In Somalia kämpfe die international anerkannte Übergangsregierung im Süden des Landes gegen radikal-islamische Gruppierungen und kontrolliere nur einen geringen Teil des Staatsgebiets, informierte Jahn Fischer, Regionalkoordinator Afrika bei der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland. „Es gibt aber auch Regionen mit relativer Sicherheit.“ Im Nordteil des Landes strebe Somaliland seit 1991 nach Unabhängigkeit. Puntland und Galmudug beanspruchten die Autonomie ihrer Teilgebiete. Je nach Landesteil lebten die Somalier mit blutigen Bürgerkriegszuständen oder unter kaum bis hin zu stark ausgeprägten Regierungsstrukturen.
ADRA habe alle Landesteile in Somalia im Blick, denn je instabiler eine Region, umso notwendiger sei Bildung. Da das Hilfswerk aber auch Verantwortung für seine Mitarbeiter trage, müsse das Wirken der Sicherheitslage angepasst werden, betonte Fischer. Am Schulprogramm welches ADRA und Relief International in Somaliland, Puntland und Galmudug durchführten, seien 65.128 Menschen direkt beteiligt. Dazu gehörten Kinder, Jugendliche, die Lehrerschaft, Mitarbeiterstäbe der Bildungsministerien einzelner Regierungen, Frauengruppen und Schulfördervereine in den Dorfgemeinschaften. Die Kosten in Höhe von 3,4 Millionen Euro würden von der Europäischen Union finanziell bezuschusst.
„Je höher der Bildungsstand der Eltern, umso grösser die Wahrscheinlichkeit, dass sie die eigenen Kinder einschliesslich der Mädchen zur Schule schicken“, hob Jahn Fischer hervor. Der Grund, weshalb sich ADRA so stark für die Erwachsenenbildung in Somalia engagiere, liege nicht allein daran, dass sie die Lebensqualität der Erwachsenen stark verbessere und ihnen eine Zukunftsperspektive eröffne, sondern auch die Chancen der Kinder auf Schulbesuch wesentlich erhöhe.
ADRA berate nicht nur die Regierungen in Teilgebieten Somalias, sondern entwickle für die Regionen Lehrpläne, bilde Lehrkräfte in zeitgemässen Unterrichtsmethoden aus und kümmere sich auch um die Fortbildung der Mitarbeiter in den Bildungsministerien. Die Grundschulen besuchten Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Neben Lesen, Schreiben und Rechnen lernten sie eine Mischung aus Biologie, Physik, Geschichte und Religion sowie Sprachen, wie Somali, Englisch und Arabisch. In die Erwachsenenbildungszentren würden Jugendliche ab 14 Jahren aufgenommen. Das Alter der Schüler liege laut Fischer zumeist zwischen 25 und 40 Jahren. Etwa 80 Prozent von ihnen seien Frauen, die sich im Lesen, Schreiben und Rechnen übten. In den Zentren stünden aber auch Gesundheit, Ernährung, Hygiene, Schutz vor Infektionen einschliesslich HIV/AIDS, die Behandlung von Wunden oder Erkrankungen auf dem Lehrplan. Hinzu kämen Schulungen zur Stärkung des Einkommens, Fragen des Umweltschutzes sowie Aufklärung zur Friedensförderung.