Der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre der römisch-katholischen Kirche, Erzbischof William Levada, spricht sich für eine Revision der übersetzten Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) aus und möchte offizielle Übersetzungen in den Hauptsprachen innerhalb der nächsten zehn Jahren, berichtet die Nachrichtenagentur Zenit.
Zum Auftakt des neuen Studienjahres 2005/2006 erklärte Erzbischof William Levada, Präfekt der Glaubenskongregation, am 10. Oktober in Rom, dass die existierenden Übersetzungen der Konzilstexte "ungenau" seien. Er vertraue darauf, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre "sorgfältige offizielle Übersetzungen des Konzils in den Hauptsprachen" entstehen würden. An einer Veranstaltung aus Anlass des 40. Jahrestages der 1965 auf dem Konzil beschlossenen "Dogmatischen Konstitution über die göttliche Offenbarung, 'Dei Verbum'", betonte Erzbischof Levada, dass insbesondere die Übersetzungen der Konzilskonstitution "Dei Verbum" überarbeitet gehörten, denn diese seien nicht eindeutig. Bis heute existieren keine offiziellen Übersetzungen der 16 verabschiedeten Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Durch eine Revision der Konzilstexte könnten die verschiedenen Interpretationen und Übersetzungen korrigiert werden, die nicht die wahre Bedeutung dessen widerspiegeln, was die Konzilsväter tatsächlich vermitteln wollten, sagte der 69-jährige Levada, der im August dieses Jahres als Erzbischof von San Francisco (Kalifornien) zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre und somit zum Nachfolger von Joseph Kardinal Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI, ernannt worden war. Er wies auf die in "Dei Verbum" hervorgehobene "tiefe Beziehung zwischen der Offenbarung, dem Wort Gottes, der Schrift, der Tradition und dem kirchlichen Lehramt" hin und bekräftige in diesem Zusammenhang, dass "das Lehramt nicht über dem Wort Gottes steht, sondern diesem treu dient".
Erzbischof Levada lobte ausdrücklich die Bemühung, sich den Texten der Heiligen Schrift mit einer "spirituellen" Lesart zu nähern und sie nicht nur nach rein kritischen oder literarischen Gesichtspunkten zu lesen. Der "Katechismus der Katholischen Kirche" biete diesbezüglich hilfreiche Orientierungen an, fügte er hinzu. Tradition und Schrift stünden in einer "Symbiose". Versuche, hier eine "Dichotomie", eine Gegensätzlichkeit, herauslesen zu wollen, erteilte der als konservativ geltende US-amerikanische Erzbischof eine Absage.