Gegen eine "Einheitskirche" hat sich die hannoversche Landesbischöfin Margot Kässmann ausgesprochen. Die "gewachsene Verschiedenheit" der evangelischen und der [römisch]-katholischen Kirche sei ein Reichtum und sollte deshalb nicht aufgegeben werden. Das Verhältnis zwischen den beiden Kirchen bezeichnete sie als angespannt. Man sollte sich als Kirchen gegenseitig im vollen Sinne anerkennen "und dann hoffentlich auch gemeinsam Abendmahl oder Eucharistie feiern können", so die Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover in einem Interview in der April-Ausgabe der Zeitschrift "Herder Korrespondenz".
In der Ökumene fehle heute die Gelassenheit, die es früher gegeben habe. "Die Anspannung kann sich an einzelnen Punkten ganz schnell entzünden", so Kässmann.
Als Beispiel nannte die Bischöfin den Pfingstmontag. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken habe vorgeschlagen, den Tag als offiziellen Tag der Ökumene zu feiern. Dies sei von zahlreichen Evangelischen befürwortet, aber von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz abgelehnt worden, bedauerte die Bischöfin.
Zugleich plädierte Kässmann für eine wirksamere weltweite Medienpräsenz der evangelischen Kirchen. Für den Protestantismus werde eine internationale Stimme gebraucht. Die deutsche Theologin rief den Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und den Lutherischen Weltbund (LWB) dazu auf, ihre Generalsekretäre stärker herauszuheben. "Auch in der Kirche sind Personen Nachrichten", so Kässmann. In Deutschland repräsentiere der Berliner Bischof Wolfgang Huber als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland den Protestantismus auf hervorragende Weise.
Der Papst als "Sprecher für die Einheit der Kirchen" sei für sie allerdings nicht vorstellbar. Das Papstamt sei "so sehr römisch-katholisch geprägt, dass der Papst vom Katholizismus nicht zu trennen ist".