Unter den Freikirchlern in Deutschland zeichnen sich die Adventisten durch die grösste Spendenfreude aus. Jedes Mitglied gibt im Durchschnitt jährlich 1.321 Euro (= 2,042 Schweizer Franken). Offenbar ermuntert die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten ihre Mitglieder am besten, zehn Prozent des Bruttogehalts der Kirche zukommen zu lassen.
Das schreibt der Referent für Öffentlichkeitsarbeit des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (FeG), Arndt Schnepper (Witten), in einem Aufsatz zur freikirchlichen Finanzierungspraxis. Den Angaben zufolge spendete im Jahr 2003 ein FeG-Mitglied durchschnittlich 1.244 Euro (CHF 1,923), ein Mitglied des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) 911 Euro (CHF 1,408) und ein Mitglied der Evangelisch-methodistischen Kirche 770 Euro (CHF 1,190). Zum Vergleich: Das durchschnittliche Pro-Kopf-Kirchensteueraufkommen in den evangelischen Landeskirchen lag 2004 bei 153 Euro (CHF 236). Nicht eingerechnet sind Spenden und andere Zuwendungen an die Kirchen. Die Freikirchen erheben keine Kirchensteuer, sondern finanzieren sich durch freiwillige Beiträge. Sie werden vor allem zur Finanzierung des eigenen Gemeindelebens verwendet.
Schnepper: „Grundsätzlich ist jede Gemeinde selbst für die Finanzierung ihrer Immobilien, Pastoren und der laufenden Arbeit zuständig.“ Nicht berücksichtigt hat Schnepper zusätzliche Spenden für missionarische und diakonische Zwecke. Diese Zahlen lägen ebensowenig vor wie Angaben über Spenden im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden. Schnepper geht davon aus, dass in Deutschland rund eine Million Christen in freikirchlichen Gemeinden organisiert sind.
Mitglieder kleiner Gemeinden spenden mehr
Wie Schnepper ferner herausfand, wird das Spendenaufkommen in den Freikirchen von zwei Faktoren entscheidend beeinflusst: den Einkommensverhältnissen und der Gemeindegrösse. So gebe es ein Nord-Süd- und ein West-Ost-Gefälle. Bei den Adventisten im Norddeutschen Verband, zu dem auch die neuen Bundesländer gehörten, liege etwa das durchschnittliche Spendenaufkommen bei 1.166 Euro (CHF 1,802), im Süddeutschen Verband bei 1.534 Euro (CHF 2,371). Dies spiegelt laut Schnepper die Einkommensverhältnisse in Deutschland wider. Ferner gelte der Grundsatz, dass das Pro-Kopf-Aufkommen in kleineren Gemeinden höher ausfalle als in grösseren. Nachdenklich stimmt Schnepper, dass angesichts der Tsunami-Katastrophe in den Freikirchen ohne grossen Werbeaufwand grosse Summen Spenden gesammelt werden konnten, während sich etwa die Finanzierung theologischer Fachschulen und sozial-diakonischer Projekte sehr viel länger hinziehe.
Biblischer Zehnter gilt als Richtschnur
Das Geben den biblischen „Zehnten“ werde in den meisten Freikirchen als Kernpunkt biblischer Haushalterschaft betont, neben dem Verzicht auf Konsumschulden und dem Sparen für die Zukunft. Allerdings höben die meisten Freikirchen zugleich hervor, dass der Zehnte weder ein gesetzliches noch ein rein alttestamentliches Modell sei, sondern Ausdruck lebendiger Spiritualität. Schneppers Ausführungen sind im Sammelband „Geben, Schenken, Stiften – theologische und philosophische Perspektiven“ (LIT Verlag, Münster) veröffentlicht.
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