Warning: Undefined array key "jahr" in /home/httpd/vhosts/apd.media/httpdocs/php/lib/APD/repository/NewsgroupRepository.php on line 40 APD - APD-INFORMATIONEN 5/2024 - MAI 2024 (Adventistischer Pressedienst)

APD-INFORMATIONEN 5/2024 - MAI 2024

Symbolbild – Prostitution. © Foto: Rapha Wilde auf Unsplash

EVP kämpft weiter für Prostituierte, die sich neu orientieren wollen

Bern/Schweiz | 31.05.2024 | APD | Schweiz

Bern/Schweiz | 31.05.2024 | APD │ Der Ständerat will keine schweizweiten Programme für Menschen, die aus der Prostitution aussteigen wollen. Er hat eine entsprechende Motion der Evangelischen Volkspartei (EVP) abgelehnt, welche der Nationalrat noch mit deutlicher Mehrheit angenommen hatte. Die EVP wird nun laut einer Medienmitteilung zeitnah einen nachfolgenden Vorstoss einreichen: Bundesrat und Kantone sollen evaluieren, ob es schweizweit zusätzliche Angebote und Begleitung für die Neuorientierung von Prostituierten braucht. Der Handlungsbedarf bleibe akut, so die EVP. Die grosse Mehrheit der Betroffenen würden sofort aus der Prostitution aussteigen, wenn sie eine Alternative dazu hätten.

Der Ständerat hat am 29. Mai die Motion «Wirksame Ausstiegsprogramme zur beruflichen und sozialen Neuorientierung für Menschen, die aus der Prostitution aussteigen wollen» der ehemaligen EVP-Nationalrätin Marianne Streiff abgelehnt. Der Nationalrat hat diese im Herbst 2023 noch mit deutlicher Mehrheit angenommen.

Die Motion wollte den Bundesrat beauftragen, gesetzliche Grundlagen sowie ein Konzept zu erarbeiten, um Menschen, die aus der Prostitution aussteigen wollen, schweizweit bedarfsgerechte Ausstiegsangebote und -begleitung zugänglich zu machen. Ziel war es, den Betroffenen eine berufliche und soziale Neuorientierung zu ermöglichen – im ersten Schritt durch eine tragfähige Alternative, um ihren Lebensunterhalt ausserhalb der Prostitution verdienen zu können.

Sowohl der Bundesrat als auch beide Räte anerkannten, dass Handlungsbedarf besteht. Der Ständerat betonte jedoch die ausschliessliche Zuständigkeit und Souveränität der Kantone im Bereich der Prostitution und lehnte deshalb die Motion vorrangig aus föderalistischen Erwägungen ab, schreibt die EVP.

«Der Grossteil der Menschen in der Prostitution würden sofort aus dem Sexgewerbe aussteigen, wenn sie eine Alternative dazu hätten. Doch effektive Hilfs- und Begleitungsangebote für eine erfolgreiche berufliche und soziale Neuorientierung sind in den Kantonen nur sehr spärlich vorhanden», so Marc Jost, Nationalrat EVP, BE.

Die EVP werde deshalb zeitnah einen weiteren Vorstoss einreichen. Bundesrat und Kantone sollen demnach gemeinsam den konkreten zusätzlichen Bedarf evaluieren, der an Angeboten und Begleitung für die Neuorientierung von Prostituierten schweizweit bestehe. Gestützt auf diese Ergebnisse soll der Bericht allfällige notwendige konzeptionelle und gesetzliche Massnahmen aufzeigen.

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Das Centre Social Adventiste (CSA) in liegt im Zentrum von Lausanne. Foto: © CSA

Centre Social Adventiste in Lausanne veröffentlicht Jahresbericht 2023

Lausanne/Schweiz | 31.05.2024 | APD | Schweiz

Das Centre Social Adventiste (CSA) liegt im Zentrum von Lausanne und bietet Sprachkurse für Anfänger und Fortgeschrittene, eine Börse für Secondhand Kleider sowie Grundnahrungsmittel für registrierte Begünstigte. Gelegentlich werden auch Plüschtiere und Spielzeug für Kinder abgegeben. Es arbeiten wöchentlich 12 bis 20 Freiwillige unter der Leitung eines Teilzeitangestellten mit. Getragen wird das Zentrum von der adventistischen Kirchenleitung, die für die Romandie und das Tessin zuständig ist.

Jahresbericht 2023
Im August 2023 wurde Raphaël Grin zum neuen Leiter des CSA ernannt. Er folgt auf Daniel Oliveira

Ukrainekrieg
Der Krieg in der Ukraine sowie verschiedene soziale und humanitäre Krisen führten zu einem Anstieg neuer Begünstigter die in prekären Verhältnissen leben. Im 2023 wurde 8370 Personen geholfen.

Sprachkurse
An den Französischkursen, die drei Stunden dauern, nehmen wöchentlich etwa 80 Personen teil. Sie werden von zwei Lehrpersonen betreut werden.

Secondhand-Kleiderladen
Der Secondhand-Kleiderladen erhält eine grosse Menge an Kleidung von verschiedenen privaten Spendern. Freiwillige sortieren die Kleider, waschen und bügeln sie und nötigenfalls werden sie auch repariert.

Lebensmittelbank
Die Lebensmittelbank empfängt jeden Monat zwischen 200 und 230 Familien abwechselnd. Jede registrierte Familie erhält pro Monat eine Tasche mit Lebensmitteln geschenkt. Die Taschen enthalten Grundnahrungsmittel, Frischprodukte, Konserven, sowie Hygiene-, Reinigungs- und Babyprodukte, für einen geschätzten Wert zwischen 60 bis 70 Franken pro Person. Der Gesamtwert der verteilten Lebensmittel im 2023 beläuft sich auf über 130.000 Franken.

Partnerorganisationen
Das CSA arbeitet mit der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Schweiz, dem Dienst für Eingliederung und soziale Massnahmen der Stadt Lausanne, CAR-L (Caritas), Cartons du coeur, Vereinigung der adventistischen Kirchen in der Westschweiz und im Tessin sowie weiteren gelegentlichen Partnern.

Informationen zum CSA: http://centresocial.adventiste.ch/

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Zustimmung und Staunen von Delegierten und Zuschauern über die Aufhebung des Ordnungsparagrafen. © Bild: Klaus Ulrich Ruof

Generalkonferenz der Methodisten hebt Verbot auf, homosexuelle Personen zu ordinieren

Zürich/Schweiz | 31.05.2024 | APD | International

Das Verbot in der Kirchenordnung der methodistischen Kirche, Personen, die offen ihre Homosexualität leben, zu ordinieren, ist Geschichte. Die Generalkonferenz, oberstes Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche (United Methodist Church (UMC), hat die gut 40 Jahre alte Regelung aufgehoben, wie die Evangelisch-methodistische Kirche in der Schweiz auf ihrer Webseite berichtet. Vom 23. April bis zum 3. Mai 2024 tagte die Generalkonferenz in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina.

Demnach hat die Generalkonferenz ohne Debatte im Plenum das bisher geltende Verbot aufgehoben, Personen zu ordinieren, die «bekennende praktizierende Homosexuelle» sind. Die Delegierten an der Generalkonferenz in Charlotte, North Carolina/USA, hätten während der Plenarsitzung am Vormittag des 1. Mai dieser Änderung im Rahmen des «Konsenskalenders» zusammen mit einem Paket von 22 weiteren Regelungen zugestimmt. Dieses Verfahren ermögliche es im Verlauf des parlamentarischen Verfahrens mehrere Vorlagen und Beschlussanträge gemeinsam zu verabschieden, ohne dass darüber diskutiert werde. Voraussetzung dafür sei, dass solche Konsensvorlagen vom entsprechenden Ausschuss eine überwältigende Zustimmung erhielten und keine Auswirkungen auf den Haushalt oder die Verfassung hätten, so die EMK. Die Zustimmung zur Abschaffung des Ordnungsparagrafen sei bei 93 Prozent gelegen (692 : 51 Stimmen).

«Das Ergebnis wurde mit Beifall, aber nicht mit überbordendem Jubel aufgenommen. Mit Eintritt in die Pause trafen sich am Übergang zwischen Plenum und Zuschauerbereich Menschen, die ihrer Freude über dieses Ergebnis Ausdruck verliehen. Mit Tränen in den Augen, Umarmungen und ungläubigem Staunen reagierten viele Delegierte und Zuschauer:innen auf dieses Geschehen», so die EMK.

Für die Zentralkonferenzen, Kirchenregionen ausserhalb der Vereinigten Staaten, tritt demnach der Beschluss nach zwölf Monaten in Kraft oder nach der nächsten Tagung der jeweiligen Zentralkonferenz.

Regional unterschiedliche Regelungen möglich
Für die methodistische Kirche in der Schweiz habe diese Entscheidung keine direkte Auswirkung, weil die entsprechenden Verbote hier nicht in die geltende Kirchenordnung übernommen worden seien.

Dennoch sei der Beschluss und die weiteren dazugehörigen Regelungen für die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa, zu der auch die methodistische Kirche in der Schweiz gehört, sehr bedeutsam. Die Delegierten der Zentralkonferenz könnten nun für ihr jeweiliges Gebiet und sogar für die einzelnen Jährlichen Konferenzen (Kirchenparlamente, die ein oder mehrere Länder umfassen) Regelungen treffen, die den sehr unterschiedlichen kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Situationen dieser Länder Rechnung tragen würden. Das umfasse Gestaltungsmöglichkeiten für Trauungsliturgien und für die Ordination zum pastoralen Dienst. Für Zentralkonferenzen erlangt der jetzt gefasste Beschluss laut EMK erst Gültigkeit, wenn sie im Rahmen ihrer nächsten Zentralkonferenztagung die jetzt bei der Generalkonferenz gefassten Beschlüsse in Kraft setzen.

Austrittsvereinbarung beendet, Rückkehrrecht beschlossen
Des Weiteren beschlossen die Generalkonferenzdelegierten, das von der außerordentlichen Generalkonferenz im Jahr 2019 eingeführte Recht zum Austritt von Gemeinden aus der Evangelisch-methodistischen Kirche unter Mitnahme des Kircheneigentums zu beenden. Davon hatten in den USA mehr als 7.600 Gemeinden Gebrauch gemacht. Der Beschluss zur Beendigung dieser Sonderregelung wurde mit einem Stimmenverhältnis von 516 zu 203 Stimmen gefasst.

In diesem Zusammenhang wurde auch ein neuer Beschluss zur Rückkehr von Gemeinden nach vorherigem Verlassen der EMK diskutiert. Mit einer Mehrheit von 629 zu 96 votierten die Delegierten dafür, dieses Rückkehrrecht und damit auch das Angebot zur Wiedervereinigung und zur Versöhnung einzuräumen.

Lange Auseinandersetzung innerhalb der EMK über Homosexualität
Innerhalb der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche ist seit vielen Jahrzehnten eine Diskussion im Gange über sexualethische Fragen. Auch nach der Verabschiedung des Verbots der Ordination homosexueller Personen 1972 und des Verbots der Homosexuellen-Ehe war die Auseinandersetzung über diese Frage regelmässig Thema bei allen Tagungen der methodistischen Generalkonferenz. Immer wieder setzte sich eine Mehrheit gegen eine grosse Minderheit durch und verschärfte das Kirchenrecht nach und nach. Im Februar 2019 tagte eine ausserordentliche Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche unter dem einzigen Tagesordnungspunkt, für die weltweite Kirche in der Frage der Bewertung menschlicher Sexualität eine Lösung zu finden. Dabei wurde die traditionelle Sichtweise hinsichtlich Eheschliessung und Ordination Homosexueller mit knapper Mehrheit (53 zu 47 Prozent) bestätigt und Zuwiderhandlungen zudem mit verschärfenden Disziplinarmassnahmen belegt.

EMK Deutschland will als Kirche zusammen bleiben
Nur zehn Tage nach Ende dieser Generalkonferenz hatte der deutsche Kirchenvorstand als geschäftsführendes Gremium der Zentralkonferenz Deutschland erklärt, „dass wir in der Bewertung von Homosexualität weder im Kirchenvorstand noch in der Gesamtkirche einig sind«. Es sei zu befürchten, „dass das auch auf absehbare Zeit so bleiben wird“. Für weitere Beratungen in diesen Fragen formulierte der Kirchenvorstand das Ziel, „als Kirche zusammen(zu)bleiben, in der Menschen unterschiedlicher Auffassungen miteinander leben können“ und dass „Menschen unterschiedlicher Überzeugungen Geborgenheit und Heimat in der Kirche finden sollen“. Dazu sollte ein „Runder Tisch“ gebildet werden, der für den deutschen Teil der EMK einen Vorschlag unterbreiten sollte.

Internationale Arbeitsgruppe formuliert Vereinbarung „Versöhnung und Gnade durch Trennung“
Fast zeitgleich mit dem Beginn der Arbeit des Runden Tischs der EMK in Deutschland formierte sich eine international besetzte Arbeitsgruppe unter der Leitung des in vielen hochkomplexen Rechtsverfahren bewährten US-amerikanischen Anwalts und Mediators Kenneth R. Feinberg. Diese Gruppe formulierte eine Vereinbarung unter dem Titel „Versöhnung und Gnade durch Trennung“. Mit dieser Vereinbarung sollte eine respektvolle Teilung der weltweiten Kirche bei der für Mai 2020 geplanten Generalkonferenz beraten und ermöglicht werden. Nach diesem Vorschlag sollte die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche weiterbestehen und wie bisher verschiedenen Frömmigkeitsausprägungen und Überzeugungen Heimat bieten. Coronabedingt wurde diese Generalkonferenz jedoch auf das Jahr 2024 verschoben.

Kirchentrennung 2022
Hinsichtlich der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und der Ordination Homosexueller sollte sich die Kirche öffnen können, ohne dass diese Öffnung für alle Teile der bestehenden Kirche in gleicher Weise hätte umgesetzt werden müssen. Zugleich sah der Vorschlag die Bildung einer neuen, traditionell orientierten methodistischen Kirche („new traditionalist Methodist denomination“) vor. Diese sollte sich von der Evangelisch-methodistischen Kirche in einem klar beschriebenen, ordentlichen Verfahren ablösen können und sich eigenständig strukturieren.

Ohne die geplante Entscheidung bei einer ordentlichen Tagung der Generalkonferenz abzuwarten, wurde die neue Denomination zum 1. Mai 2022 unter dem Namen Global Methodist Church (Globale methodistische Kirche) gegründet. Seither ist die Evangelisch-methodistische Kirche weltweit mit der Situation konfrontiert, dass sich Gemeinden oder ganze Jährliche Konferenzen abspalten und in die Unabhängigkeit gehen oder sich der neuen Denomination anschliessen. In den Vereinigten Staaten war das für Gemeinden bis zum Ende des Jahres 2023 möglich auf Basis der Beschlüsse der ausserordentlichen Generalkonferenz des Jahres 2019. Davon wurde in unterschiedlichem Masse Gebrauch gemacht, sodass sich für den US-Teil der EMK die Abspaltungen je nach Region zwischen zehn bis zu dreissig Prozent an Gemeinden ergaben. Auch in anderen Teilen der Welt gab es Abspaltungstendenzen. Einige Distrikte oder Teile von Jährlichen Konferenzen haben sich bereits ausserhalb formal gültiger Regelungen von der EMK gelöst (z.B. Bulgarien und Slowakei). Andere Regionen haben die Trennung von der EMK signalisiert, wollen aber die formalen Wege einhalten (z.B. Eurasien, Tschechien). Wieder andere Regionen wollten die Beschlüsse der diesjährigen Generalkonferenz abwarten, um daraufhin ihre Entscheidung zum Bleiben oder zur Trennung zu treffen. Diese Entscheidungen stehen noch aus.

Zur Information
Artikel 304.3 der „Verfassung, Lehre und Ordnung“ der EmK

Die jetzt bei der Generalkonferenz getroffene Entscheidung bezieht sich auf den zweiten Teil des Artikel 304.3 im (amerikanischen) „Book of Discipline“ (deutsch: „Verfassung, Lehre und Ordnung“, VLO). Im englischen Text heisst es dort: “The practice of homosexuality is incompatible with Christian teaching. Therefore self-avowed practicing homosexuals are not to be certified as candidates, ordained as ministers, or appointed to serve in The United Methodist Church.” (Deutsch: Praktizierte Homosexualität ist mit der christlichen Lehre unvereinbar. Bekennende praktizierende Homosexuelle können daher weder als Kandidaten für den pastoralen Dienst zugelassen, als Pastor oder Pastorin ordiniert werden noch eine Dienstzuweisung für den Dienst in der Evangelisch-methodistischen Kirche erhalten.) In der deutschen VLO ist dieser zweite Teil des Artikels nicht wiedergegeben, weil die Zentralkonferenz Deutschland hier von ihrem Adaptionsrecht Gebrauch machte und diese Passage in die deutsche Fassung nicht übernahm. Dasselbe gilt für die Zentralkonferenzen Schweiz sowie Mittel- und Südeuropa.

Generalkonferenz
Die Generalkonferenz ist das oberste Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche - United Methodist Church (UMC). Die Konferenz kann das Kirchenrecht revidieren und Resolutionen zu aktuellen moralischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen verabschieden. Sie genehmigt auch Programme und Budgets für kirchenweite Aktivitäten.

Zentralkonferenz
In Afrika, Europa und auf den Philippinen bilden die Jährlichen Konferenzen (Kirchenparlamente) einer grösseren Region sogenannte Zentralkonferenzen. Die an eine Zentralkonferenz entsandten Delegierten sind zu gleichen Teilen Laien und pastorale Mitglieder. Die Zentralkonferenz bildet eine administrative Einheit, welche die gemeinsame Arbeit und Mission koordiniert und auch ihren Bischof oder ihre Bischöfin wählt. Die Jährliche Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika ist Teil der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa (ZK MSE). Seit 2022 leitet Bischof Stefan Zürcher (Zürich) die ZK MSE.

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© Plakat: ThHF/Eugen Mayer

Adventisten stehen den Mennoniten oft näher, als es beiden Kirchen bewusst ist

Friedensau/Deutschland | 31.05.2024 | APD | International

Ein Symposium der Theologischen Hochschule Friedensau vermittelte neue Perspektiven zum Thema Adventismus und Täuferbewegung.

Das Symposium „Adventism and the Anabaptists“ (Adventismus und Täuferbewegung) an der Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg habe wissenschaftliches Neuland betreten, teilte der Friedensauer Professor für Systematische Theologie und Adventismus-Studien, Stefan Höschele, mit. Erstmals sei diesem Thema eine internationale Tagung gewidmet worden. Vom 15. bis 18. April fand die Konferenz mit 16 Referenten an der Theologischen Hochschule Friedensau statt. Organisiert wurde sie vom Institut für adventistische Geschichte und Theologie, das damit bereits das fünfte Symposium dieser Art veranstaltete. Die Vortragenden kamen vor allem aus Deutschland und den USA sowie aus Dänemark, Italien, den Niederlanden, Russland und Tschechien.

Adventisten können aus der Geschichte der Täufer lernen
Das Ergebnis des Symposiums wäre, dass die Einflüsse täuferischer Kirchen auf die Siebenten-Tags-Adventisten zwar indirekt, doch vielfältig und bemerkenswert seien. Adventisten stünden insbesondere den Mennoniten oft näher, als dies Vertretern beider Kirchen bewusst sei – sowohl im Hinblick auf Ethik und Lebensstil als auch in Bezug auf Bildungsverständnisse und kirchliches Leben sowie in vielen theologischen Überzeugungen, so Höschele. Durch ihre historischen Erfahrungen der Verfolgung und Vertreibung hätten täuferische Kirchen bei Adventisten den grösstmöglichen Respekt, zumal in manchen Regionen (historisch vor allem in Russland) viele Adventisten ursprünglich aus den Täuferkirchen stammten. Themen, bei denen die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten aus der Geschichte der Täufer insbesondere lernen könne, seien das Engagement für den Frieden und der Einsatz für religiöse Freiheit durch die Bereitschaft zum Martyrium.

Es sei geplant, die Vorträge in einem Tagungsband zu veröffentlichen, der noch 2024 erscheinen soll. Im Jahr 2025 erinnern Kirchen, die auf die Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts zurückgehen oder ihre Prinzipien übernommen haben, an die Täufer und den Beginn ihrer Bewegung im Jahr 1525, also vor 500 Jahren.

Institut für adventistische Geschichte und Theologie
Das Institut für adventistische Geschichte und Theologie an der Theologischen Hochschule Friedensau dient der historischen und konfessionskundlichen Erforschung des Adventismus und der mit ihm verwandten Strömungen. Es ist die einzige wissenschaftliche Institution dieser Art in Europa.

Friedensau
Der Ort Friedensau wurde 1899 gegründet und feiert 2024 sein 125-jähriges Bestehen. Hier befindet sich die Theologische Hochschule Friedensau, eine staatlich anerkannte Hochschule in Trägerschaft der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. In den Fachbereichen Christliches Sozialwesen und Theologie können zehn Bachelor- (B.A.) und Master- (M.A.) Studiengänge, zum Teil berufsbegleitend, online oder in Teilzeit, belegt werden. Siehe auch: www.thh-friedensau.de | www.friedensau.de | www.125-Friedensau.de.

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Aufruf an Adventisten der Gerechtigkeit im Glauben und Leben einen grösseren Stellenwert zu geben. © Bild: Ezekiel Teo/Adventist Today

Erste JustLove-Konferenz fordert adventistische Kirche auf, sich für Gerechtigkeit einzusetzen

Milton Freewater, Oregon/USA | 31.05.2024 | APD | International

Die erste JustLove-Konferenz, die am 3. und 4. Mai an der adventistischen La Sierra University in Riverside, Kalifornien, stattfand, hat einen Aufruf an die adventistische Kirche gerichtet, der Gerechtigkeit in ihrem Glauben, ihrem Leben sowie in ihrer kirchlichen Praxis einen neuen Stellenwert einzuräumen. Mehr als 160 Personen, nahmen persönlich oder online an der Konferenz teil, wie „Adventist Today“, unabhängige adventistische Zeitschrift (USA) berichtete.

Demnach betonten die Hauptredner, Dr. Marlene Ferreras, Garrison Hayes und Eugene Canson, den biblischen Auftrag, nach Gerechtigkeit zu streben, und untersuchten dessen Anwendung in der heutigen Welt. Ergänzend zu diesen Vorträgen wurden in acht Workshops verschiedene Themen im Zusammenhang mit Gerechtigkeit vertieft und praktische Einsichten und Strategien angeboten.

Der Kongress gipfelte in einem gemeinsamen Aufruf zum Handeln, der die adventistische Gemeinschaft aufforderte, sich im Einklang mit der biblischen Lehre verstärkt für Gerechtigkeit einzusetzen. Eine Erklärung, die diese Forderung widerspiegelt, wurde von vielen Teilnehmern gebilligt und ist nun auf der Website des JustLove-Kollektivs verfügbar, um eine breitere Unterstützung der Gemeinschaft zu erreichen. Sie lautet wie folgt:

Als Gemeinschaft von Nachfolgern Jesu im Kontext und in der Tradition der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten rufen wir die Verantwortlichen und Mitglieder unserer weltweiten Kirchengemeinschaft auf, mit uns zusammenzuarbeiten, um Gerechtigkeit und Barmherzigkeit als wesentliche Elemente und Ausdrucksformen eines demütigen Verhaltens mit unserem Gott in unserer heutigen Welt zu erneuern (siehe Micha 6,8).

Wir sehen eine Welt, die verzweifelt nach mehr Gerechtigkeit und mehr Liebe verlangt. Im Wirken Jesu (siehe Lukas 4,18.19), in den Stimmen der hebräischen Propheten (siehe Jesaja 58 und Micha 5) und in den Beispielen unserer adventistischen Pioniere - die sich für die Armen und Unterdrückten einsetzten und gewaltlos gegen soziale Übel wie Rassismus und Sklaverei kämpften - erkennen wir, dass die Arbeit für Gerechtigkeit „jene Art von Dienst ist, die Leben in die Kirchen bringt "* und die Welt für diejenigen verändert, die es am dringendsten brauchen.

Wir begrüssen und unterstützen die Einrichtungen, Organisationen und Einzelpersonen, die bereits an verschiedenen Orten, auf verschiedene Weise und zu verschiedenen Themen tätig sind und unterstützen jene Gruppen innerhalb unserer Kirchenfamilie, die sich gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Ausbeutung engagieren.

Wir beklagen auch, dass wir eine schweigende Kirche waren, zu Zeiten, in denen wir hätten sprechen sollen und sehen das noch nicht verwirklichte Potenzial unserer weltweiten Gemeinschaft von Gläubigen, eine grössere Stimme für Gerechtigkeit in unserer Welt zu sein. Wir rufen unsere Predigerinnen und Prediger auf, dies zu verkünden, unsere Lehrerinnen und Lehrer, dies zu lehren, und uns alle, auf unsere eigene Weise und gemeinsam, dies zu verwirklichen.

Als Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ersten JustLove-Konferenz werden wir diesen Aufruf in unsere Kirchen und Gemeinschaften tragen, um ihn mit unserer Kirchenleitung und unseren Mitgliedern zu teilen und an unseren Wohnorten auszuleben.

Indem wir uns erneut dem Einsatz für Gerechtigkeit und Liebe verpflichten, laden wir unsere Glaubensgemeinschaft ein, sich uns bei dieser radikalen und schwierigen, kreativen und freudigen Arbeit anzuschliessen. Gemeinsam erheben wir diesen Ruf im Namen dessen, „der das Recht schliesslich zum Sieg führen [wird]. Auf ihn werden die Völker ihre Hoffnung setzen.“ (Matthäusevangelium 12,20 – 21, Hoffnung für alle).

*Ellen White, Welfare Ministry, page 29.

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Johannes Naether ist Präsident des Norddeutschen Verbandes der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Foto: © Thomas Resch

Adventistischer Kirchenleiter zu 75 Jahren Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland

Hannover/Deutschland | 31.05.2024 | APD | International

In der neuesten Ausgabe der Videokolumne ANgeDACHT äussert sich Johannes Naether, Präsident des Norddeutschen Verbandes der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, zum 75-jährigen Bestehen des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Darin nimmt er auch Stellung zum Gottesbezug der Verfassung und dem Verhältnis zwischen Staat und Kirche. Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland wurde am 23. Mai 1949 erlassen.

Gottesbezug und weltanschaulichen Neutralität?
Das 75-jährige Bestehen des Grundgesetzes sei Grund genug für eine dankbare Würdigung. Der Gottesbezug der Präambel des Grundgesetzes „im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“ … „mag ungewöhnlich sein und führte immer wieder zu kritischen Anfragen, ob damit nicht der Selbstanspruch der weltanschaulichen Neutralität eine Schlagseite zugunsten des Christentums bekommen hat“, so Johannes Naether. Zustimmend zitiert der den Rechtsphilosophen und Staatsrechtler Horst Dreier, der diese Formulierung „eine Demutsgeste“ nannte. „Sie soll sagen: ‚Wir sind uns bewusst, dass wir mit dem Grundgesetz ein fehlerhaftes Menschenwerk vorlegen und dass es etwas Höheres als die irdischen Dinge gibt.‘“ Das sei insofern nachvollziehbar, da nach der Katastrophe der Nazi-Herrschaft eine neue Werteorientierung gefunden werden musste, ohne dabei erneut einen absolut gesetzten Wertekanon zu formulieren, zu dem sich alle Bürgerinnen und Bürger verbindlich bekennen sollten. Dann würde der Staat wieder durchregieren und sich das Recht herausnehmen, Zugriff auf jeden einzelnen zu haben. Der Gottesbezug ändere nicht die eigentlichen Rechtsinhalte, von denen einige so hoch angesiedelt seien, dass sie unter die so genannte „Ewigkeitsklausel“ (§79 Abs. 3) fallen und nicht verändert werden dürften. Hier sei vor allem das Demokratieprinzip zu nennen und dass alle Gewalt vom Volk ausgehe.

Verhältnis zwischen Staat und Kirche
Johannes Naether weist auch auf das Verhältnis zwischen Staat und Kirche hin. Die Jahrhunderte lange enge Verquickung von Staat und Kirche sei bereits durch die Weimarer Reichsverfassung (WRV) endgültig durchbrochen worden. Die Kirchenartikel § 136–139, 141 der WRV wurden ins Grundgesetz übernommen und hätten dazu beigetragen, die Kirchen und die Bürgerinnen und Bürger in eine neue Freiheit zu entlassen: „Es besteht keine Staatskirche“ Stattdessen heisse es: „Jede Religionsgesellschaft ordnet und verwaltet ihre Angelegenheiten selbständig“. Die Verfassung gewährleiste die „Freiheit der Vereinigung zu Religionsgesellschaften“. Und für den Einzelnen gelte: „Alle Bewohner … geniessen Glaubens- und Gewissensfreiheit“. Diese neue Freiheit stelle alle Religionsgemeinschaften auf die gleiche Augenhöhe, was durch die Körperschaftsrechte ausdrücklich unterstrichen werde. „Die Trennung von Kirche und Staat (eine Formulierung, die im Grundgesetz so nirgendwo auftaucht) darf jedoch nicht als eine scharfe Trennung verstanden werden, wie z.B. in Frankreich, wo man sich als religionsfreier, laizistischer Staat versteht.

Fördernde Neutralität
Das Grundgesetz eröffnet einen Freiheitsraum, in dem wir eine eigenständige Rolle ausüben können, ohne den Durchgriff des Staates, in welcher Form auch immer, befürchten zu müssen“, so Johannes Naether, und fährt fort: „Das Bundesverfassungsgericht spricht in diesem Zusammenhang von einer ‚fördernden Neutralität‘. Jetzt liegt es an uns, wie wir mit diesen positiven Rahmenbedingungen umgehen wollen.“

Das Bekenntnis zum Evangelium und der Dienst am Menschen sei gleichzeitig ein Dienst an der gesamten Gesellschaft, „weil wir dadurch Werte leben, die ein Gemeinwesen stärken: Solidarität, Ehrlichkeit, Mitgefühl, Selbstverantwortung, Respekt, Nächstenliebe, etc. So geben wir der ‚fördernden Neutralität‘ des Staates in Dankbarkeit und in Verantwortung vor unserem eigenen Auftrag als Kirche etwas zurück.“ Abschliessend erinnerte Johannes Naether an Aussagen des Apostels und frühchristlichen Missionars Paulus, der dazu aufrief, für die Obrigkeit zu beten.

Das Video mit der Ansprache von Johannes Naether in der Serie ANgeDACHT kann hier angesehen werden: https://youtu.be/JMybq_QMjIs. Sie kann auch in der Mai-Ausgabe der Kirchenzeitschrift Adventisten heute (S. 17) nachgelesen werden (auch online unter www.adventisten-heute.de zu lesen).

Videoserie ANgeDACHT – Der Glaubensimpuls
In „ANgeDACHT – Der Glaubensimpuls“ werden abwechselnd von den beiden Präsidenten der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland aktuelle Themen der Kirche und Gesellschaft aufgegriffen und mit Mitgliedern adventistischer Kirchengemeinden (Adventgemeinden), Freundinnen und Freunden der Adventgemeinden sowie geistlich interessierten Menschen geteilt. In Textform erscheinen sie monatlich in der Kirchenzeitschrift Adventisten heute.

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Der argentinische Senat. Foto: © Wikipedia / Gobierno de Chile - Flickr, CC BY 2.0

Argentinien führt offiziell einen „Tag der Protestanten“ ein

Buenos Aires/Argentinien | 31.05.2024 | APD | International

Argentinien hat per Gesetz den 31. Oktober offiziell als „Tag der evangelischen und protestantischen Kirchen“ festgelegt. Damit solle die historische Auswirkung der Reformation gewürdigt werden, berichtet das Online-Portal jesus.ch (Schweiz).

„Dieser Tag ist ein Meilenstein für die evangelischen Christen in Argentinien, denn der Senat des Landes hat das Gesetz zur Einführung des Nationalen Tages der evangelikalen und protestantischen Kirchen verabschiedet“, erklärte Christian Hooft, Präsident von ACIERA (Argentinische Evangelische Allianz). Diese Organisation hatte eine entsprechende Initiative gestartet.

Einige Tage zuvor hatte Hooft Senatoren die Gründe für diese Initiative erläutert. Er betonte „die historische Bedeutung des 31. Oktobers, des Datums, an dem der deutsche Mönch Martin Luther 1517 die 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte und damit den Beginn der protestantischen Reformation markierte, die einen tiefgreifenden Einfluss auf die westliche Welt hatte und die Praxis und das Verständnis von Religion veränderte“.

„Die Ideen Luthers und anderer Reformatoren wie Johannes Calvin und Ulrich Zwingli verbreiteten sich rasch in ganz Europa und führten zu heftigen religiösen Konflikten, aber auch zu einer Betonung der Gewissensfreiheit und der persönlichen Auslegung der Bibel“, fügte er hinzu.

Anerkennung der gesellschaftlichen Wirkung
Für Hooft bedeutet die Festlegung des 31. Oktober zum „Nationalen Tag der evangelischen und protestantischen Kirchen“, dass die Bedeutung dieser religiösen Tradition in der argentinischen Geschichte und Gesellschaft anerkannt wird: „Es ist eine Geste des Respekts und der Unterstützung des interreligiösen Dialogs, der die Vielfalt und Pluralität des Landes fördert.“

Darüber hinaus sei es eine „Gelegenheit, über die Herausforderungen und Chancen nachzudenken, mit denen die Kirchen heute konfrontiert sind, und die Bedeutung ihrer Arbeit für Werte wie Gleichheit und Meinungsfreiheit in der Gesellschaft anzuerkennen“, fügte er hinzu.

Wachsender Anteil der Protestanten in der Bevölkerung
In Argentinien bezeichnen sich nach Daten aus dem Jahr 2019 15,3 Prozent der Bevölkerung als evangelikal und protestantisch, und es gibt landesweit über 25.000 protestantische Kirchgemeinden. „Diese Glaubensgemeinschaften spielen eine Schlüsselrolle im spirituellen und sozialen Leben des Landes und fördern Werte wie Solidarität, Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Leben, Freiheit und Frieden“, so der Präsident von ACIERA. Zu den wachsenden protestantischen Kirchen in Argentinien gehört die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die in Deutschland rund 34.000 und in der Schweiz 4.800 mündig getaufte Mitglieder zählt. In Argentinien sind es rund 120.000 getaufte Mitglieder in 654 Gemeinden (Stand 2022).

In ganz Südamerika, einst ein fast geschlossen katholischer Kontinent, verstehen sich mittlerweile rund 22 Prozent der Bevölkerung als protestantisch, 56 Prozent sind katholisch. 2002 lag der Anteil der Protestanten noch bei 10 Prozent, wie jesus.ch berichtet.

Reformationstage in Deutschland, Österreich und in der Schweiz
Der Reformationstag wird von evangelischen Christen in Deutschland und Österreich am 31. Oktober im Gedenken an den Beginn der Reformation der Kirche durch Martin Luther im Jahr 1517 gefeiert. In der Schweiz gilt der erste Sonntag im November als Reformationssonntag, der zeitlich in Anlehnung an den Reformationstag in Deutschland und Österreich festgelegt ist.

Der Reformationstag ist seit der deutschen Wiedervereinigung gesetzlicher Feiertag in den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie seit 2018 in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. In Baden-Württemberg ist der Reformationstag schulfrei. Im Jahr 2017, dem 500. Jahr des Beginns der Reformation, war der 31. Oktober einmalig ein gesamtdeutscher gesetzlicher Feiertag.

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© Logos: ACK, EKD, DBK

„Für unsere gemeinsame Zukunft in einem starken Europa“ –Ökumenischer Aufruf zur Europawahl am 9. Juni 2024

Hannover, Bonn und Frankfurt am Main/Deutschland | 31.05.2024 | APD | Ökumene

Die Vorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) haben einen ökumenischen Aufruf zur Wahl des Europäischen Parlaments am 9. Juni veröffentlicht, in dem sie zur Wahlbeteiligung ermutigen und vor politischem Extremismus warnen.

„Machen Sie bei der Wahl von Ihrer Stimme Gebrauch. Wählen Sie eine gemeinsame Zukunft in einem starken Europa!“, heisst es in dem Aufruf. Die Kirchen betonen, wie wichtig es ist, „bei der Europawahl Parteien zu wählen, die den Geist Europas, die (…) Werte und Prinzipien, teilen und fördern“. Sie sehen sich in der „Mitverantwortung für die Demokratie als politische Lebensform der Freiheit und für die EU als erfolgreiches Modell für Multilateralismus, Frieden und Versöhnung“.

Für eine EU, die sich zur Menschenwürde bekennt
In dem Aufruf heben die amtierende Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, und der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, hervor: „Die EU basiert auf Werten und Prinzipien, die im Christentum vor- und mitgeprägt wurden. Als christliche Kirchen fordern und engagieren wir uns für eine EU, die sich zur unveräusserlichen, gleichen Würde aller Menschen bekennt. Dem Schutz dieser Würde dienen der Einsatz für Freiheit, Demokratie, Gleichberechtigung, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte.“ Eine europäische Politik für den weltweiten Schutz der Würde aller Menschen sei unverzichtbar – im Bereich von Flucht, Migration und Asyl, im Einsatz zur Bewahrung der Schöpfung oder für den Klimaschutz sowie mit Blick auf globale Lieferketten, die Unterstützung von Entwicklungsländern und ganz besonders für den europäischen Friedensgedanken. Angesichts dieser und weiterer aktueller Herausforderungen brauche es eine starke und geeinte EU.

Gegen politischen Extremismus, Antisemitismus und völkischen Nationalismus
Die christlichen Kirchen in Deutschland treten entschieden jeder Form von Extremismus entgegen und schreiben: „Insbesondere widersprechen wir vehement dem Rechtsextremismus und völkischem Nationalismus sowie dem Antisemitismus. Ökumenisch setzen wir uns auf der Basis des christlichen Menschenbildes für den gesellschaftlichen und europäischen Zusammenhalt ein.“ Der Aufruf warnt „eindringlich vor politischen Kräften, die im Sinne eines völkischen Nationalismus das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten oder Herkunft ablehnen und unverblümt die Abschaffung der EU anstreben“. Die christlichen Kirchen ermutigen stattdessen besonders die politisch Verantwortlichen, „sich für eine weltoffene, demokratische und solidarische EU einzusetzen“.

Der Gemeinsame Aufruf zur Wahl des Europäischen Parlaments 2024 ist unter www.dbk.de, www.ekd.de und www.oekumene-ack.de verfügbar.

EKD, DBK und ACK
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist eine Gemeinschaft von 20 lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen. 18,5 Millionen Menschen in Deutschland gehören zu einer der ca. 13.000 Kirchengemeinden.

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) ist ein Zusammenschluss der römisch-katholischen Bischöfe aller (Erz-)Bistümer in Deutschland. Derzeit gehören ihr 61 Mitglieder (Stand: Mai 2024) aus den 27 deutschen (Erz-)Bistümern an. 20,9 Millionen Menschen in Deutschland gehören zur römisch-katholischen Kirche (Stand 2022).

Die ACK repräsentiert etwa 50 Millionen Christen in Deutschland. Ihr gehören 18 Kirchen an, weitere sieben Kirchen sind Gastmitglieder, darunter auch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Fünf ökumenische Organisationen haben Beobachterstatus.

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VFF-Tagung 2024 in Friedensau / Podiumsdiskussion mit Studierenden. © VFF/Andreas Kohrn

Die Zukunft der Welt zwischen Horror und Hoffnung – Jahrestagung des Vereins für Freikirchenforschung

Friedensau/Deutschland | 31.05.2024 | APD | Freikirchen

„Wie stellen sich Christen die Zukunft vor?“ Darum ging es während der Jahrestagung des Vereins für Freikirchenforschung (VFF) vom 27. und 28. April auf dem Campus der Theologischen Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg.

Angesichts der vielen Krisen in der Welt machten sich viele Menschen Gedanken über die Zukunft. Die Frage, ob unsere Welt noch eine Zukunft hat, gewinne auch in der Theologie zunehmend an Bedeutung, sagte der 1. Vorsitzende des VFF, Dr. Andreas Liese, Lehrbeauftragter für Neuere Kirchengeschichte und Freikirchentum an der Theologischen Hochschule des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Elstal bei Berlin, zur Einführung in die Tagung.

Zukunftsentwürfe christlicher Theologie
Da auch Christen nicht in der Ungewissheit über die Zukunft leben wollen, machten sie sich darüber ebenfalls Gedanken und entwickelten aufgrund biblischer Aussagen zahlreiche neuzeitliche theologische Zukunftsentwürfe. Etliche davon stellte der Professor für Systematische Theologie an der Theologischen Hochschule Friedensau, Rolf J. Pöhler, vor. Viele biblische Aussagen, welche die Zukunft betreffen, wurden in Bildern vermittelt, die zur Vieldeutigkeit neigten. So behauptete beispielsweise der Reformator Martin Luther (1483–1546), dass der Papst der in der Bibel prophezeite endzeitliche „Antichrist“ sei. Dem widersprach der spanische Jesuit Francisco de Ribera 1591. Er behauptete, das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung des Johannes, behandle erst die letzten dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Jesu. Deshalb könne der Papst nicht der „Antichrist“ sein. Diese „endgeschichtliche“ Auslegung fand in verschiedenen Abwandlungen später auch in pietistischen Kreisen (eine evangelische Erneuerungsbewegung) Eingang. Der spanische Jesuit in Antwerpen, Ludwig von Alcasar (gest. 1613), vertrat dagegen die „zeitgeschichtliche“ Auslegung des Johannesoffenbarung. Sie besagt, dass sich Johannes nur mit dem römischen Kaisertum befasst habe, das durch die Wiederkunft Christi untergehen würde. Somit könne das Papsttum auch hier nicht der „Antichrist“ sein. Die im 19. Jahrhundert aufkommenden Adventisten hielten dagegen an der in Nordamerika geläufigen welt- und kirchengeschichtlichen Auslegung der Offenbarung fest, die bereits auf Viktorin von Pettau (gest. 303) zurückgeht.

In dem Bibelbuch Offenbarung, Kapitel 20, gibt es nur sechs Verse, die sich mit den eintausend Jahren in der Endzeit (Millenium) befassen. Aber auch hier seien Christen verschiedener Meinung, so Pöhler. Kommt Jesus vor den eintausend Jahren wieder (Prämillennarismus) oder erst nach einem tausendjährigen Friedensreich auf Erden (Postmillennarismus)? Auch der Dispensationalismus, der sich mit der Endzeit auseinandersetzt, sei in der Christenheit umstritten. Bei dieser Lehre spiele Israel als Gottesvolk am Weltende eine besondere Rolle.

Jesu Wiederkunft als neutestamentliche Hoffnung
Das zweite Referat befasste sich mit der Parusie (Wiederkunft) Jesu. Dr. Gert Steyn, Professor für Neues Testament und Theologie an der Theologischen Hochschule Ewersbach des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, betrachtete die Parusie Jesu von einer anderen Perspektive. Es ging ihm um die Fragen: Welcher mögliche Ablauf im Zusammenhang mit der Wiederkunft Jesu ergeben sich aus den Evangelien? Wo liegen die jeweils unterschiedlichen Aspekte und wer waren die Empfänger, für die all das geschrieben wurde? Was lässt sich aus den Briefen des Apostel Paulus, aber auch in anderen neutestamentlichen Briefen dazu erkennen? Welche Veränderungen der Parusieerwartungen und -verzögerungen lassen sich bereits bei den frühen Christen nachweisen?

Ein kirchengeschichtlicher Überblick
Bei dem nächsten Referat von Dr. Thomas Hahn-Bruckart, Professor für Kirchengeschichte an der Universität Rostock, ging es um Endzeitkonzepte von der Zeit der Reformation bis zur Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts. Es sei schon erstaunlich, wie sehr gerade die Reformation zu veränderten theologischen Zukunftskonzeptionen beigetragen habe, sowohl bei den Reformatoren als auch bei ihren theologischen Gegnern. Martin Luther, der von sich selbst sagte, dass er als junger Mönch vor dem Jüngsten Tag furchtbare Angst hatte, konnte am Ende seines Lebens beten: „Komm, lieber Jüngster Tag!“ Nach der Ära des Lordprotektors Oliver Cromwell in England, aber vor allem seit dem 18. Jahrhundert seien eine Vielzahl von Konzepten entstanden, die gerade nach den napoleonischen Kriegen in Europa und der Amerikanischen Revolution zu einer ganz massiven Neubelebung eschatologischer Vorstellungen geführt habe. Beeindruckend sei die Vielfalt der unterschiedlichen Ansätze.

Endzeitvorstellung Dispensationalismus
Der Historiker Professor Crawford Gribben von der Queen’s University in Belfast/Nordirland war per Zoom mit seinem Vortrag „Entstehung des Dispensationalismus in Irland und Grossbritannien“ zugeschaltet. Dabei ging es um John Nelson Darby (1800–1882), eine führende Persönlichkeit der Brüdergemeinden. Sein Name sei benutzt worden, um ähnliche, angrenzende, aber eigene Ideen zu verbreiten, sodass sich ein ganzer Zweig der Erweckungsbewegung auf ihn berief. Doch werde Darby fälschlicher Weise als „Vater des Dispensationalismus“ bezeichnet, obwohl er entscheidende Merkmale auf denen der Dispensationalismus beruht, ausdrücklich ablehnte.

Ebenfalls zugeschaltet war aus den USA Daniel G. Hummel, Historiker und Direktor des Lumen Center in Madison, Wisconsin. Er sprach über das Thema „Wie Endzeitvorstellungen die heutige Politik und Kultur Amerikas prägen“. Hummel erläuterte zunächst um was es beim Dispensationalismus in den USA gehe. Es handle sich um eine eigene ethnische und nationale Zukunft für das jüdische Volk und den Staat Israel. Dabei drehe sich das eschatologische Szenario in erheblichem Masse um die Entrückung der gläubigen Christen von der Erde. Dieses Szenario werde von deren Vertretern sehr drastisch beschrieben. Plötzlich seien Millionen von gläubigen Christen verschwunden und von Gott in den Himmel genommen. Flugzeuge stürzen ab, weil die Piloten „entrückt“ wurden, Fahrzeuge stossen führerlos zusammen, Fussballspiele müssen abgebrochen werden, da bestimmte Spieler nicht mehr auf dem Feld sind und auch Zuschauer „entrückt“ wurden, selbst die Babys auf den Neugeborenen Stationen der Krankenhäuser sind plötzlich verschwunden.

Nach der Entrückung setze Gott die Erlösungsgeschichte durch das nationale Volk Israel mit dem dazugehörigen Heiligen Land im Nahen Osten fort. Aufgrund des Wortes Gottes an Abraham in Genesis 12,3: „Ich will die segnen, die dich segnen“, gebe es die Vorstellung, dass Gott die amerikanischen Christen oder sogar die Vereinigten Staaten als Nation segnen werde, wenn sie den modernen Staat Israel „segnen“. Da Gott selbst sich um sein Bundesvolk Israel kümmere, sei die Bekehrung von Juden zum Christentum nicht nötig. Stattdessen sollten sich evangelikale Laien in der Politik engagieren. Denn der „säkulare Humanismus“ in den USA sei gottfeindlich und versuche die christlichen Werte in allen elitären Institutionen zu untergraben. Deshalb sei eine christliche Gegenoffensive zu so unterschiedlichen Themen wie öffentliches Bildungswesen, Abtreibung, Medienbeeinflussung und Aussenpolitik dringend erforderlich. Gott werde sein Gericht über ein säkularisiertes Amerika verhängen, wenn es sich nicht Gott zuwendet, am sichtbarsten durch die Unterstützung Israels.

Es folgten vier Kurzreferate zum Dispensationalismus und seine Erscheinungsformen. Pastor Sven Brenner, Geschäftsführer des VFF, beleuchtete die Vielzahl dispensionalistischer Stimmen innerhalb der Pfingstbewegung.

Die Journalistin Ulrike Heitmüller sprach über ihren Grossvater Friedrich Heitmüller (1888-1965). Er war als Pastor im Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland eine charismatische Persönlichkeit, die begeistern und mitreissen konnte und dabei auch immer den Zeitgeist vermittelt habe. Seine Evangelisationen hätten wesentlich zum Erstarken des Dispensationalismus beigetragen.

Wie intensiv verschiedene theologische Strömungen im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert sich miteinander verwoben und dabei Erfolg hatten, machte der Beitrag von Frank Lüdke, Professor für Kirchengeschichte an der Evangelischen Hochschule Tabor, über die dispensationalistischen Vorstellungen in der frühen Gemeinschaftsbewegung deutlich. Pietismus, Heiligungsbewegung, Dispensationalimus, das alles habe in den Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts seinen Niederschlag gefunden.

Im letzten Beitrag erläuterte Dr. Andreas Liese, wie stark dispensationalistische Gedanken zur Selbstvergewisserung der geschlossenen Brüderbewegung beitrugen und auch eine eigene Dynamik entfalteten. Das geschah fast parallel zum aufkommenden Zionismus.

Podiumsdiskussion
In einer Podiumsdiskussion befassten sich Studierende der Hochschulen Friedensau und Elstal mit den Aktivisten der „Letzen Generation“ und die Zukunft der Welt. Dabei herrschte weniger Unsicherheit über die Zukunft, sondern vielmehr „Wut über das, was nicht passiert“. Es wurde Unverständnis über Christen geäussert, die sich ablehnend zum Thema Klimaschutz verhielten. Trotz Unzufriedenheit über Versäumnisse müsse aber auch auf positive Dinge geblickt werden, die bereits erfolgt seien. Es mache sich aber ein Ohnmachtsgefühl breit, dass trotz aller Proteste so wenig erreicht werde. Von ihren Freikirchen wünschten sich die Studierenden, dass sie in ihren Gemeinden ernstgenommen und wertgeschätzt werden. Man solle ihnen helfen eigene Wege zu finden. Sie wünschten sich eine Heimat in ihrer Freikirche und dass diese sich für die Bewahrung von Gottes guter Schöpfung einsetze.

Rückblick und Ausblick
In einem Rück- und Ausblick auf die Tagung erinnerte Dr. theol. Johannes Hartlapp, Dozent für Kirchengeschichte an der Theologischen Hochschule Friedensau, an die berühmten Einleitungsworte aus dem Kommunistischen Manifest von 1848: „Ein Gespenst geht um in Europa“. Doch das Gespenst sei heute nicht mehr der Kommunismus. Heute gehe ein neues Gespenst in Europa um – und das sei eine tiefliegende, zerstörerische Angst vor der Zukunft mit Weltendszenarien, die ihre Anleihen aus dem religiösen Bereich entnommen hätten – bis hin zur „Letzten Generation“. Diese Angst sei heute in allen Bereichen der Gesellschaft angekommen. Und die Freikirchen befänden sich mittendrin und würden teilweise sogar in ihren Gemeinden dazu beitragen, die Angst zu verstärken. Die Angst, die uns heute in so vielen Bereichen begegne, habe den Zukunftsoptimismus vergangener Generationen zu Grabe getragen.

Als 1989/90 die kommunistischen Staaten Europas nach und nach kollabierten meinten viele, jetzt breche eine lang ersehnte weltweite Friedensordnung an. Heute wüssten wir, dass die sogenannte soziale Markwirtschaft als Grundlage der neuen Weltordnung nichts anderes als eine humane Variante des Kapitalismus sei. Das Ziel sei ein immer steigendes Wirtschaftswachstum, mehr produzieren mit Gewinnmaximierung und dauerhafter Wohlstand für alle. Leider habe sich auch diese Idee als eine Sackgasse erwiesen, denn steigendes Wirtschaftswachstum bedeute ein immer grösserer Bedarf an Ressourcen und damit die fortschreitende Zerstörung unserer Welt. „Wir graben und selbst das Wasser ab“, beklagte Hartlapp.

Immer mehr Menschen spürten die Grenzen unseres Wachstums. Die Angst vor dem Verlust des eigenen Lebensstandards sei gross. Es handele sich um die Angst vor der Zukunft. Aber genau an dieser Stelle trete die Botschaft der Bibel: Gott sagt: „Ich will euch geben Zukunft und Hoffnung.“ (Jeremia 29,11b) Deswegen sei laut Hartlapp die Frage der Wiederkunft Christi heute umso brennender.

Der Rektor der Friedensauer Hochschule, Professor Dr. phil. Roland E. Fischer, dankte dem Verein für Freikirchenforschung für die Durchführung der Jahrestagung in Friedensau und bezeichnete sie als „akademischen Höhepunkt“ zum 125-jährigen Jubiläum der Hochschule in diesem Jahr.

Alle in Friedensau gehaltenen Referate können im Jahrbuch des VFF, welches 2025 erscheint, nachgelesen werden.

Verein für Freikirchenforschung (VFF)
1990 gründeten Theologen und Historiker aus verschiedenen Freikirchen den VFF. Initiator war Professor Dr. Robert Walton, seinerzeit Direktor des Seminars für Neue Kirchen- und Theologiegeschichte der Theologischen Fakultät der Universität Münster. Heute hat der Verein Mitglieder aus 27 Denominationen. Fach- und Laienhistoriker aus zwölf Ländern gehören ihm an. 134 Einzelpersonen und 24 Institute arbeiten zusammen, um wissenschaftliches Arbeiten im Rahmen der Freikirchenforschung zu fördern.

Der VFF befasst sich mit theologischen und kirchengeschichtlichen Themen aus freikirchlichen Blickwinkeln. Er fördert wissenschaftliches Arbeiten im Rahmen der Freikirchenforschung. Dazu unterhält der Verein auch eine freikirchliche Fachbibliothek, die ihren Standort an der Theologischen Hochschule in Friedensau bei Magdeburg hat.

Weitere Informationen: www.freikirchenforschung.de.

Theologische Hochschule Friedensau
1899 kaufte die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten die „Klappermühle“, etwa 35 Kilometer östlich von Magdeburg gelegen, um auf dem Gelände eine „Missions- und Industrieschule“ zu errichten. Der Ort wurde in Friedensau umbenannt und schon im selben Jahr begannen der erste Unterricht und der Baustart für weitere Gebäude. In diesem Jahr feiert die 1990 staatlich anerkannte Theologische Hochschule Friedensau das 125-jährige Jubiläum. In den Fachbereichen Christliches Sozialwesen und Theologie können zehn Bachelor (B.A.)- und Master (M.A.)-Studiengänge, zum Teil berufsbegleitend, online oder in Teilzeit, belegt werden.

Informationen: www.thh-friedensau.de / www.125-Friedensau.de.

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Titelseite der Arbeitshilfe. © Cover: DBK

Deutsche katholische Bischofskonferenz veröffentlicht Arbeitshilfe zur Situation der Christen in Zentralasien

Bonn/Deutschland | 31.05.2024 | APD | Religion + Staat

Die römisch-katholische Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat eine Arbeitshilfe zur Situation der Christen in den zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan veröffentlicht. Die Arbeitshilfe ist Teil der Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“, die alljährlich den Blick auf die Lebensumstände von Christen in einem bestimmten Land oder einer Region richtet, wo die Religionsfreiheit keine Selbstverständlichkeit ist.

Christen werden in der Region nicht verfolgt, aber …
Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, erklärte zur gesellschaftlichen Rolle der Christen in Zentralasien: „Christen werden in der Region nicht verfolgt, aber das Leben als kleine Minderheit in autoritär regierten Staaten stellt eine grosse Herausforderung für die Katholiken und andere christliche Gemeinschaften dar. Die Machthaber sind in allen Staaten noch sehr von sowjetischer Religionspolitik geprägt. Sie instrumentalisieren den Glauben für Machtpolitik und misstrauen dem Eigenleben der Religionsgemeinschaften. Religiöse Aktivitäten müssen stets angemeldet und vom Staat erlaubt werden.“ Es gelte hier allerdings zwischen Kasachstan und den übrigen Staaten zu unterscheiden, so Bischof Meier: „In Kasachstan sind die russisch-orthodoxe und die katholische Kirche relativ gross und werden als Kultur der eingewanderten und dorthin deportierten Menschen gesehen, denen eine gewisse Autonomie zugestanden wird.“ In den anderen Staaten Zentralasiens lebten nur zwischen 150 und wenigen Tausend Christen, die meist von Missionaren aus Osteuropa, Spanien oder Südamerika betreut würden. Für diese bedeute die staatliche Regulierung von Religion eine hohe bürokratische Hürde und konfrontiere die Verantwortlichen mit kaum zu erfüllenden Auflagen.

Regierungen bekämpfen den islamischen Extremismus
„Die Religionspolitik in den zentralasiatischen Staaten ist darauf ausgerichtet, den islamischen Extremismus zu bekämpfen. Die diesbezüglichen Regelungen betreffen auch andere Konfessionen“, erläuterte Thomas Helm, Vorsitzender der Deutsch-Kasachischen Gesellschaft. Es seien mehr oder weniger strenge Gesetze zum Schutz der Religion vor ausländischen Einflüssen beschlossen worden, die gerade für die international geprägten Katholiken nachteilig seien. „Bei nur 150 Katholiken in einem Land wie Tadschikistan sind einheimische Berufungen äusserst selten und die Christen dort auf Priester aus dem Ausland angewiesen. Wenn die staatliche Registrierung aber einen Staatsbürger als Gemeindeleiter und das Verbot von ausländischen Einflüssen vorsieht, stellt das die Katholiken vor elementare Probleme.“

Gemeinsame Geschichte der zentralasiatischen Staaten
Die Staaten Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Tadschikistan und Turkmenistan verbinde, bei allen Unterschieden im Detail, eine weitgehend gemeinsame Geschichte und eine vergleichbare politische Ausgangslage. Über lange Zeit prägten die Region an der historischen Seidenstraße ein weltoffener Islam und der Austausch durch den Handel zwischen Ostasien, Russland und Europa. Im 20. Jahrhundert waren diese Länder Teilrepubliken der Sowjetunion, aus der sich 1991 alle fünf als autoritär geführte Staaten herauslösten. In Zentralasien dominiere heute ein staatlich kontrollierter Islam, den die jeweiligen Machthaber von den extremistischen Strömungen des Islam abzuschotten versuchen, die aus den südlichen Nachbarländern nach Zentralasien drängen. Das Christentum sei dort eine kleine Minderheit und in orthodoxe, katholische und protestantische Gläubige aufgespalten. Den grössten Anteil an der Gesamtbevölkerung machten die Christen in Kasachstan aus. Viele, vor allem Wolgadeutsche und Polen, seien in der sowjetischen Zeit als Angehörige ethnischer Minderheiten in die wenig besiedelten Steppenregionen Zentralasiens deportiert worden.

Arbeitshilfe
Die Arbeitshilfe „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit – Zentralasien“ gibt einen Überblick über die Situation der Christen in diesen Ländern. Sie erläutert aktuelle Konfliktlinien innerhalb der Gesellschaft, analysiert die Hintergründe und lässt Mitglieder der Ortskirche zu Wort kommen.

Die Arbeitshilfe kann als PDF-Datei heruntergeladen werden:
www.dbk-shop.de/de/publikationen/arbeitshilfen/solidaritaet-verfolgten-bedraengten-christen-unserer-zeit-zentralasien.html?dl_media=34790

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Dmytro Zelinsky, adventistischer Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen. © Bild: Iryna Zhukova [CC BY-NC-ND 4.0]

Ukraine: Zwei neue Gefängnisstrafen für Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen

Oslo/Norwegen | 31.05.2024 | APD | Menschenrechte

In verschiedenen Fällen verurteilten Gerichte Ende März zwei Kriegsdienstverweigerer, welche die Mobilisierung aus Gewissensgründen verweigerten, zu dreijährigen Haftstrafen. Beide Männer haben Berufung eingelegt. Der protestantische Kriegsdienstverweigerer Serhy Stadnitsky beim Berufungsgericht in Lviv, der andere - ein Zeuge Jehovas - beim Berufungsgericht in Sumy. Beide werden ins Gefängnis gehen, wenn ihre Berufungen scheitern, schreibt Forum 18, norwegische Menschenrechtsorganisation. Der Kriegsdienstverweigerer Dmytro Zelinsky, Siebenten-Tags-Adventist, verbüsst bereits im Gefängnis eine dreijährige Haftstrafe. Seine Berufung soll am 13. Juni vor dem Obersten Gerichtshof in Kiew behandelt werden. (Siehe dazu die APD-Meldung: https://apd.media/news/archiv/15923.html)

"Ich will keine Menschen töten"
"Ich will keine Menschen töten", sagte Stadnizki gegenüber Forum 18. Er sagte, dass er "natürlich" bereit sei, einen zivilen Ersatzdienst zu leisten. "In unserer Kirche haben wir schon vor dem Krieg Menschen geholfen, wie Drogenabhängigen und Alkoholikern.

Die Zeugen Jehovas stellen fest, dass die Verurteilung im März die erste Gefängnisstrafe für einen Zeugen Jehovas wegen Verweigerung der Mobilmachung aus Gewissensgründen ist. Sie weisen laut Forum 18 darauf hin, dass dieser Fall eingeleitet wurde und das das erstinstanzliche Gericht innerhalb von etwa fünf Wochen ein Urteil fällte, während viele andere Fälle mehr als ein Jahr bis zum Entscheid gedauert haben.

24 Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen vor Gericht
Gemäss der Menschenrechtsorganisation sind bisher insgesamt 24 Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen vor Gericht gestellt worden wegen Verweigerung der Mobilisierung, seit Russland den Angriffskrieg in der Ukraine im Februar 2022 begann. Zusätzlich zu den drei Haftstrafen wurden in dieser Zeit in der Ukraine gegen elf Kriegsdienstverweigerer Bewährungsstrafen ausgesprochen. Die Staatsanwaltschaft hat demnach gegen drei Freisprüche Berufung eingelegt. Insgesamt seien sieben Strafverfolgungen vor Gericht anhängig.

Alle 24 Männer haben sich laut der norwegischen Organisation bereit erklärt, einen Zivildienst zu leisten. Die Behörden bestünden jedoch darauf, dass diese Option unter dem Kriegsrecht nicht möglich sei.

Kein alternativer Zivildienst in Kriegszeiten trotz verfassungsmässiger Garantien
Nach dem Beginn der erneuten russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 hat die Ukraine den Kriegszustand ausgerufen. Alle Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren wurden zur allgemeinen Mobilmachung einberufen und durften das Land nicht verlassen. Das ukrainische Verteidigungsministerium besteht darauf, dass selbst der begrenzte Ersatzdienst, der in Friedenszeiten erlaubt ist, in Kriegszeiten nicht erlaubt ist.

Artikel 35 der ukrainischen Verfassung enthält die Bestimmung: "Wenn die die Erfüllung der Wehrpflicht den religiösen Überzeugungen eines Bürgers widerspricht, wird die Erfüllung dieser Pflicht durch einen alternativen (nicht-militärischen) Dienst ersetzt."

Ausführliche Informationen (auf Englisch) bei Forum 18:
https://www.forum18.org/archive.php?article_id=2836

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Weltflüchtlingsflagge (World Refugee Flag). © Grafik: ADRA International

Aufruf der christlichen Kirchen und der jüdischen Gemeinschaft zum Flüchtlingssabbat und Flüchtlingssonntag

Bern/Schweiz | 31.05.2024 | APD | Menschenrechte

Die Welt wird von Krisen und Konflikten durchgeschüttelt. Das trifft besonders Kinder hart, die ihrer Zukunft beraubt werden. Jedes Kind hat das Recht, ungeachtet seiner Herkunft, Kind zu sein, sich sicher und beschützt zu wissen. Das diesjährige Motto der schweizerischen Flüchtlingshilfe zum Flüchtlingstag: «Kind sein dürfen, auch nach der Flucht. Alle Kinder haben die gleichen Rechte», setzt den Fokus auf die unschuldigsten und wehrlosesten Opfer menschlichen Unfriedens und menschlicher Gewalt, schreiben der Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund, der Schweizerische Evangelische Kirchenbund, die Schweizer Bischofskonferenz und die Christkatholische Kirche der Schweiz im gemeinsamen Aufruf zum Flüchtlingssabbat und Flüchtlingssonntag am 15. bzw. 16. Juni.

Die Welt wird von Krisen und Konflikten durchgeschüttelt. Das trifft besonders Kinder hart, die ihrer Zukunft beraubt werden. Jedes Kind hat das Recht, ungeachtet seiner Herkunft, Kind zu sein, sich sicher und beschützt zu wissen, heisst es im Aufruf.

Das diesjährige Motto der schweizerischen Flüchtlingshilfe zum Flüchtlingstag: «Kind sein dürfen, auch nach der Flucht. Alle Kinder haben die gleichen Rechte», setzt den Fokus auf die unschuldigsten und wehrlosesten Opfer menschlichen Unfriedens und menschlicher Gewalt.

Laut den Autoren des Aufrufs begegnen uns Kinder In den jüdischen und christlichen Schriften als Segen Gottes. Jesus selbst sagte in Matthäus 19,14: «Lasst die Kinder und hindert sie nicht, zu mir zu kommen! Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich». Die Geschichte von Mose, der als Kind ausgesetzt und später von der Tochter des Pharaos gerettet und adoptiert wurde (2. Mose 2,1-10), zeige, dass Gott sich der Bedürftigen und Verletzlichen annimmt und dabei besonders die Kinder sieht. Sie verdienten unsere besondere Aufmerksamkeit, und zwar unabhängig von ihrem sozialen oder rechtlichen Status. «Als religiöse Gemeinschaften folgen wir diesem Beispiel und bieten Flüchtlingsfamilien und unbegleiteten Minderjährigen Unterstützung an. Der Staat ist in der Pflicht, die Rechte der Kinder auf Bildung, Gesundheitsversorgung und Sicherheit zu gewährleisten – dies gilt vor allem für diejenigen Kinder, die bei uns Zuflucht suchen. Zusammen mit zivilgesellschaftlichen Akteuren setzen wir uns dafür ein, dass sie die Liebe, Fürsorge und Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um sich entfalten zu können und sich zu gesunden, starken Mitgliedern der Gesellschaft zu entwickeln», so der Aufruf.

Die christlichen Kirchen und die jüdische Gemeinschaft in der Schweiz engagierten sich aktiv in der Betreuung und Unterstützung von unbegleiteten Minderjährigen. Sie würden Unterkünfte, Bildungsprogramme, psychosoziale Unterstützung und Integrationsmassnahmen anbieten, um diesen Kindern beim Aufbau eines neuen Lebens in der Schweiz zu helfen. Unterstützung bieten sie gemäss dem Aufruf auch für bedürftige Familien in Bereichen, in denen die Hilfe vom Staat nicht ausreiche oder für die er sich nicht zuständig sehe. Die Unterstützung reiche von materieller Hilfe in Form von Lebensmittelspenden, Kleidung und Schulmaterialien bis hin zu finanzieller Unterstützung für medizinische Behandlungen oder Bildungsausgaben.

«Der Flüchtlingssabbat/Flüchtlingssonntag ist ein guter Anlass, um in unseren Gemeinden, Pfarreien und Gemeinschaften den Bedürfnissen von Flüchtlingskindern zu fragen und zu helfen, wo wir können. Wir bringen damit zum Ausdruck, dass Kinder eine Gabe des Herrn sind. Wenn wir uns dabei gegenseitig unterstützen, sind wir nicht allein. Im Gebet können wir darauf vertrauen, dass diese Kinder nicht nur überleben, sondern auch die Möglichkeit haben, in einer Umgebung aufzuwachsen, die von Mitgefühl, Hoffnung und Gerechtigkeit geprägt ist», schreiben Rita Famos, Präsidentin Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, Bischof Dr. Felix Gmür, Präsident Schweizer Bischofskonferenz, Pfr. Daniel Konrad, Bistumsverweser Präsident Christkatholische Kirche der Schweiz, Dr. Ralph Lewin, Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund im Aufruf.

Weltflüchtlingssabbat der Adventisten
In Anlehnung an den Weltflüchtlingstag hat die Weltkirchenleitung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten seit 2016 den Weltflüchtlingssabbat (World Refugee Sabbath) in den Kirchenkalender aufgenommen. Er findet meist am dritten Samstag im Juni statt. Zum Flüchtlingssabbat ruft die Freikirche ihre Mitglieder auf, über die ernste Situation nachzudenken, in der sich Flüchtlinge auf der ganzen Welt befinden und wenn möglich mit ihnen Kontakt aufzunehmen.

Gleichzeitig stellt die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Info Sheets, Videos sowie anderes Material für Erwachsene und Kinder zur Gottesdienstgestaltung zur Verfügung, mit dem gut über das Thema aufgeklärt und dafür sensibilisiert werden kann.

Factsheet von ADRA International zum World Refugee Sabbath:
https://adra.org/wp-content/uploads/pdfs/wrs/WRS_Info_Sheet_2024.pdf

Kurzvideo, auf Englisch, zum Weltflüchtlingstag:
https://adra.org/worldrefugeesabbath#:~:text=Each%20year%20the%20Adventist%20community,is%20on%20June%2015%2C%202024.

Weiteres Material zum Weltflüchtlingstag auf Englisch:
https://adra.org/worldrefugeesabbath

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Logo der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) © Logo: IGFM

IGFM fordert: Wer kondoliert, der muss auch handeln

Frankfurt am Main/Deutschland | 31.05.2024 | APD | Menschenrechte

Das Kondolenzschreiben von Olaf Scholz, deutscher Bundeskanzler, zum Tod des ehemaligen iranischen Präsidenten Raisi ist ein Schlag ins Gesicht der gesamten iranischen Demokratiebewegung, kritisiert die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Raisi war für die Hinrichtung tausender Menschen im Iran verantwortlich. Allein im letzten Jahr wurden über 800 Menschen hingerichtet, darunter viele politische Gefangene. Die Kondolenz für den Verantwortlichen für tausende hingerichtete Menschen und einen Partner Putins ist eine Farce, schreibt die IGFM in einer Medienmitteilung.

„Dieses erneute Verhalten reiht sich ein in die von Appeasement getragene deutsche Aussenpolitik. Raisi steht nicht für das iranische Volk, sondern für dessen Unterdrücker und Henker. Die Mehrheit der Menschen im Iran trauert ihm nicht nach“, so Valerio Krüger, Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM).

Bereits zu seiner Wahl im Jahr 2021 kritisierte die iranische Demokratiebewegung die Präsidentschaft Raisis. So forderte die Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi damals „Gerechtigkeit für die Opfer von Morden, Hinrichtungen, Inhaftierungen, Folterungen, Armut und Elend. Herr Raisi muss zur Rechenschaft gezogen werden, bevor er Präsident wird.“ Dass auch der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell sowie weitere europäische Mandatsträger und der UN-Sicherheitsrat dem Verantwortlichen für tausende Hinrichtungen die Ehre erweisen, sei ein verstörendes Signal, denn damit verhöhne man die tausenden Familien der Opfer, mahnt die Menschenrechtsorganisation an.

Der Bundeskanzler kondoliert einem Vizepräsidenten, der ebenso wie Raisi für ein islamistisches frauenfeindliches und antisemitisches Verbrecherregime steht. Gleichzeitig lässt die Bundesregierung seit Jahren deutliche Schritte gegen das Mullah-Regime vermissen, so die IGFM.

Wer kondoliert, der muss auch handeln
„Wer einem solchen Regime kondoliert, muss sich glaubwürdig für den Einsatz für Menschenrechte einsetzen“, schreibt die Menschenrechtsorganisation. Sie fordert Kanzler Scholz auf, die Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) als Terrororganisation einzustufen, Propaganda- und Spionagezentren wie das Islamische Zentrum Hamburg zu schliessen und die sofortige Freilassung aller deutschen politischen Gefangenen wie Jamshid Sharmahd und Nahid Taghavi im Iran zu fordern.

Weitere Informationen zur Menschenrechtslage im Iran:
https://www.igfm.de/iran

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(V.l.) Richard Ottinger, Thomas Schirrmacher, Heiner Bielefeldt, Frank Schwabe im Gespräch. © Bild: BQ/Martin Warnecke

Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht und kein Recht der Religionen

Bonn/Deutschland | 31.05.2024 | APD | Religionsfreiheit

Bonn/Deutschland | 07.05.2024 | APD | In der öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Menschenrechte zum dritten Bericht der deutschen Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit am 24. April 2024, unterstrichen die Sachverständigen die enorme Bandbreite des Themas – geografisch, begrifflich sowie als innen- und aussenpolitisches Handlungsfeld. Dabei erfuhren die Einordnung der Religionsfreiheit als Menschenrecht sowie begriffliche Reibungspunkte und Missverständnisse große Aufmerksamkeit, heisst es in einer Presseinformation der Bonner Querschnitte (BQ).

Auf die „dramatische“ Fülle „höchst unterschiedlicher“ Verletzungen von Religionsfreiheit rund um den Globus machte Prof. Dr. Dr. h. c. Heiner Bielefeldt, Professor für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik am Institut für Politische Wissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, aufmerksam. Die Religionsfreiheit zu stärken ergebe nur Sinn, wenn man sie als Menschenrecht begreife. Umgekehrt setze ein volles Verständnis der Menschenrechte den Respekt der Religionsfreiheit voraus. Diese sei sonst „entmenschlicht“. Es wäre fatal, zwischen beiden künstliche Antagonisten zu konstruieren.

Religionsfreiheit ist kein „kein Sakralrecht“ oder „Recht der Frommen“
Die Religionsfreiheit sei auch „kein Sakralrecht“ oder „Recht der Frommen“. „Berechtigte sind alle Menschen“, machte der Wissenschaftler klar. Auch die Freiheit, keine Religion auszuüben gehöre dazu. „Auch bekennende Atheisten können sich auf sie berufen.“ Indem man die Infrastruktur der Menschenrechte stärke, werde der Religionsfreiheit am besten geholfen.

Kein Menschenrecht wird so unmittelbar gefühlt wie die Religionsfreiheit. Und um mit Missverständnissen auszuräumen: Religionsfreiheit ist ein individuelles Menschenrecht auf die freie Ausübung des Glaubens oder auch des Nichtglaubens – und kein Recht der Religionen. Die strikte Durchsetzung von religiösen Normen oder Dogmen – wie die Beschneidung von Frauenrechten im Iran oder die Blasphemiegesetze in Pakistan – hat nichts mit Religionsfreiheit zu tun und verletzt die Menschenrechte.

Das spezifische Thema des Berichts der Bundesregierung, der Blick auf die indigenen Völker, ziele, als ein Testfall für die universalen Rechte, „aufs Ganze“. Von diesen universalen Rechten, zu denen die Religionsfreiheit gehöre, sollten ja alle profitieren, sagte Bielefeldt. Es gehe darum, noch „blinde Flecken“ auf der Weltkarte zu beseitigen. Bis dahin handele es sich lediglich um einen „Universalismus auf Bewährung“. Man betrachte jetzt „eine Baustelle, die noch kaum betreten worden ist“, und sende den bisher Vergessenen ein Signal. „Daran hängt die Glaubwürdigkeit des Universalismus.“ Das Thema des Berichts sei also nicht nur spezifisch, sondern ebenso prinzipiell.

Ausführlicher Bericht der Anhörung zum «Dritten Bericht der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit»:
https://www.bucer.de/ressource/details/bonner-querschnitte-092024-ausgabe-786.html

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Ein unrealistisches Selbstbild und fragwürdige Schönheitsideale begünstigen ungesunde Diäten. © Bild: Conmongt/pixabay.com

Internationaler Anti-Diät-Tag am 6. Mai

Ostfildern/Deutschland | 31.05.2024 | APD | Gesundheit & Ethik

Der 6. Mai ist ein Tag, an dem Menschen weltweit ein Zeichen gegen den Schlankheitswahn und insbesondere gegen Diäten setzen. Entstanden sei dieser Protesttag vor einem ernsten Hintergrund, so der Deutsche Verein für Gesundheitspflege e.V. (DVG) in einer Medienmitteilung.

Suizid einer Jugendlichen
Der Internationale Anti-Diät-Tag wurde 1992 von der britischen Autorin Mary Evans Young ins Leben gerufen. Sie überstand selbst eine Magersucht und machte mit ihrer Anti-Diät-Kampagne darauf aufmerksam, dass falsche Schönheitsideale und Diäten der Beginn von lebensbedrohlichen Essstörungen sein können.

Als sich ein 15-jähriges Mädchen das Leben nahm, weil es sich „zu dick“ fühlte, initiierte Mary Evans Young spontan während eines Fernsehauftritts den weltweit ersten Anti-Diät-Tag. Geplant war ein grosses Picknick im Hyde Park. Wegen des schlechten Wetters fand es jedoch im Wohnzimmer der Autorin statt. Gleichwohl wird der Anti-Diät-Tag bis heute in Deutschland und vielen anderen Ländern am Geburtstag von Mary Evans Young begangen.

Zweifelhafte Diäten
Aus Unzufriedenheit und Verzweiflung mit dem eigenen Körper und dem eigenen Gewicht, setzten viele Menschen viel Hoffnung in extreme Diäten, schreibet der DVG. Diätprodukte und Diätpläne, die das Abnehmen unterstützen sollen, brächten den Anbietern viel Geld ein, führten bei den Betroffenen jedoch nicht zum gewünschten dauerhaften Erfolg. Aus diesem Grund würden häufig mehrere Diätkonzepte nacheinander ausprobiert. Dieses Verhalten könne jedoch zu einem enormen Mangel an Nährstoffen führen, warnt der DVG.

Dem emotionalen Druck widerstehen
Besonders Heranwachsende seien empfänglich für das Schlankheitsideal, das ihnen in den Medien häufig angepriesen werde. Der emotionale Druck sei dabei in manchen Fällen so hoch, dass es die Jugendlichen in eine Essstörung oder sogar bis in den Selbstmord treibe. Der internationale Anti-Diät-Tag sei also auch ein Aktionstag gegen Mobbing von Übergewichtigen. Oft sei es die Diskriminierung durch andere, welche die Probleme mit dem eigenen Körper so unerträglich machten.

Gewichtsreduktion mit gesunden Methoden
Dennoch sei es für manche Menschen empfehlenswert, ihr Gewicht zur Prävention und Behandlung von Erkrankungen zu reduzieren. Dies sollte jedoch durch eine gesunde Ernährungsumstellung unter regelmässigen ärztlichen Kontrollen erfolgen, so der DVG.

Deutscher Verein für Gesundheitspflege e. V.
Seit 1899 fördert der DVG die Gesundheit auf Basis eines ganzheitlichen Menschenbildes in den Bereichen körperliche Gesundheit, geistig-seelische Gesundheit, soziale Beziehungen und spirituelles Leben. Der Verein wird von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland getragen und hat seinen Verwaltungssitz in Ostfildern. Er gibt Gesundheitsbriefe heraus, die u. a. Anregungen und Informationen zu Ernährung und Gewichtsreduktion enthalten. Derzeit werden die Briefe per Post versendet. Eine Online-Version ist in Vorbereitung und wird in Kürze erscheinen. Weitere Informationen gibt es unter www.dvg-online.de.

Verwendete Quellen
https://www.kleiner-kalender.de/event/anti-diaet-tag/0287c.html
https://www.rnd.de/wissen/das-wird-beim-internationalen-anti-diaet-tag-am-6-mai-gefeiert-K24RCYZ3GW4B3X6IYGY32YKNIU.html

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Plakat zum Nationalen Aktionstag Alkoholprobleme – Alkohol am Arbeitsplatz. © Grafik: Nationaler Aktionstag Alkoholprobleme

Aktionstag Alkoholprobleme 2024: Alkohol am Arbeitsplatz

Lausanne/Schweiz | 31.05.2024 | APD | Gesundheit & Ethik

Am 23. Mai 2024 ist Nationaler Aktionstag Alkoholprobleme. Mit dem Thema «Alkohol am Arbeitsplatz» sensibilisiert der Tag zu den Folgen des Konsums in Betrieben und den Möglichkeiten, diesen vorzubeugen. Regionale Sucht-Fachstellen machen mit diversen Aktivitäten auf ihre Präventions- und Unterstützungsangebote aufmerksam.

Wie der Fachverband Sucht Schweiz in einer Medienmitteilung schreibt, rückt der diesjährige Nationale Aktionstag Alkoholprobleme das Thema «Alkohol am Arbeitsplatz» in den Fokus. Ziel ist es, insbesondere Betriebsverantwortliche für die spezifischen Belastungen von Menschen mit einem problematischen Alkoholkonsum oder einer Alkoholabhängigkeit und ihren Angehörigen zu sensibilisieren. Die regionalen Sucht-Fachstellen machen sichtbar, welche Angebote sie haben, um Vorgesetzte und Mitarbeitende, Menschen mit problematischem Alkoholkonsum oder einer Alkoholabhängigkeit und Personen aus ihrem Umfeld zu unterstützen.

Laut Sucht Schweiz betreffen Alkoholprobleme alle Lebensbereiche und machen auch vor dem Arbeitsplatz nicht Halt. Hier hätten sie meist weitreichende Folgen: Persönliche Probleme für die Betroffenen, Gefährdung der Arbeitssicherheit, Verminderung der Arbeitsleistung oder auch massive betriebliche Aufwände. Die Kosten infolge von Produktivitätsverlusten werden auf jährlich 2.1 Mrd. Franken geschätzt.

Problematischer Alkoholkonsum oder Abhängigkeit bleiben lange verdeckt
Ein problematischer Konsum oder eine Abhängigkeit bleiben oft lange verdeckt. Betroffene schämen sich, leiden unter den Belastungen und versuchen den Arbeitsalltag trotzdem zu bewältigen. Gleichzeitig leiden ihre Angehörigen mit und fürchten den Verlust des Arbeitsplatzes. Mitarbeitende fühlen sich überfordert. Sie beobachten eine veränderte Verhaltensweise bei der betroffenen Person, machen sich Sorgen um sie, wissen aber nicht, wie sie sich verhalten sollen.

Für Betriebe ist Früherkennung und Frühintervention wichtig
Für Arbeitgebende bedeute der Alkoholkonsum ihrer Mitarbeitenden vor und während der Arbeitszeit – neben allem menschlichen Leid – ein Risiko für die Qualität der Leistungen sowie für die Sicherheit, so der Fachverband. Es liege in ihrer Verantwortung, diesem Risiko Rechnung zu tragen und entsprechende Massnahmen zu ergreifen. Im Sinne der Früherkennung und Frühintervention ist es wichtig, dass sie nicht wegschauen und ihre Beobachtungen im Gespräch mit den Mitarbeitenden zeitnah ansprechen, ohne anzuprangern, und Unterstützung anbieten, damit Schritte zu Veränderungen eingeleitet werden.

Fakten zu den Auswirkungen von Alkohol am Arbeitsplatz
Schätzungen zu alkoholbedingten Folgen am Arbeitsplatz liegen laut Sucht Schweiz z. T. mehrere Jahre zurück. Sie lieferten dennoch eine Grössenordnung.
• Ungefähr zwei Prozent der Angestellten haben einen problematischen Alkoholkonsum.
• Personen mit einem problematischen Alkoholkonsum bleiben vier- bis acht Mal häufiger kurzzeitig und unbewilligt von der Arbeit fern.
• 15 bis 25 Prozent der Unfälle am Arbeitsplatz sind durch Alkoholkonsum oder den Konsum anderer psychoaktiver Substanzen bedingt.
• Personen mit einem problematischen Alkoholkonsum haben eine drei- bis vier Mal grössere Wahrscheinlichkeit, einen Unfall am Arbeitsplatz zu verursachen.
• Personen mit einem problematischen Konsum weisen Schätzungen zufolge einen Produktivitätsverlust von ca. 15 Prozent auf.
• Etwa jede dritte Person in der Schweiz hat mindestens eine Person mit Alkoholproblemen in ihrem Umfeld

Organisationen des Nationalen Aktionstages Alkoholprobleme
Die Organisationen des Nationalen Aktionstages Alkoholprobleme sind: Blaues Kreuz, Fachverband Sucht, GREA, Sucht Schweiz und Ticino Addiction organisieren den Nationalen Aktionstag Alkoholprobleme, der durch den Nationalen Alkoholpräventionsfonds finanziell unterstützt wird.

Informationen zu Alkohol am Arbeitsplatz: www.alkoholamarbeitsplatz.ch und www.alkoholundarbeit.ch

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Plakat zum Nationalen Aktionstag Alkoholprobleme – Alkohol am Arbeitsplatz. © Grafik: Nationaler Aktionstag Alkoholprobleme

Aktionstag Alkoholprobleme 2024: Alkohol am Arbeitsplatz

Lausanne/Schweiz | 31.05.2024 | APD | Gesundheit & Ethik

Am 23. Mai 2024 ist Nationaler Aktionstag Alkoholprobleme. Mit dem Thema «Alkohol am Arbeitsplatz» sensibilisiert der Tag zu den Folgen des Konsums in Betrieben und den Möglichkeiten, diesen vorzubeugen. Regionale Sucht-Fachstellen machen mit diversen Aktivitäten auf ihre Präventions- und Unterstützungsangebote aufmerksam.

Wie der Fachverband Sucht Schweiz in einer Medienmitteilung schreibt, rückt der diesjährige Nationale Aktionstag Alkoholprobleme das Thema «Alkohol am Arbeitsplatz» in den Fokus. Ziel ist es, insbesondere Betriebsverantwortliche für die spezifischen Belastungen von Menschen mit einem problematischen Alkoholkonsum oder einer Alkoholabhängigkeit und ihren Angehörigen zu sensibilisieren. Die regionalen Sucht-Fachstellen machen sichtbar, welche Angebote sie haben, um Vorgesetzte und Mitarbeitende, Menschen mit problematischem Alkoholkonsum oder einer Alkoholabhängigkeit und Personen aus ihrem Umfeld zu unterstützen.

Laut Sucht Schweiz betreffen Alkoholprobleme alle Lebensbereiche und machen auch vor dem Arbeitsplatz nicht Halt. Hier hätten sie meist weitreichende Folgen: Persönliche Probleme für die Betroffenen, Gefährdung der Arbeitssicherheit, Verminderung der Arbeitsleistung oder auch massive betriebliche Aufwände. Die Kosten infolge von Produktivitätsverlusten werden auf jährlich 2.1 Mrd. Franken geschätzt.

Problematischer Alkoholkonsum oder Abhängigkeit bleiben lange verdeckt
Ein problematischer Konsum oder eine Abhängigkeit bleiben oft lange verdeckt. Betroffene schämen sich, leiden unter den Belastungen und versuchen den Arbeitsalltag trotzdem zu bewältigen. Gleichzeitig leiden ihre Angehörigen mit und fürchten den Verlust des Arbeitsplatzes. Mitarbeitende fühlen sich überfordert. Sie beobachten eine veränderte Verhaltensweise bei der betroffenen Person, machen sich Sorgen um sie, wissen aber nicht, wie sie sich verhalten sollen.

Für Betriebe ist Früherkennung und Frühintervention wichtig
Für Arbeitgebende bedeute der Alkoholkonsum ihrer Mitarbeitenden vor und während der Arbeitszeit – neben allem menschlichen Leid – ein Risiko für die Qualität der Leistungen sowie für die Sicherheit, so der Fachverband. Es liege in ihrer Verantwortung, diesem Risiko Rechnung zu tragen und entsprechende Massnahmen zu ergreifen. Im Sinne der Früherkennung und Frühintervention ist es wichtig, dass sie nicht wegschauen und ihre Beobachtungen im Gespräch mit den Mitarbeitenden zeitnah ansprechen, ohne anzuprangern, und Unterstützung anbieten, damit Schritte zu Veränderungen eingeleitet werden.

Fakten zu den Auswirkungen von Alkohol am Arbeitsplatz
Schätzungen zu alkoholbedingten Folgen am Arbeitsplatz liegen laut Sucht Schweiz z. T. mehrere Jahre zurück. Sie lieferten dennoch eine Grössenordnung.
• Ungefähr zwei Prozent der Angestellten haben einen problematischen Alkoholkonsum.
• Personen mit einem problematischen Alkoholkonsum bleiben vier- bis acht Mal häufiger kurzzeitig und unbewilligt von der Arbeit fern.
• 15 bis 25 Prozent der Unfälle am Arbeitsplatz sind durch Alkoholkonsum oder den Konsum anderer psychoaktiver Substanzen bedingt.
• Personen mit einem problematischen Alkoholkonsum haben eine drei- bis vier Mal grössere Wahrscheinlichkeit, einen Unfall am Arbeitsplatz zu verursachen.
• Personen mit einem problematischen Konsum weisen Schätzungen zufolge einen Produktivitätsverlust von ca. 15 Prozent auf.
• Etwa jede dritte Person in der Schweiz hat mindestens eine Person mit Alkoholproblemen in ihrem Umfeld

Organisationen des Nationalen Aktionstages Alkoholprobleme
Die Organisationen des Nationalen Aktionstages Alkoholprobleme sind: Blaues Kreuz, Fachverband Sucht, GREA, Sucht Schweiz und Ticino Addiction organisieren den Nationalen Aktionstag Alkoholprobleme, der durch den Nationalen Alkoholpräventionsfonds finanziell unterstützt wird.

Informationen zu Alkohol am Arbeitsplatz: www.alkoholamarbeitsplatz.ch und www.alkoholundarbeit.ch

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Schüler der Sonderschule Nr. 3 in Mykolaiv freunden sich am Eröffnungstag mit dem Fussballplatz an. © Bild: ADRA Ukraine

ADRA Ukraine hat mitgeholfen, einen Fussballplatz für Kinder mit geistigen Behinderungen zu erstellen

ADRA Ukraine hat mit Unterstützung dänischer Partner einer lokalen Stiftung in Mykolaiv geholfen, einen Fußballplatz für Kinder mit geistigen Behinderungen zu erstellen. Der Platz wurde am 17. April eingeweiht.

In Mykolaiv (Südukraine) hat die Stiftung Mercy Movement einen Fussballplatz auf dem Gelände der Sonderschule Nr. 3 für Kinder mit geistigen Behinderungen erstellt. Die Stiftung Mercy Movement erhielt von ADRA Ukraine die Mittel für den Wiederaufbau im Rahmen des vom dänischen Aussenministerium (DANIDA) finanzierten Programms zur Unterstützung von Gemeinschaftsinitiativen. Das Spielfeld wurde am 17. April eingeweiht.

Die Sonderschule Nr. 3 hat rund 200 Schüler und Schülerinnen. Die Bildungseinrichtung hat ihre Arbeit während des Krieges nicht eingestellt und ist weiterhin in Betrieb. Die Stiftung Mercy Movement ebnete mit ihren Freiwilligen den Boden des Fussballplatzes und versah ihn mit einem Rasenteppich. Die im Rahmen des Programms zur Unterstützung von Gemeinschaftsinitiativen erhaltenen Mittel wurden nur für das Material ausgegeben, schreibt ADRA Ukraine.

Die Abteilung für Bildung und Wissenschaft der Regionalverwaltung von Mykolaiv überreichte ADRA Ukraine und der Stiftung Mercy Movement Dankesschreiben. Die Freiwilligen, die die Arbeiten durchführten, erhielten Auszeichnungen von ihrer Stiftung.

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Freiwillige von ADRA Ukraine verteilen täglich 4.500 Brote in der Region Cherson. © Bild: ADRA Ukraine

Ukraine: ADRA Schweiz und WFP verteilen täglich 4.500 Brote in der Region Cherson

Gemäss einem Bericht der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Ukraine erhalten die Bewohnenden des Bezirks Korabelnyi in der Region Cherson dank des UN-Welternährungsprogramms (WFP), ADRA Schweiz und ADRA Ukraine täglich rund 4.500 Tausend Brote.

Am 30. April verteilten Freiwillige von ADRA Ukraine 4.635 Brote. Dieses Gebiet der Stadt wurde durch die Explosion des Kakhovska-Kraftwerks im letzten Sommer überflutet. Jetzt ist das Wasser zurückgegangen, aber das Gebiet wird immer noch beschossen. Dank der Freiwilligen von ADRA Ukraine erhalten alle Bewohnenden des Bezirks täglich Brot vom UN-Welternährungsprogramm. In der Woche vom 22. bis 26. April verteilten die Freiwilligen dort 28.000 Brote.

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Auch viele Kinder leiden unter dem Krieg zwischen der Terrororganisation Hamas und Israel. © Foto: Canva / ADRA Deutschland

ADRA Deutschland startet Hilfsprojekt im Gazastreifen

Weiterstadt/Deutschland | 31.05.2024 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

ADRA Deutschland startet in Kooperation mit einem Partner den ersten humanitären Hilfseinsatz im Norden des Gazastreifens. Darüber informierte die Hilfsorganisation in einer Pressemitteilung. Ziel des Projektes sei es, die hungernde Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen und damit die Ernährungssicherheit in der Region zu stabilisieren. Dieses Projekt ist das erste humanitäre Engagement von ADRA im Gazastreifen nach dem Ausbruch des andauernden Konflikts zwischen Israel und der Hamas, wie ADRA Deutschland mitteilte.

Das zunächst auf einen Monat angelegte Projekt werde im nördlichen Gazastreifen umgesetzt und sei auf ein Gesamtbudget von 100.000 US-Dollar (90.000 Franken) ausgelegt. Ziel sei es, mehr als 28.500 warme Mahlzeiten und Lebensmittelpakete an rund 7.300 Vertriebene zu verteilen, so ADRA Deutschland. Diese Menschen litten derzeit an akuter Unterernährung, was unter anderem gesundheitliche Risiken mit sich bringe.

Die humanitäre Lage im Norden des Gazastreifens hat sich durch die monatelangen Kämpfe drastisch verschlechtert. ADRA Deutschland reagiert gemeinsam mit der Partnerorganisation Anera vor Ort auf die kritische Nahrungsmittelknappheit und die zunehmende Mangelernährung, insbesondere bei Kindern, Schwangeren und stillenden Müttern.

„Der Zugang in die Region ist für uns eine Herausforderung. Nicht nur wegen der kriegsbedingt schwierigen Sicherheitslage, sondern auch, weil ADRA bisher über keine eigene Infrastruktur im Gazastreifen verfügt“, erklärt Christian Molke, Vorstandsvorsitzender von ADRA Deutschland e.V. und ergänzt: „Mit Anera haben wir nun eine Partnerorganisation gefunden, mit der wir ein erstes humanitäres Projekt im Gazastreifen angehen können.“

Wie die Hilfe konkret aussieht
Die Lebensmittelversorgung vor Ort werde in zwei Varianten sichergestellt, so ADRA Deutschland. Zum einen durch das Angebot von warmen Mahlzeiten und zum anderen durch die Verteilung von Lebensmittelpaketen. In Zusammenarbeit mit dem lokalen Partner Anera werde ADRA regional Lebensmittel beschaffen und durch die Küche von Anera im Norden des Gazastreifens zubereiten lassen. Zusätzlich werden je nach regionaler Verfügbarkeit Lebensmittelpakete mit haltbaren, nicht kühlpflichtigen Lebensmitteln wie Reis, Kartoffeln, Tomatensauce, Karotten, Öl zum Braten und Gewürzen zusammengestellt. Die Verteilung der Mahlzeiten und Lebensmittelpakete erfolge in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinschaftsküchen, um die grösstmögliche Effizienz und Reichweite zu gewährleisten.

ADRA Deutschland werde das Projekt kontinuierlich begleiten und evaluieren, um die Wirksamkeit der Hilfe sicherzustellen und auf sich verändernde Bedürfnisse reagieren zu können. „Wir sind entschlossen, dieses Projekt als Grundstein für weitere Hilfsmassnahmen in der Region zu nutzen und die Lebensbedingungen der Menschen im Gazastreifen nachhaltig zu verbessern“, betont Christian Molke.

Spenden sind unter dem Stichwort „Gaza Nothilfe“ online über das Spendenformular möglich: adra.de/spenden.

ADRA
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfswerk ADRA (Adventist Development and Relief Agency) wurde 1956 gegründet und führt weltweit Projekte der Entwicklungszusammenarbeit sowie der humanitären Hilfe in Katastrophenfällen durch. ADRA ist eine nichtstaatliche Hilfsorganisation und wird von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragen. ADRA International besteht aus einem weltweiten Netzwerk mit 108 eigenständigen nationalen Büros und etwa 7.500 hauptamtlichen Mitarbeitenden. Informationen: www.adra.org.

ADRA Deutschland e. V. mit Sitz in Weiterstadt bei Darmstadt wurde 1987 gegründet und hat rund 50 Angestellte. ADRA Deutschland ist unter anderem Gründungsmitglied des Verbands Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO), der „Aktion Deutschland Hilft“ und „Gemeinsam für Afrika“. Informationen: www.adra.de.

Anera
Anera ist eine nicht-politische, nicht-religiöse Organisation und eine der grössten amerikanischen Nichtregierungsorganisationen, die im Nahen Osten tätig ist. Seit über 50 Jahren ist Anera führend im Angebot von Nothilfe, Existenzsicherung, Gesundheit, Bildung, frühkindlicher Entwicklung und Beschäftigungsprogrammen für Geflüchtete und Gemeinschaften in der gesamten Region. In Gaza unterstützt Anera seit über 35 Jahren Familien und pflegt langfristige Partnerschaften mit lokalen Organisationen. Vor der aktuellen Krise konzentrierte sich die Arbeit von Anera auf Wasser, Sanitärversorgung, Hygiene-Massnahmen und landwirtschaftliche Projekte. Dazu zählten Dachgärten, die wirtschaftliche Stärkung von Frauen, medizinische Spenden sowie die Förderung kleinkindlicher Entwicklung und kommunaler Infrastruktur.
Informationen: www.anera.org.

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Schulkinder in Myanmar. © Foto: ADRA Myanmar

Auch Kinder haben Rechte

Weiterstadt/Deutschland | 31.05.2024 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

In vielen Teilen der Welt würden Kinderrechte leider immer noch nicht ausreichend respektiert. Die Kinder müssten beispielsweise arbeiten und hätten keine Chance auf Bildung oder Zeit für Freizeitaktivitäten oder Freundschaften. Das sei eine Verletzung ihrer Rechte und ihrer Kindheit. Deshalb sei es wichtig, immer wieder darauf aufmerksam zu machen, so die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland.

Seit der Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention im Jahr 1989 haben alle Kinder der Welt Rechte: das Recht zu überleben, sich zu entwickeln, geschützt zu werden und an Entscheidungen, die sie betreffen, beteiligt zu sein, stellt Diana Rafie, Abteilungsleiterin Kommunikation und Fundraising von ADRA Deutschland, fest.

Kinderrechte und ADRA
Bildungsprojekte stellten sicher, dass Kinder unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund Zugang zu Bildung haben. Schulstipendien für Kinder und Jugendliche stellten sicher, dass sie die Schullaufbahn beenden können. Ausserdem biete ADRA beispielsweise in Syrien Nachhilfeunterricht an, um den Wiedereinstieg in die Schule nach dem Erdbeben zu erleichtern. „Bildung ist der Schlüssel, um die Zukunftschancen dieser Kinder zu verbessern“, betont Diana Rafie.
Schutz vor Gewalt und Ausbeutung: ADRA setze sich dafür ein, Kinder vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung zu schützen. So richtete ADRA beispielsweise in Thailand Schutzunterkünfte für besonders gefährdete Mädchen ein. Ausserdem biete das Hilfswerk psychologische Betreuung für Kinder zur Verarbeitung von schlimmen Erlebnissen an. Kampagnen für Familien klärten zum Thema Kinderrechte sowie den Risiken von Kinderausbeutung und Menschenhandel auf.
Gesundheitsfürsorge: Jedes Kind habe das Recht auf Gesundheit und medizinische Versorgung. Dank der Unterstützung durch Spenden könne ADRA etwa schwer kranke Kinder im Jemen schnell behandeln und ihnen die bestmögliche Betreuung zukommen lassen. Unterernährte Kinder erhielten lebensrettende Paste und Notfallnahrung. Anerkannte Gesundheitsexpertinnen und -experten würden Eltern auch in abgelegenen Gebieten beraten, wie sie ihre Kinder vor Krankheiten besser schützen können.

ADRA
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA (Adventist Development and Relief Agency) wurde 1956 gegründet und führt weltweit Projekte der Entwicklungszusammenarbeit sowie der humanitären Hilfe in Katastrophenfällen durch. ADRA ist eine nichtstaatliche Hilfsorganisation und wird von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragen. ADRA International besteht aus einem weltweiten Netzwerk mit 108 eigenständigen nationalen Büros und etwa 7.500 hauptamtlichen Mitarbeitenden. Informationen: www.adra.org.

ADRA Deutschland e. V. mit Sitz in Weiterstadt bei Darmstadt wurde 1987 gegründet und hat rund 50 Angestellte. ADRA Deutschland ist unter anderem Gründungsmitglied des Verbands Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO), der „Aktion Deutschland Hilft“ und „Gemeinsam für Afrika“. Informationen: www.adra.de.

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Durch das ADRA-Projekt können Frauen und Mädchen wie die 16-jährige Abeer (Foto) wirksam unterstützt werden. © Foto: ADRA Libanon

Libanon: ADRA setzt sich für Gesundheit und Würde von Frauen ein

Weiterstadt/Deutschland | 31.05.2024 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

Weiterstadt/Deutschland | 21.05.2024 | APD │ Der Libanon erlebt seit 2019 die schwerste Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Viele Familien haben kein Geld mehr, um wichtige Güter wie Hygieneartikel zu kaufen. Die Preise für diese Produkte haben sich mancherorts vervierfacht. Unter dieser Situation leiden besonders Frauen und Mädchen. Sie verzichten auf den Kauf von Produkten, die für die Menstruation unerlässlich sind. Die adventistische Hilfsorganisation ADRA Deutschland unterstützt ein Projekt, durch das Frauen u. a. Damenbinden, Unterwäsche und Seife erhalten. Ausserdem werden Frauen und Mädchen im Rahmen von Sensibilisierungskampagnen über den Umgang mit ihrer Periode aufgeklärt. Zudem erhalten die Frauen kurzfristige finanzielle Zuschüsse und Beratung in Unternehmensführung, heisst es in einer Projektinformation von ADRA Deutschland.

Wenn Frauen und Mädchen während der Periode nicht die Möglichkeit haben ihre hygienischen und sanitären Bedürfnisse zu decken, können Infektionen entstehen. Sie können zudem während ihres Zyklus nicht oder nur eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Sie verpassen beispielsweise wichtige Unterrichtstunden in der Schule oder können ihrer Arbeit nicht nachgehen. Kurz- und mittelfristige Massnahmen sollen Frauen helfen, einen Ausweg aus der derzeitigen Krise zu finden. Im Bezirk Baalbek im Norden des Landes verteilt ADRA Hilfspakete mit Hygieneartikeln und Menstruationsprodukten an 180 Frauen und Mädchen. Ein Hilfspaket enthält neben Einweg-Damenbinden, Unterwäsche, Handtücher, Seife, Shampoo, Waschpulver, Wasch- und Bleichmittel zudem wiederverwendbare Damenbinden aus recyclebarem Material, um örtliche Müllproduktion zu minimieren und die Umwelt zu schonen. Im Laufe des Projektes erhält jede Person zwei Hilfspakete, um ihre Grundbedürfnisse zehn Monate lang decken zu können. Durch die Verteilung der Hygieneartikel sollen die Würde und öffentliche Teilhabe von Frauen, Müttern und Mädchen, die sich in schwierigen Umständen befinden, gestärkt werden. Die Hilfe werde gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der begünstigten Gemeinden umgesetzt, informiert ADRA Deutschland.

Stärkung der Gleichberechtigung
Gleichzeitig werden Sensibilisierungssitzungen über Menstruationsgesundheit und Hygienepraktiken mit Frauen und Mädchen abgehalten. Die Hygieneprodukte die sie erhalten, werden ihnen vorgestellt, sowie über die Vorteile von wiederverwendbaren Binden gesprochen. Ausserdem tauschen sich die Teilnehmerinnen in den Sitzungen über Probleme im Alltag aus und entwickeln gemeinsame Lösungsansätze, um als gleichberechtige Partnerinnen in der Gesellschaft wahrgenommen und respektiert zu werden. Damit Frauen wieder ihren Lebensunterhalt bestreiten können, lernen sie in Weiterbildungskursen neue Fähigkeiten, die sie auf dem Arbeitsmarkt unter Beweis stellen können. Sie werden zudem ermutigt ein kleines Geschäft zu eröffnen, um eigenes Geld zu verdienen. Dafür erhalten sie eine finanzielle Starthilfe sowie Beratung in Unternehmensführung.

Die Hilfe komme Frauen und Mädchen zugute, die von anderen Hilfsorganisationen keine Unterstützung erhalten hätten, so ADRA Deutschland. Auch die „Aktion Deutschland hilft“ unterstütze das Projekt. Spenden für dieses Projekt sind über das ADRA-Spendenformular https://adra.de/spenden/ möglich.

ADRA
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfswerk ADRA (Adventist Development and Relief Agency) wurde 1956 gegründet und führt weltweit Projekte der Entwicklungszusammenarbeit sowie der humanitären Hilfe in Katastrophenfällen durch. ADRA ist eine nichtstaatliche Hilfsorganisation und wird von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragen. ADRA International besteht aus einem weltweiten Netzwerk mit 108 eigenständigen nationalen Büros und etwa 7.500 hauptamtlichen Mitarbeitenden. Informationen: www.adra.org.

ADRA Deutschland e. V. mit Sitz in Weiterstadt bei Darmstadt wurde 1987 gegründet und hat rund 50 Angestellte. ADRA Deutschland ist unter anderem Gründungsmitglied des Verbands Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO), der „Aktion Deutschland Hilft“ und „Gemeinsam für Afrika“. Informationen: www.adra.de.

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Die mobile ADRA-Einheit verteilt Mahlzeiten und bietet einen mobilen Wäscheservice sowie psychosoziale Hilfe an. © Foto: ADRA Brasilien

ADRA Schweiz unterstützt Nothilfe nach Überschwemmung im Süden Brasiliens

ADRA Schweiz unterstützt das aktuelle Nothilfeprojekt von ADRA Brasilien nach den schweren Überschwemmungen und Erdrutschen von Anfang Mai in der Region Rio Grande do Sul im Süden Brasiliens. Es seien 2,1 Millionen Menschen betroffen, 540.000 hätten ihr Zuhause verlassen müssen, 81.300 seien in Notunterkünften einquartiert worden und 530 Schulen seien beschädigt worden, schreibt das Hilfswerk auf seiner Webseite. ADRA Brasilien bietet Nothilfe in diversen Notunterkünften und ist mit einer mobilen Einheit vor Ort, die Mahlzeiten ausgibt und einen Wäscheservice anbietet.

Die Behörden des brasilianischen Bundesstaates Rio Grande do Sul haben am 2. Mai 2024 den Notstand ausgerufen, nachdem Überschwemmungen und Erdrutsche, die durch schwere sintflutartige Regenfälle verursacht wurden, Menschenleben gefordert hatten. Die Regenfälle lagen nach Angaben von Experten weit über den normalen Werten für diese Jahreszeit.

Die durch dieses Ereignis verursachten Schäden betrafen 446 Gemeinden und zwangen mehr als 538.300 Menschen, ihre Häuser zu verlassen. In einigen Gebieten sind die Überschwemmungen so stark, dass ganze Gemeinden vom Strassennetz und der Infrastruktur abgeschnitten sind.

ADRA Brasilien ist bereits seit Beginn der Katastrophe im Einsatz und versorgt die betroffene Bevölkerung in diversen Notunterkünften mit Frischwasser, Lebensmitteln, Kleidung, Decken, Matratzen sowie Hygieneartikeln.

Mobile ADRA-Einheit mit grossen Lastwagen im Einsatz
Zudem ist eine mobile ADRA-Einheit mit einem grossen Lastwagen im Einsatz. Beim Lastwagen werden täglich 1.500 Mahlzeiten und 105 Kilo Kleider abgegeben. Zudem werden auch ein mobiler Wäscheservice sowie psychosoziale Beratung angeboten. Dieser Lastwagen ist bereits am vierten Ort innerhalb des Katastrophengebietes im Einsatz und wird von insgesamt über 150 Freiwilligen unterstützt. Der Einsatzort des Lastwagens wird laut ADRA Brasilien mit den lokalen Behörden abgesprochen.

ADRA Schweiz unterstützt das Nothilfe-Projekt, welches von ADRA Brasilien organisiert und umgesetzt wird. Durch eine Spende mit dem Vermerk “Katastrophe aktuell” kann den betroffenen Menschen geholfen werden.

Spenden an ADRA Schweiz per e-Banking – direkt überweisen ohne Kosten:
PC-Konto: 80-26526-3
IBAN: CH17 0900 0000 8002 6526 3
BIC: POFICHBEXXX.

ADRA Netzwerk
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfswerk ADRA (Adventist Development and Relief Agency) wurde 1956 gegründet und führt weltweit Projekte der Entwicklungszusammenarbeit sowie der humanitären Hilfe in Katastrophenfällen durch. ADRA ist eine nichtstaatliche Hilfsorganisation und wird von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragen. ADRA International besteht aus einem weltweiten Netzwerk mit 108 eigenständigen nationalen Büros und etwa 7.500 hauptamtlichen Mitarbeitenden. Informationen: www.adra.org.

ADRA Schweiz
ADRA Schweiz wurde 1987 als Hilfswerk der protestantischen Freikirche der Siebtenten-Tags-Adventisten in der Schweiz gegründet. Es ist ein im Handelsregister eingetragener Verein, mit Sitz in Zürich und der Zentrale in Aarau. Das Hilfswerk geniesst Steuerfreiheit und wurde von der schweizerischen Fachstelle für Spenden sammelnde, gemeinnützige Institutionen (ZEWO) zertifiziert. ADRA Schweiz zählt zu den Partner-Hilfswerken der Schweizer Glückskette: www.glueckskette.ch.
ADRA gewährt Hilfe unabhängig von der ethnischen Herkunft, des Geschlechtes, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität.
Mehr zum Hilfswerk: www.adra.ch

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ADRA unterstützt die Kleinbauern mit neuen Anbautechniken, klimaangepasstem Saatgut sowie Tieren zur Viehzucht. Foto: © ADRA Laos

ADRA Deutschland warnt vor geplanten Kürzungen bei humanitärer Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit

Weiterstadt/Deutschland | 31.05.2024 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

Das Bundesfinanzministerium in Deutschland plant laut der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland aufgrund des Sparkurses der Bundesregierung für die laufende Legislaturperiode weitere deutliche Kürzungen im Bereich der humanitären Hilfe um 30 Prozent und der Entwicklungszusammenarbeit um 25 Prozent. ADRA warnt vor diesen Kürzungen und vor allem vor deren Folgen.

Mehr Steuereinnahmen weniger Entwicklungshilfe
Die Steuereinnahmen der Bundesrepublik steigen, so Andreas Lerg, Pressesprecher von ADRA Deutschland. Für den Januar des laufenden Jahres melde das Bundesfinanzministerium insgesamt gut sechs Prozent mehr Einnahmen als im Vorjahresmonat. Für das Jahr 2024 erwarteten die Steuerschätzer etwas höhere Steuereinnahmen als ursprünglich prognostiziert. Konkret lag die Einnahmeerwartung bereits im Herbst 2023 um 3,8 Milliarden Euro über der Prognose vom Mai 2023. Insgesamt sollen die Steuereinnahmen 2024 erstmals die Billionengrenze überschreiten.

Dennoch fahre das Bundesfinanzministerium in vielen Bereichen einen harten Sparkurs und verlagere den Schwerpunkt auf andere Investitionen wie zum Beispiel Sicherheit. Der Bereich der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit sei laut Lerg von den Haushaltseinschnitten besonders betroffen. Denn seit 2022 wären die öffentlichen Mittel für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit bereits um rund 20 Prozent gekürzt worden. Gleichzeitig würden die Krisenherde und die Zahl der Menschen, die auf Unterstützung dringen angewiesen sind, immer weiter zunehmen. ADRA Deutschland warne daher gemeinsam mit anderen Organisationen vor den Folgen dieser anstehenden Kürzungen.

Armut und Not führen zum Verlassen der Heimat
Der drastische Sparkurs erschwere zunächst die humanitäre Hilfe und die Entwicklungsarbeit. In der Folge würden Existenzen und Lebensgrundlagen zerstört und Menschen in den betroffenen Ländern vertrieben. „Wenn Armut und Not zunehmen und sich die Lebensbedingungen verschlechtern, weil es keine ausreichende Unterstützung für Grundbedürfnisse wie Ernährung, Gesundheit, Bildung und Sicherheit gibt, hat das Folgen“, betont Christian Molke, Vorstandsvorsitzender von ADRA Deutschland. „Viele Menschen sehen dann keine andere Möglichkeit mehr, als ihre Heimat zu verlassen, um anderenorts ein besseres Leben zu suchen.“ Durch lokale Krisen und Konflikte, aber vor allem auch durch globale Probleme wie die Klimakrise nehme der Fluchtdruck aus dem Süden in den Norden zu. Eine steigende Zahl von Menschen auf der Flucht schlage sich dann auch direkt und konkret im bundesdeutschen Haushalt nieder. Der Sparkurs könnte das Land am Ende teuer zu stehen kommen.

Auswirkungen der geplanten Kürzungen
VENRO, der Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe deutscher Nichtregierungsorganisationen e.V., in dem ADRA Deutschland Gründungsmitglied ist, hat in einer aktuellen Umfrage unter den knapp 150 Mitgliedsorganisationen abgefragt, wie die Auswirkungen dieser Kürzungen eingeschätzt werden. Hier die Ergebnisse im zusammenfassenden Überblick:

• Betroffene Bereiche: Armutsbekämpfung, Humanitäre Hilfe auch in „vergessenen Krisen“ und Menschenrechtsarbeit zum Beispiel in Lateinamerika.
• Ausmass der Kürzungen: Seit 2022 wurden öffentliche Gelder bereits um rund 20 Prozent gekürzt. Geplante weitere Kürzung von 1,6 Milliarden Euro bis 2025. Gesamtkürzung um mehr als 25 Prozent innerhalb einer Legislaturperiode.
• Betroffene Regionen und Länder: Mindestens 40 Länder betroffen. Länder mit „vergessenen Krisen“: Angola, Burundi, Burkina Faso, Demokratische Republik Kongo. Lateinamerika: Nicaragua, Venezuela, El Salvador.
• Spezifische Auswirkungen: Schwierigkeit, Spenden zu sammeln aufgrund mangelnder Medienaufmerksamkeit. Gefahr für Projekte zur Armutsbekämpfung, Infrastrukturaufbau und Advocacy-Arbeit. In Ländern mit autoritären Regimen ist die Arbeit besonders gefährdet (Beispiel Nicaragua).
• Finanzielle Entwicklung: Entwicklungshilfefonds (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ): Kürzung von 13.385 Millionen Euro (2021) auf 9.878 Millionen Euro (2025, Vorgabe des Bundesministeriums der Finanzen BMF). Humanitäre Hilfe: Kürzung von 2.565 Millionen Euro (2021) auf 1.800 Millionen Euro (2025, Schätzung).
• Forderungen an die Bundesregierung: Stärkung der finanziellen Unterstützung für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Beibehaltung des Vorjahresniveaus der humanitären Hilfe im Etat des Auswärtigen Amtes (2,7 Milliarden Euro). Anhebung des BMZ-Etats um mindestens eine Milliarde Euro auf 12,2 Milliarden Euro.

Die VENRO-Umfrage zur Auswirkung von Kürzungen ist im Internet zu finden unter https://venro.org/fileadmin/user_upload/Dateien/Daten/Publikationen/Studien_Berichte/VENRO_Umfrage_Folgen_der_Haushaltsk%C3%BCrzungen_2024.pdf

Die geplanten Kürzungen der Bundesmittel für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit könnten gravierende globale und lokale Folgen haben, befürchtet ADRA-Pressesprecher Andreas Lerg. Sie gefährdeten nicht nur die Lebensgrundlagen in den betroffenen Regionen, sondern verstärkten auch den Migrationsdruck nach Europa, was langfristig zu höheren Kosten und sozialen Spannungen führen könne. Auch Demokratieverlust, Klimaschäden und Geschlechterungerechtigkeit könnten die Folge sein − einige der Kernpunkte der ADRA-Arbeit. Die geplanten Kürzungen stünden im Widerspruch zu der im Koalitionsvertrag getroffenen Vereinbarung, mindestens 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung für Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung zu stellen. ADRA nehme seine Verantwortung weiterhin ernst, sich solidarisch für die Schwächsten einzusetzen und ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen.

Es geht auch anders
Dort, wo Menschen durch eine an den Klimawandel angepasste Landwirtschaft neben der Selbstversorgung auch ein Einkommen durch die Produktion von Nahrungsmitteln sichern können, sinke die Notwendigkeit zur Flucht. Als Beispiel nennt Andreas Lerg den Distrikt Phoukhoud im laotischen Hochland. Er gehört zu den ärmsten Regionen des Landes. Die Menschen leben hauptsächlich von der Landwirtschaft. Wegen des rauen Klimas sind die Ernteerträge gering. ADRA unterstützt die Kleinbauern mit neuen Anbautechniken und klimaangepasstem Saatgut. Sie lernen nachhaltige Methoden, um den Boden besser zu bewirtschaften. Außerdem erhalten sie Tiere, um Viehzucht zu betreiben und ein besseres Einkommen zu erzielen. Von dem Projekt profitieren 10.258 Menschen in 16 Dörfern.

ADRA
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfswerk ADRA (Adventist Development and Relief Agency) wurde 1956 gegründet und führt weltweit Projekte der Entwicklungszusammenarbeit sowie der humanitären Hilfe in Katastrophenfällen durch. ADRA ist eine nichtstaatliche Hilfsorganisation und wird von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragen. ADRA International besteht aus einem weltweiten Netzwerk mit 108 eigenständigen nationalen Büros und etwa 7.500 hauptamtlichen Mitarbeitenden. Informationen: www.adra.org.

ADRA Deutschland e. V. mit Sitz in Weiterstadt bei Darmstadt wurde 1987 gegründet und hat rund 50 Angestellte. ADRA Deutschland ist unter anderem Gründungsmitglied des Verbands Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO), der „Aktion Deutschland Hilft“ und „Gemeinsam für Afrika“. Informationen: www.adra.de.

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ADRA-Freiwillige organisieren und verteilen Spenden für die Betroffenen der Naturkatastrophe in Rio Grande do Sul. Foto: © ADRA Brasilien

ADRA kümmert sich um Flutopfer in Brasilien

Silver Spring, Maryland/USA | 31.05.2024 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

Seit der Hochwasserkatastrophe vom 29. April im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul ist auch die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Brasilien im Einsatz. Nach dem jüngsten Bericht des Zivilschutzes des Bundesstaates sind 446 Stadtgebiete mit über 2,1 Millionen Menschen in Rio Grande do Sul von den Überschwemmungen betroffen. Die örtlichen Behörden stufen die Situation als „die grösste Klimakatastrophe in Rio Grande do Sul“ ein.

Laut Adventist News Network (ANN), die Nachrichtenagentur der adventistischen Weltkirchenleitung, ist ADRA derzeit in den Städten Igrejinha, São Leopoldo, Canoas, Lajeado, Gravataí, Novo Hamburgo, Porto Alegre und Rio Grande tätig. Seit 5. Mai stellt das Hilfswerk einen Solidaritätslastwagen mit 150 Freiwilligen für die humanitäre Hilfe zur Verfügung, um den Flutopfern in der Region beizustehen. Verteilt werden unter anderem warme Mahlzeiten, Trinkwasser, Grundnahrungsmittel, Kleidung, Babyausstattung und Hygieneartikel.

Verwaltung von Unterkünften
ADRA Brasilien arbeite auch mit dem Regionalbüro für Sozialwesen in Porto Alegre zusammen, um vier Notunterkünfte zu verwalten, die sich auf dem Campus der Staatlichen Universität von Rio Grande do Sul (UFRGS), dem Humanistischen Zentrum FGTAS Vida, dem Staatlichen Sportausbildungszentrum und der Akademie der Militärpolizei befinden und jeweils rund 1.000 Menschen aufnehmen können.

Diese Einrichtungen dienten auch als Hauptsammelstelle für Sachspenden, die im Bundesstaat ankommen. Freiwillige Helfer kümmerten sich um die Annahme und Auslieferung dieser Spenden. In Zusammenarbeit mit der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten verwalte ADRA auch zwei Unterkünfte für Flutopfer, die ihre Häuser in Novo Hamburgo und Gravataí verlassen mussten.

Zusammen mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) unterstützte ADRA ein Team von Wissenschaftlern bei der Begutachtung und Dokumentation von Personen in 160 Notunterkünften in Porto Alegre. Ausserdem werde die Möglichkeit geprüft, in einigen Notunterkünften zehn sichere Räume für Kinder einzurichten.

ADRA
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfswerk ADRA (Adventist Development and Relief Agency) wurde 1956 gegründet und führt weltweit Projekte der Entwicklungszusammenarbeit sowie der humanitären Hilfe in Katastrophenfällen durch. ADRA ist eine nichtstaatliche Hilfsorganisation und wird von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragen. ADRA International besteht aus einem weltweiten Netzwerk mit 108 eigenständigen nationalen Büros und etwa 7.500 hauptamtlichen Mitarbeitenden. Informationen: www.adra.org.

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Symbolbild – Buchrezension. © Foto: pexels/pixabay

Buchrezension: Leb deine Wahrheit und andere Lügen.

Ostfildern/Deutschland | 31.05.2024 | APD | Buchrezensionen

Buchrezension: Alisa Childers: Leb deine Wahrheit und andere Lügen. Typische Täuschungen, die unser Leben in die Enge treiben, Fontis Verlag, Basel 2023, 240 Seiten, Paperback: 19,90 Euro, 26.90 CHF, E-Book: 17,99 Euro, ISBN-10: 3038482625; ISBN-13: ‎978-3038482628

Wahrheit ist ein grosses Wort. Alisa Childers widmet sich in ihrem neuesten Buch dieser bedeutenden Thematik ganz praktisch und lebensnah. Ihr argumentativer Ausgangspunkt ist dabei die Wahrheit, die in der Bibel offenbart und in Jesus Christus erfahrbar wird. Dieser Wirklichkeit spürt Childers nach und setzt sie in Kontrast zum postmodernen Wahrheitsverständnis. Ihre These ist, dass der moderne Drang zur Selbstverwirklichung, wie er in gängigen Slogans immer wieder propagiert wird, der christlichen Botschaft vom Kreuz widerspricht und somit schädlich ist. Anstatt Freiheit zu ermöglichen, täuschen postmoderne Wahrheiten den Menschen und engen ein.

Nach dem erfolgreich ersten Buch „Ankern“ (Fontis, 2021), in dem die ehemalige christliche Poposängerin ihren eigenen Weg aus dem postmodernen Glaubenssystem beschreibt, führt das neue Buch das Thema fort und deckt Dekonstruktion im christlichen Lager auf. Dazu untersucht sie christliche Podcasts und Bestseller wie Bücher von Rachel Hollis, Jen Hatmaker und Glennon Doyle und zeigt, wie die Grundaussage jeweils der biblischen Botschaft widerspricht. Schön formulierte Sätze wie „Du bist genug“ oder „Authentizität ist alles“ rufen zur Selbstbestimmung auf, doch genau dies sei nicht die Berufung eines wiedergeborenen Christen, der in der Bibel zur Selbstlosigkeit aufgerufen wird.

Zum Buch
Auf fast 240 Seiten mit Anmerkungen führt Childers ihre Gedanken in 13 Kapiteln aus. Nach einführenden Gedanken stellt sie zehn populäre Sätze vor, die sie anschliessend mit Bibelzitaten entkräftet und als Täuschung darstellt. Im letzten Kapitel fordert die Autorin auf, alternativ dazu die Wahrheit zu leben. Sie schliesst mit drei kompromisslosen Tipps, die Wahrheit des Evangeliums in einer säkularen Welt auszuleben. Erstens sollte ein Christ die Wahrheit, wie sie in der Bibel dargestellt wird, kennen, zweitens sollte er bereit sein, dafür zu leiden, und drittens sich ihr unkündbar verpflichten. „Keine der Lügen, über die wir in diesem Buch gesprochen haben, kann im selben Raum wie das Kreuz existieren.“ „Wenn du dir selbst genügen willst, kannst Du das Kreuz nicht ertragen“ (S. 227).

Es wird anfangs gleich klar: Die besten Lügen sind diejenigen, die sich am besten anhören. Manchmal sind diese Falschaussagen fast vollständig wahr. Gerade die unzähligen Sprüche und Botschaften von Frieden, Erfüllung, Freiheit, Kraft und Hoffnung, wie sie auch von (christlichen) Influencern verbreitet werden, erzeugen allerdings nur eine Illusion von Wahrheit. Zeitgeistkritisch führt die christliche Bloggerin ins Thema ein und nennt kurz die Postmoderne als Zeitepoche. Als theoretische Grundlage wird Jaques Derrida mit seiner Theorie des Dekonstruktivismus genannt, welche den Text von der Bedeutung trennt und das Finden von absoluter Wahrheit mithilfe von Sprache anzweifelt.

Gleichzeitig macht das zweite Kapitel auf den „Sprachdiebstal“ aufmerksam, der die bekannten Wörter umdefiniert, mit neuen Bedeutungen füllt und als Propagandamittel nutzt. Schlagwörter wie Freiheit, Wahrheit, Liebe, Unterdrückung bekämen ein zeitgemässes Makeover. Diese neue Verwendung führe zu Verwirrungen auch in der christlichen Szene. Gerade christliche Bestseller, Podcasts und Blogs würden auf der Basis von Wortdiebstahl ein neues selbstzentriertes Evangelium predigen, das bei den Nutzern unglaublich gut ankomme. Doch Childers warnt, biblische Wahrheit sei zeitlos und ändere sich nicht mit gesellschaftlichen Trends. „Wir haben die Wahl.“ „Wir können uns selbst anbeten oder uns selbst verleugnen“ (S. 229).

Zum Punkt
Locker geschrieben und mit persönlichen Anekdoten versetzt, wird hier ein ernstes Thema unterhaltsam im Stile eines christlichen Ratgebers präsentiert. Auch wenn die Autorin manchmal ein wenig ins Plaudern verfällt und durchaus mit mehr theologischer Tiefe hätte argumentieren können, deckt das Buch den Kardinalfehler der Postmoderne auf: „Deine Wahrheit“ gibt es nicht, sondern nur die Wahrheit. Und wie diese definiert wird, ist der Bibel deutlich zu entnehmen. Nur das biblische Wahrheitsverständnis kann wirklich frei machen – nämlich frei von sich selbst. Die Apologetin macht entgegen anderslautenden Versprechen in ihrem Buch deutlich: So und nicht anders erfüllt sich die biblische Verheissung „Die Wahrheit wird euch frei machen“ (Johannes 8,32), nämlich in der Selbstvergessenheit.

Claudia Mohr

Die Rezension kann unter diesem Shortlink als Dokument heruntergeladen werden: https://t.ly/_Lckv

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Symbolbild – Buchrezension. © Foto: pexels/pixabay

Buchrezension: Durchs irre Germanistan: Notizen aus der Ampelrepublik

Ostfildern/Deutschland | 31.05.2024 | APD | Buchrezensionen

Buchrezension: Henryk M. Broder / Reinhard Mohr: Durchs irre Germanistan: Notizen aus der Ampelrepublik, Europa Verlag, München 2023, 6. Auflage, 280 Seiten, Paperback: 20,00 Euro / 27.90 Franken. E-Book: 15,99 Euro. ISBN-10: 3958905935; ISBN-13: ‎ 978-3958905931

Deutschland ist Phantasialand geworden. Anspruch und Realität passen nicht mehr zueinander. Wann gestehen wir uns das endlich ein? Die Journalisten Henryk M. Broder und Reinhard Mohr unternehmen eine Reise entlang der Grenzen der Republik: der historischen Grenzen, der Grenzen des guten Geschmacks, der persönlichen Grenzen verschiedener Politiker, der Grenzen der Realität und des Vorstellungsvermögens. In kurzen Notizen werden aktuelle politische und öffentliche Ereignisse dargestellt und in ihrer Widersprüchlichkeit und Absurdität aufgedeckt. Die Lage der Nation wird ironisch kommentiert. Und der Befund ist eindeutig: Moralischer Grössenwahn, Realitätsferne, Pessimismus, Selbstüberschätzung und Angst lähmen den Fortschritt des Landes, so die These des Buches.

Zum Buch
In ihrem gemeinsamen Werk versuchen die Autoren, Deutschland kritisch unter die Lupe zu nehmen. Die kurzen Berichte gliedern sich in drei Kapitel. Das erste Kapitel enthält Notizen zur schönen Illusion oder Realitätsblindheit der Bullerbü-Republik. Hier werden populäre Trends wie Wertschätzung, Bildung, Zusammenhalt, Vorbild oder Frieden bissig kommentiert. Das zweite Kapitel nennt Moralismus die neue Gratistugend - die gute Absicht zählt. Hier stehen aktuelle Reizworte wie Heimat, Tierrechte, Vielfalt, Pazifismus und Antisemitismus im Mittelpunkt. Das dritte Kapitel beschreibt die deutsche Verliebtheit in die Apokalypse. Unter der Überschrift „Untergang ist immer“ werden Themen wie Müll, Atomausstieg, Wohnscham, Klimaaktivismus und Inflation zusammengefasst.

Das Motto „Wir schaffen das“, einseitige Medienberichterstattung und schnöde Geldzuwendungen hätten das Land eingeschläfert und gelähmt. Probleme wie die nicht verteidigungsfähige Bundeswehr, die verfehlte Energiepolitik, die Flüchtlingskrise, die Digitalisierung und der Wohnungsbau hätten die Republik inzwischen eingeholt. Der Fachkräftemangel sei in der Vergangenheit weder durch die Zuwanderung von Asylbewerbern behoben worden, noch werde die von vielen geforderte Einführung der Vier-Tage-Woche das Problem in Zukunft lösen. Die Legalisierung von Cannabis, der desolate Zustand der Deutschen Bahn und der jährliche Armutsbericht würden ein düsteres Zukunftsbild malen.

Doch nicht schlechte Stimmung, Moralismus oder Illusionen würden weiterhelfen, sondern Einsicht. Die Autoren fordern angesichts der schmerzhaften Realität auf, genau hinzusehen und die Dinge zu benennen, statt wegzusehen. Statt Ratlosigkeit und Wut seien die Bürger gefordert, das eigene Weltbild und ihre ideologischen Überzeugungen zu hinterfragen und ihre politischen Tabuzonen auszuleuchten. Doch die Angst vor der Freiheit, eine Vollkasko-Mentalität und Wohlstandsverwahrlosung mit zunehmender Geschichtsvergessenheit hinderten uns, den Kurs nachhaltig zu ändern. Nicht Aktionismus, sondern Reflexion würde den Anfang einer Zeitenwende markieren.

Zum Punkt
Pointiert und sachkundig, zuweilen deutlich polemisch, legen die Autoren den Finger auf die wunden Punkte des Systems. Schon der Titel weist auf den pointierten, fast satirischen, auf jeden Fall glossenartigen Schreibstil hin. Auch inhaltlich werden Dinge zugespitzt, überspitzt und Vorgänge teilweise ad absurdum geführt. Deutlich negative Meinungsäusserungen bis hin zur Diffamierung einzelner Politiker tun ihr Übriges. Das Buch wird daher nicht allen Lesenden gefallen, vor allem nicht denen, die Wert auf „political correctness“ legen. Grenzwertig sind auch die krassen Aussagen über Juden, die nur dadurch erträglich werden, dass Henryk Broder selbst einen jüdischen Hintergrund hat und jahrelang in Israel lebte.

Doch hinter der Ironie und dem Sarkasmus der Autoren schimmert die ernste Sorge um die Zukunft des Landes durch. Ihr Anliegen ist es, den Anfängen zu wehren, ein Bewusstsein zu schaffen und zu protokollieren, um „nicht verrückt zu werden“ (S. 252). Was können wir also tun? Nicht Flucht- oder Auswanderungsgedanken würden persönlich weiterhelfen, sondern das Aufsuchen kleiner, unspektakulärer Paradiese vor der Haustür, wo die Welt noch in Ordnung und Germanistan weit weg zu sein scheint. Hier könnte man verweilen und selbstvergessen von einer besseren Zukunft träumen. Dieser Tipp klingt fast zu schön, um wahr zu sein.

Claudia Mohr

Die Rezension kann unter diesem Shortlink als Dokument heruntergeladen werden: https://t.ly/rmTaN

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