Vom 3. bis 9. August treffen sich rund 2.300 christliche Pfadfinder und Pfadfinderinnen aus 20 Ländern am Camporee der Adventjugend im schweizerischen Estavayer-le-lac, Kanton Freiburg. Sie campieren auf einem Privatgelände am östlichen Ufer des Neuenburgersees und würden gemeinsam spielen, Sport treiben und feiern, sagte Stephan Sigg, Leiter der Jugendabteilung der adventistischen Kirchenleitung in West- und Südeuropa (Intereuropäische Division EUD). Die Jugendlichen würden am Camporee ihre Freundschaften pflegen, neue beginnen sowie sich Gedanken über Gott und die Welt machen. Sie könnten auch entscheiden, an welchen der 90 Kreativ-Workshops sie teilnehmen wollten, bei denen es unter anderem um Pfadfindertechnik, um Entdeckungen in der Natur, inklusive ökologischer Anliegen, gehe.
„Mit dem alle vier Jahre stattfindenden Camporee, geht es uns darum, den interkulturellen Austausch über die Landesgrenzen zu fördern, sowie die Jugendlichen in ihrer ganzheitlichen Entwicklung zu fördern“, so Sigg. Das umfasse den sozialen, mentalen, seelischen, körperlichen und spirituellen Bereich. Die adventistische Pfadfinderarbeit stehe nicht nur Kindern aus adventistischen Elternhäusern offen, sondern allen Kindern. Die Jugendabteilung der Adventisten ist 1906 in Gland/VD, in der Schweiz, gegründet worden. 1907 gründete Robert Baden-Powell die Pfadfinderbewegung.
Pfadis am Camporee aus europäischen und aussereuropäischen Staaten
Nach Angaben der EUD-Jugendabteilung umfasst das Gebiet der adventistischen Kirchenleitung in West- und Südeuropa 13 Länder: Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich, Portugal, Rumänien, Schweiz, Slowakei, Spanien, Tschechien. Es gibt demnach in ihrem Gebiet 1.346 lokale Pfadfindergruppen mit mehr als 19.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 16 Jahren. Im Weiteren sei eine Delegation aus Grossbritannien, eine aus Thailand sowie eine mit 60 Teilnehmern aus Brasilen zum Camporee angereist.
Kinder- und Jugendförderung ist kein Lippenbekenntnis
Der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten sei die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit ein zentrales Anliegen, weshalb sie für den Event 450.000 Franken (424.000 Euro) aufwende, erläuterte Sigg. Die Teilnahme der 100 adventistischen Pfadfinder aus Bulgarien sei stark subventioniert worden, weil deren Eltern den Lagerbeitrag und die Reisekosten nicht hätten aufbringen können. Adventistische Kirchen aus den meisten teilnehmenden Ländern würden ebenfalls die Lagerkosten für die Pfadis aus ihrem Gebiet subventionieren. Das Gelingen des Lagers sei zudem nur durch die Mitarbeit der rund 120 Freiwilligen möglich geworden, die vor, während und nach dem Camporee ihre Ferien für den Event einsetzten.
Die Adventjugend in der Schweiz organisiert nach Angaben von Sigg überregionale sportliche, kulturelle und geistliche Tages- und Wochenendveranstaltungen, Lager sowie Reisen und bildet die Adventwacht-Leiter und –Leiterinnen in zehntägigen Jugend+Sport Ausbildungslagern zu J+S-Leitern aus.
Behörden von Estavayer: Grossanlass, aber unproblematische Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit mit den Lagerveranstaltern sowie dem Landeigentümer seien in der Planungs- und Vorbereitungsphase problemlos gewesen, sagte Marlis Schwarzentrub, Vize-Bürgermeisterin des 6.000 Einwohner zählenden, touristischen Städtchens Estavayer-le-lac, an der Medienkonferenz. Die Einwohnerzahl sei mit dem Camporee um ein gutes Drittel angestiegen. Sie sei sicher, dass die Jugendlichen später wieder in der Region Ferien machen würden, wenn sie am Camporee eine gute Erfahrung machten. Der Event koste Estavayer eigentlich nichts, so Schwarzentrub, da die Veranstalter alle anfallenden Kosten übernehmen würden. Als dreifache Mutter unterstütze sie die Pfadfinderarbeit, da den Kindern wichtige Werte vermittelt würden, sagte Marlis Schwarzentrub.
Der Landeigentümer habe unterhalb des Lagergeländes einen Privatstrand, den die Pfadis benutzen könnten. Das Seeufer liege aber in einem Naturschutzgebiet, was besonderer Rücksicht bedürfe, so die Vize-Bürgermeisterin.
Schweizer Delegation zuständig für Lagerinfrastruktur
Aus der welschen Schweiz und aus dem Tessin (FSRT) nehmen 95 Jugendliche sowie 70 Pfadis aus der Deutschschweiz (DSV) teil, erläuterten die beiden Jugendabteilungsleiter Sergi Tejel (FSRT) und Fabian Looser Grönroos (DSV). Sie seien für die Lagerorganisation und Infrastruktur zuständig. Das Zirkuszelt mit 2.500 Plätzen hätten sie vom Zirkus Monti gemietet. Darin würden die gemeinsamen Veranstaltungen am Morgen und am Abend stattfinden.
Hinzu käme die „Küchenzeile“, ein rund 150 Meter langes Zelt, in dem 17 Landesküchenteams in ihrem Küchenabschnitt das Essen für die Teilnehmenden zubereiteten. Aus ökologischen Gründen werde das Abwasser gesammelt und in die Kanalisation geleitet, so Looser.
Im Weiteren hätten Firmen Gitterzäune zur Abgrenzung des Lagergeländes, Dusch- und WC-Container oder einen Kühl-Sattelschlepperanhänger zu günstigen Konditionen zur Verfügung gestellt. Es gebe ein „Village“, wo die Pfadis einkaufen könnten und ein „Bistro“. Laut Looser habe die Lagerleitung mit den lokalen Blaulichtorganisationen ein Dispositiv für alle Eventualitäten erarbeitet. Zudem sei ein Ärzteteam ständig auf dem Platz.
Sprachensalat
Bei den gemeinsamen Veranstaltungen werde von vorne Französisch gesprochen und auf Deutsch übersetzt oder umgekehrt. Von einer dieser Sprachen werde dann in den entsprechenden Sektoren des Zirkuszeltes in die jeweilige Landessprache übersetzt, so Esther Hanselmann, zuständig für Lageradministration und Übersetzung. Untereinander würden die Jugendlichen aber Englisch reden. Die Sprachproblematik werde dadurch etwas gemildert, dass bei den gemeinsamen Veranstaltungen viele Anspiele geplant seien, so Hanselmann.
Sowohl bei gemeinsamen Programmen als auch bei der Workshop-Teilnahme würden die Jugendlichen mit farbigen Armbändern in Gruppen eingeteilt, damit eher die Chance bestehe, dass sie in dieser Zeit Pfadis aus anderen Ländern kennenlernen würden.
Besuchstag für die Öffentlichkeit
Der Besuchstag für die Öffentlichkeit ist für Mittwoch, 5. August 2015, von 10 bis 12 Uhr geplant. Informationen dazu werden auf der Website des Camporees aufgeschaltet.
Weitere Infos zum Event auf der Camporee-Website www.aycamporee.org, auf der Facebookseite des Camporees http://ow.ly/QqHCo oder unter dem Hashtag #AYCAMP15.
Adventisten in der Schweiz und weltweit
Die protestantische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten wurde 1863 in den USA gegründet und in der Schweiz 1867. Weltweit gehören ihr 18,5 Millionen erwachsen getaufte Mitglieder an. In der Schweiz leben rund 4.500 Adventisten. Aus sprachlichen Gründen haben sich die 32 Kirchgemeinden im deutschsprachigen Landesteil in die „Deutschschweizerische Vereinigung“ (Zürich) und die 20 Ortsgemeinden in der Welschschweiz und des Tessin in die „Fédération des Eglises Adventistes du Septième Jour de la Suisse romande et du Tessin“ (Renens) zusammengeschlossen. Beide Verwaltungsregionen bilden gemeinsam die Schweizer Kirchenleitung (Schweizer Union) mit Sitz in Zürich.
Die Adventisten in der Schweiz führen die „Privatschule A bis Z“ in Zürich, zwei Jugendhäuser, drei Alters- und Pflegeheime, den Advent-Verlag, das "Internationale Bibelstudieninstitut" (IBSI) und das Religionspädagogische Institut (RPI). In Gland/VD befindet sich die Klinik „La Lignière“, spezialisiert auf Rehabilitation bei Herz-Kreislauferkrankungen.
Zu den gesamtschweizerischen Werken zählt die „Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe“ ADRA Schweiz, ein Partnerhilfswerk der Glückskette, der „Adventistische Pressedienst“ APD Schweiz, sowie die Schweizerische Liga Leben (LLG) und Gesundheit.
Ökumenische Kontakte der Adventisten in der Schweiz
Die Adventisten sind seit 1994 Mitglied der Schweizerischen Bibelgesellschaft (SB) und haben den Gaststatus in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK-CH) sowie in diversen kantonalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen.