusten Buch schonungslos offen, wie sich die USA seit dem Ersten Weltkrieg selbst radikalisiert und im Zweiten Weltkrieg selbst ermächtigt haben, die Welt zu retten. Die Position der „Weltpolizei“ wird seitdem völlig unkritisch mit allen legalen und illegalen Mitteln verteidigt. Greiners historischer Befund: So nicht! Aber wie dann?

Auf 237 Seiten wird dem Leser dann detailliert und gründlich recherchiert die Vergehen der Supermacht kredenzt. Dabei werden etliche Angriffskriege und der versuchte Sturz missliebiger Regime, sowie der Krieg gegen den Terror anhand vieler historischer Beispiele offengelegt. In neun Kapiteln, mit Vor- und Nachwort, hageln dann die Grausamkeiten wie Gewehrgeschosse ins Leserbewusstsein. Das menschenverachtende Vorgehen und das völkerrechtlich strafbare Verhalten in Guatemala, Südvietnam, Indonesien, Lateinamerika und zuletzt Afghanistan schockieren denjenigen, der sich bisher eine positive Sicht von der US-Aussenpolitik bewahrt hat. Folter inklusive.

Solidarität Fehlanzeige
Die Quintessenz der amerikanischen Ordnungspolitik ist desaströs. Die USA, bis an die Zähne mit Nuklearwaffen bestückt und strotzend vor Selbstgefälligkeit, sind dabei Meister der Einschüchterung und sprechen ausschliesslich die Sprache der Macht. Die „Rücksichtslosigkeit… als Signatur amerikanischer Weltpolitik“ (S. 231) ist ohnegleichen und wird von Präsident George W. Bush auf den Punkt gebracht: „Us against them“. Unter diesen Gegebenheiten rät Greiner Europa dazu, unbedingt unabhängiger zu werden (S. 236) und aus dem Schatten des Imperiums herauszutreten.

Die geschichtlichen Momente, in denen die Welt nur knapp einem dritten Weltkrieg entkommen ist, lassen den Atem stocken. Nach einer Zeit des Abrüstens nahm das internationale Wettrüsten wieder Fahrt auf. Der Kalte Krieg hat seine Fronten verlagert. Ausserdem gilt Qualität vor Quantität (S. 207). Das „Spezialgefängnis“ in Guantanamo existiert heute noch und Washington übt sich im Unschuldslächeln. Doch wer anders soll das Modell der westlichen Freiheit und der demokratischen Verfasstheit verteidigen? Russland oder China wohl kaum! Wer dann? Greiners Lösungsvorschlag einer friedvollen, internationalen Zusammenarbeit für eine gemeinsame Sicherheit klingt im Blick auf die Realpolitik des 21. Jahrhunderts fast zu utopisch, um wahr werden zu können.

Zum Punkt
Made in Washington ist eine hochaktuelle und zutiefst kritische Streitschrift gegen die Aussenpolitik der USA der letzten 60 Jahre. Dabei stützt sich Greiner auf die Recherche seiner früheren Publikationen wie Krieg ohne Fronten (2007), die Kuba-Krise (2010), 9/11 (2011) oder Henry Kissinger (2020). Quellengestützt, faktenreich und nüchtern im Ton fügt Greiner historische Tatsachen aneinander, die es schwermachen, noch ein positives Bild der Supermacht zu haben. Greiner argumentiert dabei nicht, sondern er sortiert und sondiert. Dabei beschreibt er neben den harten Fakten der Aufrüstung auch die psychische Verfasstheit einer Nation, die den Grössenwahn gefrühstückt zu haben scheint und die für eine Selbstkorrektur nicht mehr erreichbar ist. Allerdings sollte man bei der Lektüre beachten, dass der Autor – von 1989–2018 ein Mitglied des Hamburger Instituts für Sozialforschung – in den 1980er Jahren dem Beirat des Zentrums für Marxistische Studien und Forschung sowie dem Zentrum für Marxistische Friedensforschung angehörte. Beide Einrichtungen wurden von der inzwischen aufgelösten Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) mitfinanziert. Dieser Umstand schmälert nicht den Wert seines Buches, zumal der Autor durch zahlreiche Veröffentlichungen seine Kompetenz unter Beweis gestellt hat, könnte aber seine zuweilen sehr pauschale USA-Kritik erklären. Ein Buch, so spannend wie ein James Bond-Krimi und ebenso rau.

Claudia Mohr

Die Rezension kann als Dokument heruntergeladen werden: https://www.apd.info/wp-content/uploads/2021/11/Rezension-Greiner-Made-in-Washington.pdf

Buchrezension: Bernd Greiner: Made in Washington – Was die USA seit 1945 in der Welt angerichtet haben; Verlag C. H. Beck, 2021, 288 Seiten, Paperback; 16,95 Euro, 19,90 Franken; Ebook/Kindle: 12,99 Euro, ISBN-10: ‎ 3406777449, ISBN-13: 978-3406777448

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