Die Methodistenkirche will sich der 1999 feierlich verabschiedeten gemeinsamen katholisch-lutherischen Erklärung zur Rechtfertigungslehre anschliessen. Die Unterzeichnung wird bei einem feierlichen Wortgottesdienst im Rahmen der Tagung des Weltrates methodistischer Kirchen (WMC) stattfinden, die von 20. bis 24. Juli in Seoul tagt. An der Zeremonie werden für die römisch-katholische Kirche Kardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, und für den Lutherischen Weltbund (LWB) dessen Generalsekretär, Pfarrer Ishmael Noko, teilnehmen.
"Rechtfertigung" durch Gottes Gnade"
Die Lehre von der Rechtfertigung allein durch den Glauben stand von Anfang an im Zentrum methodistischer Theologie. John Wesley (1703-1791), der methodistische "Kirchenvater", hatte sie im 18. Jahrhundert unter dem Einfluss von Herrnhutern wiederentdeckt. Innerhalb des englischen Anglikanismus wurde diese Lehre in jener Zeit wenig beachtet, obwohl sie in den reformatorischen Bekenntnissen der Anglikaner verankert ist. In Lehre und Predigt spielte sie aber damals kaum eine Rolle. John Wesley leitete mit der Predigt der Rechtfertigung aus Gnaden durch den Glauben mit der methodistischen Erweckungsbewegung eine Art zweite Reformation in England ein.
Das Dokument über die Rechtfertigungslehre, das einen zentralen Streitpunkt der Reformation ausräumt, war 1999 von der katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund nach langjährigen Vorarbeiten feierlich in Augsburg unterzeichnet. In dem ökumenischen Dokument einigen sich die beiden Kirchen darauf, dass der Mensch allein auf Grund des Glaubens und der Barmherzigkeit Gottes erlöst ("gerechtfertigt") werde. Die guten Taten des Menschen seien nicht Bedingung, sondern "Früchte" der Erlösung. Dem göttlichen Zuspruch der Gnade folge der ethische Anspruch, auf diese Gnade mit guten Taten und einem christliches Leben zu antworten. Damit wurde der Grundansatz des Reformators Martin Luther bestätigt. Gegen Luther hatte die römisch-katholische Kirche lange daran festgehalten, dass der Mensch durch gute Taten und durch den Empfang der kirchlichen Sakramente etwas zu seinem Seelenheil beitragen könne.
"Methodisten" war ursprünglich ein Spottname
Die Methodisten gingen im 18. Jahrhundert als Erweckungsbewegung aus der anglikanischen Kirche hervor. Der von dem Geistlichen John Wesley gegründete Studentenkreis an der Universität Oxford (1729) erhielt wegen seiner methodisch und straff geregelten Studien- und Lebensweise (tägliche Bibellektüre, Gebet, Fasten, Wohltätigkeit) den Spottnamen "Methodisten". Alle Versuche, den Übernamen wieder los zu werden, weil er zu Missverständnissen führte, blieben ohne Erfolg. Deshalb griff die Bewegung das Wort als Ehrennamen auf. 1784 wurden die Methodisten in den neu gegründeten Vereinigten Staaten von Amerika zur eigenen Kirche mit einer episkopalen Verfassung.
Schweizer Methodisten – gestern und heute
In der Schweiz wurde 1840 in Lausanne die erste wesleyanische Gemeinde gegründet. 1856 nahmen die Bischöflichen Methodisten ihre Arbeit in Lausanne und Zürich auf. Im Jahre 1866 gründete die Evangelische Gemeinschaft in Bern ihre erste Gemeinde. Aus diesen drei Zweigen, die rasch wuchsen, entstand die Evangelisch-methodistische Kirche in der Schweiz. Bis es soweit war, waren allerdings noch verschiedene Vereinigungsprozesse notwendig: Um die Jahrhundertwende schlossen sich die Wesleyaner und die Bischöflichen Methodisten zusammen. Die daraus hervorgehende Methodistenkirche bildete nach der Vereinigung mit der Evangelischen Gemeinschaft, die sich von 1968 bis 1972 hinzog, die heutige Evangelisch-methodistische Kirche (EmK). In der Anfangszeit waren es Missionare aus Deutschland und den USA, welche das Werk in der Schweiz aufbauten
Heute ist die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) in der Schweiz eine vereinsrechtlich eingetragene evangelische Freikirche, eingeteilt in 4 Distrikte mit 81 Bezirken, davon 1 Bezirk (Bregenz) in Österreich. Sie zählt rund 13.000 Kirchenangehörige und Freunde, die von 100 Pastoren und Gemeindemitarbeitern betreut werden. Die EMK ist Mitglied im Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK), der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK CH) und im Verband evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG).