"Lexikon der Ökumene und Konfessionskunde", Hg. Wolfgang Thönissen

| 30.06.2008 | APD | Buchrezensionen

"Lexikon der Ökumene und Konfessionskunde", Hg. Wolfgang Thönissen mit Michael Hardt, Peter Lüning, Burkhard Neumann, Johannes Oeldemann, Verlag Herder GmbH. Freiburg, 2007; gebunden; 765 Seiten, Euro 45.00; CHF 74.50, ISBN 978-3-451-29500-3; Erhältlich im Buchhandel.

Das "Lexikon der Ökumene und Konfessionskunde" basiert auf der dritten Auflage des zwischen 1993 und 2001 erschienenen "Lexikons für Theologie und Kirche". Neben Texten aus diesem Werk, die unter ökumenischen und konfessionskundlichen Aspekten überarbeitet wurden, enthält das Ökumene-Lexikon über fünfzig neue Beiträge zu Themen der ökumenischen Theologie.

In 730 Artikeln werden grundlegende Informationen zu den ökumenischen Fragen des 21. Jahrhunderts und ein Überblick über die verschiedenen christlichen Konfessionen vermittelt. Dabei wird aufgezeigt, in welchen theologischen Fragen Übereinstimmung und in welchen Problemkontexten bisher kein Konsens erzielt werden konnte. Das Buch informiert allerdings nur lückenhaft über die Entwicklung und die Gegenwart des Dialogs der Kirchen¹ und sog. "kirchlichen Gemeinschaften"² untereinander. Bei den verschiedenen Konfessionen fehlen Hinweise auf bilaterale bzw. multilaterale Dialoggespräche. Bei der Anglikanischen Kirche (S. 61-62) werden die Gesprächsreihen ARCIC I und II erwähnt. So dann folgen Dialoghinweise bei den Stichworten: "Lutherischer Weltbund" (S. 821), "Orthodoxe Kirchen" (S. 1014-1015) und "Reformierter Weltbund" (S. 1163).

Das umfangreiche Lexikon enthält allerdings kleinere Mängel. So sucht man vergeblich nach dem Begriff "Weltweite Evangelische Allianz". Der Dachverband evangelikaler Christen wird unter seinem englischsprachigen Titel "World Evangelical Alliance" geführt. Auffällig ist, dass im Stichwortteil bei Namen und Abkürzungen öfter Anglizismen verwendet werden, anstatt auf in der Ökumene gebräuchliche deutschsprachige Ausdrücke zurückzugreifen, was das rasche Nachschlagen erleichtern würde.

Beim Suchbegriff "Taufe" (S. 1333-1334) fehlt beispielsweise bei der Erwähnung der unter Christen praktizierten Erwachsenentaufe der Hinweis auf die Siebenten-Tags-Adventisten. Ferner wird im Abschnitt "Taufanerkennung durch die ACK" nicht explizit erwähnt, dass neben den Kirchen des Täufertums auch die Adventisten diese Erklärung nicht unterzeichneten. Das Stichwort "Sabbat" sucht man vergeblich. Hingegen findet man unter dem Stichwort "Sabbatarier" (S. 1192) den verwirrenden Hinweis auf die "Seventh-Day Adventists", die darin als ein Zweig der Adventisten bezeichnet werden. Das Stichwort bzw. der Suchbegriff "Siebenten-Tags-Adventisten" gibt es im Lexikon nicht. Die Freikirche wird als Doppelbegriff unter "Adventisten, Siebenten-Tags-Adventisten" geführt, wobei im von Friederike Valentin verfassten Teil (S. 15) die statistischen Angaben aus 2004 bzw. 2006 nicht aktualisiert wurden. Der von Thönissen redigierte Teil der "Lehren der Siebenten-Tags-Adventisten" (S. 15-16) entspricht hingegen gänzlich dem Selbstverständnis der Freikirche.

Etwas überraschend stellt man fest, dass zum Beispiel die seit 1957 in der ökumenischen Bewegung nicht unbedeutende "Konferenz der Sekretäre der Weltweiten Christlichen Gemeinschaften" (Conference of Secretaries of Christian World Communions – CS/ CWC) nicht im Lexikon auffindbar ist. In der CS/CWC sind sowohl die römisch-katholische Kirche als auch die Siebenten-Tags-Adventisten vertreten. Die in der CWC vertretenen christlichen Weltgemeinschaften waren unter anderem aktiv am Zustandekommen des ersten "Globalen Christlichen Forums" beteiligt, das im November 2007 in Nairobi stattfand.

Neben dem lexikalischen Teil enthält das Buch eine ausführliche Konfessionsstatistik im Zeitvergleich 1970-1995 und 2005 sowie ein Stichwort- und Verweisindex.

Der Herausgeber Wolfgang Thönissen ist katholischer Theologe, Professor für ökumenische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Paderborn und leitender Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts in Paderborn. Thönissen ist auch Konsultor des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und Mitglied der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK).

In einer veränderten und sich rasch verändernden Welt ist es wichtig, "an die bleibend gültigen theologischen Grundlagen und Motive der ökumenischen Bewegung zu erinnern, das bisher Erreichte festzuhalten und geistliche Impulse für den weiteren Weg zu geben“, schreibt Walter Kardinal Kasper im Geleitwort zum Lexikon. Dazu kann das vorliegende Buch eine wertvolle Hilfe sein.

Christian B. Schäffler

Fussnoten:
¹ Das Lexikon verweist jedoch unter "Dokumente wachsender Übereinstimmungo" (S. 280) auf das gleichnamige dreibändige Standardwerk der ökumenischen Theologie, das die Ergebnisse des ökumenische Dialogs umfassend dokumentiert.
² Evangelische Kirchen und Freikirchen sind nach katholischer Auffassung keine "Kirchen im eigentlichen Sinn", sondern nur "kirchliche Gemeinschaften" (Erklärung "Dominus Iesus – über die Einzigartigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche", 6.8.2000).

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