Nach Angaben von Dr. Wladimir Li, Pastor der “Moscow Presbyterian Church”, werde im Oktober in Russland der erste presbyterianische Dachverband (Generalversammlung) gegründet. Eine 2010 gebildete Arbeitsgruppe sei beauftragt worden die in viele Einzelgruppen, Abspaltungen und fünf Dachverbände aufgeteilten Presbyterianer in Russland unter einem einzigen organisatorischen Dach zusammen zu führen, wie der Pressedienst der Russischen Evangelischen Allianz (REA) mitteilte. Einige presbyterianische Gemeinden hätten sich 1997, als die staatliche Registrierung Vorschrift wurde, bei der „Vereinigten Russischen Union der Christen evangelisch-pfingstlerischen Glaubens“ registriert; andere hätten sich mit baptistischen oder interkonfessionellen Dachverbänden verbunden. Es sei aufgrund der grossen Aufsplitterung bereits jetzt klar, dass sich nicht alle presbyterianischen Gruppierungen dem neuen Dachverband anschliessen würden, heisst es weiter im Bericht.
Die überwältigende Mehrheit der russischen Presbyterianer bestehe aus Koreanern oder Russen koreanischer Ethnizität. Aufgrund der brutalen Verbannung ethnischer Koreaner nach Kasachstan und in die benachbarten Republiken im Jahre 1937, fänden sich koreanische Christen weit westlich von Wladiwostok und Chabarowsk. Mitunter werde die presbyterianische Bewegung von russischen Nationalisten auch als eine „koreanische Sekte“ bezeichnet, heisst es in der Medienmitteilung.
Gründe für den Erfolg der Presbyterianer
Der Grund für den Erfolg koreanischer Gemeinden liege in der grossen Anzahl von Missionaren, die Südkorea ins Ausland entsende. 1980 seien es 93 Auslandsmissionare gewesen, inzwischen mehr als 20.000. Koreanische Missionare fungierten in Russland als auch in den ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens als Studenten oder Geschäftsleute. Ihre Bereitschaft, auch völlig inoffiziell zu arbeiten, mache sie für die Mission im muslimisch-dominierten „10/40-Fenster“ besonders geeignet.
Gebetsversammlungen lange vor der Morgendämmerung sowie Hingabe, Disziplin und Direktheit seien ein Charakteristikum der koreanischen Evangelikalen, heisst es im Bericht. Ihre evangelistischen Erfolge seien auf den hohen Grad an Engagement ihrer Kirchenmitglieder zurückzuführen.
Ein weiterer Grund für das zahlenmässige Wachstum bestehe darin, dass die in Russland lebenden Koreaner und Russen koreanischer Abstammung auf die Millionen illegal und halblegal in Russland lebenden Chinesen zugingen.
Stichwort Presbyterianer
Beim Presbyterianismus und dem Reformiertentum handle es sich um ein und dieselbe kirchliche Richtung, schreibt das Lexikon der reformierten Kirche des Kantons Zürich; ihre Glaubenslehren und Kirchenverfassungen gehörten zum selben Zweig des Protestantismus.
Die Kirchen auf dem europäischen Festland nennten sich „reformiert“ weil ihre Wurzeln auf die Reformation Zwinglis und Calvins zurückgehe, im angelsächsischen Raum würden diese Kirchen meistens als „presbyterianisch“ bezeichnet. Laut dem Lexikon werde der „Presbyterianismus“ eher mit einer bestimmten kirchlichen Verfassung assoziiert, „reformiert“ bezeichne hingegen mehr eine Glaubensanschauung.
Die Position der Einzelgemeinde sei bei den Presbyterianern stark, aber nicht absolut wie beim Kongregationalismus (Autonomie der Ortskirche). Die übergeordnete Instanz der reformierten und presbyterianischen Kirchen bilde die Synode, die Versammlung der Gemeindeabgeordneten.
Die meisten reformierten und presbyterianischen Kirchen haben sich im 1875 in London gegründeten „Reformierten Weltbund“ zusammengeschlossen. Am 18. Juni 2010 hat sich der „Reformierte Weltbund“ am Calvin College in Grand Rapids (Michigan) mit dem Reformierten Ökumenischen Rat (12 Millionen Mitglieder in 25 Ländern) zur Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WRK) (Englisch: World Communion of Reformed Churches/WCRC) zusammengeschlossen.