UN bekommen 717 Millionen US-Dollar an Soforthilfe für Flutkatastrophe

Genf | 11.01.2005 | Associated Press AP | International

Die Vereinten Nationen haben für ihre Soforthilfe in der von der Flutkatastrophe betroffenen Region in Asien am Dienstag bindende finanzielle Zusagen über 717 Millionen Dollar erhalten. "Das hat es noch nie zuvor gegeben", erklärte der UN-Koordinator für humanitäre Einsätze, Jan Egeland, in Genf. Der grösste Beitrag kam dabei mit 250 Millionen Dollar von Japan, die EU stellte 61 Millionen Dollar bereit. Die UN hatten vor Beginn der Geberkonferenz an die Regierungen appelliert, ihre umfangreichen Hilfszusagen nun auch einzulösen.

Egeland erklärte, es werde eine auswärtige Rechnungsprüfung geben, die nicht nur einen Missbrauch von Geldern verhindern, sondern die sich auch darum kümmern werde, dass die Regierungen ihren Zusagen - die sich inzwischen auf rund vier Milliarden Dollar belaufen - einhielten.

Die Flutkatastrophe in Asien stellt die internationale Staatengemeinschaft aus Sicht der Vereinten Nationen vor eine bislang einzigartige Herausforderung. "Ich hoffe, dass die Reaktionen auf den Tsunami der neue Standard sind, wie sich die Welt um die Hilfsbedürftigen kümmert", sagte Egeland. Gemessen an der Spendenbereitschaft der Menschen habe das Jahr 2005 so gut begonnen wie noch keines zuvor.

Im Mittelpunkt der Genfer Konferenz stand vor allem die konkrete Verwendung der internationalen Hilfszusagen. Auf dem Ministertreffen von 81 Staaten unter Leitung Egelands wollen die Teilnehmer über die Koordination der Nothilfe und den mittel- und langfristigen Wiederaufbau in den von der Flutwelle betroffenen Ländern diskutieren.

Die Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey hat die Teilnehmer der UNO-Konferenz der Geberländer in Genf aufgerufen, Antworten auf alle Arten von Katastrophen zu finden.

Die Aussenministerin wünscht sich eine langfristige Planung der vom Tsunami zerstörten Gebiete in Südasien.Calmy-Rey erinnerte daran, dass die Schweiz 27 Mio. Franken Nothilfe für die Betroffenen der Flutkatastrophe geleistet habe. Die Schweizer Bevölkerung habe bislang 140 Mio. Franken gespendet, sagte sie. Der Beitrag des Bundes soll nicht von andern Hilfsprojekten abgezogen werden, sondern wurde zusätzlich gesprochen.

Die deutsche Bundesregierung entsandte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul und Staatsministerin Kerstin Müller vom Auswärtigen Amt nach Genf. Es sei jetzt wichtig, schnell und effizient zu helfen, "damit die Menschen, die alles verloren haben, wieder einen Neuanfang wagen können", erklärte Wieczorek-Zeul. Die deutsche Unterstützung für die Flutopfer werde sich darauf konzentrieren, den Ärmsten und am härtesten Getroffenen zu helfen, "und das sind Frauen und Kinder". Deutschland setze sich auch dafür ein, dass der Wiederaufbau langfristig und nachhaltig unterstützt werde, um den Betroffenen eine Lebensperspektive zu ermöglichen.

Die bislang von Regierungen, der Weltbank und der Asiatischen Entwicklungsbank eingegangen Hilfszusagen über vier Milliarden Dollar (drei Milliarden Euro) schliessen langfristige Entwicklungshilfe, Wiederaufbauhilfe und Kredite ein. Die Liste der Geberländer führen Australien mit 810 Millionen Dollar (614 Millionen Euro) und Deutschland mit 660 Millionen Dollar (500 Millionen Euro) an.

Die UNO wolle eine finanzielle Transparenz der Spenden gewährleisten. Sie habe die Firma Price Waterhouse Coopers (PWC) mit der Wirtschaftsprüfung der Hilfsmassnahmen beauftragt, sagte Egeland. Damit lege die UNO Rechenschaft über ihre Arbeit ab, zugleich werde geprüft, ob die zugesagten staatlichen Gelder ausgezahlt würden.

UN-Sprecherin Elisabeth Byrs sagte, die Erfahrung in anderen Katastrophenfällen habe gezeigt, dass finanzielle Zusagen häufig erst spät oder gar nicht eingehalten würden. Die UN hofften daher, dass die Regierungen die angekündigten Summen rasch überwiesen. Eine Sprecherin der Hilfsorganisation Oxfam gab zu bedenken, dass viele Regierungen Geld für die Flutopfer aus anderen Hilfsfonds abzögen. "Wir blicken jetzt besonders nach Deutschland. Die Regierung hat versprochen, dass alle zugesagten Mittel neu sind", sagte Oxfam-Sprecherin Amy Barry. "Das hat bislang kein anderes Land gemacht."

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