Warning: Undefined array key "jahr" in /home/httpd/vhosts/apd.media/httpdocs/php/lib/APD/repository/NewsgroupRepository.php on line 40 APD - APD-INFORMATIONEN 7/2022 - JULI 2022 (Adventistischer Pressedienst)

APD-INFORMATIONEN 7/2022 - JULI 2022

Erwachsenen- bzw. Mündigentaufe im Genfersee. © Foto: SEA-RES

Freikirchen legen Rekurs gegen Verbot von Taufen im Genfersee ein

Zürich/Schweiz | 31.07.2022 | APD | Schweiz

Zwei evangelische Freikirchen legen beim Genfer Gericht Berufung ein, nachdem ihre Anträge auf eine Genehmigung für Taufen an öffentlichen Stränden abgelehnt worden sind. Eine Entscheidung wird in einigen Wochen erwartet. Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA-RES) und ihre Genfer Sektion, das Réseau évangélique de Genève (REG), drücken ihre Solidarität mit den beiden Kirchen aus und fordern Religions- sowie Versammlungsfreiheit für alle. Sie seien erschüttert darüber, dass Genf – die Hauptstadt der Menschenrechte – einen derart restriktiven und ausschliessenden Ansatz in Bezug auf die Religionsfreiheit verfolge, schreiben sie in einer Medienmitteilung.

Nach einer in evangelisch-freikirchlichen Kreisen gut etablierten Tradition, die sich an den öffentlichen Taufen des Neuen Testaments orientiert, organisieren Kirchen jedes Jahr am Genfersee Zeremonien zur Taufe von Erwachsenen durch Untertauchen. In der Vergangenheit profitierten «diese friedlichen Zeremonien», die oft am Sonntagmorgen stattfinden, wenn wenig los ist, von einer ausdrücklichen oder stillschweigenden Zustimmung der Behörden. Dies sei seit diesem Sommer nicht mehr der Fall, schreibt die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA). Zwei Mitgliedkirchen der Evangelischen Allianz wurde kürzlich die Erlaubnis verweigert, ihre Taufen an öffentlichen Stränden zu feiern.

Eine intolerante Praxis im Widerspruch zur Religionsfreiheit
Gemäss dem Gesetz über die Laizität des Staates (Loi sur la Laïcité de l'Etat, LLE) dürfen religiöse Veranstaltungen auf öffentlichem Grund nur in Ausnahmefällen genehmigt werden. Nach dessen Inkrafttreten hatte der Kanton jedoch versprochen, dass er einen «toleranten Ansatz» verfolgen und die traditionellen Taufen am See weiterhin erlauben würde. Zudem war nach einer Beschwerde im Jahr 2019 auch das Justizgericht des Kantons Genf der Ansicht, dass die Genehmigung von kultischen Veranstaltungen «nur ausnahmsweise» eine «unverhältnismässige und mit der föderalen Rechtsprechung kaum zu vereinbarende» Einschränkung darstelle. Ende 2021 strich das Bundesgericht den Begriff «ausnahmsweise» aus dem Laizitätsgesetz und erinnerte daran, dass die Glaubensfreiheit das Recht garantiert, die eigene Religion kollektiv in der Öffentlichkeit zu bekunden.

Ausführungsverordnung zum Laizitätsgesetz in Frage gestellt
In seinen abschlägigen Antworten an die beiden Freikirchen beruft sich der Staat auf die Umsetzung der Ausführungsverordnung des Laizitätsgesetzes (Règlement d'application de la LLE). Diese war ursprünglich vorgesehen, um festzulegen, welche Gemeinschaften weiterhin von freiwilligen Beiträgen der Genfer Steuerzahler profitieren könnten. Nun werde diese Verordnung mit ihrem Verfahren der Registrierung beim Staat auch zu einer Voraussetzung für den Zugang zu anderen Rechten, wie etwa den Zugang zu öffentlichem Grund für kultische Veranstaltungen. Eine solche Praxis stehe jedoch im Widerspruch zu den internationalen Standards für Religionsfreiheit, schreibt SEA-RES: Die Ausübung der Religionsfreiheit, einschliesslich der Freiheit, den Glauben gemeinsam und in der Öffentlichkeit zu bekunden, sei ein Grundrecht. Ihre Ausübung dürfe nicht von einem staatlichen Registrierungsverfahren abhängig gemacht werden.

Regionale und nationale Evangelische Allianzen leisten Unterstützung
Die Genfer (REG) und die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA-RES) drücken ihre Unterstützung und Solidarität mit den Freikirchen in Genf aus, die von der neuen Auslegung des LLE betroffen sind. «Wir bedauern, dass Genf seine Tradition der Toleranz mit Füssen tritt und seinem Ruf als Hauptstadt der Menschenrechte schadet», bekräftigt Stéphane Klopfenstein, stellvertretender Direktor des RES. In Bezug auf die von den beiden Kirchen beim Genfer Gericht eingereichte Klage erklärt der Präsident des REG, Thierry Bourgeois: «Wir verlassen uns auf die Justiz und sind zuversichtlich, dass sie den Staat Genf an seine Verpflichtungen erinnern wird.»

UN-Menschenrechtsrat wird über die laufenden Schritte in Kenntnis gesetzt
Die Frage der Religionsfreiheit und des Zugangs zum öffentlichen Bereich im Kanton Genf war auch Gegenstand eines Abschnitts im Bericht, der am 8. Juli an den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen im Hinblick auf die Universelle Periodische Überprüfung (UPR) der Schweiz im Jahr 2023 eingereicht wurde. Dieser gemeinsame Bericht von der SEA-RES und dem Dachverband Freikirchen.ch wird auch von der Europäischen und der Weltweiten Evangelischen Allianz unterstützt. Er befasst sich zudem mit dem Solidaritätsdelikt und der Steuerbefreiung freiwilliger Spenden an religiöse Vereinigungen.

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Polizei schiesst einem Mann ins Bein, der sich mit einem Fleischermesser selbst verletzte

Zürich/Schweiz | 31.07.2022 | APD | Schweiz

Am Samstagmorgen, 16. Juli, schoss die Polizei bei einem Einsatz um 10 Uhr in den Nebenräumlichkeiten der Andreaskirche an der Brahmsstrasse in Zürich einem 60-jährigen Schweizer ins Bein. Weil er trotz Einsatz von Reizstoffen seitens der Polizei nicht arretiert werden konnte und anfing mit einem Fleischermesser sich im Bauchbereich Verletzungen zuzufügen, schoss diese ihm ins Bein. Die Polizei versorgte den Mann medizinisch bis Schutz und Rettung Zürich eintraf und ihn ins Spital brachte, wo er umgehend operiert wurde.

Der Mann hatte den Gottesdienst der spanischsprachigen Migrationsgemeinde der protestantischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Zürich besucht, die Gastrecht in der evangelisch-reformierten Andreaskirche im Quartier Sihlfeld geniesst. Adventistische Christen und Christinnen halten den biblischen Ruhetag, den Samstag (Sabbat), und feiern deshalb ihre Gottesdienste auch an diesem Tag.

Mediensprecher der Adventisten drückt Bedauern aus
«Der Betroffene des Vorfalls ist kein Mitglied unserer Kirche. Er hat aber am Gottesdienst teilgenommen und diesen dann verlassen, als er noch im Gange war», sagte Marvin Brand, Mediensprecher der Adventisten. Der Vorfall habe in einer Nebenräumlichkeit der Andreaskirche stattgefunden. «Was passiert ist, tut uns sehr leid. Den Teilnehmern des Gottesdienstes wurde seelsorgerische Unterstützung angeboten. Unsere Gedanken sind mit der betroffenen Person, die sich im Spital befindet», so Brand.

Spurensicherung und Ermittlungen
Gemäss Blick hat das Forensische Institut Zürich die Spurensicherung vorgenommen. Die weiteren Ermittlungen werden demnach durch die Staatsanwaltschaft für schwere Gewaltkriminalität und die Kantonspolizei vorgenommen.

Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten
Die protestantische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist seit 1867 in der Schweiz vertreten. Weltweit sind knapp 22 Millionen Personen durch die Glaubenstaufe bzw. Mündigentaufe Mitglieder der Kirche geworden. Ende 2021 lebten 4.751 erwachsen getaufte Siebenten-Tags-Adventisten in der Schweiz, die ihre Gottesdienste am Samstag in 57 Ortsgemeinden feiern. Im Kanton Zürich gibt es fünf deutschsprachige Adventgemeinden sowie drei Migrationsgemeinden.

Die Adventisten in der Schweiz sind Mitglied der Schweizerischen Bibelgesellschaft (SB) und haben den Beobachterstatus in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK-CH). In drei kantonalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen sind sie Mitglieder und in drei weiteren haben sie den Gaststatus, darunter auch seit 1984 in der AGCK des Kantons Zürich. Die Adventisten der Deutschschweiz haben im Dachverband «VFG – Freikirchen Schweiz» den Beobachterstatus.

Mehr Informationen zu den Adventisten in der Deutschschweiz:
https://www.adventisten.ch/wer-sind-wir/

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Symbolbild - Ungerechtigkeit. © Foto: OpenClipart-Vectors auf Pixabay

US-Regierung bemängelt Steuerungleichheit von Religionsgemeinschaften in der Schweiz

Zürich/Schweiz | 31.07.2022 | APD | Schweiz

Zürich/Schweiz | 12.07.2022 |APD | Die US-Regierung bemängelt in ihrem jährlichen Report «International Religious Freedom: Switzerland» die Steuerungleichheit von Religionsgemeinschaften in der Schweiz. Explizit erwähnt werden darin die evangelischen Freikirchen, die in der Schweiz im Vergleich mit den Landeskirchen ungleich behandelt werden. Bezüglich Steuerbefreiung sei in diesem Zusammenhang im Kanton Bern ein Rekurs des Dachverbands Freikirchen.ch hängig, wie dieser schreibt. Die Ungleichbehandlung stelle eine Diskriminierung aufgrund der Religion dar, wie ein am 8. Juli eingereichter Bericht zur Religionsfreiheit beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen bestätigt.

«Es bestehen Herausforderungen bezüglich der Menschenrechte für evangelisch-freikirchliche Christen», fasst Michael Mutzner als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Christian Public Affairs (CPA) den Bericht zusammen. Dieser gemeinsame Bericht (Universal Periodic Review, UPR) der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA-RES) und dem Dachverband Freikirchen.ch wird auch von der Europäischen Evangelischen Allianz und der Weltweiten Evangelischen Allianz unterstützt. Er befasst sich auch mit dem Solidaritätsdelikt und der Steuerbefreiung für freiwillige Spenden an religiöse Vereinigungen. Laut Freikirchen.ch habe der Sonderberichterstatter der Uno für Religionsfreiheit eine solche Möglichkeit als bewährte Praxis hervorgehoben, weil «diese Privilegien die Fähigkeit der Vereinigungen fördern, Ressourcen zu suchen, zu sichern und zu nutzen und ihre Arbeit effektiver zu gestalten».

Der Sonderberichterstatter habe laut Freikirchen.ch in einem anderen Bericht auch empfohlen, «die finanzielle Nachhaltigkeit zivilgesellschaftlicher Organisationen durch verschiedene und flexible Formen der finanziellen und nicht-finanziellen Unterstützung zu stärken» und «Anreize für die Unterstützung der Arbeit des gemeinnützigen Sektors zu schaffen».

Rekurs im Kanton Bern hängig
Die Programme der Kirchen wurden in einer grossen unabhängigen Studie des Schweizerischen Nationalfonds als wichtige karitative Dienste für die Bevölkerung anerkannt. In der Schweiz erhalten die sogenannten Landeskirchen in den meisten Kantonen öffentliche Mittel. Sie sind auch automatisch steuerbefreit und Spenden können in den meisten Kantonen vom Einkommen abgezogen werden. Dies ist laut dem Dachverband bei den anderen Religionsgemeinschaften nicht so. Diese müssten gegenüber der kantonalen Regierung nachweisen, dass sie unter die Kategorie der gemeinnützigen Vereine fallen. Es gäbe jedoch eine zunehmende Tendenz zu einem strengeren Verständnis der von religiösen Vereinigungen ausgeübten gemeinnützigen Tätigkeiten: Wenn eine Dienstleistung eine geringfügige, religiöse Dimension aufweise, werde sie automatisch als nicht gemeinnützig eingestuft.

Zunehmende Probleme, Spenden an Freikirchen von den Steuern abzuziehen
Ein Beispiel für eine solche negative Entwicklung sei gemäss Freikirchen.ch seit 2019 im Kanton Bern zu beobachten. Dort führe eine neue und restriktive Auslegung von Art. 38A und 90c des Steuergesetzes dazu, dass es immer schwieriger werde, Spenden an evangelische Freikirchen von den Steuern abzuziehen. Diese Praxis des Kantons Bern wird derzeit vor der Rekurskommission angefochten. «Eine solche Einschränkung ist diskriminierend, da sie nur für bestimmte Religionsgemeinschaften gilt, nicht aber für die sogenannten Landeskirchen», schreibt der Dachverband. Der Kanton Bern stelle sich auf den Standpunkt, dass nur «glaubensneutrale Dienste als ausschliesslich gemeinnützig» bezeichnet werden könnten.

Erweiterung des Landeskirchengesetzes auch für Freikirchen gefordert
Dazu hält Peter Schneeberger als Präsident des Dachverbands Freikirchen.ch fest: «Die Steuerverwaltung des Kantons Bern hat in der Haltung der Gemeinnützigkeit von Freikirchen eine Praxisänderung vollzogen, ohne dafür eine gesetzliche Grundlage zu haben oder einzuführen. Den Freikirchen wird unterstellt, dass ihre Tätigkeit nur Kultuszwecke beinhaltet. In der ‘Studie zum gesellschaftlichen Engagement der Schweizer Freikirchen 2020’ wurde umfassend die gemeinnützige Tätigkeit von Freikirchen während der Pandemie aufgezeigt. Wir fordern darum von der Steuerverwaltung eine Gleichbehandlung der Religionsgemeinschaften und eine Erweiterung des Landeskirchengesetzes auch für Freikirchen.»

Ungleichbehandlungen reduzieren
Der Grosse Rat des Kantons Bern hat zwar im Rahmen der Beratung des Landeskirchengesetzes beschlossen, auf die Ausarbeitung eines allgemeinen Anerkennungsgesetzes bis auf weiteres zu verzichten. Er will aber, dass andere Massnahmen zur Forderung von Religionsgemeinschaften geprüft werden, die gesellschaftlich relevante Leistungen erbringen. Es geht darum, Ungleichbehandlungen der privatrechtlich organisierten Religionsgemeinschaften leichter zu erkennen und wo möglich zu reduzieren. «In einem nächsten Schritt geht es nun darum, mehr über die Religionsgemeinschaften zu erfahren, Bereiche zu identifizieren, in denen Ungleichbehandlungen bestehen, und diese dann anzupacken», erklärt David Leutwyler, der Beauftragte für kirchliche und religiöse Angelegenheiten (BKRA) des Kantons Bern.

US-Report zur Religionsfreiheit in der Schweiz: Ungerecht verteilte Steuerbefreiung
Die US-Regierung hat in diesem Zusammenhang kürzlich einen Report zur Religionsfreiheit in der Schweiz veröffentlicht und hält darin fest: «Die Verfassung garantiert die Glaubens- und Gewissensfreiheit. Sowohl die Verfassung als auch das Strafgesetzbuch verbieten die Diskriminierung einer Religion oder ihrer Mitglieder.» Thematisch beleuchte der Bericht dies anhand der «finanziellen und sozialen Diskriminierung» von Religionsgemeinschaften in der Schweiz: «Diese ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Die meisten Kantone gewähren Religionsgemeinschaften automatisch die Steuerbefreiung, wenn sie vom Kanton finanziell unterstützt werden. Alle anderen Religionsgemeinschaften müssen in der Regel nachweisen, dass sie als gemeinnützige Vereine organisiert sind, und einen Antrag auf Steuerbefreiung bei der kantonalen Regierung einreichen müssen.»

Weiter heisst es im Bericht, dass alle Kantone mit Ausnahme von Genf, Neuenburg, Tessin und Waadt mindestens eine der vier Religionsgemeinschaften - römisch-katholisch, christlich-katholisch, protestantisch oder jüdisch - finanziell unterstützen, weil sie von den Kantonen als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt wurden. Diese öffentliche Unterstützung erfolgt durch Mittel, die durch eine obligatorische Kirchensteuer von registrierten Kirchenmitgliedern und in einigen Kantonen auch von Unternehmen erhoben werden.

Der Bericht spricht die Ungerechtigkeit an: «Nur Religionsgemeinschaften, die als Staatskirchen oder Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt sind, haben Anspruch auf Mittel aus der Kirchensteuer, und kein Kanton hat andere Religionsgemeinschaften als diese vier anerkannt.» Die Zahlung der Kirchensteuer ist in den Kantonen Tessin, Neuenburg und Genf freiwillig, während in allen anderen Kantonen Personen, die die Kirchensteuer nicht zahlen wollen, aufgefordert werden können, aus der religiösen Einrichtung auszutreten: «Der Kanton Waadt ist der einzige Kanton, der keine Kirchensteuer erhebt, obwohl die protestantische und die römisch-katholische Kirche nach wie vor direkt über das Budget des Kantons subventioniert werden. Alle anderen Religionsgemeinschaften finanzieren sich ausschliesslich durch Spenden ihrer Mitglieder oder aus dem Ausland.»

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Zahnärztliche Behandlung durch freiwillige medizinische Fachkräfte. © Foto: Zamboanga Adventist Mission

Freiwillige bieten Gesundheitsdienste für muslimische Kommunen in den Philippinen an

Silang, Cavite/Philippinen | 31.07.2022 | APD | International

Die Gesundheitsversorgung in den Krankenhäusern der Provinzen Basilan und Sulu im Süden der Philippinen, in denen vorwiegend Menschen muslimischen Glaubens leben, sei begrenzt, schreibt die adventistische Kirchenleitung im südlichen Asien-Pazifik-Raum (SSD). Deshalb habe sie in der ersten Juliwoche in den beiden Provinzen medizinische Einsätze durchgeführt, bei denen 2.600 Personen behandelt, 326 zahnmedizinisch versorgt sowie 67 kleinere Operationen durchgeführt und 414 Brillen kostenlos verteilt wurden. Mehr als 500 Kinder erhielten Kits zur Zahnpflege.

Medizinischer Fachkräfte und Freiwillige hätten sich spontan bei den Organisatoren gemeldet. Andere spendeten Geld zur Finanzierung des Projekts. Einige adventistische Kirchenmitglieder hätten sich verpflichtet, Schulmaterial für die Kinder in Bud Bongao und Sinumaan bereitzustellen. SULADS (Socio-economic Uplift, Literacy, Anthropological, and Developmental Services), eine nichtstaatliche, gemeinnützige Bildungseinrichtung auf den Philippinen, deren Ziel es ist, unerreichten indigene Völkern Bildung zu vermitteln, leistete ebenfalls Hilfe bei der Verteilung von Brillen und Zahnputzsets an alle vier Orte, berichtet die SSD-Kommunikationsabteilung.

Partnerschaft mit Spezialeinheit gewährleistete die Sicherheit des Teams
Der Regionaldirektor für adventistisch-muslimische Beziehungen, Ranny de Vera, schloss Partnerschaften mit den Spezialeinheiten in Basilan und Sulu, um die Sicherheit des Teams zu gewährleisten und die logistischen sowie transporttechnischen Anforderungen der Gruppe zu erfüllen. Adventistische Kirchenmitglieder in Basilan hätten mit der Stadtverwaltung von Isabela zusammengearbeitet und Lebensmittel, Anlegeplätze und Hilfspersonal zur Verfügung gestellt.

Zusammenarbeit über die Grenzen der Religionen
Amin Hataman, Mitglied des Provinzvorstands in Basilian, der den 1. Bezirk der Provinz Basilan vertritt, sagte. «Es ist wirklich schön, dass diese Art der Zusammenarbeit über die Grenzen der Religionen hinausgeht. Ich hoffe, dass es in Zukunft mehr Zusammenarbeit geben wird.»

Adventisten in den Philippinen
In den Philippinen, dem Land mit über 7.000 Inseln, leben unter den 109 Millionen Bewohnern rund 1.2 Millionen adventistische Christen und Christinnen (Zahlen von Ende 2019). Sie feiern jeweils am Samstag (Sabbat), dem biblischen Ruhetag, in 4.940 Kirchen und 2.253 Gruppen den Gottesdienst. Sie unterhalten zehn Krankenhäuser, eine Universität, fünf Colleges, 316 Primar- sowie 31 Sekundarschulen, einen Verlag sowie die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Philippinen.

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42 adventistische Frauen in Leitungspositionen ihrer Ortsgemeinden absolvierten in Südkorea eine Weiterbildung für Leitungsaufga © Foto: Northern Asia-Pacific Division

Weiterbildung adventistischer Frauen in Südkorea für Leitungsaufgaben

Seoul/Südkorea | 31.07.2022 | APD | International

Die Frauen in den Ortsgemeinden der Siebenten-Tags-Adventisten in Südkorea nehmen seit Jahren viele wichtige Positionen in den Ortskirchen wahr. Deshalb hat die Abteilung für Frauenarbeit der südkoreanischen Kirchenleitung auf den wachsenden Bedarf nach Weiterbildung weiblicher Führungskräfte reagiert und auf der Insel Jeju, der grössten und am südlichsten gelegene Insel Südkoreas, die «Women's Leadership Training School» durchgeführt, an der 42 Frauen teilnahmen.

Nach Angaben der Organisatoren habe eine Umfrage nach der Veranstaltung eine hohe Zufriedenheit mit der Schulung gezeigt, heisst es im Bericht der adventistischen Kirchenleitung im Nordasien-Pazifik Raum (NSD).

«Wir werden die Leiterschaftsschulung weiterführen, damit mehr Frauen von den Bildungsmöglichkeiten profitieren können», sagte Yun, Leiterin der NSD-Abteilung Frauen. «Wir planen auch, Videovorträge zu produzieren und zu verbreiten, die es den Frauen ermöglichen, sich zu Dienerinnen Gottes auszubilden, wo immer sie sich befinden.»

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Jugendliche mit biblischen Auswahlschriften bei einer Bibelverteilaktion in Brasilien. © Foto: Brasilianische Bibelgesellschaft

32 Millionen Bibeln im letzten Jahr weltweit verbreitet

Stuttgart/Deutschland | 31.07.2022 | APD | Bibel

Die weltweite Verbreitung von Bibeln ist im vergangenen Jahr wieder leicht gestiegen. 32,6 Millionen vollständige Bibelausgaben wurden 2021 laut dem Bericht des Weltverbands der Bibelgesellschaften (United Bible Societies; UBS) verbreitet. Nach dem pandemiebedingten Einbruch der Bibelverbreitung im Jahr 2020 hat sich die Entwicklung damit stabilisiert. Einen weiteren Rückgang gab es dagegen bei biblischen Auswahlschriften wie einzelne Evangelien.

„Abgesehen von Europa wurden auf jedem Kontinent mehr Vollbibeln verbreitet als im Jahr zuvor“, berichtete Horst Scheurenbrand, Leiter der Weltbibelhilfe der Deutschen Bibelgesellschaft. „Das ist ein gutes Zeichen nach dem erheblichen Rückgang im Jahr zuvor.“ Die Herausforderungen für die Arbeit vieler Bibelgesellschaften aufgrund der Pandemie seien aber nach wie vor hoch. „Insbesondere Bibelgesellschaften, die Menschen über Veranstaltungen erreichen und Verteilaktionen durchführen, sind weiterhin eingeschränkt.“

Mehr vollständige Bibeln, weniger Teilausgaben
Die Zahl der verbreiteten Vollbibel-Ausgaben ist laut dem „Scripture Distribution Report“ im Jahr 2021 um 5,5 Prozent gestiegen, von 30,9 auf 32,6 Millionen Exemplare. Ausgaben, die lediglich das Neue Testament enthalten, wurden dagegen weniger verbreitet (5,1 gegenüber 5,7 Millionen Exemplaren im Vorjahr). Die Zahl biblischer Auswahlschriften (wie einzelne biblische Bücher oder biblische Auswahltexte) sank auf 132 Millionen Exemplare, rund 23 Millionen weniger als 2020. Somit wurden im Jahr 2021 insgesamt rund 170 Millionen biblische Schriften verbreitet.

Jede fünfte Bibel digital
Digitale Bibeln stellten auch 2021 einen wesentlichen Teil der Ausgaben. Rund 20 Prozent aller vertriebenen Vollbibeln wurden im Internet heruntergeladen. Damit ist ihr Anteil zwar niedriger als im ersten „Corona-Jahr“ 2020, liegt aber weiterhin deutlich über dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019. Die Verbreitung digitaler Ausgaben spiele gerade in Krisenregionen eine zunehmend grössere Rolle. So konnte etwa die Bibelgesellschaft in Mosambik insgesamt 51.000 Menschen eine digitale Bibelausgabe zur Verfügung stellen. Das südwestafrikanische Land war 2021 durch Naturkatastrophen und Terrorangriffe erschüttert worden.

Statistische Angaben
Der jährlich erscheinende „Scripture Distribution Report“ berücksichtigt ausschliesslich die Zahlen von Verlagen und Organisationen, die dem Weltverband angehören. Der Weltverband der Bibelgesellschaften ist der internationale Zusammenschluss von 160 nationalen Bibelgesellschaften, zu denen auch die Deutsche Bibelgesellschaft in Stuttgart gehört. Die Bibelgesellschaften sind in 184 Ländern aktiv. In Deutschland sammelt die Weltbibelhilfe Spenden für diese internationale Arbeit.

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Die BasisBibel gibt es in verschiedenen Varianten. © Cover: Deutsche Bibelgesellschaft

Die BasisBibel ist nun auch als Grossdruckausgabe erhältlich

Stuttgart/Deutschland | 31.07.2022 | APD | Bibel

Die BasisBibel mit Altem und Neuem Testament ist jetzt in einer Ausgabe mit grösserer Schrift erschienen. Sie eignet sich damit besonders für ältere sowie Menschen mit eingeschränkter Sehstärke. Hinsichtlich Layout, Ausstattung und Seitenzahl folgt sie der BasisBibel Kompakt-Ausgabe.

Um gut 25 Prozent sei die Schriftgrösse erhöht worden, teilte Folkert Roggenkamp, Leiter für Vertrieb, Marketing und Produktion bei der Deutschen Bibelgesellschaft, mit. Das entspreche einer Schriftgrösse von zehn Punkt gegenüber acht Punkt in den Standardausgaben und mache diese Bibelausgabe noch besser lesbar. Die Grossausgabe folge in Ausstattung und Layout der „BasisBibel. Die Kompakte“. Sie zeichne sich durch einen platzsparenden einspaltigen Blocksatz und einen reduzierten Seitenumfang aus.

Unterschied zwischen Komfort- und Kompaktausgabe
Die BasisBibel erscheint in verschiedenen Layout-Varianten: Die Komfort-Ausgabe gibt den Bibeltext in jeder Sinneinheit auf einer eigenen Zeile wieder und erleichtert so das Erfassen und Verstehen des Textes. Die Kompaktausgabe setzt den Text fortlaufend einspaltig und entspricht damit dem gewohnten Lesefluss ähnlich einem Roman. Der Schriftsatz der „Kompakten“ ist damit platzsparender und ihr Umfang um rund ein Drittel geringer.

Die BasisBibel: Klar gegliederter Text, linear angeordnet und kurze Sätze
Im Januar 2021 erschien die BasisBibel in ihrer vollständigen Ausgabe mit Altem und Neuem Testament. Sie ist eine neue Übersetzung aus den hebräischen, aramäischen und griechischen Urtexten. Ihre sprachliche Struktur folgt dem Gebot der Einfachheit. Die Sätze in der BasisBibel sind in der Regel nicht länger als 16 Wörter und umfassen einen Haupt- und maximal einen Nebensatz. Alle Informationen eines Satzes sind klar gegliedert und linear angeordnet. Dadurch gibt es zum Beispiel keine komplizierten Schachtelsätze.

Begriffe, die für die Sprache der Bibel zentral sind, deren Verständnis heute aber nicht mehr vorausgesetzt werden kann, werden nicht wie in vielen anderen modernen Übersetzungen im Bibeltext umschrieben. Ausdrücke wie „Gnade“, „Prophet“ oder „Reich Gottes“ werden farblich hervorgehoben und in einem zusätzlichen Kurztext am Seitenrand verständlich erläutert.

Neben den Druckausgaben ist der vollständige Text der BasisBibel kostenlos im Internet verfügbar unter www.die-Bibel.de sowie in der gleichnamigen App für Android und iOS.

Deutsche Bibelgesellschaft
Die Deutsche Bibelgesellschaft mit Sitz in Stuttgart übersetzt die biblischen Schriften und verbreitet Bibelausgaben. Sie ist eine eigenständige Stiftung. Zusammen mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gibt sie die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers heraus. International verantwortet sie die wissenschaftlichen Bibelausgaben in den Ursprachen. Durch die Weltbibelhilfe unterstützt sie in Zusammenarbeit mit dem Weltverband der Bibelgesellschaften (United Bible Societies) global die Übersetzung und Verbreitung der Heiligen Schrift, damit alle Menschen die Bibel in ihrer Sprache lesen können.

Zur Vollversammlung der Deutschen Bibelgesellschaft gehören Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Bibelgesellschaften sowie von evangelischen Freikirchen und christlichen Werken, darunter auch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.

Weitere Informationen: http://www.die-bibel.de/

Schweizerische Bibelgesellschaft
Die Schweizerische Bibelgesellschaft (SB) unterstützt und fördert die Übersetzung, Herstellung und Verbreitung von Bibeln, Bibelteilen und biblischer Literatur im In- und Ausland. Seit 1955 setzt sie sich dafür ein, die Bibel in verständlicher, moderner und den Bedürfnissen angepasster Form zu den Menschen zu bringen. Sie engagiert sich für einen offenen Dialog über die Bibel in der heutigen Gesellschaft. Die SB ist als Verein organisiert. Mitglieder sind Kirchen, christliche Gemeinschaften und Werke in der Schweiz, darunter auch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, sowie Einzelpersonen.

Weitere Informationen: https://www.die-bibel.ch/

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Symbolbild - Verfolgung. © Foto: Klaus Hausmann auf Pixabay

China, Kuba und Nordkorea haben im UN-Menschenrechtsrat nichts zu suchen, fordert IGFM

Frankfurt am Main/Deutschland | 31.07.2022 | APD | Menschenrechte

Frankfurt am Main/Deutschland | 03.07.2022 | APD | „Wer Menschen, die sich gegen das Regime stellen, systematisch verfolgt, foltert und tötet, hat nichts im UN-Menschenrechtsrat zu suchen“, schreibt die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main. Sie fordert die Regierung der Bundesrepublik Deutschland auf, das letzte halbe Jahr der zweijährigen Mitgliedschaft Deutschlands im UN-Menschenrechtsrat zu nutzen, Nordkorea ganz oben auf die Agenda des UN-Menschenrechtsrats zu setzen.

Regime von Nordkorea verübt grausame Menschenrechtsverletzungen
„Während der Fokus der internationalen Gemeinschaft weiterhin auf dem schreckliche Ukraine-Krieg liegt, darf Nordkorea nicht aus dem Blickfeld geraten. Dort verübt das Regime von Kim Jong Un tagtäglich grausame Menschenrechtsverletzungen am eigenen Volk. Wegen kleinster vermeintlicher Vergehen werden Menschen in Arbeitslager gesteckt, gefoltert und getötet. Die Bundesregierung muss ihren Einfluss im UN-Menschenrechtsrat nutzen, um während der letzten sechs Monate ihrer Mitgliedschaft die anderen Staaten dazu zu bringen, sich mit der Situation in Nordkorea zu beschäftigen, erklärt Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM.

Ankündigung umsetzen: Nordkorea muss Priorität haben
Laut der Menschenrechtsorganisation existieren Freiheitsrechte «in Nordkorea nicht, Christen werden verfolgt, das Volk lebt international isoliert und leidet Hunger – Menschenrechte sind für das nordkoreanische Regime schlichtweg ein Fremdwort».

Auf der Seite des Auswärtigen Amtes heisst es in einem Artikel vom April 2022: „Im Rahmen der Gemeinsamen Europäischen Aussen- und Sicherheitspolitik wie auch im bilateralen Verhältnis unterstützt Deutschland die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, Nordkorea zu ernsthaften Verhandlungen über die Beendigung seines Atomwaffenprogramms zu bewegen. Gleichzeitig setzt Deutschland sich dafür ein, Nordkorea zum Eintritt in einen Dialog mit der internationalen Gemeinschaft über die Menschenrechtslage im Land zu bewegen.“ Die IGFM fordert die Bundesregierung mit Nachdruck auf, dieser Ankündigung in den nächsten Monaten im UN-Gremium Priorität zu geben.

IGFM: Kuba und China haben im Menschenrechtsrat nichts zu suchen
Der UN-Menschenrechtsrat sei nach Aussage der in Frankfurt ansässigen Menschenrechtsorganisation ein wichtiges Gremium, das „den Finger in die Wunde legen und die Handlungen von Menschenrechtsverletzern wie Nordkorea immer wieder öffentlichkeitswirksam verurteilen müsse“. Die IGFM kritisiert, dass Staaten wie Kuba und China aktuell Mitglieder des UN-Gremiums sind, die Nordkorea stützen. „Wer Menschen, die sich gegen das Regime stellen, systematisch verfolgt, foltert und tötet, hat nichts im UN-Menschenrechtsrat zu suchen“, so Lessenthin.

Christen in China, Kuba und Nordkorea
China: Laut Open Doors (OD), internationales überkonfessionelles christliches Hilfswerk, setzt die Kommunistische Partei in China eine Politik der «Sinisierung» durch, um die Kontrolle über die kulturelle Identität Chinas zu behalten. So werden Kirchengebäude strikt überwacht und dürfen von Minderjährigen nicht betreten werden. «Alle christlichen Gemeinschafften gelten als Bedrohung. Sie passen nicht in das Konzept der chinesischen Identität, auf die sich die Behörden berufen», schreibt Open Doors zu China. Die Regierung verlange, dass die Gemeinden die kommunistische Ideologie in den Vordergrund stellten.

Kuba: Das kommunistische Regime gehe härter gegen all jene vor, die sie als unabhängig taxiere, z. B. christliche Leiter und Menschenrechtsaktivisten, schreibt Open Doors zur Situatuin der Christen in Kuba. Christen stünden unter Druck und würden oftmals auf gesellschaftlicher Ebene angefeindet, wenn sie zu ihren religiösen Überzeugungen stehen würden. Dem kirchlichen Leben würden grössere Einschränkungen auferlegt. So seien unter dem Vorwand, die Covid-19-Epidemie einzudämmen, christliche Materialien beschlagnahmt, von Kirchen organisierte humanitäre Hilfe behindert und die Religionsgemeinschaften intensiver überwacht sowie Gemeindeleiter willkürlich verhaftet worden, schreibt das Hilfswerk.

Nordkorea: Der nordkoreanische Diktator Kim Jong-Un führe sein Land mit eiserner Hand und lehne das Christentum ab, berichtet das christliche Hilfswerk Open Doors. Ein neues Gesetz stelle klar, dass es ein schweres Verbrechen sei, Christ zu sein und/oder eine Bibel zu besitzen. Beides werde streng bestraft, so OD. Einige Christen würden sich unter strengster Geheimhaltung treffen. Die wenigen Kirchen in Pyongyang dienten ausschliesslich Propagandazwecken gegenüber Besuchern aus dem Ausland. «Jeder Nordkoreaner, der als Nachfolge von Jesus Christus ertappt wird, läuft Gefahr, verhaftet, brutal gefoltert, inhaftiert oder getötet zu werden. Schätzungsweise 50.000 bis 70.000 Christen werden in den Gefängnissen und Zwangsarbeitslagern Nordkoreas festgehalten, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen und grösster Not überleben, wenn überhaupt», schätzt Open Doors. Zudem teilten ganze Familien das gleiche Schicksal (Sippenhaft). Nordkoreanische Eltern verheimlichten daher oft ihren Glauben den eigenen Kindern, schreibt OD. Geheime Treffen von Untergrundchristen führten, sofern sie von den Behörden aufgedeckt würden, zur Inhaftierung oder Hinrichtung zahlreicher Christen.

UN-Menschenrechtsrat
Wikipedia schreibt zum UN-Menschenrechtsrat: „Der UN-Menschenrechtsrat (englisch United Nations Human Rights Council, kurz: UNHRC) löste im Rahmen der von UN-Generalsekretär Kofi Annan vorangetriebenen Reform der Vereinten Nationen im Juni 2006 die UN-Menschenrechtskommission ab. Der Rat kann, wie zuvor die Menschenrechtskommission, mit absoluter Mehrheit die Entsendung von Beobachtern zur Überwachung der Menschenrechtssituation in einem Mitgliedstaat beschliessen. Ihm gehören 47 nach Regionen gewählte Mitglieder an. Der Menschenrechtsrat ist ein Unterorgan der Generalversammlung, wie sich aus der Resolution der Generalversammlung ergibt, durch die der Rat errichtet wurde. Er sollte nicht mit dem UN-Menschenrechtsausschuss verwechselt werden.

Am 7. April 2022 wurde die Mitgliedschaft Russlands im UN-Menschenrechtsrat auf Beschluss der Vollversammlung ausgesetzt.“

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Ein Teil der 500 Kreuze an der Kundgebung auf dem Bundesplatz unter dem Motto «Wir schweigen nicht!» © Foto: AGR & SEA

Hunderte Demonstranten forderten in Bern Gerechtigkeit für Glaubensverfolgte

Zürich/Schweiz | 31.07.2022 | APD | Religionsfreiheit

«500 Holzkreuze, 1000 Rosen und eine lange Liste mit Namen von Opfern», war laut der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA «die bedrückende Szenerie» an der Kundgebung zugunsten glaubensverfolgter Menschen vom 9. Juli auf dem Bundesplatz in Bern. Das sei aber nur ein kleiner Teil der weltweit über 5.000 Christinnen und Christen, die wegen ihrem Glauben sterben. Religionsunabhängig nehme die Zahl der Verfolgten aufgrund ihres Glaubens stark zu. Dem Aufruf zur Kundgebung von «Verfolgung.jetzt», einem Projekt der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit, seien rund 500 Personen gefolgt. Die Veranstaltung sei trotz allem von einer hoffnungsvollen Stimmung geprägt gewesen, schreiben die Organisatoren.

Motto «Wir schweigen nicht!»
Die Kundgebung auf dem Berner Bundesplatz stand unter dem Motto «Wir schweigen nicht!» und rief dazu auf, Glaubensverfolgten eine Stimme zu geben. Die Opfer von Gewalt aufgrund ihres Glaubens könnten ihre Stimme nicht selbst erheben, weil sie unschuldig in Gefängnissen sitzen, entführt oder gefoltert und mundtot gemacht würden oder bei Anschlägen auf Gotteshäuser ums Leben gekommen seien. Allein für das Christentum – laut den Organisatoren die von Verfolgung am stärksten betroffene Religionsgemeinschaft – sei weltweit von 360 Millionen Verfolgten auszugehen, Tendenz steigend.

Zweck dieser Kundgebung sei es gewesen, «diese oft vergessene Tragödie ins öffentliche Bewusstsein zu rufen und die Politik zum Handeln aufzufordern», so die Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit.

Menschenrechte vor Wirtschaftsinteressen
Sacha Ernst, Leiter von einem der Hilfswerke in der Trägerschaft der Kundgebung, habe davor gewarnt, dass angesichts der rasant steigenden Zahlen die Christenverfolgung nicht vor den Toren Europas stehenbleiben werde, heisst es in der Mitteilung. Er habe die Medien, die Politik, die Gesellschaft und die versammelten Kundgebungsteilnehmer eindringlich aufgerufen, Licht in diese Ungerechtigkeit zu bringen, Menschenrechte vor Wirtschaftsinteressen zu stellen, nicht gleichgültig zu bleiben, sondern zu handeln.

«Die Tatsache, dass es Möglichkeiten zur Verbesserung der traurigen Realität gibt, weckte zum Abschluss der Kundgebung Hoffnung», so die Organisatoren der Kundgebung.

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Auch Kinder und betagte Personen sind dank der kostenlosen Buslinien von ADRA Ukraine wieder mobil. © Foto: ADRA Ukraine

ADRA Ukraine betreibt Buslinien in Krisengebiete, verteilt Nahrungsmittel und bietet psychische Begleitung

Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Ukraine berichtet über die Kalenderwoche 26, dass sie in Zusammenarbeit mit einer regionalen Jugendorganisation in Charkiw 1.200 Menschen mit Lebensmittel und in diversen Regionen - unterstützt durch das Welternährungsprogramm (WFP) - rund 480.000 Brote verteilt hat. Zudem betreibt das Hilfswerk in den östlichen Landesteilen 27 kostenlose Busrouten für die Bevölkerung. In Butscha, wo russische Besatzer Massaker verübten, bietet ADRA psychologische Hilfe an.

Lebensmittelhilfe in der Region Charkiw
In Zusammenarbeit mit der regionalen Jugendorganisation "Kharkivskyi tsentr volonteriv" hat ADRA in der Berichtswoche mehr als 1.200 Menschen in der Region Charkiw, der ehemals zweitgrössten Stadt der Ukraine, 40 Kilometer von der russischen Grenze, Lebensmittel, Medikamente, Haushaltsgegenständen usw. zur Verfügung gestellt. Neben Charkiw arbeite die Jugendorganisation in mehreren Gemeinden der Region.

Kostenlose Busfahrten und Evakuierungen aus Krisengebieten
Bislang seien 4.689 Menschen aus Krisengebieten des Landes evakuiert worden, insbesondere aus den umkämpften Regionen Donezk und Luhansk. Im Rahmen des Projekts für humanitäre Transporte wurde mit Unterstützung des Humanitären Fonds der Ukraine eine weitere Busroute in der Gemeinde Stepnenska in Saporischschja (Ostukraine) eröffnet. Seit dem 24. Juni biete ADRA Ukraine einen ununterbrochenen Service für 27 kostenlose Busrouten in sechs Gemeinden der Regionen Donezk, Saporischschja und Charkiw.

Im ländlichen Gebiet um Saporischschja leben jetzt etwa sechstausend Einwohner, darunter viele Binnenvertriebene, die aufgrund von Kämpfen gezwungen waren, ihre Häuser zu verlassen. „Nach dem 24. Februar fehlen alle Verkehrsverbindungen in einige der abgelegenen Dörfer unserer Gemeinde “, sagt der Dorfvorsteher Vyacheslav Lyubimenko. Die kostenlosen Busfahrten von ADRA seien für sie sehr hilfreich. Einheimische und Vertriebene könnten auf diese Weise die Sozialdienste, das Krankenhaus, die Apotheken und Geschäfte besuchen.

Nahrungsmittelhilfe in Tschernihiw, Sumy, Poltawa, Odessa und Saporischschja
Die Nahrungsmittelhilfe von ADRA Ukraine, das vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) unterstützt wird, verteilte 480.700 Brote in die Regionen Tschernihiw, Sumy, Poltawa, Odessa und Saporischschja. 11.824 Lebensmittelpakete wurden in den Regionen Kiew, Odessa, Dnipropetrowsk, Tschernihiw, Sumy, Charkiw, Mykolaiv und Donezk abgegeben. Laut dem Hilfswerk werden weiterhin Pakete mit Grundnahrungsmitteln sowie Babynahrung verteilt.

Psychologen vermitteln Praktiken zur Stabilisierung des emotionalen Zustands
Die Psychologen und Psychologinnen von ADRA Ukraine haben einen neuen Zyklus von Zusammenkünften für Bewohner und Bewohnerinnen von Butscha, 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew, gestartet, die ihre Angehörigen verloren und die Massaker der russischen Besatzer überlebt haben. Beim ersten Treffen ging es um den Umgang mit Gefühlen während des Krieges. 40 Personen haben demnach an der Veranstaltung teilgenommen. Die Psychologen haben Praktiken und Techniken zur Stabilisierung des emotionalen Gleichgewichts vermittelt. Damit sollen die Teilnehmenden in die Lage versetzt werden, diese Techniken in Zukunft selbständig anzuwenden.

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Das Team von ADRA Bahia empfängt einige Geflüchtete aus Venezuela. © Foto: Divulgação

ADRA unterstützt in Brasilien mehr als 60.000 Geflüchtete

Brasilia/Brasilien | 31.07.2022 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

Venezuela hat in den letzten Jahren aufgrund wirtschaftlicher Probleme die grösste Auswanderung seiner Geschichte erlebt. Viele der Geflüchteten haben die Grenze nach Brasilien überquert. Im Norden Brasiliens hilft die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Brasilien den Neuankömmlingen bei der Umsiedlung und dem Aufbau eines neuen Lebens in ihrer Wahlheimat. Derzeit werden etwa 60.000 Menschen von der ADRA-Initiative unterstützt, berichteten die Verantwortlichen.

Im Nordosten Brasiliens hat ADRA Bahia rund 80 Familien Arbeitsmöglichkeiten und Wohnraum vermittelt, damit sie ihr Leben in Salvador, der Hauptstadt des Bundesstaates Bahia, aufbauen können. Gesamthaft unterstütze ADRA Brasilien rund 60.000 Geflüchtete mit diesem Projekt.

Das ADRA-Projekt mit dem Namen SWAN (Settlement, Water, Sanitation and Hygiene for Refugees and Migrants - Niederlassung, Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene für Flüchtlinge und Migranten) ist eine gemeinsame Anstrengung von ADRA Brasilien und USAID (Behörde der Vereinigten Staaten für internationale Entwicklung), erklärten die ADRA-Verantwortlichen.

ADRA Bahia und Geflüchtete
ADRA Bahia arbeitet seit 2019 mit Geflüchteten zusammen. "Die Rolle des Hilfswerks bei der Aufnahme von Flüchtlingen in Salvador war entscheidend", sagte der Direktor von ADRA Südamerika, Paulo Lopes.

Leonardo Mendes, Regionaldirektor von ADRA Bahía, bestätigte: "Projekte wie dieses sind eine Herausforderung, aber dringend notwendig, um das Leid der Familien zu lindern". Gemeinsam mit anderen Nichtregierungsorganisationen kümmere sich ADRA um die neu eintreffenden Geflüchteten. Mit dem SWAN-Projekt könnten diese in der Region eingeführt und Teil des Arbeitsmarktes werden. Dies sei nur dank eines grossen Netzwerks von Unterstützern möglich, sagte Mendes.

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Gesichtsbemalungen von Dorfbewohnern sind Teil der lokalen Kultur und haben besondere Bedeutungen. © Foto: SAD News

Pädagogische Weiterbildung für indigene Dorflehrer in Brasilien

Brasilia/Brasilien | 31.07.2022 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

Eine Gruppe von 15 adventistischen Bildungsbeauftragten führte im indigenen Dorf Krehawa in Luciara, Mato Grosso, gemeinsam mit Freiwilligen der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Brasilien einen Einsatz durchdurch. Das Ziel der einwöchigen Initiative bestand darin, die örtliche indigene Schule zu unterstützen, die pädagogische Ausbildung von Lehrern zu fördern und informative Vorträge für die Dorfgemeinschaft zu halten.

Zum Dorf Krehawa gehört eine Gemeinschaft von 210 Karajáindianern und eine staatliche Indianerschule für Kinder und Jugendliche. Die Hadori-Indianerschule, wie sie genannt wird, hat 110 Schüler und acht Lehrer.

Die Schulische Ausbildung orientierte sich an den grössten Bedürfnissen vor Ort
"Die pädagogische Ausbildung orientierte sich an den Bereichen, in denen nach Angaben der Lehrer der Schule der grösste Bedarf bestand", erklärte Rafaela Reis, eine der Projektorganisatoren und Koordinatorin von ADRA in Araguaia. "Wir haben Schreiben, Mathematik und Portugiesisch unterrichtet", sagte sie.

Vorträge für die Dorfgemeinschaft
Die Vorträge für die Dorfgemeinschaft folgten ähnlichen Kriterien, so Reis. Es ging um die Stärkung der Familien, um Haushaltsfinanzen und Fragen im Zusammenhang mit Alkohol- und Drogenproblemen. "Die Vorträge richteten sich an Teenager und ihre Eltern", so Reis. Der Raum sei jeweils bis zur maximalen Kapazität von 130 Personen gefüllt gewesen.

Renovation der Schule
Tagsüber widmeten sich die ADRA-Freiwilligen der Verbesserung der Bildungseinrichtungen. "Die Gruppe führte eine gründliche Reinigung des gesamten Gebäudes durch und entfernte Flecken von den Wänden", so Reis. "Ausserdem strichen sie die Aussen- und Innenwände des Schulgebäudes und renovierten drei Klassenräume, den Verwaltungs- und Koordinationsraum sowie die beiden Toiletten der Schule."

Workshop für Lehrpersonen zur Puppenherstellung
Die Gruppe der Bildungsbeauftragten bot den Lehrern der Schule auch einen Workshop zur Herstellung von Puppen an. Während des Workshops entwarfen die Lehrer ihre eigenen Puppen, die auf den Charakteren und der kulturellen Identität der Karajá basieren. Ausserdem führten die Freiwilligen während der Abendvorlesungen Puppentheater für Kinder auf.

Kulturadaptiertes Vorgehen ist entscheidend
"Ich rate allen, die an einem solchen Projekt interessiert sind, die Kultur und die Gebräuche des Ortes zu studieren, damit diese Begegnung so natürlich wie möglich ist und Situationen vermieden werden, die Barrieren schaffen oder die Integration in die zu betreuende Gemeinschaft behindern könnten", sagte Edimar Junior, Leiter der adventistischen Erziehung im westlichen Mato Grosso.

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ADRA-Mitarbeiter Pierre Schweitzer (li.) besucht ein unterstütztes Projekt in Ahrweiler. Foto: © ADRA Deutschland e. V.

Ein Jahr nach der Flutkatastrophe: ADRA Deutschland hat über 19.000 Menschen geholfen

Weiterstadt/Deutschland | 31.07.2022 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

Das Hochwasser in den deutschen Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen jährte sich in der Nacht vom 14./15. Juli zum ersten Mal. Die Hilfsorganisation ADRA Deutschland e.V. startete kurz nach dem Hochwasser 2021 die Katastrophenhilfe. Während der letzten zwölf Monate kamen die Hilfsleistungen und Unterstützungen von ADRA Deutschland über 19.000 Menschen zugute.

„Der Einsatz im Flutgebiet in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen startete als Sprint. Jetzt, ein Jahr nach dem Hochwasser, befinden wir uns in der Marathon-Phase. Während und nach dem Hochwasser waren die sogenannten Blaulicht-Organisationen gefragt: Evakuierungen, medizinische Versorgung und Leben retten. Nachdem die Pegelstände wieder sanken, nahmen wir unsere Arbeit auf. Durch Kontakt zu Betroffenen und Aktionsgruppen wussten wir, was zum Aufräumen am dringendsten benötigt wurde. Bis zum 22. Juli konnten schon die ersten Förderentscheidungen für Soforthilfen gefällt werden. Am Tag darauf flossen die ersten Gelder. Am 24. Juli konnten wir die ersten Hilfsgüter liefern“, rekonstruiert Lukas Driedger, Leiter der Katastrophenhilfe von ADRA Deutschland e.V., die ersten Tage nach der Flut.

Schwerpunkt: Unterstützung sozialer Einrichtungen
In einem Jahr konnte ADRA Deutschland 1.865 Privathaushalte, 66 landwirtschaftliche Betriebe sowie über 80 Aktionsgruppen und soziale Vereine finanziell und logistisch unterstützen. Damit konnten über 19.000 Personen erreicht werden.

Schwerpunkt der Hilfe waren soziale Einrichtungen. Soziale Vereine umfassen unter anderem Kindergärten, Schulen, Senioren- und Pflegeheime, Tafeln sowie Sportstätten und Tierheime. Der Fokus lag auf der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Soziale Vereine erreichen mit ihrem Angebot eine Vielzahl von unterschiedlichen Menschen. Durch ihre Unterstützung werden wesentlich mehr Menschen in Not erreicht, als wenn ADRA im Alleingang arbeiten würde, so Lukas Driedger.

Mitbestimmung der Betroffenen
Seit der Flutkatastrophe sind ADRA-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmässig vor Ort. Sie besuchen Aktionsgruppen, soziale Einrichtungen, Sportvereine und Schulen. Gemeinsam werden Möglichkeiten der Zusammenarbeit erörtert und das Verfahren besprochen. „In der Katastrophenhilfe ist es wichtig, dass die Betroffenen mitbestimmen. Das gilt natürlich auch für die Hilfe im eigenen Land“, kommentiert Driedger den Ansatz. Die Erfahrungen von ADRA im Projektmanagement seien der Mehrwert, den ADRA bei der Fluthilfe einbringen könne, so Driedger. „Manche räumen auf, wir haben in der ersten Phase unsere Unterstützung auf diejenigen konzentriert, die aufräumen.“ Dadurch hätten sie wirksamer arbeiten können.

„Zuweilen merkwürdige Hilfsangebote“
Petra Klein, Leiterin des „Hauses der offenen Tür“ (Sinzig), das Jugendsozialarbeit leistet, äusserte sich in einem Pressegespräch positiv über diesen Ansatz: „ADRA sieht genau hin, was wirklich gebraucht wird, kooperiert mit sozialen Organisationen vor Ort und fördert die Strukturen, anstatt die 100.000ste Waschmaschine zu spenden.“ Vor allem in der ersten Phase der Nothilfe habe es zuweilen „merkwürdige Hilfsangebote“ von Gruppen aus der so genannten „Querdenker-Szene“ gegeben. Sie hätten auch Videos gedreht, die beweisen sollten, dass kaum jemand helfe und der Staat hier komplett versagt hätte, was nicht der Fall gewesen sei, so Petra Klein. Auf die Frage, was die Menschen jetzt am dringendsten bräuchten, antwortete sie: „Geduld. Es kommt von den Behörden oft keine Rückmeldung auf Antragsstellungen, eine kurze Bestätigung des Eingangs würde den meisten schon reichen.“ Kinder und Jugendliche bräuchten Bewegung, was auch mit der Pandemie zu tun habe. Hilfreich seien Sportplätze, Skate-Parks und ähnliches.

Ausblick: Marathon-Phase
Ein Jahr nach der Flut ist ADRA noch immer vor Ort und bleibt bei den Menschen, solange es nötig ist. „Die Betroffenen fragen sich, ob und wo sie wiederaufbauen können. Sie versuchen Baumaterial und Handwerkerinnen bzw. Handwerker zu bekommen. Sie suchen Bausachverständige und warten auf Versicherungen oder staatliche Hilfen. Die Marathon-Phase verlangt von allen Beteiligten Geduld. Als Hilfsorganisation sind wir an das Nachrangigkeitsprinzip gebunden und können bedauerlicher weise nicht immer so schnell und unbürokratisch helfen, wie wir gerne würden, denn zuerst stehen Versicherungen, dann staatlich Hilfe und erst danach zivile Hilfsorganisationen in der Pflicht.“, erläutert Christian Molke, Vorsitzender des Vorstands von ADRA Deutschland e. V.

Eine Übersicht der bisher von ADRA gezahlten Hilfsgelder sowie Stimmen zum Einsatz von ADRA gibt es unter adra.de/ein-jahr-nach-dem-hochwasser-adra-ist-vor-ort

ADRA Deutschland e. V.
ADRA Deutschland ist Teil eines weltweiten Netzwerks mit 118 eigenständigen Landesbüros und etwa 7.500 hauptamtlichen Mitarbeitenden. ADRA Deutschland e.V. wurde 1987 als unabhängige Nichtregierungsorganisation von der protestantischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gegründet und führt Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe durch. Das deutsche Büro mit rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern befindet sich in Weiterstadt bei Darmstadt. Weitere Informationen: www.adra.de

Stichwort: Nachrangigkeitsprinzip
In Deutschland dürfen Spenden nur für mildtätige und gemeinnützige Zwecke verausgabt werden. Das bedeutet beispielsweise, dass nach dem Hochwasserereignis von 2021 Spenden aus steuerrechtlichen Gründen nicht an Unternehmen gehen dürfen. Zudem sind in Deutschland Hilfsorganisationen dem Nachrangigkeitsprinzip verpflichtet. Das bedeutet, dass zuerst Versicherungsleistungen und Hilfsgelder von öffentlichen Stellen auszuschöpfen sind, bevor Hilfsorganisationen Einzelfallhilfen auszahlen dürfen.

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Zugang zu sauberem Trinkwasser verschaffen, ist ein Teil der Arbeit von ADRA. © Foto: ADRA Deutschland

ADRA Deutschland hat 2021 über zwei Millionen Menschen geholfen

Weiterstadt/Deutschland | 31.07.2022 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

Im Kalenderjahr 2021 konnte die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland e.V. über 19 Millionen Euro/Franken in Projekte der Katastrophenhilfe und Entwicklungszusammenarbeit investieren. Die Bereiche Katastrophenhilfe, Gesundheit, Bildung und Hungerbekämpfung waren laut Jahresbericht 2021 Schwerpunkte im Budget von ADRA Deutschland. Insgesamt konnte über 2,3 Millionen Menschen geholfen werden.

Schwerpunkt Fluthilfe in Rheinland-Pfalz und NRW
Im Jahresbericht legt die Hilfsorganisation Rechenschaft gegenüber Spenderinnen und Spendern, institutionellen Geldgebern und der Öffentlichkeit ab. Schwerpunkt des Jahresberichts 2021 ist ein Wirkungsbericht über die Katastrophenhilfe nach der Flut in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Neben der Soforthilfe wurde auch Aufbauhilfe geleistet. Beispielsweise wird der Wiederaufbau sozialer Einrichtungen unterstützt, auch psychologische Betreuung wurde angeboten.

Asien und Afrika als regionale Schwerpunkte
Regional liegt der Schwerpunkt der Arbeit auf Projekten in Asien und Afrika. Auf beiden Kontinenten bestimmen Gewalt und Konflikte die kurzfristige humanitäre Arbeit. Im Jemen, in Myanmar, Somalia oder Äthiopien linderte ADRA Deutschland das Leid der Menschen, die unter den jeweiligen Bürgerkriegen und Krisen leiden. Des Weiteren liegt ein Schwerpunkt auf der langfristigen Anpassung an die Klimakrise.

„Wir sind in Deutschland ein Teil des weltweiten Klimawandels und seiner katastrophalen Phänomene. Daraus folgt auch die Erkenntnis, dass nur dann, wenn es unseren Nachbarn in den ärmeren Ländern gut geht, es auch Deutschland auf Dauer gut gehen kann“, so Christian Molke, Vorsitzender des Vorstands von ADRA Deutschland e.V.

Zusammenfassung der Hilfsleistungen
ADRA Deutschland e.V. war im vergangenen Jahr in 28 Ländern aktiv und hat
2.342.169 Menschen geholfen. Insgesamt wurden 19.119.591,06 Euro/Franken ausgegeben, davon gingen
- 7.323.855,18 Euro/Franken in die Katastrophenvorsorge bzw. -Hilfe
- 1.618.356,30 Euro/Franken in die Bekämpfung von Hunger
- 2.354.536,16 Euro/Franken in Bildungsprojekte und
- 7.363.595,83 Euro/Franken in Gesundheitseinrichtungen und -Prävention.
(Mehrfachnennung möglich)

ADRA-Aktivitäten nach Kontinenten gegliedert:
Kontinent ----------- Euro/Franken ------ Menschen
Afrika ---------- 3.478.108,12 €/CHF ------- 275.660
Südamerika -----103.438,38 €/CHF --------- 42.261
Europa ---------5.739.501,94 €/CHF --------- 36.764
Asien -----------9.069.311,10 €/CHF ------1.737.934
Ozeanien -------729.231,52 €/CHF -------- 249.550
Summe ------19.119.591,06 €/CHF ------ 2.342.169

„Wir danken unseren Unterstützerinnen und Unterstützern, allen, die uns mit ihrer Zeit oder ihren finanziellen Mitteln helfen, damit die Menschen in den benachteiligten Regionen der Welt wieder hoffen können“, so Robert Schmidt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Chief Financial Officer von ADRA Deutschland e.V.

Der Jahresbericht ist als Download verfügbar unter www.adra.de/jahresbericht.

ADRA Deutschland e. V.
ADRA Deutschland ist Teil eines weltweiten Netzwerks mit 118 eigenständigen Länderbüros und etwa 7.500 hauptamtlichen Mitarbeitenden. ADRA Deutschland e.V. wurde 1987 als unabhängige Nichtregierungsorganisation von der evangelischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gegründet und führt Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe durch. Das deutsche Büro mit rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern befindet sich in Weiterstadt bei Darmstadt. Weitere Informationen: www.adra.de

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Ein Teil der Solarstromanlage auf dem Campus der adventistischen Universität (UNAD) in der Dominikanischen Republik. © Foto: UNAD

Adventistische Universität in der Dominikanischen Republik setzt zu 100 Prozent auf Solarenergie

Miami, Florida/USA | 31.07.2022 | APD | Ökologie

Die Adventistische Universität in der Dominikanischen Republik (Universidad Adventista Dominicana, UNAD) hat vor kurzem als erste Hochschule des Landes ein Solarstromanlage installiert, die hundert Prozent des Stroms für die Einrichtung liefern kann. Die Anlage liefert sowohl den Strom für den Hauptcampus in Villa Sonador, Provinz Monseñor Nouel, als auch für den Erweiterungscampus in der Hauptstadt Santo Domingo, wie die Kommunikationsabteilung der Adventisten in Mittelamerika (IAD) mitteilte.

Bei der Eröffnung der Solarstromanlage, die 603.700 Franken/Euro kostete, sagte UNAD-Präsident Dr. José David Gómez: «Durch die Nutzung von Solarenergie durch diese Photovoltaikanlagen trägt die UNAD dazu bei, die Produktion von Kohlendioxid, den Verlust von Tausenden von Bäumen und die globale Erwärmung zu verringern.» Das Projekt startete im Jahr 2020 mit einer speziellen Kommission, die den Energiebedarf der Universität untersuchte.

Die Solarstromanlage soll sich in drei Jahren amortisieren
Die Anlage erzeuge eine Leistung von 2.306 kWh pro Tag, was einer Einsparung von 110,82 Prozent des monatlichen Stromverbrauchs des gesamten Campus entspreche, erklärte Gómez. «Durch diese Lösung mit erneuerbarer Energie soll sich die Investition in dreieinhalb Jahren amortisieren, vorausgesetzt, dass die tatsächlichen Kosten 9,89 dominikanische Pesos (0,175 Franken/Euro) pro kWh betragen», so Gómez.

Ein Beispiel zur Bewahrung der Schöpfung
«Wir beglückwünschen die Adventistische Universität in der Dominikanischen Republik zu diesem herausragenden Projekt, das ein Zeichen dafür setzt, dass die Siebenten-Tags-Adventisten sich um die Umwelt kümmern. Ausserdem zeigt sie mit diesem alternativen Solarenergiesystem, wie man finanziell sparen und die Umwelt schonen kann", sagte Faye Patterson, Bildungsdirektorin der Interamerikanischen Kirchenleitung (IAD) der Siebenten-Tags-Adventisten.

Universidad Adventista Dominicana
Die 1946 als Colegio Adventista Dominicano gegründete und später in Dominikanische Adventistische Universität umbenannte UNAD bietet 10 untergraduierte Studiengänge und fünf postgraduale Abschlüsse an. Die Universität ist von der adventistischen Akkreditierungsagentur und der nationalen Regierung der Dominikanischen Republik anerkannt.

Mehr zur Universität: https://www.unad.edu.do/

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"Leuchtfeuer" ist der kürzlich erschienene zweite Band der vierteiligen Romanserie "Die Schwestern vom Waldfriede". © Buchcover: Penguin-Verlag

Zweiter Band der Romanserie über das adventistische Krankenhaus Waldfriede (Berlin) erschienen

Berlin/Deutschland | 31.07.2022 | APD | Medien

Mit "Leuchtfeuer" ist der zweite Band der Romanserie über das adventistische Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf erschienen. Die vierteilige Serie erscheint im Penguin-Verlag und trägt den Titel "Die Schwestern vom Waldfriede" und erzählt Episoden aus der Geschichte dieser 1920 gegründeten medizinischen Institution.

Nachdem es der erste Band der Saga bereits auf Anhieb in die Bestsellerliste des Magazin DER SPIEGEL schaffte, ist auch der zweite Band bereits ist in der ersten Woche auf Platz 8 der SPIEGEL-Bestsellerliste eingestiegen und mittlerweile auf Platz 3 vorgerückt.

Waldfriede ist nach der Charité das zweitälteste Krankenhaus Berlins. Mit ihrer Romanserie setzt die Schriftstellerin Corina Bomann dem Krankenhaus Waldfriede ein besonderes Denkmal. Die Idee zu dieser Serie kam ihr bei einem Aufenthalt dort, bei dem sie historische Dokumente und Fotos entdeckte. Dies weckte ihr Interesse an der Geschichte des Krankenhauses und sie kontaktierte die Krankenhausleitung, die ihr daraufhin die Chronik der Krankenschwester Hanna Rinder zukommen liess. Diese Chronik inspirierte sie für ihre Romanserie: Die mutige Kinderschwester Lilly kämpft für ihre kleinen Patienten und ihr eigenes Glück. Anhand ihres Schicksals wird auch die fortschreitende Entwicklung des Krankenhauses Waldfriede erzählt.

Worum es in "Leuchtfeuer" geht
Der zweite Band "Leuchtfeuer" beschreibt die Zeit ab 1933: Gerade als sich das Krankenhaus Waldfriede einen Namen gemacht hat und Klinikleiter Conradi in die Berliner Chirurgische Gesellschaft aufgenommen wird, ziehen mit der Machtergreifung der Nazis dunkle Wolken am Horizont auf. Plötzlich stehen das Waldfriede und sein Personal unter Beobachtung. Doch die junge Kinderschwester Lilly sorgt sich weniger um sich selbst als um ihre kleinen schutzbedürftigen Patienten und die Menschen, die ihr nahestehen. Längst hat sie erkannt, dass ihre Gefühle für den Arzt Rudolph Kirsch über ein rein berufliches Verhältnis hinausgehen. Sie ahnt, dass sie nicht als Einzige ein Geheimnis verbirgt. Die Zeiten werden immer bedrohlicher, und Lilly immer verzweifelter: Soll sie alles riskieren – um am Ende vielleicht alles, was ihr am Herzen liegt, zu verlieren? …

Die Autorin Corina Bomann lebt in Berlin-Zehlendorf – in direkter Nachbarschaft zum Krankenhaus Waldfriede.

Krankenhaus Waldfriede
Das freigemeinnützige Krankenhaus Waldfriede liegt im Berliner Stadtteil Zehlendorf und ist akademisches Lehrkrankenhaus der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Es wurde nach gesetzlichen Qualitätsparametern mehrfach zertifiziert und hat mit seiner medizinischen und pflegerischen Qualität bereits eine Vielzahl an Auszeichnungen erhalten. Pro Jahr werden hier etwa 15.000 Patienten stationär und 120.000 Patienten ambulant behandelt. Der Träger ist die protestantische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die weltweit rund 900 medizinische Einrichtungen unterhält. Waldfriede ist unter anderem Mitglied im Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, im Deutschen Evangelischen Krankenhausverband e.V. (DEKV) und Kooperationspartner des adventistischen Krankenhausverbundes Advent Health in den USA.

Das Krankenhaus ist Teil des Gesundheitsnetzwerks Waldfriede zu dem auch eine Tagesklinik, eine Sozialstation, eine Akademie für Gesundheits- und Krankenpflege, eine Servicegesellschaft, ein Seniorenhaus, das Gesundheitszentrum PrimaVita, die Privatklinik Nikolassee und das Desert Flower Center gehören.

Jubiläumsfeier am 10. September
Am 10. September feiert das Krankenhaus Waldfriede sein Jubiläum (102 Jahre Krankenhaus und 100 Jahre staatlich anerkannte Krankenpflegeschule) mit einem Fest- und Jubiläumsgottesdienst im Audimax der Freien Universität Berlin. Beginn ist um 10:30 Uhr. Erwartet werden u. a. die Berliner Senatorin für Gesundheit und Pflege, Ulrike Gote, sowie die Bundestagsabgeordneten Renate Künast, Thomas Heilmann und Ruppert Stüwe.

Zur Webseite des Krankenhauses Waldfriede: www.krankenhaus-waldfriede.de

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Symbolbild – Buchrezension. © Foto: pexels/pixabay

Zwei Buchrezensionen

Lüneburg/Deutschland | 31.07.2022 | APD | Buchrezensionen

Buchrezension: Adam Tooze Welt im Lockdown: Die globale Krise und ihre Folgen, Verlag C. H. Beck, 2021, 408 Seiten, Gebundenes Buch: 26,95 Euro, 32.00 Franken, Ebook/Kindle: 19,99 Euro, ISBN-10: ‎ 340677346X, ISBN-13: 978-3406773464 ----- Buchrezension: Niall Ferguson Doom: Die grossen Katastrophen der Vergangenheit und einige Lehren für die Zukunft, Deutsche Verlagsanstalt, 2021, 592 Seiten, Gebundenes Buch: 28,00 Euro, Paperback: 18,00 Euro, 22,30 Franken, Ebook/Kindle: 24,99 Euro, ISBN-10: ‎ 3421048851, ISBN-13: 978-3421048851

Zwei bekannte englischsprachige Wirtschaftshistoriker versuchen sich an der grossen Krise, die vor über zwei Jahren losbrach. Während Ferguson sich im ersten Corona-Lockdown noch in einem Blockhaus in Montana (USA) verschanzte und die Ereignisse aus der Distanz heraus aufschrieb, schrieb Tooze, der ein halbes Jahr von der Columbia University beurlaubt war, sein Buch mitten in Manhattan, New York, einem Epi-Zentrum der Krise. Auch wenn das Thema ähnlich klingt, ist doch die Perspektive jeweils unterschiedlich. Einmal werden Lehren gezogen, das andere Mal die Folgen genauer betrachtet. Die These der Autoren: Die Menschen können und sollen aus der Katastrophe lernen, ihre „Antifragilität“ stärken (Ferguson, S. 482) und ihre Krisenbekämpfung verbessern (Tooze, S. 340).

Autor Adam Tooze
Finanzexperte Adam Tooze ist auch Professor für Geschichte an der Columbia University und konzentriert seine 408-seitige Darstellung auf die weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Folgen. Er stellt in vier Teilen Bezüge zu anderen grossen Krisen unserer Zeit her, beispielsweise der Finanz- und Klimakrise. Dabei beschreibt er kenntnisreich das Jahr 2020 und wie einzelne Staaten jeweils versucht haben, politisch wie ökonomisch die Krise zu bewältigen. Die Krise wird in drei Teilbereiche zerlegt: ökologisch, institutionell und global. Tooze ist ein Meister der kausalen Zusammenhänge und sein Buch liest sich stellenweise spannend wie ein Krimi. Er berichtet kritisch und bewertet schonungslos die Lage: die USA sind seiner Meinung nach Krisenverlierer im Gegensatz zu China, das als Krisengewinner eingestuft wird. Ein umfangreicher Anhang mit Literaturverzeichnis und Anmerkungen komplettiert diese detailgenaue Studie zu den globalen Folgen der Corona-Pandemie.

Autor Niall Ferguson
Der schottische Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson referiert in elf Kapiteln mit Einleitung und Schluss über die Geschichte von Katastrophen, seien sie geologischer, geopolitischer, biologischer oder technischer Natur. Die Rolle des Menschen nimmt dabei eine zentrale Stellung ein. Es werden Themen wie der Tod, die Weltvernetzung, die Rolle der Wissenschaft, politische Unfähigkeit und wirtschaftliche Folgen angeschnitten. 2000 Jahre Seuchengeschichte werden eklektizistisch aufgeführt. Die Grossmacht China nimmt ebenfalls eine bedeutende Stellung im letzten Kapitel ein. Unterhaltsam, fast literarisch, lesen sich Fergusons Ausführungen, die manchmal etwas weitschweifig ausfallen. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass Katastrophen nicht vorhergesagt werden können, sondern Wachstumschancen sind. Der Anhang mit Anmerkungen und Register ist fast 100 Seiten stark.

Zum Punkt
Beide Bücher haben die Form „grosser Erzählungen“ (Tooze, S. 342), die ausführen, dass sich Natur- und Menschheitsgeschichte nicht trennen lassen. Beide Autoren bemühen die Bilder des grauen Nashorns (absehbare Katastrophen) und des schwarzen Schwans (überraschende Katastrophen). Doch aufgrund der damaligen Aktualität erscheinen die zugrunde gelegten Daten heute veraltet. Die Welt hat sich weitergedreht. Detailfülle und Faktenreichtum zeigen die Brillanz der Wissenschaftler, doch der Überblick leidet dadurch zwangsläufig. Auch die These der Verbesserung der Krisenbekämpfung durch Reflexion und der Auseinandersetzung mit Macht und Wissen klingt vor dem Hintergrund der dargestellten Katastrophen etwas hilflos.

Interessant zu beobachten ist, dass beide Autoren den grossen Bogen vom kleinen Virus in die globalen Zusammenhänge schlagen. Sie nutzen bei ihren Ausführungen beides: Brennglas und Fernglas. Dabei wird stets die geopolitische Lage mit den derzeitigen Grossmächten wie der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten und China thematisiert und bewertet. Während Tooze allerdings China als Gewinner ausruft, ist Ferguson vorsichtiger mit dem „Abgesang auf die Vereinigten Staaten“. Doch der Gefahr eines neuen kalten Krieges (mit China) sehen sich beide Autoren gegenüber.

Tatsächlich aber wurde der russische Präsident Putin als Hauptkonflikttreiber von Tooze bereits in die Vergangenheit befördert (Tooze, S. 331). 2022 stellen sich die Tatsachen jedoch anders dar und bestätigen Fergusons Aussage: „…einige der schlimmsten … Katastrophen [wurden] von totalitären Regimen verursacht“ (Ferguson, Einleitung).

Der Ukrainekrieg drängt die Pandemie beiseite, und angesichts der vierten, fünften und sechsten Pandemie-Welle lesen sich die Bücher mit leichtem Wehmut. Wer damals gehofft hatte, dass sich alles beruhigen würde, musste einer Besseren belehrt werden. Denn „wir [sollten] grosse Katastrophen fürchten, allem voran Pandemien und Kriege, die der Menschheit in ihrer Geschichte am meisten zu schaffen gemacht haben“ (Ferguson, Einleitung). Jetzt haben wir beides.

Claudia Mohr

Die Rezension kann als Dokument heruntergeladen werden: https://www.apd.info/wp-content/uploads/2022/06/Rezension-Ferguson-Tooze.pdf

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Symbolbild – Buchrezension. © Foto: pexels/pixabay

Buchrezension: "Ständig unglücklich? 12 Schritte aus der Sorgenfalle"

Lüneburg/Deutschland | 31.07.2022 | APD | Buchrezensionen

Buchrezension: Carol Cannon, Ständig unglücklich? 12 Schritte aus der Sorgenfalle; Advent-Verlag Lüneburg, 2022, 240 Seiten, Paperback: 20,00 Euro, ISBN-13: 978-3-8150-1987-0, www.advent-verlag.de

Dass Kinder aus Alkoholiker-Familien vernachlässigt aufwachsen und als Erwachsene mit Selbstwertproblemen und selbstzerstörerischen Verhaltensweisen zu kämpfen haben, ist eine gesellschaftlich anerkannte Problematik. Zur Behandlung von stofflichen Süchten wie Alkohol-, Nikotin-, Medikamenten- und Drogenabhängigkeit gibt es anerkannte Therapeuten und Kliniken.

Nichtstoffliche Abhängigkeiten wie Arbeitssucht, Perfektionismus, Kontrollzwang, geistlicher Missbrauch und andere mehr sind in der Regel gesellschaftlich akzeptiert oder sogar hoch angesehen – wie Workaholismus, der bei Führungskräften oft als Qualitätszeichen gilt. Sie werden jedoch nicht als „Suchtkrankheiten“ definiert, obwohl sie genauso verheerende psychische Wirkungen zeigen.

Zur Autorin und zum Buch
Carol Cannon, Tochter aus einer streng konservativen, perfektionistischen Missionarsfamilie, beschreibt authentisch und aus eigener Erfahrung die Leiden Erwachsener, die in perfektionistischen und unbarmherzigen, nicht unterstützenden Umfeldern aufgewachsen sind. Dabei entlarvt sie schonungslos den Egoismus, der sich hinter ungesunder Selbstaufopferung und Märtyrertum verbirgt und beschreibt auf anrührende Weise die Leiden der Kinder von „Helfer“-Eltern, die sich für ihre kirchliche Aufgabe aufopfern und dabei versäumen, in angemessener, liebevoller Weise für ihre eigenen Kinder zu sorgen.

Mit 45 Jahren, nach vielen vergeblichen Versuchen, sich von eigenen Abhängigkeiten zu befreien, begibt sich die Autorin – selbst seit langem als zertifizierte Suchttherapeutin tätig – endlich in klinische und therapeutische Behandlung und entdeckt die „Zwölf Schritte“ der Anonymen Alkoholiker als hilfreiches Instrument auf dem Weg zur Befreiung von ihrem zwanghaften Verhalten.

Fazit
Ein sehr lesenswerter, praktischer Ratgeber, der Fachwissen verständlich auf den Punkt bringt. Der Satz „Dieses Buch kann dein Leben verändern“ ist nicht im Geringsten übertrieben. Pflichtlektüre für Seelsorger und Therapeuten, nützlich für alle, die sich in Kirchengemeinden engagieren und ihre Religiosität entspannter und freudiger leben wollen.

Heidemarie Klingeberg

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